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Kommentar USA und KlimaschutzZieht die Samthandschuhe aus! ​

Bernhard Pötter
Kommentar von Bernhard Pötter

Donald Trump kehrt dem Pariser Klimaabkommen den Rücken. Die EU sollte ihn für diesen Vertrauensbruch jetzt hart bestrafen.

Amerikanischer Präsident mit winkendem Binder Foto: ap

S yrien, Nicaragua, die Vereinigten Staaten von Amerika. Das sind die Länder, die beim Pariser Abkommen zum Klimaschutz nicht (mehr) mitmachen. Die Fälle sind unterschiedlich, aber alle Länder haben eines gemeinsam: Ihre Führung verachtet das Recht, denkt extrem kurzsichtig und will nur die eigenen Interessen durchsetzen. Und so sollte man sie nun auch behandeln.

Donald Trump hat alle Warnungen in den Wind geschlagen und kehrt dem Pariser Abkommen den Rücken. Gegen den Rat der Ökonomen, gegen die Warnungen seiner Militärs, gegen die Forderungen weiter Teile der US-Wirtschaft, gegen den Willen der meisten Amerikaner, ob in Nord oder Süd. Und gegen den Rest der Welt.

Das muss Folgen haben. Die anderen Staaten, allen voran Deutschland, sollten die Samthandschuhe ausziehen und den diplomatischen Ton deutlich verschärfen. Das Pariser Abkommen sieht keine Sanktionen vor, wenn ein Land aussteigt. Das heißt aber nicht, dass ein solcher Vertrauensbruch nicht bestraft werden kann.

Klimaschutz ist keine Öko-Mode, die man eben mitmacht oder nicht. Das Pariser Abkommen betrifft die Wirtschaft, die Sicherheit, die Gesundheit, das Überleben in weiten Teilen der Welt. Dem sollte eine Reaktion Rechnung tragen. Internationale Organisationen wie die Handelsorganisation WTO, die Klimakonvention UNFCCC, das Entwicklungsprogramm UNDP sollten die Mitgliedschaft der USA auf Eis legen – es wäre die angemessene Reaktion darauf, dass Washington ihnen versprochene Gelder vorenthält.

Merkel sollte Trump für den G20-Gipfel in Hamburg ausladen. Am besten auf Twitter.

Die EU sollte sich an ihr diplomatisches Drohpotenzial erinnern, das auch gegen Russland genutzt wird: die Botschafter zeitweilig zurückrufen, die Opposition in den USA politisch und wirtschaftlich stärken, aufmüpfige Bundesstaaten wie Kalifornien aufwerten – etwa als eigene Beobachter in denjenigen UN-Gremien, die die USA aussperren.

Und warum nicht laut darüber nachdenken, die Konten des Trump-Clans einzufrieren? Wenn schon die Bierzelt-Bemerkung der Kanzlerin, man könne nicht mehr allen trauen, für solche Wellen sorgt – was wäre der Effekt, würde sie als Gastgeberin der G 20 Präsident Trump offiziell für Hamburg ausladen? Am besten auf Twitter.

Das würde nichts bringen? Ganz im Gegenteil: Es brächte hier und in den USA eine heftige Debatte über Werte und Verantwortung. Also über das, was Donald Trump jeden Tag mit Füßen tritt. Und es garantiert auch Wählerstimmen: Gerhard Schröder hat sein Widerstand gegen den Irakkrieg, den George W. Bush mit Fake News begründete, zur Wiederwahl verholfen.

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Bernhard Pötter
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1965. Seine Schwerpunkte sind die Themen Klima, Energie und Umweltpolitik. Wenn die Zeit es erlaubt, beschäftigt er sich noch mit Kirche, Kindern und Konsum. Für die taz arbeitet er seit 1993, zwischendurch und frei u.a. auch für DIE ZEIT, WOZ, GEO, New Scientist. Autor einiger Bücher, Zum Beispiel „Tatort Klimawandel“ (oekom Verlag) und „Stromwende“(Westend-Verlag, mit Peter Unfried und Hannes Koch).
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41 Kommentare

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  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    "Gerhard Schröder hat sein Widerstand gegen den Irakkrieg, den George W. Bush mit Fake News begründete, zur Wiederwahl verholfen."

