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Kommentar Holocaust-GedenktagRituale allein reichen nicht

Silke Mertins
Kommentar von Silke Mertins

Antisemitismus nimmt zu, die Erinnerungskultur hat versagt. Solange der Staat jüdische Kinder nicht schützt, sollte er Privatschulen für sie bezahlen.

Ein Mann mit Blumen vor einem Gedankstein in Teltow, Brandenburg (Archivbild 2015) Foto: dpa

E s gibt nicht vieles, auf das man in Deutschland so stolz ist wie auf die Erinnerungskultur und die Aufarbeitung des Holocaust, dem größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte. Gedenkstätten, Mahnmale, Stolpersteine, Gespräche mit Zeitzeugen, eine Vielzahl an Dokumentationen und Veranstaltungen. Am heutigen 27. Januar, dem Holocaust-Gedenktag, ist es wieder so weit. Politiker werden sagen, dass der Völkermord an den Juden eine unfassbare moralische Katastrophe war, aus der die immerwährende Verantwortung Deutschlands erwachse, so etwas nie wieder zuzulassen. Wehret den Anfängen!

Das Problem ist nur: Niemand wehrt den Anfängen. Antisemitismus ist heute im deutschen Alltag wieder so verbreitet und so laut, dass nicht wenige jüdische Eltern ihre Kinder anweisen, in der Schule lieber nicht zu sagen, welcher Religion sie angehören. Denn wer es tut, dem kann es ergehen wie dem 14-jährigen Jungen an der Gemeinschaftsschule Friedenau in Berlin, der von seinen muslimischen Mitschülern gemobbt, verprügelt und schließlich scheinhingerichtet wurde. Dutzende ähnliche Fälle werden auch aus anderen Teilen Deutschlands berichtet.

Die Vertreter des Staats reagieren durchweg mit bemerkenswerter Gleichgültigkeit. In Dresden waren es dann auch nicht Lehrer, sondern eine Schülerin, die ihre Klassenkameraden wegen Volksverhetzung anzeigte. In ihrer Klasse war es unter anderem cool geworden, den Handyakku auf 88 Prozent zu laden – 88 ist der Nazi-Code für „Heil Hitler“ – und Bilder von Rauchwolken als „jüdische Familienfotos“ zu bezeichnen.

Nun soll die Bundesregierung einen Antisemitismusbeauftragter berufen. Und die Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli fordert neuerdings einen verpflichtenden Besuch in einer KZ-Gedenkstätte für alle Schüler und Neubürger. Beides sehr ehrenwert. Doch soll das ernsthaft eine Strategie gegen Antisemitismus sein? Der Leiter der Gedenkstätte Sachsenhausen, Günter Morsch, wehrt sich gegen die Vorstellung, NS-Gedenkstätten als anti­faschistische Durchlauferhitzer zu verstehen. Zu Recht.

Solche Forderungen zu erheben und einen neuen Beauftragten einzusetzen, ist leichter als sich das Unvermeidbare einzugestehen: Die deutsche Erinnerungskultur ist gescheitert. Ihr ist es auch nach Jahrzehnten nicht gelungen, Antisemitismus zurückzudrängen. Alte antisemitische Klischees wie das des Kindermörders und Brunnenvergifters tauchen beim Antiisraelismus und Antizionismus sogar neu und immer enthemmter auf. Es scheint, als wäre ein Damm gebrochen.

Dennoch wird in den Schulen häufig die NS-Vergangenheit noch immer so unterrichtet, als habe man es, die Herkunft der Schüler betreffend, mit homogenen Klassen zu tun. Dabei liegt seit Jahren auf der Hand, dass für Schüler aus muslimischen Ländern andere Konzepte und Anknüpfungspunkte gebraucht werden. Ähnliches dürfte auf die Kinder aus russlanddeutschen Aussiedlerfamilien zutreffen, eine Minderheit, die überproportional stark in der AfD zu finden ist.

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und rund um die Uhr bei Facebook und Twitter.

Tatsache ist, dass 73 Jahre nach Auschwitz ein jüdisches Kind nicht gefahrlos auf eine ganz normale deutsche Schule gehen kann. Die betroffenen Familien weichen auf jüdische wie nichtjüdische Privatschulen aus. Auch der antisemitisch gemobbte Junge aus der Gemeinschaftsschule Friedenau geht inzwischen auf eine solche Privatschule. Dass die Eltern selbst für die Schulgebühren aufkommen müssen, ist so skandalös und beschämend wie das antisemitische Mobbing selbst. Solange der Staat und seine Institutionen den Schutz jüdischer Schulkinder nicht sicherstellen können, wäre es das Mindeste, diese Kosten zu übernehmen.

Stattdessen werden Reden gehalten und Kränze niedergelegt. Erinnerungsrituale können wichtig sein, sogar identitätsstiftend. Aber wenn sich der Kampf gegen Antisemitismus auf sie verengt, sind sie bedeutungslos.

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Silke Mertins
Redakteurin Meinung
Kommentatorin & Kolumnistin, Themen: Grüne, Ampel, Feminismus, Energiewende, Außenpolitik
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60 Kommentare

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  • Noch einmal nschließend an "Rituale allein reichen nicht" sollte man sich einmal mit der Frage auseinander setzen, welches Bild von jüdischen Menschen wir gerade in DE haben und pflegen. Dieses Bild ist m.E. extrem und fast ausschließlich gekennzeichnet durch den Faschismus und der postfaschistischen Ära, wo die Nazis in der Justiz erfolgreich verhinderten, dass Nazis vor Gericht Rechenschaft ablegen mussten.

