Kommentar Rüstungspolitik: Effizienz sticht Verantwortung
Die Verteidigungsministerin fordert neue Rüstungsgüter. Will die SPD das verhindern, steckt sie in einem Dilemma, denn es geht auch um Arbeitsplätze.
D iese erste Runde scheint an die Verteidigungsministerin zu gehen. Die zeigt gerade wieder einmal, wie zielsicher sie die offenen Flanken ihrer Herausforderer ausmacht und strategisch nutzt. Von der Leyen war angezählt, nachdem bekannt geworden war, wie desolat der Zustand der Bundeswehrausrüstung ist.
Auch namhafte SPD-Politiker versuchten die Gunst der Stunde zu nutzen, um die Ministerin zu schwächen. Im Moment sieht es allerdings danach aus, dass nicht die CDUlerin, sondern SPD-Chef Gabriel als moralischer Verlierer aus der Debatte um die Zukunft der deutschen Rüstungsindustrie hervorgehen wird.
Um was es geht: Von der Leyen, ganz effiziente Managerin, will sich aus dem Korsett befreien, die deutsche Rüstungsindustrie durch Subventionen und durch Abnahmegarantien seitens der Bundeswehr in ihrer ganzen Breite zu erhalten. Ihr Argument: Heute sind deutsche Produkte nur noch in wenigen Schlüsseltechnologien zwingend notwendig. In anderen Bereichen könne man nach Preis-Leistungs-Kriterien entscheiden und international auf Einkaufstour gehen.
Argumente, die einen SPD-Politiker in die Bredouille bringen. Denn in der Konsequenz heißt das entweder einen deutlichen Abbau in einer Branche, an der mindestens 100.000 Arbeitsplätze hängen - oder aber mehr Waffenexporte. Genau das aber versprach Gabriel vor der Bundestagswahl zu verhindern und scheint es auch umsetzen zu wollen.
Eine Verteidigungsministerin, die nur an ihr Ministerium denkt, muss sich der moralischen Frage nach Rüstungsexporten nicht stellen. Eine Kanzlerin schon. Es sei denn, sie vertritt die gleiche Haltung wie die amtierende. Die hat mit Waffenexporten kein Problem. Im Gegenteil: Noch nie waren so viele deutsche Waffen in weltweiten Kriegen im Einsatz.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund