Krach auf der Straße: Grüne gegen Motorradlärm
Der Kampf gegen Lärm durch extra laute Motorräder und Autos kommt ins grüne EU-Wahlprogramm: Tests zur Zulassung müssten realitätsnäher werden.
Das Reutlinger Parteimitglied Carl Ulrich Gminder hatte einen Antrag gegen „Superlärm“ von Motorrädern und Autos eingereicht und einen eigenen Abschnitt für das Thema gefordert. Nach Verhandlungen mit der Parteispitze blieben davon fünf ergänzende Sätze in einem Absatz über Verkehrslärm übrig. Das Thema sei damit keine „aktive Priorität für den grünen EU-Wahlkampf“, kritisierte Gminder, aber „es ist drin“. Mehr sei ohne eine Extra-Abstimmung auf dem Parteitag nicht möglich gewesen, die wohl gescheitert wäre.
Umfragen zufolge fühlt sich mehr als die Hälfte der Bevölkerung durch Straßenverkehrslärm belästigt, also in ihrer Lebensqualität eingeschränkt. Dabei können chronische Lärmbelastungen Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfälle verursachen, warnt das bundeseigene Robert-Koch-Institut. Viele Motorräder und Autos werden so gebaut, dass sie die Lärmgrenzwerte bei den im Zulassungstest geprüften Motordrehzahlen einhalten, vor allem bei höheren aber lauter sind.
BMW und andere Konzerne bauen in den Auspuff mehrerer Modelle Klappen ein, die den Lärm nur bei den im amtlichen Zulassungstest geprüften Motordrehzahlen verringern. Das gilt auch für zahlreiche Zubehörauspuffe spezialisierter Hersteller wie Kesstech oder Dr. Jekill & Mr. Hyde. Hintergrund ist, dass viele Fahrer es schön finden, wenn ihre Fahrzeuge besonders laut sind.
Das Umweltbundesamt fordert, dass die EU Lärmgrenzwerte für Geschwindigkeiten über 80 Kilometer pro Stunde sowie für alle Motordrehzahlen festlegt.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Friedensforscherin
„Wir können nicht so tun, als lebten wir in Frieden“
Nach Hitlergruß von Trump-Berater Bannon
Rechtspopulist Bardella sagt Rede ab
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Bildungsforscher über Zukunft der Kinder
„Bitte nicht länger ignorieren“