     

    Juden haben jahrhunderte bzw. über eineinhaltausend Jahre das Leben mit geprägt, es gab also ein jüdisches Leben V O R dem Holocaust. Sprachen nicht tausende Juden Jiddisch? Eine Sprache aus dem Mittelhochdeutschen. Es hat viel zu lange gedauert, bis die verbrannten Bücher z.B. von Feuchtwanger oder Heine wieder viel zu langsam neu aufgelegt wurden. Manche jüdische Schriftsteller oder Künstler sind in der Versenkung durch die Nazibarbarei geblieben. Die Geschichte der Namensgebung der UNI Düsseldorf zeigt ein geradezu beschämendes Bild, weil einflussreiche Kräfte den Namen Heine nicht akzeptierten.

     

    Viel wichtiger als Gedenkstätten sind m.E. reale Orte jüdischen Lebens VOR der Naziherrschaft. Es existieren so viele Fotos von Nazis, die an den Schaufenstern jüdischer Kaufläden "Kauft nicht bei Juden!" geschmiert hatten. Aus Erfahrung weiß ich, wie beeindruckend für junge Menschen die Recherche vor Ort ist. Da wird selbst bei kleinen Beispielen deutlich, dass Juden als ganz normale Menschen das Leben mit geprägt haben und es auch ein Leben ohne Opferrolle gab, wenngleich es Judenprogrome oder Sondergesetze schon lange vor der Nazibarbarei gab.

     

    Meine Mutter hatte mir als Kind oft erzählt, welche deportierten Familien im Ort einmal in welchen Häusern gelebt hatten. Sie sprach über die Menschen, die für mich plötzlich Gestalt annahmen. Umso schmerzlicher empfindet man dann das Schicksal dieser Menschen.

    Womöglich sagt die Geschichte z.B. von Anne Frank mehr aus als eine Gedenkstätte und wirkt deutlich nachhaltiger.

  • Eine Art Holocaust. Auch Deutsche Kinder waren davon betroffen.

     

    Wie Hitler sich an den Kindern der Verschwörer rächte. Der Rachedurst der Nazis war kaum zu stillen: Nach dem Umsturzversuch am 20. Juli 1944 wurden die Täter hingerichtet - und ihre Kinder verschleppt. In einem Heim sollte ihr altes Leben ausgelöscht werden.

    http://www.spiegel.de/einestages/stauffenberg-attentat-auf-adolf-hitler-am-20-juli-1944-was-geschah-mit-den-kindern-a-1158495.html

  • Adolf Hitler hatte im Oktober 1939 mit einem Schreiben, das auf den Kriegsbeginn zurückdatiert war, die Ermächtigung zu ihrer Ermordung gegeben: Unter dem Codenamen "Aktion T4" (nach dem Sitz der Organisationszentrale in der Berliner Tiergartenstraße 4) begannen die Nationalsozialisten zusammen mit Ärzten und Pflegekräften den systematischen Massenmord an Menschen, deren Leben sie als "nicht lebenswert" betrachteten.

     

    Bis 1941 wurden 70.000 Menschen in Anstalten vergast oder durch Medikamente und Giftspritzen getötet. 1941 stellte Hitler das offizielle Euthanasieprogramm ein. Grund dafür war auch eine Protestrede von Bischof Clemens August Graf von Galen gegen die Euthanasie, die Unruhe in der Bevölkerung hervorgerufen hatte. Die Morde wurden jedoch in öffentlichen Pflegeanstalten fortgeführt. Insgesamt sollen bis Kriegsende 300.000 Menschen in Europa der "Euthanasie" zum Opfer gefallen sein.

    http://www.bpb.de/politik/hintergrund-aktuell/241450/holocaust-gedenktag

  • "Rituale allein reichen nicht. Antisemitismus nimmt zu, die Erinnerungskultur hat versagt. Solange der Staat jüdische Kinder nicht schützt, sollte er Privatschulen für sie bezahlen."

     

    Hitler hat viele Bevölkerungsgruppen diskriminiert und vernichtet, nicht nur aufgrund der Rasse und Herkunft. Dazu zählen nicht nur Juden, Sinti und Roma. Dazu zählen auch Obdachlose Menschen.

     

    Einberufung eines bestimmten Beauftragten ist nicht hinreichend ist. Es dürfen keine Bevölkerungsgruppen diskriminiert werden, wie:

     

    -Flüchtlinge - ohne Anrecht auf Familie,

    -Migranten - ohne gleiche Rechte wie Bürger,

    -Obdachlose Menschen,

    -Wirtschfts-Obdachlose aus EU,

    -Arbeitslose Menschen, die sanktioniert oder zum Umzug von „Sozial“-Behörden gezwungen werden,

    -kranke Menschen z.B. psychisch kranke Menschen,

    -Pflegebedürftige Menschen,

    -Alte Menschen, die um zu überleben Flaschen sammeln,

    -Mieter mit niedrigem Einkommen, die zwar Menschen sind, aber wie Sachen oder Gegenstände zwangsgeräumt und weggeräumt werden, wie Rosemarie Fliess,

    -Menschen mit Behinderungen,

    -Frauen, die gezwungen sind, sich zu prostituieren.

