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Kommentar Kandidaten für Rot-Rot-GrünUnd der Sieger ist…

Lukas Wallraff
Kommentar von Lukas Wallraff

Bei Personalentscheidungen auf Bundesebene, die bei SPD, Linken und Grünen anstehen, könnte es spannend werden. Wird es aber wohl nicht.

Sigmar Gabriel, seit gefühlten dreißig Jahren SPD-Chef – und unbeliebter denn je Foto: reuters

W ow, die Aussichten auf die Bundestagswahl werden immer interessanter! Es gibt vielleicht doch noch die Möglichkeit, eine neue Regierung ohne CDU/CSU zu bilden, nämlich Rot-Rot-Grün, von Insidern auch liebevoll-kryptisch R2G genannt. Vielleicht kommen die noch verbliebenen Linksliberalalternativen jetzt endlich mal in Schwung.

So konnte man nach der Berlin-Wahl und dem Entschluss zu einer entsprechenden Testkoalition in der Hauptstadt denken. Auch im Bund schienen die neuen Verhältnisse neue Vorstellungen zu wecken.

Die ersten Personalentscheidungen, die sich jetzt bei SPD, Linkspartei und Grünen abzeichnen, pusten den leisen Hauch von Enthusiasmus aber sofort wieder davon. Langweiliger und trostloser könnte die Kandidatenkür nicht losgehen: Der mächtigste SPD-Verband NRW plädiert für – na? Richtig: Sigmar Gabriel, seit gefühlten dreißig Jahren SPD-Chef und unbeliebter denn je. Bei den Linken stellen sich Sahra Wagenknecht (links) und Dietmar Bartsch (rechts), deren konträre Ansichten seit dem Mauerfall bekannt sind, vorsichtshalber gleich mal selbst auf. Und glauben damit durchzukommen.

Hallo?! Basisbeteiligung? Vorwahlen? Wenigstens offene Debatten, in deren Verlauf inhaltliche und personelle Überraschungen möglich wären? In denen die KandidatInnen gezwungen wären, für ihre Ideen zu werben, bevor sie sich den WählerInnen stellen? Schon mal von Sanders, Corbyn oder den französischen Sozialisten gehört, die mit parteiinterner Mitbestimmung neues Interesse und neue Mitglieder anwarben? Hier offenbar nicht erwünscht. Könnte ja die mühsam zusammengeflickten Flügel stören.

Bei den Grünen wird immerhin auf offener Bühne gekämpft. Das Ergebnis ist aber auch nur bei den Männern offen. Der Frauenplatz ist bereits für Katrin Göring-Eckardt reserviert. Und die steht für vieles, aber sicher nicht für neue linksliberalalternative Ideen.

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Lukas Wallraff
taz.eins- und Seite-1-Redakteur
seit 1999 bei der taz, zunächst im Inland und im Parlamentsbüro, jetzt in der Zentrale. Besondere Interessen: Politik, Fußball und andere tragikomische Aspekte des Weltgeschehens
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8 Kommentare

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  • "...und so einen Bürgerkrieg zu entfesseln."

    War die niedrige Anzahl der Muslime nicht immer auch gerade ein Argument gegen die Islamophobie - und jetzt "Bürgerkrieg"? Und, seit wann gehört die Türkei zu Europa?

  • Wie wäre es, wenn die drei einen gemeinsamen parteifremden und glaubhaften Kandidaten aufstellen würden, z.B. Martin Sonneborn

  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    SPD würde die Fortsetzung der GroKo jeder anderen (realistischen) Option vorziehen - man kann sich wirtschaftsfreundlich profilieren, schließlich möchte man auch nach der Politkarriere nützlich sein.

    Die Grünen dürften die gleichen Erwägungen anstellen.

     

    RRG hätte auch medial ein so schweren Stand. Man kann sich bei jedem bisschen sozialeren, arbeitnehmerfreundlicheren Gesetz die ganze Propaganda buchstäblich vorstellen. Wenn dann noch die Arbeitslosigkeit konjunkturbedingt anstiege...

  • Mit Sigmar Gabriel als K-Kandidat wird es bei der BT-Wahl ALLES geben -

    nur keine(n) Sieger.

     

    MfG

    biggerB

  • 3G
    32795 (Profil gelöscht)

    RotRotGrün ist tot.

     

    Die SPD verliert ihr Wählerpotential aus der modernen Arbeiterschicht nach rechts. Die Linke und die Grünen können diese Verluste nicht durch entsprechende Zugewinne kompensieren.

     

    CETA, Erbschaftssteuer, Flüchtlingspolitik, usw. Die SPD demontiert sich gerade selbst und alles was ihr einfällt ist den Kampf gegen Rechts zu institutionalisieren. Damit gewinnt sie aber keine Wählerstimmen zurück.

     

    Die SPD ist zerrissen. Die Wählerschaft passt nicht zum Kurs. Anstatt den Kurs zu ändern hofft man die Wähler würden bald Vernunft annehmen.

     

    So wird das nichts mit R2G. Ohne eine starke SPD ist das nur ein Luftschloß.

     

    Viele Linke sahen das klassische Publikum der SPD schon immer mit gemischten Gefühlen. Aber so unschön es auch ist, ohne dieses Publikum gibt es keine linke Mehrheit im Bund.

     

    Die EU steht kurz vor dem Aus (wenn Le Pen in Frankreich die Wahl gewinnt dürfte es soweit sein). In den Niederlanden steht ein Wilders bereit die Muslime aus dem Land zu jagen und so einen Bürgerkrieg zu entfesseln. In Osteuropa formiert sich ein reaktionärer Block. In der Türkei entsteht gerade ein Gottesstaat. Der Euro ist angezählt. Eine neue Finanzkrise steht vor der Tür.

     

    Und was tun die linken Parteien hierzulande? Sie wahnwichteln von R2G und widmen sich schon mal der Suche nach linken Spitzenkandidaten...

  • 2G
    24636 (Profil gelöscht)

    Linkischer Kommentar. Wir haben 2017 die Wahl zwischen Frau Weiter-So und Herrn Mir-doch-egal. Wem da nicht warm ums Herz wird, der hat doch wohl keins.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Meinetwegen auch k2R, Hauptsache ohne Gabriel, den SPD-Killer.

    • @571 (Profil gelöscht):

      k2R Das rettet mir den Tag