piwik no script img

Kommentar Standing des US-PräsidentenKeine Götterdämmerung

Bettina Gaus
Kommentar von Bettina Gaus

Trumps Fehler und Niederlagen häufen sich, doch seine Anhänger juckt das nicht. Gut möglich, dass ihn die jüngsten Ereignisse sogar stärken.

Die Überzeugungen des US-Präsidenten mögen gespielt sein, bei seinen Fans sind sie echt Foto: reuters

E in gescheiterter Gipfel in der Ferne, vernichtende Aussagen eines ehemaligen Vertrauten zu Hause: Wer sehnsüchtig darauf wartet, dass US-Präsident Donald Trump mit Schimpf und Schande vom Hof gejagt wird, mag hoffen, dass, endlich, endlich, die Götterdämmerung endlich begonnen hat. Realistisch ist das nicht.

Es bildet sich eine Faustregel heraus. Je fester die Überzeugung bei den Gegnern und Gegnerinnen von Trump ist, dass er tatsächlich einen schweren Fehler gemacht oder eine dramatische Niederlage erlitten hat, desto weniger lässt sich seine Anhängerschaft davon beirren. Gut möglich, dass ihm die jüngsten Ereignisse am Ende sogar nutzen.

Donald Trump ist keineswegs so unberechenbar, wie es zu Beginn seiner Präsidentschaft den Anschein hatte. Er hat ein Interesse und nur ein Interesse: wie das, was er sagt und tut, bei seiner Basis in den USA ankommt. Alles andere und alle anderen sind ihm gleichgültig, im günstigsten Fall. Manchmal scheint es in seinen Augen allerdings bereits ein Erfolg an sich zu sein, wenn er ausländische Verbündete, US-Demokraten oder Medien ärgern kann.

Hinter diesem Kurs steckt Kalkül, und Trump ist damit durchaus erfolgreich. Zwar ist er bei einer klaren Mehrheit der Bevölkerung mindestens ebenso unbeliebt wie schon zum Zeitpunkt seiner Wahl, aber seine Fans stehen unbeirrt hinter, vor und neben ihm. Und dank des Wahlsystems in den USA könnten sie ihm bei den kommenden Präsidentschaftswahlen einen zweiten Sieg bescheren.

Dass Trump ein Rassist ist, ist nicht neu

Ausgerechnet in den vergangenen Wochen sind – Notstand hin, Mauer her – die Popularitätswerte von Donald Trump kontinuierlich nach oben gegangen. Die Verachtung der politischen Klasse in Washington und der trotzige Glaube, die USA seien am mächtigsten allein, mögen bei ihm gespielt sein. Bei vielen seiner Anhänger sind diese Gefühle echt.

Sie dürften den Abbruch der Gespräche zwischen Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un sogar als Ausweis der Stärke ihres Präsidenten sehen. Er lässt sich eben von niemandem auf der Nase herumtanzen. Feinheiten der Außenpolitik interessieren nur eine Minderheit.

Bleibt noch Michael Cohen, der ehemalige Rechtsanwalt des Präsidenten, und seine Aussage vor dem US-Repräsentantenhaus. Ob er die Wahrheit gesagt oder ob er gelogen hat: Wen schert das? Dass Trump ein Lügner, ein Hochstapler und ein Rassist ist, ist keine Neuigkeit. Das ist bewiesen. Aber es gibt eben Leute, ziemlich viele Leute sogar, die ihn genau deshalb bewundern. Er ist doch ein echter Kerl, oder?

