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Kommentar Trump und SonderermittlungBesser Präsident als Märtyrer

Bernd Pickert
Kommentar von Bernd Pickert

Es wäre Donald Trump von Herzen gegönnt, würde er über seine Inkompetenz stürzen. Wichtiger wäre aber, seine Ideen würden ihn diskreditieren.

Grün ist die Hoffnung – Trump soll ruhig gehen, aber aus den richtigen Gründen Foto: rtr

D onald Trump hat in seiner kurzen politischen Karriere schon mehr Skandale überstanden als die meisten Politiker in ihrem ganzen Leben. So etwas wie die letzten zwei Wochen allerdings, an denen kein Tag verging, ohne dass er sich entweder selbst rhetorisch den Fuß wegschoss oder aber neue belastende Enthüllungen auftauchten, hat selbst er noch nicht erlebt.

Die Einsetzung eines Sonderermittlers zur vermuteten Russland-Connection des Präsidenten und seines Umfelds verleiht der Angelegenheit zusätzliche Dringlichkeit: So nah an einem Amtsenthebungsverfahren nach so kurzer Zeit war noch kein US-Präsident vor ihm.

Nichts aber wäre falscher, als Trump jetzt deshalb aus dem Weißen Haus zu jagen. Denn erstens: Für diejenigen, die ihn voller Überzeugung gewählt haben, ist das aktuelle Geschehen bloß der erwartbare verzweifelte Kampf des Establishments gegen den Outsider.

Dieser stilisiert sich per Twitter zum Opfer einer Hexenjagd – und genau so sehen seine Anhänger das auch. Die mutmaßliche russische Einmischung in die US-Wahlen ist für sie nur Jammerei der unterlegenen Demokraten um Hillary Clinton.

Trumps überzeugte ­Anhänger sehen in ihm das Opfer einer Hexenjagd

Und damit haben sie, zweitens, weitgehend recht. Jedenfalls insoweit, als Clinton die Wahl im November nicht wegen russischer Einmischung verloren hat. Das haben die Demokraten ganz allein verbockt. Aber in puncto Weinerlichkeit stehen sie Trump in nichts nach. Je länger sich die politische Agenda um die Russland-Verbindungen dreht, desto weniger tun die Demokraten, was sie eigentlich tun müssten: aus den verlorenen Wahlen lernen. Eine inhaltlich substanzielle Opposition organisieren. Eine Strategie für die Kongresswahlen 2018 entwickeln.

Freilich: Sollte Trump doch über die ganzen Knüppel stolpern, die er sich mit seiner legendären Führungsunfähigkeit ständig selbst in den Weg legt, dann sei ihm das Scheitern von Herzen gegönnt. Noch besser für die Welt wäre es allerdings, wenn Trumps rechtsdemagogische Scharlatan-Truppe nicht über den inkompetenten Umgang mit Vorwürfen stürzt, die nicht nur seinen Anhängern schnurzegal sind.

Besser wäre es, Donald Trumps politische Ideen, soweit man den bisherigen Irrsinn so nennen darf, würden sich nachhaltig und öffentlich diskreditieren. Ein Märtyrer Trump ist nur ein bisschen ungefährlicher als ein Präsident.

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Bernd Pickert
Auslandsredakteur
Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. Bluesky: @berndpickert.bsky.social In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org
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25 Kommentare

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  • Klar, ist doch für die Wildwestwähler zu billig- bisschen FBI-Chef Mobbing und Plaudertasche mit den Russen. Da müssten schon aus`m rust belt blühende Landschaften werden, also mit Wildblumen und so.

    Aber irgendwie klingt´s ja bissl nach Watergate.

    Wenn die Sachen offenliegen, muss eben Ebitchment ran, egal was die sagen.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    "Ein Märtyrer Trump ist nur ein bisschen ungefährlicher als ein Präsident."

     

    Man sollte es drauf ankommen lassen, denn die vor ihm liegende Amtszeit ist im Vergleich zum Märtyrertum doch noch - verdammt - lang.