     

    Noch schöner wäre es gewesen, hätte Schröder die Wiederwahl des verlogenen Herrn "mission accomplished" verhindern können.

     

    Und was wäre, wenn Trump 2020 für eine zweite Amtszeit gewählt würde?

    • 8G
      83379 (Profil gelöscht)
      @571 (Profil gelöscht):

      Ist ein schönes Märchen was er damals erzählt hat, er hatte die Wahl zwischen mehr Truppen nach Afghanistan schicken oder Kontingente für Iraq stellen, er hat sich für ersteres entschieden, dazu logisstische, geheimdienstliche und Wiederaufbauhilfe... Kriegspartei in allem außer im Namen würde ich mal sagen.

  • 3G
    39167 (Profil gelöscht)

    Einige Teile des Kommentars, finde ich sehr erstrebenswert und machbar!

    Würde ich sehr begrüßen, wenn auch die anderen Klimasünder, darunter auch unsere Kohlelieblinge, wie Merkel und die SPD, genauso behandelt werden, die kriminellen Autokonzerne, etc.etc. Die Liste ist erweiterbar.

    Die Gruko hat gerade die Energiewende an die Wand gefahren.

    Das Klimaabkommen war doch ein winzig kleines Feigenblättchen..

    Es muss jetzt gehandelt werden, sofort.

    Schickt doch mal Bilder aus der Lausitz an die Bundesregierung als Antwort auf diese Empörung.

    Veräppelung, Verlogenheit, Dummheit gibt es nicht nur in den USA.

  • Endlich hat die Klimakatastrophe die bestialische Horrorfratze bekommen, die sie braucht, um ernst genommen zu werden. Damit keimt nicht zuletzt für die deutsche Energiewende wieder Hoffnung auf.

  • 3G
    32795 (Profil gelöscht)

    sowas kann nur jemand schreiben der von den USA keine Ahnung hat.

     

    Wenn ich eines über die US-Amerikaner lernen musste, dann ist es dass sie im Falle von Druck von außen zusammenrücken. Sanktionen gegen die USA wären das Ticket für Trump in die zweite Amtszeit. Trump weiß das, die führenden Köpfe in der EU wissen das, nur Herr Pötter weiß es nicht, fordert aber trotzdem allerhand.

     

    Wenn der Ausstieg aus dem Abkommen tatsächlich so schlecht für die Wirtschaft und das das Militär ist und gegen den Willen der Mehrheit der US-Bürger durchgesetzt wird, dann erledigt sich Trump gerade selbst. Ihn zu retten in dem man die (größtenteils "patriotischen") Amerikaner dazu "zwingt" sich hinter ihm zu versammeln ist Irrsinn. Erdogan und Putin spielen aktuell das selbe Spielchen, man erschafft sich "böse Mächte" im Ausland und versammelt so eine "patriotische" Bevölkerung hinter sich.

     

    "Sanktionen" gegen die USA sind schnell gefordert, wohl nicht durchsetztbar und ganz sicher konteaproduktiv. Eine breite Wertedebatte wird daraus jedenfalls nicht entstehen, zumindest keine Wertedebatte im eigentlichen Sinn, der einzige "Wert" über den da debattiert werden dürfte ist die "Vaterlandsliebe"...

  • So ein Quatsch!

    Nur weil die Type das sagt werden doch in den USA morgen nicht die Solarfabriken geschlossen und steigt GE als größter Windturbinenbauer aus oder werden alle erneuerbare Energieezeugungsanlagen abgebaut.

     

    Städte, Bundesstaaten große companies werden bei den Verpflichtungen bleiben. Trump wird praktischen Gegenwind erhalten.

     

    Jetzt hier so eine dogamtischen Aufschrei zu hypen (Anti-Amerikanismus?).... in einem Land welches ganze Landstriche im Tagebau entkohlt hat... immer mal ganz langsam.

    Deutsche Besserwisserei, Schulmeisterei und Arroganz at it's best!

  • Puh Herr Pötter, das Pariser Abkommen hat eine Kündigungsklausel. Wenn Amerika einen Vertrag ordentlich kündigt, dann liegt darin ja gerade kein Vertragsbruch. Nunja, damit fehlt es Ihrem Kommentar an einer Grundlage und braucht nicht mehr weiter kommentiert zu werden. Beim nächsten mal etwas mehr Recherche bitte.

