Kommentar Monsanto-Übernahme: Ein gefährlicher Lobbygigant
Die Bayer-Monsanto-Fusion zu erlauben war ein Fehler. Denn so entsteht ein Riesenlobbyist für eine umweltschädliche Turbolandwirtschaft.
D ie EU-Kommission hat einen schweren Fehler begangen, indem sie die Fusion der Agrarchemiekonzerne Monsanto und Bayer genehmigt hat. Denn damit hat die Behörde der Bildung des größten Lobbyisten für die umweltschädliche Turbolandwirtschaft in Europa zugestimmt.
Schließlich ist das US-Unternehmen Monsanto weltweit der größte Hersteller von gentechnisch verändertem Saatgut. Die meisten dieser Pflanzen sind so manipuliert, dass sie Pestizidduschen überstehen. Deshalb spritzen die Bauern umso mehr dieser Gifte, die die Artenvielfalt gefährden. Monsanto ist auch Vorreiter bei konventionellem Hochleistungssaatgut, das oft besonders krankheitsanfällig und damit pestizidbedürftig ist. Und der Konzern hat das meistverkaufte Ackergift, das unter Krebsverdacht stehende Glyphosat, auf den Markt gebracht.
All diese Themen werden für das Leverkusener Unternehmen Bayer durch die Fusion noch wichtiger. Das gilt besonders für die Gentechnik, die für europäische Saatgutfirmen bislang eine untergeordnete Rolle spielte. Mit der Monsanto-Übernahme durch Bayer wird ein deutscher Riesenkonzern großes Interesse daran haben, für Gentech-Pflanzen zu lobbyieren – weil deutsches Kapital und Arbeitsplätze auf dem Spiel stünden. „Baysanto“ könnte zum Beispiel noch wirkungsvoller dafür kämpfen, dass die EU die Zulassung von Pflanzen erleichtert, die mit neuen Gentechnik-Methoden erzeugt wurden. Diesem Druck könnten sich Politiker in Europa künftig nicht mehr so leicht entziehen wie derzeit, wo es zu einem großen Teil nur um die Pfründen einer miserabel beleumundeten Firma aus St. Louis, Missouri geht.
Solche Auswirkungen spielten bei der Fusionskontrolle durch die EU bislang keine Rolle. Deshalb konnte die Kommission gegen Baysanto kein Veto wegen zu großer Lobbymacht einlegen. Daraus sollte sie vor allem eine Lehre ziehen: Sie muss dringend Gesetze vorschlagen, nach denen sie künftig auch aus umweltpolitischen Gründen Fusionen untersagen darf.
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