  • Der Kommentar bringt die Sache auf den Punkt, ein Impeachment (so es denn überhaupt kommt) dauert wahrscheinlich ohnehin bis weit in die Amtszeit hinein. Wenn man sich die Ziele des Mannes (Mauer zu Mexiko, Einreisestopp für Muslime, drastische Steuerreform zugunsten der Reichen, Abschaffung von Obamacare) anschaut, dann ist das schon grauselig genug.

    Dieser Mann schadet mit seiner Agenda, sofern er sie umsetzen könnte, gerade seinen Anhängern, die ihm immer noch zujubeln (wenn diese keine Milliadäre sind). Er ist der worst case für die Verzweifelten und Abgehängten, auch wenn er deren Hoffnung ist.

    Stolpert Trump über seine Persönlichkeit, seine Unfähigkeit als Politiker oder seine absolute Ignoranz kann die Ideologie weiterleben. Und wird dann vielleicht von einem weitergeführt, der es kann. Strache nach Haider, Marine Le Pen nach Jean-Marie, die Ideologie bleibt die gleiche, die Klinge wird feiner. Und leider erfolgreicher.

  • Trump ist kein Struensee.

     

    Wir nehmen das Amt des US-Präsidenten immer noch viel zu wichtig.

  • Letztlich ist es egal, auf welche Weise Trump sich selbst zerlegt - so oder so wird es weiter genug Dumpfbacken geben, die Rattenfängern wie ihm auf den Leim gehen.

     

    Sieht man ja auch anderswo. Türkei, Rußland, Ungarn...

  • Endlich ein Kommentar den ich zustimmen kann. Was ich sonst aus den Medien erfahre+lese ist sensationsgeilheit+dummheit.Zurzeit ist die Demokratische Partei ein zusammenschluss von Schizophenie,Paranoya und Dummheit,Sie können einfach nicht verlieren. Die Geschichte mit dem Splitter+Balcken im Auge.

  • "

     

    Besser wäre es, Donald Trumps politische Ideen, soweit man den bisherigen Irrsinn so nennen darf, würden sich nachhaltig und öffentlich diskreditieren. Ein Märtyrer Trump ist nur ein bisschen ungefährlicher als ein Präsident."

     

    Damit die "politischen Ideen " sich öffentlich diskreditieren können, müssten sie vorher umgesetzt werden. Das wirkt sich nicht nur auf die Trumpwähler und -sympathisanten aus, sondern auch auf jene, die mit ihm und dem dahinter stehenden Weltbild nichts anfangen können. Kurz: Für die Einsicht müssten alle die Suppe auslöffeln.

    Misanthropie olé!

  • Na dann mal fußläufig!;))

     

    Na Servus.

     

    "…So nah an einem Amtsenthebungsverfahren nach so kurzer Zeit war noch kein US-Präsident vor ihm.

    Nichts aber wäre falscher, als Trump jetzt deshalb aus dem Weißen Haus zu jagen. Denn erstens: Für diejenigen, die ihn voller Überzeugung gewählt haben, ist das aktuelle Geschehen bloß der erwartbare verzweifelte Kampf des Establishments gegen den Outsider.

    …ff "

     

    Mit Verlaub Herr Bernd Pickert -

    Was ist das denn für eine snobby larmoyant-unpolitische Haltung

    (vom rechtlichen mal ganz abgesehen! - gell!)

    kurz - Je eher - Desto besser. Punkt.

    Leider aber - wird's derzeit nicht reichen!

     

    Mal anders gewendet -

    Empeachment - ist in der Verfassung 'schlands - dem GG - Nicht vorgesehen - leider!

    Aber als das Kohl-Bimbes-System aufkippte - mit Ehrenwort & Svhäubles vergessenen Briefumschlägen - Verfassungsbruch - Amtsenthebung!

    Hätten Sie auch geraunt -

    "Besser nicht - Unzeit!" - oder was?!