  • Am Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus hat das Land Baden-Württemberg bei einer zentralen Gedenkfeier der Zentren für Psychiatrie an die Massenmorde an Patienten erinnert.

    Weinsberg. Sozialminister Manne Lucha (Grüne) weihte dazu im Zentrum für Psychiatrie Weinsberg (Kreis Heilbronn) eine Gedenktafel ein, wie sein Ministerium am Samstag mitteilte. Zur Zeit des Nationalsozialismus waren von dort 908 Menschen in die Tötungsanstalt Grafeneck (Kreis Reutlingen) deportiert worden. Die heutige Gedenkstätte Grafeneck erinnert daran, dass dort 1940 mehr als 10 000 psychisch kranke und geistig behinderte Menschen mit Gas getötet wurden.

    https://www.neckar-chronik.de/Nachrichten/Landesregierung-erinnert-an-Nazi-Verbrechen-in-Psychiatrie-361730.html

  • 8G
    82732 (Profil gelöscht)

    In so einigen Kommentaren weiter unten wird vom Mobbing eines Berliner Kindes -vermutlich mit deutschem Pass- ein Link zur Politik der aktuellen israelischen Regierung hergestellt. So so...

     

    Mal eine Parallele:

    Sind es nicht normalerweise rechte Hetzer (!), die bei einem von ihnen als "nicht richtig deutsch" Angesehenen einen sowieso 'Hintergrund' oder bspw. muslimischen Glauben herausstellen, wenn es gerade ins Konzept passt!?

     

    Und Linke, die dann fragen, ob es denn Deutsche erster und zweiter Klasse geben solle!?

     

    Wer also bei einem Berliner Schüler mit deutschem Pass den jüdischen Hintergrund hernimmt, ihn als eigentlich Israeli und "nicht so ganz richtig deutsch" ansieht, der ...

    ... macht eigentlich das gleiche wie rechte Hetzer.

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    Interessanterweise sind es immer die "Israelkritiker" und "Antiszionisten", die ganz besonders betonen, das eine Kritik an Israel ja nicht "die Juden meine".

     

    Wenn es dann aber um misshandelte jüdische Schüler in Berlin und Antisemitismus in Deutschland geht, (und nicht in Israel) dann wird der Spieß umgedreht und Israel ist schuld am Hass auf Juden in Berlin.

     

    Bestechende Logik.

     

    Israel war überhaupt nicht das Thema dieses Textes, aber jeder zweite Kommentar bezieht sich auf die israelische Politik und man ist sich hier auch nicht zu schade dafür eine Verbindung herzustellen, zwischen einem israelischen Sänger und einem misshandelten Jugendlichen in einer berliner Schule.

     

    Bitter, ganz bitter.... und irgendwie beängstigend....

    • 8G
      82236 (Profil gelöscht)
      @6474 (Profil gelöscht):

      Wenn es um Judenhass bei Moslems geht, kann man den israelisch-palästinensischen Konflikt nicht ausblenden. Wenn aber deutsche Antisemiten, diesen Konflikt benennen, sind das nur vorgeschobene Gründe. Der arabische Judenhass und der europäische Antisemitismus haben nicht die gleichen Wurzeln. Der arabische Judenhass ist vornehmlich poltitisch geprägt, während der europäische Antisemitismus rassistisch geprägt ist.Der religiöse Antisemitismus ist in Westeuropa nicht mehr existent.

      In Osteuropa ja und die Kinder werden damit gross.

      • 6G
        6474 (Profil gelöscht)
        @82236 (Profil gelöscht):

        In zwei Punkten stimme ich dir zu, in einem widerspreche ich bzwn natürlich hat der arabische Judenhass auch eine politische Komponente

         

        Allerdings war der arabische Antisemitismus auch schon vor der Gründung Israels existent und Pogrome gegen Juden gab es auch schon im 18ten Jahrhundert in muslimischen Ländern.(Wenngleich zu dieser Zeit auch nicht im selben Ausmaß wie in Europa)

  • 8G
    82236 (Profil gelöscht)

    Der Antisemitismus von Moslems ist natürlich eine Übertragung des israelisch-palästinensischen Konflikts in den Klassenräumen. Ich habe schon mehrfach erwähnt, dass in bestimmten Banlieus in Frankreich die Schoah nicht mehr unterrichtet werden kann, weil die Lehrer die gesamten Schüler und die Eltern gegen sich aufbringen. Das passiert in Schulen, wo salafistisch durchsetzte Elternbeiräte es geschafft haben, dass es nur noch Halal in den Schulkantinen gibt. Der Staat ist hilflos und sieht zu wie diese Terretorien der Republik verloren gehen, irgendwann muss, wie der algerische Schriftsteller und Islamismuskritiker Boualem Sansal, sagt der Staat diese Terretorien mit Waffengewalt zurückerobern.