    • @DiMa:

      In dem Kommentar von Herrn Pötter steht nichts von "Vertragsbruch".

      Es geht um den Bruch von Vertrauen. Vertrauen kann man brechen, auch man einen Vertrag ordentlich kündigt.

      • @Berlinerluft83:

        Ein Vertrauen kann durch eine ordentlich Kündigung nicht gebrochen werden. Ansonsten hätten die Parteien des Vertrages eine solche Kündigungsmöglichkeit nicht vorgesehen. Hat das Vereinigte Königreich irgendein Vertauen durch den Brexit gebrochen? Nein, den das Vertrauen auf den Fortbestand eines Vertrages richtet sich nunmahl nach dessen Kündigungsmöglichkeit. Ergo weder Vertrags- noch Vetrauensbruch.

  • Danke.

    Zu den Schönwetterdemokraten:

    Der Jesuit Hermann Busenbaum, schrieb Mitte des 17ten Jahrhunderts in seinem Handbuch "Medulla theologiae moralis":

    "Cum finis est licitus etiam media sunt licita." (Da der Zweck erlaubt ist, sind auch die Mittel erlaubt.)

    Daß er dabei verwerfliche Mittel ausdrücklich ausschloss, haben heute viele vergessen und glauben, daß der Zweck die Mittel heiligt.

    • @jhwh:

      ... das war eine Antwort auf MOWGLI (heute, 10:47). Ich kopiere sie dorthin.

  • 8G
    80336 (Profil gelöscht)

    Präsident Trump offiziell für G20 ausladen? Am besten auf Twitter?

     

    Super Idee! Darüber wird ihm wenigstens die Chance eingeräumt, den Text auch verstehen zu können. Denn jenseits von 140 Buchstaben beginnt bei dem Herrn offensichtlich nur die große Welt der komplexen Fragezeichen.

  • Trump hat gerade … — unsere Parlamentarier machen gerade Bündel-Änderungen an unserem Grundgesetz! → http://draketo.de/node/769 ← !!

     

    (ja, das ist ein Meta-Kommentar: Könnten wir uns bitte um die Sachen kümmern, die wirklich wichtig sind? Dass Trump alles mögliche kaputt zu machen versucht, ist doch nun wirklich keine Neuigkeit mehr. Und es bietet uns keinerlei Möglichkeiten zu handeln, ist also tote Information)

  • Dummheit ist nicht strafbar, Dummheit ist nicht heilbar, aber mit der Dummheit lässt sich schon immer gut Kasse machen. Und jener Donald kennt nur das Geld aber nicht seine eigene Dummheit. Irren ist männlich.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Querdenker:

      "Irren ist männlich."

       

      ... bezieht sich hier auf wen?

  • Einer der besten Kommentare in der taz seit langer Zeit! Danke Bernhard Pötter!

     

    Die USA gefährden durch ihren Ausstieg aus dem Klimaschutzabkommen von Paris das Überleben auf diesem Planeten. Was, wenn nicht das ist Anlass genug, Sanktionen gegenüber den USA zu verhängen.

     

    Ich kann einige Leserkommentare zu diesem Artikel nicht nachvollziehen. Die Verfasser verraten eine blinde, völlig unkritische USA-Hörigkeit.

  • 8G
    82236 (Profil gelöscht)

    Jetzt muss Deutschland sofort eine Lösung finden, um die Kohle zu stoppen. Denn das was Trump fordert, wird in Deutschland munter praktiziert: überall Dreckschleudern. Dann der übermässige Autoverkehr, der muss durch Nulltarif gedrosselt werden. Diese und andere Massnahmen sind jetzt notwendig, um den Ausfall der USA auszugleichen.

    • @82236 (Profil gelöscht):

      Es gibt noch 198 andere Länder die den Klimavertrag unterschrieben haben.

       

      Aber die "müssen" jetzt nicht oder was?

      Wahrscheinlich weil sie nicht davon profitieren (Nulltarif)

  • Sie benennen was Sie und wohl die halbe Welt am liebsten machen würden, allerdings sieht wirkungsvolle Politik anders aus.

