Ausbreitung des Coronavirus: China hat gelernt

Solange nicht klar ist, wie die Verbreitung des Coronavirus gestoppt werden kann, ist Chinas rigide Seuchenpolitik der Situation angemessen.

Drei Ärzte mit Mundschutz begutachten eine Comutertomographie

Ärzte im Zhongnan Hospital der Wuhan Universität. Chinas Kliniken gehören heute zu den modernsten Foto: China Daily

Es sind erschreckende Bilder, die uns derzeit aus China erreichen: überfüllte Krankenhäuser, Ärzte und Pflegekräfte, die am Rande eines Nervenzusammenbruchs stehen. Dann die menschenleeren Straßen der 11-Millionen-Stadt Wuhan, wo das Coronavirus die meisten Todesopfer forderte. 50 Millionen Menschen stehen unter Quarantäne.

Erinnerungen an die Sars-Epidemie werden wach. Dieses Virus hatte 2003 von China ausgehend eine weltweite Pandemie mit 800 Toten zur Folge. Und doch ist die Situation dieses Mal anders. Die chinesische Führung versucht die Krise nicht systematisch zu vertuschen. Mehr noch: Einiges deutet darauf hin, dass die chinesische Regierung diese Seuche schon bald in den Griff bekommen könnte.

Denn China hat sein Gesundheitssystem deutlich verbessert. Gab es noch vor 20 Jahren vielerorts gar keine Krankenhäuser, stehen in Peking und Shanghai nun die modernsten Kliniken der Welt. Auch die Zahl der Ärzte hat sich vervielfacht. Zugleich werden drastische Mittel ergriffen. Busse und Bahnen sind eingestellt. Die Ferien rund um das chinesische Neujahrsfest sind zwangsverlängert. Schulen sind auf unbestimmte Zeit geschlossen.

Zwar ist der Krankheitsverlauf nach bisherigem Stand kaum schlimmer als eine Grippe. Was das neue Coronavirus aber so bedrohlich macht: Er kann bereits vor Auftreten von Symptomen übertragen werden. Solange aber nicht klar ist, wie die Verbreitung gestoppt werden kann, ist Chinas rigide Seuchenpolitik daher angemessen.

Die Globalisierung mag schuld daran sein, dass sich das Virus rasch ausbreiten kann. Zugleich ist ihr aber zugutezuhalten, dass viel Wissensaustausch nun möglich ist. Die Identifizierung des Virus erfolgte wenige Tage nach Auftreten der ersten Krankheitsfälle. Ein deutsches Team entwickelte einen Schnelltest. Weltweit arbeiten nun Wissenschaftler an einem Impfstoff. Und das ist die gute Nachricht: Die Menschheit tritt diesem neuen Virus alles andere als hilflos entgegen.

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war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.

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