    Dass aber auch Deutsche zunehmend antisemitisch reagieren, ist noch besorgniserregender, weil es dafür nicht wie im israelisch-palästinensischen Konflikt poltischen Gründe gibt, sondern nur rein rassistische. Denn bei den arabischen Judenhassern kann man davon ausgehen, dass sich das theoeretisch mit der Beilegung des Konflikts von selbst erledigt, wobei man davon ausgehen muss, dass je länger man wartet desto komplizierter die ganze Sache wird und der Hass sich von Generation zu Generation verschärfen wird, das sollte auch den Hardlinern in Jerusalem klar werden.

    Für den deutschen Antisemitismus gibt es keine politische Lösung, sondern nur Erziehung und dazu gehört auch Bestrafung bei besonders schweren Vergehen. Der NSU Prozess hat nicht die gewünschte erzieherische Wirkung gehabt, das ist schade. Der Film in the fade könnte didaktisiert werden und als Aufhänger für eine Aufklärungsarbeit dienen. In Frankreich hat der Prozess um Klaus Barbie eine sehr grosse Wirkung gezeigt und die Filmaufnahmen wurden auch didaktisch verwendet, leider spricht das die muslimischen Kinder nicht an. Was bei uns noch hinzukommt, ist die Rolle der jüdischen Gemeinde während des Algerienkriegs, die fast zu 100% für eine Algerie française war. Das ist auch noch nicht zufgearbeitet worden.

    • 8G
      82236 (Profil gelöscht)
      @82236 (Profil gelöscht):

      Privatschulen sind keine Lösung und schützen auch die Schüler nicht immer, wie die Ereignisse bei uns in Toulouse gezeigt haben.

      Auf dem staatlichen Gymnasium, wo ich unterrichte gibt es Neuhebräisch und Arabisch Klassen mit gemeinsamen Projekten. Auch das ist ein Ansatzpunkt. Daniel Berenboim hat vorgemacht wie es geht. Leider richten sich solche Projekte zur Zeit nur an eine Elite.

      Aber wie gesagt, wenn der Staat bei der Erziehung versagt, muss es die Polizei oder wie bei den französischen Banlieues die Armee ausbügeln. Und wer will den schon brasilianische Verhältnisse in Europa?

  • Was für eine kranke Gesinnung. Als ob nicht das Unterrichten jüdischer Kinder auf Privatschulen, zu sogenannten "Judenschulen" führt. Das ist ja eine sehr moderne Form der Separation.

     

    In der BRD hat man nichts aus der Geschichte gelernt. Verdrängen, relativieren, umschulden - das war die Form der "Vergangenheitsbewältigung". Dieses unerträgliche Einschleimen in die aggressive Politik der israelischen Staatsführung. In Belgien wird wenigstens über die israelische Friedensbewegung berichtet. Aber in der BRD ist Kritik an der Politik Israels gleich Blasphemie.

     

    Natürlich war ich glücklich als 1967 der Sechstage-Krieg vorüber war und mein ehemaliger Klassenkamerad nicht mehr in den Krieg zog. Aber ich wäre ebenso glücklich gewesen, wenn ein Klassenkamerad aus den arabischen Gebieten ringsum nicht für diesen Irrsinn gefallen wäre.

     

    Diese sterile und "ausgewogene" Art mit der die Nachkriegsschülergenerationen in den Schulen mit der Nazi-Epoche konfrontiert wurden, hat dazu geführt dass heute ein völlig falsches Bild von den Ursachen entstanden ist.

     

    Da wird immer noch mit Hilfe des psychotischen Antikommunismus die Nazizeit als "halb so schlimm" im Vergleich zu Stalin dargestellt. Protagonist ist der "Veldensteiner Kreis", dem u.a. auch Backes & Konsorten angehören.

     

    Der Antisemitismus ist nur eine Spielart der Diskriminierung und Aggressionsentladung. Jede Untertanengesellschaft braucht Sündenböcke um sich selbst aufzuwerten. Das ist in der BRD nicht anders als heute in Russland.

     

    Bis zur "Wiedervereinigung" 1990 traute sich das rechte Gesocks nicht in die Öffentlichkeit zu drängen. Man muckerte in Springers Presseerzeugnissen. Wenn die Bürger eben nicht so wahnsinnig bequem und selbstgerecht wären, dann hätten sie dieses Grobzeug auch weiterhin klein gehalten anstatt es salonfähig zu machen.

  • Solange die sozial_psychologische Funktion des Antisemitismus in den autoritären Gesellschaften (egal ob christlich oder muslimisch) und die Anknüpfungspunkte der Ressentiments nicht erörtert werden, bleiben Morallektionen wirkungslos.

    • @aujau:

      Man könnte ja auch den Autoritatismus abbauen und die Ventilfunktion von Antisemitismus würde wegfallen.

      • @El-ahrairah:

        Das meint auch eine schonungslose Benennung der Elemente der Gewaltkultur im Alltag der antisemitischen Gesellschaften und der Ausnutzung der Folgen für Herrschaftszwecke. Die Menschen würden sich endlich klar, wie sie mit Rassismus und Antisemitismus gegen ihre eigenen Interessen handeln.

