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Krebsrisiko steigt mit VerzehrmengeHüte Dich vor verarbeitetem Fleisch

Die WHO geht davon aus, dass weltweit jedes Jahr 34.000 Menschen sterben, weil sie zu viel verarbeitetes Fleisch gegessen haben.

Deutsche Wurst – alles andere ist Käse. Foto: dpa

Berlin taz | Jetzt sind es nicht irgendwelche Veganer, die vor Fleisch warnen – sondern Wissenschaftler der Weltgesundheitsorganisation WHO: Deren Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) hat verarbeitetes Fleisch wie Würstchen, Schinken oder Speck als „krebserregend“ eingestuft. Schon 50 Gramm am Tag erhöhten das Risiko bösartiger Tumoren im Darm um 18 Prozent, so die IARC am Montag.

Unverarbeitetes rotes Fleisch – etwa vom Rind, Schwein oder Schaf – beurteilt die Agentur lediglich als „wahrscheinlich krebserregend“, weil die Datenlage nicht ganz so deutlich ist wie für Fleischerzeugnisse. Doch auch das ist noch die zweithöchste der fünf WHO-Kategorien für Krebsgefahren.

Die IARC ist eine der ersten Adressen weltweit, wenn es darum geht, Substanzen auf ihr Krebspotenzial zu untersuchen. Sie wertet alle öffentlich zugänglichen relevanten Studien aus, ihre Fachleute gelten als besonders unabhängig von Branchen, die von den IARC-Einstufungen betroffen sind. Daher haben die aktuellen Ergebnisse mehr Gewicht als frühere Einzelstudien, die ebenfalls einen Zusammenhang zwischen Fleischkonsum und Krebs festgestellt hatten.

Für die Einstufung haben die 22 WHO-Experten mehr als 800 Untersuchungen aus mehreren Ländern und Kontinenten analysiert, vor allem epidemiologische Studien, bei denen der Gesundheitszustand und die Ernährung großer Gruppen verglichen wurden. Ergebnis: Wer mehr verarbeitetes Fleisch aß, entwickelte häufiger Tumoren.

Schon 50-Gramm am Tag erhöhen laut IARC das Risiko bösartiger Tumoren im Darm um 18 Prozent

Diesen Zusammenhang fanden die Forscher in verschiedenen Untersuchungen, Bevölkerungsgruppen und Staaten mit unterschiedlichen Ernährungsgewohnheiten. Es sei unwahrscheinlich, dass die Resultate durch Zufall, mangelnde Neutralität der Wissenschaftler oder andere Störfaktoren zustande gekommen seien.

Bei unverarbeitetem roten Fleisch dagegen konnten die Wissenschaftler diese möglichen Verzerrungen nicht mit derselben Gewissheit ausschließen. Allerdings fanden sie „starke“ Hinweise dafür, dass rotes Fleisch Mechanismen im Körper auslöst, die Krebs entstehen lassen können.

Warum genau Fleisch Tumoren verursacht, ist laut IARC noch nicht völlig geklärt. Bekannt ist aber, dass beim Haltbarmachen durch Pökeln oder Räuchern krebserregende Substanzen entstehen.

Fleisch hat auch Vorteile

Die Tragweite der Einschätzung ist groß: Weltweit sterben laut WHO 34.000 Menschen jedes Jahr, weil sie zu viel verarbeitetes Fleisch gegessen haben. Je nach Land essen zwei bis 65 Prozent der Bevölkerung verarbeitetes Fleisch und fünf bis 100 Prozent unverarbeites rotes Fleisch. Die Fleischindustrie und ihr Zulieferer, die Landwirtschaft, machen Milliardenumsätze.

