Kommentar Report zur Hühnerhaltung: Wenn Eier, dann Bio
Foodwatch zeigt Mängel in allen Haltungsformen für Legehennen auf – auch bei Bio. Aber Veganismus ist keine Option und Öko das kleinste Übel.
M üssen wir jetzt aufs Frühstücksei verzichten? Nicht einmal das Bio-Siegel garantiere eine „tiergerechte Haltung“, kritisiert die Verbraucherorganisation Foodwatch in einem am Donnerstag vorgestellten Report. Das kann man so sehen. Denn selbst der schönste Stall ist nicht artgerecht, weil auch er die Hühner ihrer Freiheit beraubt. Auch werden sie in jeder Haltungsform am Ende getötet.
Aber nur eine winzige Minderheit der Bevölkerung will aus ethischen Gründen ernsthaft Tieren das gleiche Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit zugestehen wie Menschen. Und wer nicht Nahrungsergänzungsmittel wie Pillen zu sich nimmt, muss etwa zu Hühnereiern, Rindfleisch oder zu Käse greifen. Schließlich ist das lebenswichtige Vitamin B12 natürlicherweise in diesen tierischen, aber nicht in pflanzlichen Lebensmitteln enthalten. Pech für Veganer.
Wenn also Eier, dann bleibt Bio die erste Wahl. Immerhin kann auch Foodwatch nicht belegen, dass Ökohennen bei schlechterer Gesundheit seien als konventionelle. Ähnlich äußert sich sogar ein Wissenschaftler, den der Verband zitiert. Sicher aber ist, dass nur Bioküken die Schnäbel nicht gekürzt werden dürfen. Dass Ökotiere mehr Platz im Stall und besseren Zugang nach draußen als Hennen in konventioneller Freilandhaltung haben müssen. Und dass es in der herkömmlichen Boden- oder Kleingruppenhaltung gar keinen Auslauf gibt.
Selbstverständlich ist auch in Ökobetrieben einiges faul: Beispielsweise töten selbst Biobrütereien die männlichen Küken von Legehennen-Rassen kurz nach dem Schlüpfen. Gut, dass Organisationen wie Foodwatch das immer wieder bemängeln. Nur so werden Politik und Wirtschaft solche Missstände beheben. Aber darüber sollte man nicht vergessen: Bio ist im Schnitt immer noch besser als der konventionelle Rest.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu
Er wird nicht mehr kommen