  • „Es gibt nicht vieles, auf das man in Deutschland so stolz ist wie auf die Erinnerungskultur und die Aufarbeitung des Holocaust, dem größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte.“

     

    Nöö. Da gibt es leider nur sehr wenig, worauf man hier wirklich stolz sein könnte. Die hunderttausendste Sendung zu Hitlers Hundeliebe und seine verletzliche Psyche sollte man tunlichst nicht mit „Aufarbeitung des Holocaust“ verwechseln. Die allermeisten Täter haben sich auf dem Hintergrund eines kollektiven Vergessenwollens äußerst erfolgreich ihren Strafen und der Aufklärung entziehen können. Nicht wenige von denen haben in den Institutionen Nachkriegsdeutschlands tatkräftig daran mitgearbeitet, das dies weitgehend geräuschlos gelingen konnte. Wenn es heute vereinzelt doch mal zu einer Anklage gegen einen der Täter kommt, der ohnehin schon mit einem Bein im Grab steht, dann ist das zwar richtig und recht und billig, zeigt aber auch nur, dass die „Aufarbeitung“ bis dahin von staatlicher Seite überwiegend unerwünscht war und ganz gezielt vernachlässigt wurde. Hätte es in der bundesdeutschen Nachkriegsgesellschaft jemals eine ernsthafte konkrete „Aufarbeitung des Holocaust“ gegeben, man müsste heute gar nicht über Polizeischutz für jüdische Einrichtungen reden. Den Merkels und Gabriels, die sich bei solchen Gelegenheiten gern seifenopernartig als Leuchtturm-Antifaschisten präsentieren, hört ihnen ruhig aufmerksam zu, aber nicht ohne immer genügend Kotztüten dabei zu haben. Nehmt sie beim Wort - sie selbst werden es sicher nicht tun - soviel ist mal gewiss.

  • Einfach Kindern auf Privatschulen das gleiche Geld zukommen lassen wie auf den staatlichen. Dann wären bis auf ein paar Außnahmen auch keine diese Lücke stopfenden Schulgelder mehr nötig für Privatschulen und jedes Elternteil könnte nicht nur wegen rechter Mobbing Kids seine Kinder auf eine Schule der Wahl schicken.

  • 4G
    41270 (Profil gelöscht)

    Falscher Ansatz!

     

    Für Gerechtigkeit im gelobten, Heiligen Land sorgen, die Ungerechtigkeit dort beenden.

     

    Rechte Regierung auch dort diffamieren, an den Pranger stellen.

     

    Abgewanderte Israelis in DE Gehör schenken, warum sie es in ihrem Land nicht mehr aushalten.

     

    Erst dann, und erst dann nimmt man Israel als einen gerechten, demokratischen und liebenswerten Staat wahr.

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @41270 (Profil gelöscht):

      Ein jüdischer 14 jähriger berliner Schüler wird gequält und zusammengeschlagen und deshalb muss man erstmal die israelische Politik ändern. Nee, is klar...

       

      Ich gehe jetzt erstmal ein paar russische Kinder verprügeln in der hoffnung das Putin dann seine Politik ändert und schein-exekutiere einen iranischen Jugendlichen für die Politik des Landes.

       

      Ich liebe die Logik der deutschen "Antizionisten". ..Gänsefüßchen

    • 4G
      42682 (Profil gelöscht)
      @41270 (Profil gelöscht):

      Die Religion darf nicht mit der Politik des Staates Israel vermischt werden.

       

      Es kann und darf nicht sein, dass jüdische Kinder auf Privatschulen unterrichtet werden, da es ansonsten nicht klappt.

       

      Warum setzt man nicht da an, wo es augenscheinlich Probleme gibt.?Warum werden die muslimischen Mitschüler im genannten Fall nicht hart bestraft? Warum werden sie bei Wiederholung nicht angeklagt und der Schule verwiesen? Wieso wird den Eltern nicht klar gemacht, dass dieses Verhalten hier nicht geduldet wird und sie eventuell ihr Aufenthaltsrecht verlieren?

       

      Warum wird nichts gegen Täter getan,egal aus welchem Umfeld sie kommen?

       

      Zu den größten Verbrechen der Menschheit, zähle ich auch den Sklavenhandel, die Tötung der Urbevölkerung in Amerika und anderen Ländern.

       

      Wie geht es den Überlebenden dieser Massaker heute?

      Die Täter werden geduldet, und die Opfer fallen durch sämtliche Raster.

    • @41270 (Profil gelöscht):

      Es müsste eine Allianz der deutschen Linken mit der israelischen Linken geben anstatt einen Allianz der deutschen Linken mit der israelischen Rechten.

       

      Eine gemeinsame linke Bekämpfung der Probleme kann Antisemitismus den Boden rauben und diejenigen die ihren Antisemitismus hinter Israelkritik verstecken enttarnen

       

      Gerade Juden haben in Deutschland eine aufklärerische Tradition gelebt solange wie jüdische Kultur noch verbreitet war

      • @Oskar:

        "Es müsste eine Allianz der deutschen Linken mit der israelischen Linken geben anstatt einen Allianz der deutschen Linken mit der israelischen Rechten."

         

        Ich würde gerne klarstellen, dass diejenigen, die sich als Linke bezeichnen und mit den Rechten in Israel eine Allianz bilden, keinesfalls repräsentativ für Linke in DE sind. Diese Linke war noch nie antisemitisch, jedoch distanzierte sie sich durchaus dann von der Politik Israels, wenn diese mal wieder mit den Rechten der Palästinenser kollidierte.