Vielleicht, womöglich, haben Teile der Aussage von Michael Cohen für Trump tatsächlich noch juristische Folgen. Wenn sie sich denn beweisen lassen. Wahrscheinlicher ist es, dass auch dieser Auftritt am Ende ein Sturm im Wasserglas bleibt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Bettina Gaus
Politische Korrespondentin
Jahrgang 1956, ist politische Korrespondentin der taz. Von 1996 bis 1999 leitete sie das Parlamentsbüro der Zeitung, vorher war sie sechs Jahre lang deren Korrespondentin für Ost-und Zentralafrika mit Sitz in Nairobi. Bettina Gaus hat mehrere Bücher veröffentlicht, zuletzt 2011 „Der unterschätzte Kontinent – Reise zur Mittelschicht Afrikas“ (Eichborn).
Mehr zum Thema

16 Kommentare

 / 
  • Hmm, er hat u.a. die Transparenz hinsichtlich der Opferzahlen von Drohneneinsätzen der CIA drastisch eingeschränkt, den Drohnenkrieg intensiviert, den Militärhaushalt der USA erhöht, mit seiner Steuersenkung in erster Linie den Reichen ein Geschenk gemacht, will eine Weltraumstreitkraft einrichten, unterstützt die Kohleindustrie und leugnet den Klimawandel, stigmatisiert Mexikaner, Muslime usw.,... Ja, der ist sowas von aufgeklärt und links...



    Oder können Sie vielleicht konkreter werden mit Ihren Lobpreisungen?

  • Hmm, er redet mit Nordkorea, um eine Einigung zu treffen, er will die Truppen aus Syrien abziehen, generell will er militärisches Engagement der USA runterfahren, er will die deutsche Autoindustrie mit Zöllen belegen. Da geht mir als Linken das Herz auf. Wenn diese alberne Mauer nicht wäre, würde ich den auch wählen.

    • @Ki An:

      Tja - so schnell sollte einem das Herz nicht aufgehen!

      • @Monika Frommel :

        Warum? Er hat in 2 Jahren schon mehr Linkes getan, als alle "Linken" dieser Welt in Jahrzehnten vorher zusammen.

  • Nicht Trump's Fans sind schuld, dass ihm noch nicht Straftaten nachgewiesen wurden, sondern die Inkompetenz des politischen Gegners, die Strafverfolgung inklusive Sonderermittler oder schlicht und ergreifend die Tatsache dass es nichts Belastendes gegen DT gibt.



    Auf der einen Seite heißt es seit DT aufgetaucht ist, er ist dumm, ungebildet, impulsiv, jähzornig, beratungsresistent usw. Und die meisten seiner engsten Vertrauten/Berater seien auch nicht die Creme de la creme. Solche Leute würden bei Straftaten massenhaft Indizien hinterlassen und Fehler machen … und dennoch wurde nichts Gewichtiges gegen DT präsentiert.

  • Manche werden dafür bewundert, dass sie ihr Häufchen irgendwo hinsetzen. Mann sollte es imme auch so kommunizieren.

  • Trump wird halt immer noch unterschätzt. Trump wird jeden Millimeter seiner Wahlversprechen umsetzen koste es was es wolle. (wie die meisten Rechtspopulisten) Und gerade wir in Europa und besonders in Deutschland schlafen immer noch mit einem Haufen Illusionen und ohne irgend etwas in der Hand vor uns hin. ich fürchte es wird ein böses Erwachen geben, da ich nicht sehe daß wir Europäer schon zukunftsfähig sind. Man muß sich nur mal vorstellen Trump und Putin einigten sich auf Einflußzonen in Europa in denen die machen können was sie wollen. Wer wollte sie daran hindern. Und noch einmal Achtung wir sind bedroht

    • @Berhard Bendler:

      "Wir" in Europa sind nicht die Guten und Gerechten. Man spielt dasselbe Spiel und betreibt dieselbe Außenpolitik.



      Auch "wir" sind eine Bedrohung.

  • So sieht's aus. Stellen wir uns darauf ein.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Vor allem wenn man sich seine Herausforderer anschaut: sind alles irgendwie "Helden aus der zweiten Reihe". Die sorgsam vom DNC aufgebauten "Hochkaräter" O'Rourke, Abrams und Gillum treten nicht an. Teils war sie alle das Menetekel "verlorene Midterms" haben; teils aber wohl auch weil sie ihre Chancen gegen Trump als zu gering erachten und deswegen gleich auf 2024 warten.