     

    Trump positioniert sich ja gerade als Dealmaker der "Amerika" vor der gierigen Weltgemeinschaft schützen will. Seine einfältigen Anhänger offenbaren heute ja wieder ihren besonderen Scharfsinn und fragen "Wenn das Pariser Abkommen wirklich die Welt retten soll warum verhandelt man dann nicht neu".

    Solche Leute beeindrucken Sie mit Diplomatie nicht - im Gegenteil Sie bestätigen ihre Weltsicht noch.

     

    Ich bin im übrigen der Meinung dass man das Versagen der USA überaus positiv sehen sollte. China, Indien oder Russland haben es derzeit leicht sich als die besseren Weltbürger zu beweisen indem sie Klimaschutz betreiben. Vor dem Ausstieg der USA hat zwar jeder versprochen etwas zu tun aber wirkliche Bemühungen fand man selten.

  • Sehr enttäuschendes Niveau dieses Kommentars, Herr Pötter. Dabei gehörten Sie für mich immer zu den reflektierteren Tazlern... mal eben "die Konten des Trump-Clans einfrieren" - Wir sind doch nicht in der Türkei... Die Folgen der Entscheidung dieses Herrn werden doch jetzt schon offensichtlich, seine Selbstisolation, die klare Ablehnung durch einen großen Teil der US-Wirtschaft und der wirtschafts- und bevölkerungsreichen US-Bundesstaaten, die ihre eigene Klimaschutzagenda nun um so konsequenter verfolgen werden sowie das Zusammenrücken Europas und der übrigen wichtigen Unterzeichner des Pariser Abkommens.

  • Die Klimapolitik ist eh verlogen - von allen.

     

    Bei uns Braunkohle und Abgasschummeln. Das ist nicht die böse Industrie sondern offiziele Regierungspolitik von Grün bis Schwarz.

     

    Die UN fördert das Wachstum der Weltbevölkerung. Wie soll die CO2- Beschränkung bei doppelter Erdbevölkerung und gefordertem Wohlstand für alle funktionieren?

     

    Trump ist genau richtig. Besser ein richtig Böser als eine Scheinheilige - wie die Klimakanzlerin der Herzen - die durch Beschwichtigungspolitik wirkliche Änderungen verhindert.

     

    Der Kampf gegen den Klimawandel erfordert Härte und geht nicht mit Wohltaten für alle.

  • Es wäre Zeit

    fürs Klima

    an Snowden zu denken,

    um Ethik und Europa "great again" zu machen.

  • Mir gefällt dieses Interview mit einem ehemaigen Bush-Berater:

    http://www.tagesschau.de/ausland/hadley-interview-101.html

     

    Empfehlung: Nicht überreagieren

     

    Aber genau das tut Herr Pötter.

     

    Alles wird gut :-)

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Das muss Folgen haben und hat es auch, ohne ihn zu bestrafen. Das tut er schon selbst, denn so dick ist sein Schädel auch wieder nicht, dass er die Hiebe schmerzlos wegsteckt, die er sich und seinen Landsleuten verordnet.

  • Ausgezeichneter Kommentar. Wer als Emittent dieser Größenordnung auf dreisteste Art und Weise zum einen den Entstehungsprozess dieses Vertragwerkes so entwürdigt, vor allem aber rücksichtslos von nationalistischem Egoismus geblendet die gesamte Weltgemeinschaft größeren Risiken aussetzt, dem muss mit Widerstand begegnet werden.

  • Die kürzeste Einschätzung, die ich zu Trumps Entscheidung gehört habe, lauter:

    „USA FIRST – PLANET SECOND!“

  • Ach!?

    Wir haben Trump bisher mit Samthandschuhen angefasst?

    Im Säuselton über ihn berichtet?

    Das verblüfft!

    • @Bernhard Meyer:

      Ja, gel? Mich auch.

       

      Benno Ohnesorg ist 50 Jahre tot. Grade wird auch in der taz erinnert an den 26-jährigen, der bei einer Anti-Schah-Demo von einem Law-and-Order-Fan erschossen wurde, der auch noch Stasi-Spitzel war. Und obwohl der Schah, Karl-Heinz Kurras und die Stasi bis heute gehasst werden für ihr rücksichtslos-autoritäres Vorgehen gegen alle, die nicht ihrer Meinung waren, fordert Bernhard Pötter uns, vor allem aber „die EU“ hier heute dazu auf, „die Samthandschuhe aus[zuziehen]“.