         

        Die vermeintlich linken Wadenbeißer Netanjahus in DE, die auch beinhart unkritisch gegenüber den USA sind, kann man doch nicht ernstr nehmen. Die benehmen sich wie Agent Provocateurs innerhalb der Linken.

        • 6G
          6474 (Profil gelöscht)
          @Rolf B.:

          Haha....

          wie als ob die Linke irgendwelche Agent Provocateurs bräuchte um sich selbst zu zerfleischen.

           

          Aber schön das sie ihrem Stuhlkreis treu bleiben.

        • @Rolf B.:

          Naja deren Redeverbote funktionieren allerdings innerhalb der Linken. Veranstaltungen zum Thema Nahost wurden schon deswegen abgebrochen- Antifaschisten, linke Aktivisten bedroht und teilweise körperlich angegriffen. Teilweise wurden Leute bedroht weil sie Plakate gegen TTIP aufgehängt haben

           

          Die Antideutschen Positionen werden unterschätzt.

          • 6G
            6474 (Profil gelöscht)
            @Oskar:

            Jup, genau. die antideutschen Positionen sind fast so gefährlich wie Hitler und Pol Pot zusammen und müssen deshalb mit Stumpf und Stiel....

            Oder doch nicht ganz so schlimm? Egal... erzähl mir mehr Klatsch und Tratsch vom linken Dorfplatz und lass uns blos nicht über Inhalte reden.

             

            Vor allem nicht über misshandelte 14 jährige Schüler in Berlin, dessen einziges Verbrechen es war jüdisch zu sein. Daran ist die Politik Israels schuld, wie sollte es anders sein?

            Deshalb ist es auch echt okay ein paar Türken zusammenzuschlagen, so wie sich Erdogan momentan verhält.

             

            Oder?!.............

            • @6474 (Profil gelöscht):

              Was muss man getan haben um so etwas zu schreiben?

              Aber gut, mit Leuten wie ihnen kann man ohnehin nicht mehr reden

              • 6G
                6474 (Profil gelöscht)
                @Oskar:

                "Was muss man getan haben um so etwas zu schreiben?"

                 

                -Man muss dafür mindestens drei Brunnen vergiftet haben, das Blut von muslimischen Kindern trinken und beim Mossad arbeiten.

                 

                Ansonsten könnte man sich noch ein bischen Bildung reintun und Nachdenken antun und Politik nicht mit politischen Mode-Subkulturen verwechseln, die es zu bekämpfen oder zu verteidigen gilt, da linke innersubkulurelle sowas von out sind,(egal welche) das es einfach im politischen Geschehen keinerlei Rolle mehr spielt.

                 

                Man muss also schon ganz schön in einer szene-internen jugendkulturellen Blase leben und den Bezug zu Realität verloren haben, um irgendwelche Antid, Antiimp, Leninistisch, Maoitisch, anarchorigendwas..Diskussionen für gesellschaftlich relevant zu halten

                • @6474 (Profil gelöscht):

                  Ich denke schon das es relevant ist mit welchen Positionen man an die Leute heran tritt.

                  Und in der politischen Arbeit sind Antideutsche egal ob in Linkspartei oder anderswo die schärfsten Gegner der Linken.

                  Das Problem warum die deutsche Linke schlecht da steht sind antideutsche Positionen und die Behinderung von politischer Arbeit die von solchen Gruppen ausgeht.

                   

                  Die Frage bezog sich eher darauf ob es irgendeinen Zusammenhang ihres Kommentras zu meinem gibt. Schließlich ist er ja als Antwort zu meinem gepostet. Erkennen tue ich in jedem Fall keinen

                  • 6G
                    6474 (Profil gelöscht)
                    @Oskar:

                    Wie verplendet muss man eigentlich sein, um das schlechte abschneiden der deutschen Linken im Gesamten, an antideutschen Kleinstgruppen im linksautonomen Milieu festzumachen?

                    Sind die Antideutschen auch schuld an Putin, Trump, Erdogan, Orban, Le Pen und Wilders?

                     

                    Wenn das deine Vorstellung davon ist wie Gesellschaft funktionert, dann wundert mich das schlechte abschneiden "der Linken" nicht (wer auch immer das sein soll?)

  • 9G
    97796 (Profil gelöscht)

    Netter Versuch den heutigen Antisemitismus nach rechts zu pressen. Rechter Judenhass muss bekämpft werden, muslimischer Judenhass brauch andere schulische Ansätze. Ist klar. Durch so einen Kack bekämpft man sicher keinen Antisemitismus.

  • Die Antisemetismuskeule ist ein Mittel der psychologischen Kriegsführung, um jegliche Kritik an Israel zu ersticken. Dahinter steckt die Politik des Imperiums mit sieben Kriegen in jüngster Zeit:Afghanistan, Irak, Jemen, Libyen , Pakistan, Somalia, Syrien. Solange diese Weltordnung, die auf Rohstoffkriegen basiert, weiter besteht, wird es keinen Dialog zwischen Israel und den arabischen Nachbarn geben.

    Die Schutznacht Israels , nämlich "God’s Own Country " sollte übrigens auch mal ihre Schattenseite des "American Way of Life" aufarbeiten. Wie war denn das damals, als die Gründerväter Nordamerika kolonisierten? Ging da alles mit rechten Dingen zu ? Wurde die indigene Bevölkerung respektiert oder gab es einen Genozid?