Doch was bedeutet die Warnung für die Verbraucher? „Für die einzelne Person bleibt das Risiko gering, wegen des Konsums von verarbeitetem Fleisch Darmkrebs zu entwickeln“, sagt Kurt Straif, der die für die Krebseinstufungen zuständige „Monografien“-Abteilung der Agentur leitet. Zigarettenrauchen erhöhe das Risiko für Lungenkrebs um mehr als 1.000 Prozent. Die vorliegenden Daten erlaubten es aber nicht, eine Fleischdosis zu definieren, die sicher ist. Fest stehe nur: „Das Risiko steigt mit der Menge.“

Also gar kein verarbeitetes oder rotes Fleisch mehr konsumieren? „Fleisch essen hat Vorteile für die Gesundheit“, so die IARC. Es liefert das lebenswichtige Eisen und Vitamin B12, das für Hirnentwicklung und -funktion unabdingbar ist. Derartige Nährstoffe enthalten aber auch pflanzliche Lebensmittel und Milchprodukte.

Wer dagegen vegan lebt, also auch auf Milch und alle anderen tierischen Nahrungsmittel verzichtet, muss Vitamin B12 künstlich zuführen, etwa durch Tabletten oder angereicherte Lebensmittel. „Man muss sehr gut Bescheid wissen, um Mangelerscheinungen zu vermeiden“, so Professor Bernhard Watzl vom bundeseigenen Max-Rubner-Institut für Ernährung und Lebensmittel.

Krebs, Diabetes, Herz-Kreislauf

Watzl hält bis zu 500 Gramm Fleisch pro Woche für ungefährlich „wenn man viel Obst, Gemüse, Salate isst“ – denn die enthielten Stoffe, die das Krebsrisiko mindern. Die renommierte Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt seit Jahren, „nicht mehr als 300 bis 600 Gramm Fleisch und Wurst pro Woche“ zu essen.

Derzeit verschlingen die Deutschen aber sehr viel mehr: Männer kommen laut DGE auf 1.092 Gramm pro Woche. „Die Leute müssen weniger Fleisch essen“, fordert Watzl – nicht nur wegen Krebs, sondern weil zu viel Fleisch ebenso Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachen könne.

Kritik an der IARC-Einstufung kommt vom Krebsforscher und Medizinnobelpreisträger Harald zur Hausen. Ihm ist das Urteil zu pauschal. „Die Evidenz spricht sehr dafür, dass das Rindfleisch eine spezifische Rolle spielt“, so von Hausen. Schweine, Lämmer oder Ziegen könnten unschuldig am Krebs sein. „Man sollte gezielt Untersuchungen über die Fleischarten starten.“

Das North American Meat Institute, eine Lobbyorganisation der US-Fleischindustrie, wirft der IARC vor, mit alten, aussageschwachen und unzuverlässigen Daten gearbeitet zu haben. „Sie haben die Daten gefoltert, um ein bestimmtes Ergebnis sicherzustellen.“

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47 Kommentare

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  • "Die WHO geht davon aus, dass weltweit jedes Jahr 34.000 Menschen sterben, weil sie zu viel verarbeitetes Fleisch gegessen haben."

     

    Alles klar. Wieviele sterben denn täglich weil sie nix zu essen haben?

    • @Spider J.:

      Guten Tag,

       

      weltweit sterben 11 Kinder pro Minute an Unterernährung gepaart mit Infektionen und mangelnder Hygiene.

  • Millionen Tonnen von Pestiziden, Schwermetallen, künstlichen Hormonen, Antibiotika und tausend anderen Giften werden täglich weltweit in die Natur eingebracht und die regen sich wegen Wurst und Schinken auf? Wie verhältnismäßig ist das denn? Ich wäre ja schon froh wenn man den Plastikmüll begrenzen könnte. Hoffnung auf die menschliche Vernunft habe ich keine. Die vergiften unseren Planeten solange wie auch nur ein einziger Cent damit zu verdienen ist.

  • Ich denke schon, dass Krebs eine auch weltweit häufige Todesursache ist.

    schwer verdauliches und Darmkrebs Korrelationen zu testen - warum nicht?

     

    Es sind vor allem die hohen Kosten der Fleischindustrie, die wir mitbekommen sollten.

  • Die zitierte IARC(WHO) Studie weist auf ihre eigenen Mängel hin.. (meine ich..)

