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Konjunkturpaket gegen Corona-KriseVon China lernen

Kommentar von Finn Mayer-Kuckuk

China steuert mit einem massiven Konjunkturprogramm gegen die vom Corona-Virus verursachte Krise. Deutschland könnte davon lernen.

Pumpt viel Geld in die Wirtschaft: Chinas Zentralbank in Peking Foto: Jason Lee/reuters

D ie Volksrepublik China wollte dem Kreislauf immer neuer Konjunkturförderung eigentlich entkommen. Seit buchstäblich zehn Jahren beherrschen Stichworte wie „Rückführung der Kreditvergabe“ und „Schuldenabbau“ die wirtschaftspolitische Diskussion. Aber immer wenn es ernst wird, kommt dann doch eine neues Anreizpaket. Mal ist der Anlass ein Unterschreiten der Wachstumsvorgaben – diesmal wird es das neue Virus sein, das jetzt schon das Wachstum belastet.

Der Gedanke, der Konjunktur in Krisenzeiten nachzuhelfen, ist hier völlig richtig. Die „Normalisierung“ erweist sich zu Recht als Illusion. In den Ohren der Anhänger einer Politik des sprichwörtlichen schwäbischen Hausmanns klingt das wie eine Vorhersage des Untergangs. In ihrem Weltbild können Schulden nicht ungestraft steigen. In Wirklichkeit sagt es einfach sehr viel über die Wirtschaftsweise in Zeiten des Kreditismus, der die normale Geldpolitik abgelöst hat.

Seit dem Ende jeder Edelmetallbindung der großen Währungen in den siebziger Jahren hat die Politik die Möglichkeit, die Ausgaben fast nach Belieben zu steigern. Dies ist in Problemzeiten ein wichtiges und wirksames In­stru­ment, um Arbeitsplätze zu erhalten. Länder, die das Geld dafür vor allem im Inland oder zumindest in der eigenen Währung aufnehmen, haben kaum negative Folgen zu fürchten. Das zeigen die Beispiele Japan und USA.

Eine Konjunkturdelle nicht auszugleichen, die von einer Katastrophe oder einer Seuche verursacht ist, wäre dagegen ungerecht und gefährlich. Ungerecht, weil ganz normale Betriebe und Arbeitnehmer betroffen sind. Gefährlich, weil eine Abwärtsspirale in den Investitionen und im Zukunftsvertrauen droht. Das gilt auch für Deutschland. Da Nachholbedarf in Infrastruktur und neuer Technik besteht, ließe sich das Geld sinnvoll einsetzen.

China hat sich hier eigene Leitlinien gesetzt: Investitionen in die Zukunft haben Vorrang. Das Geld fließt in die Energiewende, in umweltfreundlichen Verkehr, in den Mittelstand. Das industriepolitisch erfolgreiche China taugt hier als Vorbild.

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4 Kommentare

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  • Alles richtig. Wie bei einem literarischen Werk sollte man allerdings auch fragen, was der Grund für diese Maßnahmen ist. Das ist jetzt keine Nächstenliebe, oder der Versuch dem Bedürfnis der Allgemeinheit nachzugeben, sich berechtigte Vorteile zu verschaffen, sondern den Machtanspruch der Partei und ihres großen Vorsitzenden zu festigen.



    Von daher sollten wir es besser machen und möglich wäre es, dass zumindest zeigt das Beispiel.

  • 8G
    83379 (Profil gelöscht)

    Wachstum, Wachstum über alles. Was man in der nächsten Wirtschaftskrise machen sollte? Nichts. Jede Fabrik die schließt ist gut fürs Klima, jedes Auto was nicht gekauft wird, jedes Haus was nicht gebaut wird.

    Wenn es der Bundesregierung ernst mit der Klimapolitik wäre würde sie nicht nur eine Wirtschaftskrise befördern sondern dann auch aktiv die Gegenmaßnahmen andere Länder sabotieren. Wenn man das Klima retten will muss der globale Wohlstand um 80-90% vernichtet werden, dann muss die Weltbevölkerung sich gesund schrumpfen bis sie wieder in Millionen und nicht Milliarden gemessen wird und dann muss kollektiv darüber nachgedacht werden was man eigentlich will für die Spezies Homo Sapiens.

  • Aus der FAZ:



    "Weil am Montag allerlei kurzfristige Finanzierungen auslaufen, gibt die Zentralbank laut Berechnung von Bloomberg unter dem Strich nur 150 Milliarden Yuan (etwa 20 Milliarden Euro) zusätzlich, um Chinas Wirtschaft zu stützen. Das ist nicht viel mehr als sie es im vergangenen Jahr während des Handelskrieges mit Amerika mehrere Male getan hat, um Banken und Kursen unter die Arme zu greifen."

    Und jetzt rechnen wir mal diese Summe auf die Bevölkerungszahl in Deutschland runter:



    20 Milliarden durch 1,386 Milliarden (2017) mal 82 Millionen macht: 1.183.261.183.



    Also rund 1,4 Milliarden Euro.



    Wahnsinn, das nenne ich ein Konjunkturprogramm.

    Bitte mehr Recherche und weniger Propaganda-Verlautbarungen.

    • @sb123:

      1) 1.183.261.183 ~ 1,2Mrd

      2) Ich denke, um die Zahl 1,2Mrd einordnen zu können, wäre irgend ein Vergleich hilfreich gewesen ... einfach nur so nackt dahingestellt sagt die Zahl erstmal genau nichts aus:



      In der "Krise" 2008 bis 2010 hat die Bundesregierung im Konjunkturpaket I+II rund 70Mrd (in ca 2 Jahren) den "Unternehmen geschenkt".



      Jetzt weiß man, das 1,2Mrd, obwohl es sich nach viel Anhört, absolut nichts ist.

      3) Wie Sie vor diesem Hintergrund und aus der Aussage "Investitionen in die Zukunft haben Vorrang [...] Das industriepolitisch erfolgreiche China taugt hier als Vorbild." zu "Propaganda-Verlautbarungen" schließen, habe ich noch nicht ganz verstanden.



      Warum soll, wenn ich die Wirtschaft schon stützen muss, eine "Investition in die Zukunft" jetzt etwas schlechtes sein?