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @riooscuro:

      Das ist schon echt bitter was du schreibst, aber ich spare mir die Mühe inhaltlich darauf einzugehen.

       

      Ich bin auch der Meinung, das man einfach mehr Jugendliche zusammenschlagen sollte oder zumindest Verständnis aufbringen muss, wenn das passiert, weil sich diese Jugendlichen an den Regierungen der Länder ihrer Eltern messen lassen müssen.

       

      Und wenn es halt einfach nur so ein jüdischer Schüler ist, ohne Bezug zu Irael dann hat er es trotzdem verdient, immerhin sind die anderen Juden....Jau, das ist toll was hier für Statements zusammenkommen.

       

      Also lass uns einfach ein paar Polen zusammenschlagen für die neue rechte Regierung dort und ein paar Türken für Erdogan und ein paar Russen für Putin, Amis für Trump; lass ein paar Ungarn die Nase brechen für Orban und ein paar Iraner klatschen für deren islamfaschistisches Regime.

       

      Absolut! Das ist die Lösung!

       

      Mit Antisemitismus hat das alles gar nichts zu tun; Nee! da sind wir Deutschen völlig imun dagegen und ausserdem ist Antisemitsmus mit Hilter zusammen ausgestorben.

      • 9G
        97546 (Profil gelöscht)
        @6474 (Profil gelöscht):

        Das der Antisemitismus mit Hitler zusammen ausgestorben ist, glaube ich nicht.

        Außerdem finde ich es überhaupt nicht richtig, irgendjemand zusammen zu schlagen.

  • Vielleicht würde es helfen, den Hass einzudämmen, wenn Israel z.B. keinen rassistischen Hass-Sänger zur U.N. Holocaust-Veranstaltung schicken würde:

    //http://www.sueddeutsche.de/kultur/holocaust-gedenktag-eine-geste-des-hasses-1.3837140

     

    Die Netanjahu Regierung ist zum Hauptproblem geworden, wenn es darum geht, Verständigung unter den Völker zu fördern.

    • @Ninetto:

      Jau, wenn "die Juden" sich bloß "konformer" verhalten würden, würden Sie nicht angefeindet. Genau, die haben die Feindseligkeit gegen sich schon immer durch ihr Verhalten provoziert, von den Pestpogromen über die ethnischen Säuberungen im arabischen Raum bis zur Shoa: Wenn die doch einfach nicht...ja was eigentlich? Ah, ich weiß: Wenn die doch einfach nicht exisitiert hätten..gell?

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @Ninetto:

      Jau, wahrscheinlich gäbe es auch keine Übergriffe gegenüber türkischen Migranten mehr, wenn Erdogan sich nicht so doof verhalten würde? Die selbe Logik...

       

      Ein Land was flächenmäßig ungefähr so groß ist wie Hessen ist und 2 Millionen Einwohner weniger hat als Baden-Württemberg ist also das Hauptproblem für Völkerverständigung und Weltfrieden?

       

      Wow, wie diese hinterlistigen J... Israelis das immer wieder machen?

      • 9G
        97546 (Profil gelöscht)
        @6474 (Profil gelöscht):

        Irgendeinen Grund muss es ja geben, dass seitsem ich denken kann, das Thema Konflikt Israelis/ Palästinenser auf der Tagesordnung steht. Und meinst also, dass die Israelis schuld sind?

        • 6G
          6474 (Profil gelöscht)
          @97546 (Profil gelöscht):

          Das nächste Mal kennzeichne ich Ironie.

  • Die Forderung ist nur provokant, sachlich richtige Aussagen , -muslimischer Einfluss,- werden nicht weiter präzisiert. Nochmal, die Forderung ist inakzeptabel hoch zehn und führt nur zu noch tieferer Spaltung der Gesellschaft. Ein Bärendienst.

  • Es gibt keine jüdischen, katholischen, muslimischen usw. Kinder. Es gibt nur jüdische, katholische, muslimische usw. Eltern!

    • @Gerd Saecularius:

      Da ernten Sie aber Wiederspruch aus der gesamten islamischen Welt: Moslem ist, wessen Vater Moslem ist. (Das wird über den Vater vererbt, das Kind wird da nicht gefragt)

  • Man kan nicht Separation fordern und gleichzeitig Antisemitismus beklagen. Das wäre nämlich die dümmste aller dummen Lösungen.

     

    Ich habe über Jahrzehnte an einer Schule mit hohem Anteil von Schülerinnen und Schülern aus dem islamischen Kulturkreis nicht ein einzige Mal einen Fall von Antisemitismus erlebt. Ich war mit Schülern in einer Synagoge zu Gast und nie kam das Thema Antisemitismus auf. Und plötzlich grassiert der Antisemitismus? Da stellt sich für mich die Frage, warum das Thema Antisemitismus wieder zum Problem geworden ist. Und weiter stellt sich für mich die Frage, ob die Anzahl deutscher Nazis zugenommen hat oder ob die Zunahme etwas mit dem Erstarken des Islamismus in DE zu tun hat.

    Da Kritik an der israelischen Regierung von einer speziellen politischen Gruppe in DE einfach als Antisemitismus deklariert wird, wäre auch die Frage zu klären, wer Antisemit ist und wo Antisemitismus im Sinne einer rassistischen Ideologie beginnt.