    Siehe: Jost Maurin hat an anderer Stelle, in "Glyphosat- Krebsgefahr im Essen?" (TAZ) im Kommentar zu @SUSANNE GÜNTHER darauf hingewiesen, das `nicht die Dosis das Gift macht´ (wie PARACELSUS es einst meinte..) ! Herr Maurin wies hin auf http://www.btr.bund...ffen-70287 Regelungen, zufolge derer es keinen sicheren Schwellenwert gibt! Zum weiteren wird in den Gesetzen (wie auch bei IARC(WHO) nicht entsprechend auf die Gefahren von Giftcocktails in den Zusätzen hingewiesen!

    Denn: Nicht nur in der Fleischverarbeitung wird eine Unzahl von chemischen Zusätzen verwendet!

    Bereits bei der Mästung der Tiere werden Antibiotika, Hormone etc verwendet, als Zusatz im Futter! Zudem: GMO Soya als Kraftfutter, ist generell Glyphosat infiziert...

    Fazit? Die bisherigen Gestzesregeln, als auch die Konsequenzen des IARC(WHO) enthalten Mängel! Es muss `weitergeforscht´werden..

  • Waren die forscher fleischesser, vegetarier oder veganer. Das waere fuer mich die erste und interessanteste information.

    Ich hoffe die studie wird nicht interessengeleitet interpretiert

  • 4G
    4932 (Profil gelöscht)

    Bezüglich der persönlichen Betroffenheit Einiger, daß nun ausgerechnet ihre Lieblingsspeise Fleisch und Wurst, als teilweise belastend eingestuft wird, sollte man auch wissen, daß die Fleischindustrie von der Erzeugung bis zur Vermarktung nach der Erdölindustrie auf Platz 2 liegt (wie Herr Manfred Stein im Blog auch zwischen den Zeilen zeigt). Sie ist also der zweitgrößte und sehr erhebliche Wirtschaftszweig z.B. in Europa und den USA und Australien. Ich denke, daß der Einzelne, sowohl nach ethischen und tierrechlichen Gesichtspunkten, als auch nach gesundheitlichen (wenn man denn meint, unbedingt Fleisch zum Leben zu brauchen) entscheiden sollte, auch hier Qualität anzustreben und wie beim Qualm und bei Alkohol auf die Menge zu achten.

  • Völlig außer Acht gelassen wird in der Studie, ob wirklich Wurst an sich krebserregend ist, oder lediglich von der Industrie beigemengte Zusatzstoffe, die in guter Wurst nichts verloren haben und nur der Produktschönung und Mogelei dienen.

  • Nur 34.000 von über 7.300.000.000 Menschen. Peanuts. Allein in Deutschland stärben täglich 160 Menschen an einer Sepsis (Blutvergiftung). Das sind allein in Deutschland 58400 Tote im Jahr. Rechnen Sie das mal weltweit hoch.

    • @Manfred Stein:

      Solche globalrn Aussagen sind immer sehr grob. In Ländern wie der Mongolei wird sehr viel rotes Fleisch verzehrt, wie beispielsweise Ziegenfleisch. Aber dort erkrankten nur wenige Menschen an Darmkrebs. Liegt das jetzt am Ziegenfleisch. Schützt Ziegenfleisch vor Darmkrebs? In der Mongolei wird wenig Gemüse gegessen. Ist ein hoher Gemüseverzehr gefährlich?

    • @Manfred Stein:

      Was ich noch vergessen hatte. In Deutschland sinkt die Zahl der Darmkrebserkrankungen, obwohl wir immer älter werden und die Darmkrebshäufigkeit mit zunehmendem Alter steigt. http://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Darmkrebs/darmkrebs_node.html

      • @Manfred Stein:

        Auch der Fleischkonsum in Deutschland ist seit einigen Jahren leicht rückläufig. Das würde schon passen.