      Nur ein parteiinterner Herausforderer könnte Trump gefährlich werden. Selbst wenn dieser die Wahl nicht gewinnt; der "Voter split" könnte den demokratischen Kandidaten zur Wahl verhelfen.

      Aber so ein Herausforderer ist bis jetzt weit und breit nicht in Sicht - erstaunlich, da Trump innerhalb der republikanischen Partei alles andere als unumstritten ist.

      Selbstverständlich wird bis 2020 noch viel passieren aber sollte die Situation dann ähnlich wie heute sein dürfte Trump kaum zu schlagen sein.

      • @Der Mann, der unter einem Stein hervorkroch:

        "...da Trump innerhalb der republikanischen Partei alles andere als unumstritten ist."

        Nur in der Führung. Die Basis liebt ihn. Dort hat er exzellente Zustimmungswerte.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Stimmt.

          Aber ein paar Worte zu Trumps Basis: sie ist lange nicht so loyal wie immer kolportiert. Beispiel: auf der STOU sagte Trump das die USA aufgrund der guten Wirtschaftslage so viele legale Einwanderer wie nie zuvor benötigen. Dies stieß vielen seiner Anhänger sauer auf, da sie darin einen Verrat an Trumps eigener "Hire Americans" Agenda sehen. Sie würden sofort zu einen potenziellen rep. Kandidaten, der sowohl bei illegaler wie legaler Einwanderung "tough" ist "überlaufen".

          Und Trumps allgemeine Zustimmungswerte bewegen sich immer zwischen 35 und 50%. Keine guten Werte; allerdings, und dies ist kein Witz, erreicht er bei den Afroamerikanern 30 - 40%. Dies ist für einen weißen Republikaner ein geradezu fantastischer Wert - und ausgerechnet der als Rassist verschriene Trump fährt ihn ein. Auch bei den anderen Minderheiten überperformt Trump, wenn auch nicht so deutlich

          Sollte sich daraus ein Trend entwickeln und der demokratischen Partei der "Minority Vote" abhanden kommen würde es sie in eine existenzielle Krise stürzen. Und dies wäre bei einen zwei Parteien System äußerst schlecht.

          • @Der Mann, der unter einem Stein hervorkroch:

            "Und Trumps allgemeine Zustimmungswerte bewegen sich immer zwischen 35 und 50%."

            Stimmt. Aber ich sprach von der Basis der Republikaner. Dort sieht die Situation ganz anders aus. Gelegentliche Irritationen sollte man lieber nicht überschätzen. Wie oft durften wir in den letzten Jahren lesen, dass Trump erledigt ist?

            Wir müssen lernen, ihn nicht klein zu reden. Nur so kann es gelingen, ihn zu schlagen.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Basis = die untersten 1%? Sein Ex-Anwalt? Wer ist seine "Basis"?

          • @Rudolf Fissner:

            Wir sprachen über die Republikanische Partei. Und damit über die Basis dieser Partei. Dort hat er in Umfragen teilweise eine Zustimmung von über 90%. Ein super Wert. Wenn man ihn schlagen will, darf man das nicht außer Acht lassen. Es ist immer falsch einen Gegner zu unterschätzen. Das haben die Wahlen 2016 deutlich gezeigt.

            Und noch etwas. Trump hat auch seine Position in der Führungsetage Republikaner verbessert. Seine wichtigsten Gegenspieler sitzen nicht mehr im Senat. Er hat mit Hilfe seiner starken Position in der Parteibasis hauptsächlich Kandidaten durchgedrückt, die ihn unterstützen. Man könnte sagen, er hat die Partei immer mehr "trumpisiert". Der Wahlkampf 2020 wird also schwer werden.

  • So ist es gut zusammengefasst.



    Show und Showmaster. Auch auf der Gegenseite.



    Aber es gibt noch einen Faktor für die nächste Wahl, bzw. Wiederwahl. Das ist die wirtschaftliche Entwicklung. Es wird sich zeigen, ob das Steuerstrohfeuer bis nach 2020 reicht, ob die Zölle zuviel beinträchtigen oder ob China beigibt. Geht des DOW runter, geht auch Donald.