    • @Lowandorder:

      Also ich finde seinen wahrscheinlichen Nachfolger nicht weniger schrecklich , als den jetzigen Pausenclown, bei dem man zumindest immer mit ein paar Slapstickeinlagen rechnen darf. Pence hingegen weiß, was er will und ich fürchte, dass der viel effektiver wäre, seine religiös-nationale Ideologie für die USA zur Staatsraison zu machen

      • @Motzkopf:

        Gut gemotzt.

         

        But. Be cool, baby. Help is at hand.

        War es Gerald Ford - oder

        B-Movie Ronald Reagan-"supp!" - ¿

        Bei denen die FBI-Bodygards die klare

        Weisung hatten - Im Fall der Fälle -

        Deren Running-Mate -

        Sofort zu erschießen!

        Na bitte. Geht doch!

        Normal.

        kurz - "Dem Manne kann geholfen werden!" Bitte. Gern & Dannichfür.

        Always at your service.

    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @Lowandorder:

      Kann den Pickert schon auch nachvollziehen - Dolchstoßlegenden sind immer was imminent Gefährliches.

      Dergleichen hätte bei der hypothetischen Entmachtung des 'Kohl-Bimbes-Systems' eher nicht gedräut.

      • @61321 (Profil gelöscht):

        Diese Kaffeesatzphilosophie teile ich nicht -

         

        1. Kannste immer nur bis zum Horizont gucken &

        2. "Woher willst du wissen?" Rabbi Katz (vel Wolff;)

         

        (& Stammt aus der Kiste - "zagende Hybris";)

        • 6G
          61321 (Profil gelöscht)
          @Lowandorder:

          Wenn ich an Amerika denk' in der Nacht...

          Bin da stets nur am Kaffeesatzlesen, bei meinen Küchentischanalysen; das einzige was hülfe: ein dreimonatiger Aufenthalt überm Teich; nee, habe Anderes zu tun

          • @61321 (Profil gelöscht):

            Gewiß - Reisen bildet.

            Wußte schon das alte Handwerkslied

            "Wer noch nirgends ist geweest

            Nur gesessen in sein Nest!";)

             

            Kaffeesatzphilosopie & Bimbes

            Zielt aber a weng & nicht ohne etwas

            Bosheit - das ja.

            Damals - Verfassungsbruch - Konsens im wiss. Blätterwald - aber gern "hinter vorgehaltener Hand" - wa! &

            Die übrigen Parteien? voran die SPezialDemokraten - sorgten für einen kastrierten U-AusschußBT &

            Die Presse?! - blieb nicht dran &

            Machte mal richtig ein Faß auf!

            Die Folgen - bis heute - sind bekannt

            kurz - Journalisten sollen ihren Job machen & nicht sich schon vorab als Bedenkenträger der XXtra-Klasse in

            "ja sicher" - "schlimm" - & Genau!! -

            "ABER - Bedenkt!!" usw usf & so

            Das Geschäft der Ewiggestrigen Rednecks & Machoclaquere betreiben!

             

            & - nochens -

             

            Die Dolchstoßlegende - auch das paßt grad wg GroßKotz fein -

            Hat doch nur - mindestens aber vor allem wg Ebert/Bluthund Noske funktioniert! Schiesser&asiBluthund!

             

            "Ne laß man Fritze(Ebert).

            Du brauchst auf unsere Grabsteine nur schreiben - "Hier ruhen die letzten Männer der Sozialdemokratie"

            Beschied ihn Clara Zetkin - als sie gerade mit Rosa Luxemburg einem Anschlag entgangen waren.

            Der Rest ist Geschichte.

            So geht das.

            • 6G
              61321 (Profil gelöscht)
              @Lowandorder:

              Wie wäre das denn: L&O als spätberufener Egon Erwin Kisch, so als Zweit- oder Drittkarriere ?!