        Danke für die Statistik. Darin steht auch folgendes:

        "Eine Reihe von Faktoren erhöht das Darmkrebsrisiko. Am stärksten wirken sich Rauchen und Übergewicht aus. Es folgen Bewegungsmangel und ballaststoffarme Ernährung. Auch wer regelmäßig Alkohol trinkt oder viel rotes Fleisch beziehungsweise Wurstwaren aus rotem Fleisch isst, erkrankt häufiger."

        • @schuhwerfer:

          Das kann man nicht 1:1 schliessen. Krebserkrankungen beginnen mit wenigen entarteten Zellen und der Krebs wird dann oft Jahre später diagnostiziert. Ob der Fleischverzehr wirklich zurückgeht, ist schwierig zu sagen. Zwar sinken die Haushaltseinkäufe, aber dafür steigt der Außer-Haus-Verzehr. Zudem essen ältere Menschen weniger Fleisch, was bei der steigenden Überalterung der Bevölkerung zu berücksichtigen ist.

          • @Manfred Stein:

            Überalterung? Wer solch diskriminierende Worte gebraucht, dem ist der Mensch egal.

          • @Manfred Stein:

            Ganz Ihrer Meinung. Ihr Zitat erweckt jedoch den Eindruck, als sei es ein Indiz oder gar Beweis für die Unbedenklichkeit des Fleischkonsums. Und dem widerspricht ja selbst die von Ihnen angeführte Statistik.

    • @Manfred Stein:

      Dann sollte die Sepsis sofort verboten werden!

      Aber im Ernst, es ist schade (aber von der IARC selbst verschuldet), dass nur über die (tatsächlich vergleichsweise geringe) Zahl der Todesfälle diskutiert wird.

      Dadurch wird die Kernaussage der Studie an den Rand gedrängt, dass Fleischprodukte ab einer gewissen Menge gesundheitsschädlich sind (auch wenn das die meisten Menschen nicht sonderlich überraschen wird).

  • Auf der einen Seite ist es gut, Ernährungsgewohnheiten zu hinterfragen und zu analysieren, bei welcher Ernährung Krankheiten seltener sind.

    Auf der anderen Seite hatte schon die Tabakindustrie versucht von der Gefährlichkeit des Rauchens abzulenken mit der Nachricht, dass alle möglichen Lebensmittel auch krebserregend seien. Aktuell hatte die WHO vor Glyphosat gewarnt. Nun wird Fleisch in die gleiche Ecke gestellt und plötzlich erscheint Glyphosat gar nicht mehr als so problematisch. In der öffentlichen Wahrnehmung werden Wahrscheinlichkeiten nicht richtig wahrgenommen. Eine Steigerung des relativen Risikos um 18% bedeutet ist absolut ein zusätzliches Risiko von nullkomma irgendwas Prozent. Wenn jemand umzieht und danach nicht mehr 10 sondern 12 Kilometer von seiner Arbeitsstelle entfernt wohnt, steigert er sein Risiko an einem Verkehrsunfall zu sterben um 20%. Auf dieser Ebene bewegt sich das Fleischrisiko.

  • Halte es mit Martin Luther: Ich esse, was mir schmeckt und sterbe, wann Gott will.

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    Es ist schon bezeichnend, dass kein Artikel zu den Gefahren des Fleischessens ohne einen Seitenhieb auf Veganer auskommt, die sich angeblich der besonderen Gefahr aussetzen, Mangelerscheinungen zu entwickeln.

     

    In Wahrheit ist die "normale" Ernährung Mangelernährung und Fleisch darin nur eine der Komponenten. B12-Mangel ist ob der aus dem Essverhalten resultierenden geringeren Resorption daher generell für alle über 50 ein potentielles Thema, selbst wenn dieser Stoff in der Tiermast massiv zugesetzt wird. Fleischesser werden also über das Fleisch "supplementiert". Veganer nehmen Pillen, so what!?

     

    Krebs hat nicht eine einzige Ursache, sondern viele. Wenn man aber das Problem auf eine einzige nahrungsspezifische Ursache verdichten will, dann bitte generell auf verarbeitete Nahrung.