       

      Ich frage mich, was wir nun anziehen sollen statt unsrer Samthandschuhe. Die Boxhandschuhe etwa? Und was danach? Sollen wir die Pumpgun oder unsere private A-Rakete auspacken, wenn es nicht reicht, die Samthandschuhe auszuziehen?

       

      Natürlich nicht. „Wir“ sollen lediglich „die Botschafter zeitweilig zurückrufen“ und „die Konten des Trump-Clans ein[]frieren“. Na, das wird Trump ganz sicher überzeugen! Und jene 60 Millionen US-Amerikaner, die Trump – auch wegen seines Wahlversprechens, das Klimaabkommen aufzukündigen – gewählt haben, natürlich auch. Wenn die erst sehen, dass ihr Papa pleite ist, werden sie sich verschämt von ihm abwenden und nur noch tun, was „die EU“ will – also „wir“ wollen.

       

      Werden sie nicht. Mal abgesehen davon, dass sie ein seltsames Demokratieverständnis vermuten lassen – „Drohpotentiale“ sind was für Trottel. Trump glaubt nicht an den Klimawandel. Er glaubt an eine ökonomische Verschwörung, genau wie seine Wähler. In dem Glauben werden sie nur bestärkt, wenn „die EU“ sich „great“ gibt – und „die Amis“ klein macht dadurch. Das Prinzip Solidarität zum Feind zu haben, ist ein echt dummer Wunsch.

       

      Okay, denken wir nach: Keine US-Firma, kein US-Staat ist neuerdings gezwungen, das Klima zu ruinieren. Sie dürfen nur. Vertrauen wir also einfach mal auf die, die gar nicht wollen. Unterstützen wir Kalifornien und Co. Das hilft vielleicht nicht nur Europa „groß“ zu wirken. Es hilft auch „den US-Amis“, sich von Trump zu emanzipieren – und (wieder) stolz auf sich zu sein.

      • @mowgli:

        Das leuchtet allerdings ein, danke.

  • Könnte aber auch noch sein, dass uns die Trump-Rezession mittelfristig eine erhebliche Reduktion der Emission klimarelevanter Gase in den U.S.A. beschert.

    • @Delphina Jorns:

      Ich denke auch, denn "die" Amerikaner sind ja nicht Ostblock sozialisiert, sondern es gibt auch viele andere Menschen, die selbständig denken und handeln können und das auch wollen und tun werden - unabhängig davon, wer aktuell Präsident ist.

       

      Und wenn man aufbegehren möchte, entstehen oftt große Kräfte, die der gewünschten Veränderung dienen.

  • Ein Abkommen, der eine praktische Reduzierung des Ausstosses auf Null in 2050 voraussetzt (so der Autor: http://www.taz.de/Archiv-Suche/!5417361&s=&SuchRahmen=Print/), ist nicht das Papier wert auf dem es verfasst wurde.

     

    BTW, CO2 mit Werten von

  • "Es brächte hier und in den USA eine heftige Debatte über Werte und Verantwortung. "

     

    Ja sicher, eine Debatte, auf deren Hintergrund es sich prächtig totschweigen läßt, daß nahezu niemand am Klimaschutz wirklich interessiert ist, und daß es tatsächlich nur Profite geht.

     

    Der Unterschied zwischen offiziellem einseiten Bruch von Vereinbarungen und dem klammheimlichen Nichteinhalten und Untergraben von Vereinbarungen ist marginal.

     

    Beträchtlich ist lediglich der Unterschied zwischen politisch-wirtschaftlichen Absichten und dem Aberglauben des Volkes.

  • Zeit, sich mal wieder das letzte Interview Egon Bahrs in der taz ("Es geht um Interessen, nicht Werte") durchzulesen. Für Herrn Pötter sei besonders der Abschnitt "Antiamerikanismus ist dumm" empfohlen. (https://www.taz.de/Archiv-Suche/!5013982&s=gaus+bahr/)

    • @jhwh:

      Danke für den Link. Egon Bahr schreibt viele wahre Sätze. Nur einen Satz kann ich nicht unterschreiben. Das ist der, in dem er behauptet, es „würde wenig helfen, nach den Ursachen zu forschen“.