              • @61321 (Profil gelöscht):

                Nee nee nee - &

                Mit WernerWernersen - &

                 

                Denn Vadder von JULIUS RÖHRICH, HEIZUNGSBAU-SANITÄRE ANLAGEN-KLIMA-UND SCHWIMMBADTECHNIK. und Lehrherr von Rötger Feldmann

                 

                "Arbeit zieht Arbeit nach sich!"

                 

                Ja. Nee nee - Gaa mi aff - Gaa mi los!

                Un. Lot mi an Lann.

                Jau. Alder. Ja - Nee & Sowieso.

                Geit chlor.

              • 5G
                571 (Profil gelöscht)
                @61321 (Profil gelöscht):

                Zu spät, denk ich.

                 

                Aber seine Biografie könnten wir mit etwas Mühe aus den Kommentaren und tazelwürmern zusammenpuzzeln.

                 

                Nichts ist erregender als die Wahrheit...

                • 6G
                  61321 (Profil gelöscht)
                  @571 (Profil gelöscht):

                  wobei ja einige über die 'hammse gedient?' - Wahrheit geschockt waren ;)

                  • @61321 (Profil gelöscht):

                    Und wie, bis heute schlaf ich schlecht deshalb!!

  • Ganz so einfach ist es auch nicht.

    Trump hat z.B. in seinem Ministerteam ausgezeichnete Persönlichkeiten eingesetzt:

     

    Siehe z.B. diese Anhörung:

    https://www.youtube.com/watch?v=8f2ROIPRWD0

     

    https://www.armed-services.senate.gov/imo/media/doc/17-03_01-12-17.pdf

  • Wohl wahr, nur das ist anstrengender als stolpern lassen, bzw. hoffen dass er stolpert.

    Good luck!

  • Man sollte mit solchen Stories über die baldige Ablösung Trumps vorsichtig sein. Immerhin steht er einer ihm außergewöhnlich feindlichen gesinnten Medienlandschaft gegenüber.

     

    Als Beispiel wäre zu nennen das angebliche Memo wonach er Comey aufgefordert hat die Rußland Sache nicht weiter zu verfolgen. Abgesehen davon das noch niemand dieses Memo (welches der entlassene Comey aus dem Gedächtnis verfaßt hat und wofür es keine anderen Zeugen gibt) gesehen hat hat Comey in seiner Aussage - unter Eid - genau dies explizit bestritten.

     

    Es lohnt sich in https://www.washingtonpost.com/news/post-politics/wp/2017/05/03/read-the-full-testimony-of-fbi-director-james-comey-in-which-he-discusses-clinton-email-investigation/?utm_term=.9e0ad1709d4f seine Aussagen zu lesen. Gegen Ende sagt er auf die entsprechende Frage: "HIRONO: Has it happened?

     

    COMEY: Not in my experience. Because it would be a big deal to tell the FBI to stop doing something that -- without an appropriate purpose. I mean where oftentimes they give us opinions that we don't see a case there and so you ought to stop investing resources in it. But I'm talking about a situation where we were told to stop something for a political reason, that would be a very big deal. It's not happened in my experience.

     

    HIRONO: Well, a number of us have called for an independent investigator or a special prosecutor to investigate the -- the Russian efforts to undermine or to interfere with our elections, as well as the Trump team's relationships with these -- these Russian efforts."

     

    Comey also ist für diese Sache - schlimmer als Watergate - kein Zeuge da er unter Eid die Aussage des Memos bestreitet. Das Memo ist auch gar nicht von ihm veröffentlcih worden sondern von jemand anderen (den man auch nicht kennt) gelesen worden.

    Dieser Hauptvorwurf gegen Trump beruht also auf Hörensagen.

    • @Werner W.:

      Das stört doch längst nicht mehr. Hauptsache Knüppel raus und drauf. Egal wie es ausgeht. Die Kollateralschäden sind gewaltig.

  • Dieser Kommentar war absolut notwendig, um einiges vom Kopf auf die Füße zu stellen. Danke Herr Pickert!

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Das trage ich Ihnen nach, daß Sie diese kleine Perle vor mir gefunden haben ;)