     

    Vollwertige Kost, egal ob vegan, vegetarisch oder omnivor, mit einem tierischen Anteil von unter 10% ist gesund und kann Krebs vorbeugen. Alles andere ist nur der Versuch, sich selbst "gute" Nachrichten über sein schlechtes Verhalten zu überbringen.

  • Naja also die WHO pauschal zu kritisieren finde ich falsch. Es ist sehr wohl statistisch möglich bei einer sehr großen Datenlage auf einzelne Punkte zurück zuschließen. Außer hier tritt jemand mit dem entsprechenden Hintergrund auf und kann an der Studie die Fehler belegen würde ich das ganze einfach mal als wissenschaftlich fundiert annehmen. Im Punkto Gesundheit und Krebsrisiko ist die WHO in der Wissenschaft DIE Instanz.

     

    Aber der Punkt ist viel mehr: gepökeltes und geräuchertes Fleisch machen Krebs? Nein! Doch! Ooooh!

     

    Gepökeltes Fleisch bildet Nitrosamine und beim Räuchern gehen PAK (Polyaromatischekohlenwasserstoffe) auf das Lebensmittel über. Die beiden Stoffe sind oral aufgenommen gut krebserregend. Dafür hätte es keine Studie gebraucht. Das sollte allgemein bekannt sein.

     

    Besten Gruß.

  • Interessant welche Verbreitung die Studie findet und welche Aufmerksamkeit damit einhergeht. Ich jedenfalls werde nicht in Panik verfallen. Ich arbeite schon länger daran meinen Fleischkonsum etwas zu reduzieren, wenn auch aus anderen Gründen.

  • Lieber Jost Maurin,

    die Kommentare der Leser finde ich passend zu Ihrem Artikel: selbst wenn die Aussage der IARC richtig ist (was ich nicht beurteilen kann: auch für wenige Fälle kann eine stichhaltige Aussage getroffen werden, wenn die Daten eindeutig genug sind), ist die Frage, ob sie relevant sind: liest man bei Wikipedia auf der Seite „Todesursachen“ nach, sind alleine die 10 häufigsten Infektionserkrankungen eine 10er-Potenz häufiger (von 3,9 Mio bis 200.000, darunter auch Ma-sern mit 800.000). Darüber hinaus gibt es weitere sehr häufige Todesursachen, wie Kriege, Ver-kehr, Arbeit, … die gesellschaftliche Gründe haben (wo also, grob gesagt, sich nicht die Men-schen selber umbringen, sondern für gesellschaftliche relevante Gründe (wie z.B. einen Herr-scher stürzen, der mit dem Ölgeld nicht nur Sachen macht, die die Mächtigen ihm erlauben) ster-ben müssen). Dann bringen sich Leute auch selber um, z.B. durch Konsum von legalen Drogen wie Tabak, Alkohol (weltweit auch eher im Millionenbereich als zwischen 10 und 50.000). Ir-gendwo dazwischen liegen gefährliche, aber oft unvermeidbare Lebensweisen wie Wohnen in belasteten Städten (Feinstaub – Lungenerkrankungen oder Flughafeneinflugschneisen – Lärm oder … ).

    Vor diesem Hintergrund ist Fleischkonsum wirklich nicht relevant und 34.000 sind nicht völlig, aber ziemlich egal; und das Fehlen dieser Relativierung kritisieren ja einige der Kommentatoren.

    Mich würde mal eher interessieren, welche Lebensweisen welche konkreten Auswirkungen auf die Lebenserwartung haben; also ein Artikel nach dem Muster: Ein Sonnenbrand verkürzt das Leben statistisch / im Durchschnitt um x Tage, 10 Zigaretten pro Tag um y Monate, Wohnen im Stuttgarter Kessel um z Wochen, … . Das fände ich interessanter, weil ich als Leser dann selber einschätzen kann, welches Verhalten ich weglassen sollte, ohne mich einschränken zu müssen.

    Würd mich drüber freuen, ihr P. Maier

  • „Je nach Land essen zwei bis 65 Prozent der Bevölkerung verarbeitetes Fleisch…“

     

    Nur 65% der Deutschen essen Wurst? Wirklich?