       

      Ursachenforschung ist für mich mehr als die Suche nach dem am meisten Schuldigen. Im vorliegenden Fall z.B. ist Antiamerikanismus nicht nur deswegen „dumm“, weil die Vergangenheit und die aktuelle Realität mit ihren engen Verflechtungen ihn verbieten. Sie ist vor allem deswegen dumm, weil Schuld immer persönlich ist, nie kollektiv.

       

      „Die USA“ gibt es nicht. Schon gar nicht für Demokraten. Demokraten wissen, dass Verantwortung nicht für alle Ewigkeit (oder doch zeitlebens) ererbt oder von Gott verliehen wird in einer Demokratie. Man bekommt sie auf Zeit übertragen, und zwar von einer Vielzahl unterschiedlichster Wähler, die sehr verschiedene Gründe haben für ihre Wahlentscheidung. Die Suche nach DEM einen (oder mehreren) Schuldigen, den man bestrafen könnte, ist also völlig sinnfrei.

       

      Mir scheint manchmal, dass wir in einer (Schönwetter-)Demokratie leben. So lange alles nach Plan läuft und die „Demokraten“ stolz sein können auf ihre Zugehörigkeit zum „freien Wersten“, ist alles gut. Zieht auch nur ein schwarzes Wolkenschaf am blauen Himmel auf, ist Demokratie plötzlich Scheiße und die „Demokraten“ lassen sich zurückfallen in die Diktatur: So nicht, Bürschchen!

       

      Nein, Berlin ist nicht „die Wiege, in der aus dem Sieger ein Freund wurde“. Berlin ist nur eine Stadt. Wenn Ein Präsident und eine Kanzlerin sich mögen, heißt das noch lange nicht, dass auch die Völker sich gut leiden können. Schon gar nicht da, wo Konkurrenz Religionsersatz ist.

       

      Auch für mich ist es „schrecklich, wie zerstörerisch mit Vertrauen und Neigungen umgegangen wird“. Auch ich „leide darunter“. Nur: Ich bin immer noch Teil einer Basis, nicht Teil des Überbaus. Ich finde, dass man auf mich hören sollte, wenn ich nicht auf einem roten Teppich stehe. Das tun „die Wähler“ schließlich auch nicht.

      • @mowgli:

        Danke.

        Zu den Schönwetterdemokraten:

        Der Jesuit Hermann Busenbaum, schrieb Mitte des 17ten Jahrhunderts in seinem Handbuch "Medulla theologiae moralis":

        "Cum finis est licitus etiam media sunt licita." (Da der Zweck erlaubt ist, sind auch die Mittel erlaubt.)

        Daß er dabei verwerfliche Mittel ausdrücklich ausschloss, haben heute viele vergessen und glauben, daß der Zweck die Mittel heiligt.

    • 1G
      1714 (Profil gelöscht)
      @jhwh:

      Ja, Antiamerikanismus ist dumm - wenn er unreflektiert betrieben wird. Noch dümmer aber ist es, völlig unkritisch allem hinterherzulaufen, was aus den USA kommt. Allerdings kommen von dort sehr, sehr kritische Töne über die Entscheidung des rücksichtslosen, gierigen Narzisten aus dem White House. Der Kommentar von Bernhard Pötter ist gut und richtig und er ist eines ganz gewiß nicht: antiamerikanisch. Aber wenn man US-ideologisch verblendet ist, kann man sowas nicht erkennen...

      • @1714 (Profil gelöscht):

        Sorry, aber natürlich ist der Artikel antiamerikanisch. Er plädiert dafür, alle Druckmittel, die gegen andere Länder eingesetzt werden - die KEINE bewährten Verbündeten sind und denen wir NICHTS schulden - kumulativ auf die USA anzuwenden. Der Autor nutzt die Angreifbarkeit der USA aufgrund ihres untragbaren Regierungschefs, um zum großen Rundumschlag auszuholen und unter dem Mantel eines Endes der Extrawürste eine konfrontative der bisherigen Freundschaft zu den USA nachhaltig schädliche Neupositionierung zu propagieren.