     

    „Weltweit sterben laut WHO 34.000 Menschen jedes Jahr, weil sie zu viel verarbeitetes Fleisch gegessen haben.“

     

    34.000 von über 7.300.000.000? Das ist doch völlig irrelevant.

     

    „Sie haben die Daten gefoltert, um ein bestimmtes Ergebnis sicherzustellen.“

     

    Der einzig sinnvolle Satz im Artikel, obwohl er von der Lobby kommt.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Zu verarbeitetem Fleisch gehört auch Sauerbraten, ich zitiere mal:

      "Processed meat

      refers to meat that has been transformed through salting, curing,

      fermentation, smoking, or oth

      er processes to enhance flavour or improve preservation."

       

      Da fällt derartig viel drunter, daß die Studie noch mehr an Aussagekraft verliert.

  • "Schweine, Lämmer oder Ziegen könnten unschuldig am Krebs sein." Dann lasst uns diese unschuldigen Biester weiter in Massen halten und schlachten!!

     

    Und wieder wird eine Sau durchs Dorf getrieben. 34.000 Menschen weltweit pro Jahr, wahrscheinlich im höheren Alter, wow. Ich meine, wenn diese Nachricht zu weniger Fleischkonsum führt, gerne!

  • Wenn weltweit 34.000 Menschen an verarbeitetem Fleisch sterben dann macht das bei angenommenen 55 Millionen Todesfällen pro Jahr ca 0.062% der Todesfälle aus. Mit Verlaub das ist lächerlich wenig.

     

    Ernsthaft fällt nur mir auf das hier mal wieder ein Journalist Zahlen nicht richtig versteht und ein Thema aufbauscht? Bei derartigen Schätzungswerten kann man den Informationsgehalt des Artikels grob so zusammenfassen:

     

    Zuviel Fleisch ist ungesund.

     

    Aber Hauptsache mal wieder reißerisch nen Artikel anbringen können....

    • Jost Maurin , Autor des Artikels, Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
      @Dideldidum:

      Excuse me, 34.000 Tote - die sollen uns egal sein?

      • 6G
        65572 (Profil gelöscht)
        @Jost Maurin:

        Excusez-moi, ein halbes Promille der Todesfälle ... vielleicht, und dann, der ganze Räucherfisch und Räucherkäse - noch gar nicht untersucht.

      • @Jost Maurin:

        Das Problem ist, dass bei so einer dünnen Datenlage überhaupt keine Aussagen möglich sind. Das können nämlich auch 34.000 sein, die aus vielen verschiedenen Gründen Krebs bekommen haben und zufällig auch gern Wurst gegessen haben. Mit Wissenschaft hat das wenig zu tun. Auch wenn die Aussagen über die WHO verbreitet werden.

         

        PS: Die Prärieindianer (Hauptnahrungsquelle Büffel) sind nicht von Krebs dahin gerafft wurden.

        • 6G
          65572 (Profil gelöscht)
          @warum_denkt_keiner_nach?:

          Ist Büffel eine Wurst?

        • Jost Maurin , Autor des Artikels, Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
          @warum_denkt_keiner_nach?:

          Die IARC sagt ja gerade, dass die Datenlage so gut sei, dass eben solche Störfaktoren NICHT ausschlaggebend seien.

          • @Jost Maurin:

            Genau da ist der Fehler. Die Daten wurden kreuz und quer auf der ganzen Welt erhoben. Gäbe es jetzt nur einen Störfaktor, so wäre er mit diesem Verfahren gut ausgeschlossen. Es gibt aber unzählige Störfaktoren. Und in jedem der 34.000 Fälle kann ein anderer gewirkt haben. Es gibt zu wenig Fälle bezogen auf die Weltbevölkerung und zu viele nicht bestimmbare Randbedingungen. Übrigens ist das ein grundlegender Mangel solcher Studien. Theoretisch müsste man unter Laborbedingungen alle Störfaktoren ausschließen und mindestens eine Kontrollgruppe haben. Allerdings reden wir von Menschen, womit sich das von selbst ausschließt.

             

            Was bleibt, ist Panikmache.

            • 6G
              65572 (Profil gelöscht)
              @warum_denkt_keiner_nach?:

              Zum einen soll es Muskelfleisch sein, zum anderen Räucherware, beim Muskelfleisch ist Rind nicht ok, Schwein schon, wobei meist Schweine geräuchert und gepökelt werden. Es ist ein ziemliches Durcheinander, welches zu einem Mortalitätsanteil von einem halben Promille führen soll. Deshalb auch meine alberne Frage vorhin, ob Büffel Wurst sei.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Solche Todesfallstatistiken sehe ich generell sehr skeptisch.

          Wieviel Feinstaub oder sonstiges steckt beispielsweise neben dem Tabakrauch in jedem Lungenkrebsfall? Wieviele der alljährlichen, meist sehr alten und bereits zuvor pflegebedürftigen, immungeschwächten Grippetoten wären aufgrund ihres Allgemeinzustandes sowieso in den folgenden Tagen gestorben?

           

          Ich finde so eine klare Aussage der WHO trotzdem bemerkenswert.

           

          Kennen sie die Darmkrebsstatistik der damaligen "Prärie-Indianer"? Ich nicht. Aber grundsätzlich spielt Krebs erst bei einem so hohen Lebensalter eine größere Rolle, das zu romantischen Indianer-Büffel-Präriezeiten sowieso kaum ein Mensch erreicht haben dürfte.

          • @schuhwerfer:

            "Aber grundsätzlich spielt Krebs erst bei einem so hohen Lebensalter eine größere Rolle..."

             

            Schon mal auf einer Kinderkrebsstation gewesen?

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              Deshalb die "größere" (also statistisch relevante) Rolle.

              Und auf einer Kinderkrebsstation werden sie wohl kaum Patienten finden, die aufgrund ihrer Lebens-/Ernährungsweise erkrankt sind.

              • @schuhwerfer:

                "Und auf einer Kinderkrebsstation werden sie wohl kaum Patienten finden, die aufgrund ihrer Lebens-/Ernährungsweise erkrankt sind."

                 

                Wie schließen Sie das aus?

                • @warum_denkt_keiner_nach?:

                  Jetzt wird es mir doch zu albern. Wenn die Logik Ihnen darauf keine Antwort gibt, informieren Sie sich selbst darüber.

                  Machen Sie Ihrem Synonym Ehre!

                  • @schuhwerfer:

                    Pseudonym!

      • @Jost Maurin:

        Von egal spricht Dideldidum doch gar nicht. Statistisch gesehen ist das eben ein Fliegenklacks. Vor diesem Hintergrund hätte Ihre Überschrift die Wörtchen "zu viel" verdient gehabt.

        Ich finde den ganzen Fleischkonsum eh abartig.

  • Ist hier mit Fleisch nur das Muskelfleisch von Säugetieren gemeint oder auch anderes wie z.B. Innereien oder Muskelfleisch von Fischen, Vögel, usw. ?

    • @Franco:

      Steht doch oben, dass sich die Studie auf "rotes", also Säugetierfleisch bezieht. Schätze mal, das gilt auch für die verarbeiteten Produkte (wobei eh kein Mensch weiss/wissen will, was in so einer Wurst drin ist...).

      • @schuhwerfer:

        Danke, da habe ich wohl zu hastig gelesen. Trotzdem frage ich mich wie die Sachlage nun bei Fisch und Geflügel ist. Wenn hier das dramatische Krebsrisiko betont wird dass von verarbeitetem rotem Fleisch ausgeht, dann kann man das ja durchaus so interpretieren dass "weißes Fleisch" relativ unbedenklich ist.

        • @Franco:

          Entweder war anderes Fleisch gar nicht Gegenstand der Untersuchung oder die Faktenlage war (aus Sicht der IARC) nicht so deutlich.

          Gruß Schuhwerfer