    M.a.W. würde ich mir wünschen, zu wissen, ob alle das Gleiche meinen, wenn über Antisemitismus diskutiert wird.

    Zum Schluss erlaube ich mir die Bemerkung, dass mir regelmäßig der Kamm hochgeht, wenn z.B. in Talkshows oder Interviews bei jüdischen Mitmenschen immer wieder der Mensch auf seine jüdische Herkunft angesprochen wird. Nie käme man auf die Idee einen Katholen auf seine Religion anzusprechen. Solange das Jüdische nicht so normal ist wie z.B. evangelisch oder konfessionslos, stimmt etwas nicht.

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @Rolf B.:

      "Da Kritik an der israelischen Regierung von einer speziellen politischen Gruppe in DE einfach als Antisemitismus deklariert wird, wäre auch die Frage zu klären, wer Antisemit ist und wo Antisemitismus im Sinne einer rassistischen Ideologie beginnt."

       

      -Okay, dann klären wir das mal: Antisemtismus ist kein vulgärer Rassismus, sondern die Mutter aller Verschwörungstheorien. Antisemitsmus ist auch nicht einfach nur "rechts". Wer ist den diese SPEZIELLE POLITISCHE GRUPPE von der du da sprichst?

       

      Und ich bin über längere Zeit selbst in eine Klasse gegangen mit mehrheitlich muslimischen Jugendlichen und "du Jude" war neben "Schwuchtel" ein recht gebräuchliches Schimpfwort.

    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @Rolf B.:

      Ihr letzter Satz ist zentral.

      Siebtrangige Differenz durch den individuellen Glauben oder Nichtglauben wäre das Wünschenswerte.

       

      Dem wird noch lange nicht so sein und m.M. nach kann es auch nicht sein und kann auch nicht diktiert oder herbeigeredet werden.

       

      Die zweite und dritte Generation von Nachfahren jener die verbrannt wurden, trägt die psychologische Last des Verlustes und der Beinahe-mit-Auslöschung der eigenen Existenz noch immer mit sich herum.

      Das hat mit großer Wahrscheinlichkeit sogar einen realen biologischen Hintergrund, der allerdings beim heutigen Stand des Wissens noch nicht nachzuweisen ist (s. Epigenetik).

       

      Der Hinweis auf jüdische Herkunft ist daher zum gegenseitigen Verständnis nicht immer deplaziert. Er sollte allerdings sparsam und mit Zurückhaltung gebracht werden, vor allem dann, z.B. dann wenn es in der Gesprächssituation zum Verständnis bestimmter individueller biographischer Fakts beitragen kann.

       

      Dass man allerdings einen bekennenden und praktizierenden Katholen nicht auf seine Religion anspricht, heißt noch lange nicht, dass man ihm gegenüber nicht reflexhaft eine spezifische Haltung einnimmt, sobald man davon Kenntis bekommt.

      Solche Informationen sind immer mehr oder weniger bedeutsam und brauchen auch nicht zwanghaft missachtet werden.

    • @Rolf B.:

      Na ja, schließlich gibt es atheistische oder christliche Juden. Ein muslimischer Katholik wäre eine recht merkwürdige Erscheinung.

      • @Gerd Saecularius:

        Willkommen in der Hölle der Selbst- und Fremddefinition, was denn nun ein Jude sei. Volk? Rasse? Religion?

  • Es gibt "einen" Jungen in Berlin, der gemobbt wurde, das Kind eines Funktionärs, und darüber eine riesige Berichterstattung mit antimuslimischen Unterton im Zusammenhang mit dem angeblich wachsenden Antisemitismus.

     

    Gestern zum Beispiel in CNN ein Bericht eines amerikanischen Journalisten Paul Hockonos in Berlin, der so tat, als seien die Proteste von ein paar Arabern in Neukölln gegen Trumps Botschaftsverlagerung, ja ich habe sie zufaellig mitgekriegt, ein Zeichen des wachsenden Antisemitismus der deutschen Bevölkerung. https://edition.cnn.com/2018/01/25/opinions/anti-semitism-in-germany-hockenos-opinion/index.html

     

    Solange extrem unehrlich dramatisiert wird, kann ich das alles nicht ernst nehmen. Jüdische Menschen sind keine Daueropfer sondern ein Teil der Gesellschaft. Keiner braucht Angst haben. Und keiner darf Angst vor arabisch-muslimischen Minderheiten machen. Wir brauchen keine Ressentiments gegen irgendwen, nicht gegen Juden, nicht gegen Araber, nicht gegen Arbeiter, nicht gegen irgendwen.

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @Ansgar Reb:

      Jüdische Menschen sind deshalb keine Daueropfer weil du sich nicht erkennst, so lange sie streng gläubig sind. Das ist der einzige Grund.

       

      Ansonsten haben jüdische Schulen in Deutschland Polizeischutz und in Berlin vor der Synagoge stehen Polizisten mit Maschinenpistolen.

       

      Ist aber natürlich alles total übertrieben..

      • @6474 (Profil gelöscht):

        Ja, ist es!

         

        Durch diese übertriebene, demonstrative Bewachung wird Jüdisches ebenfalls ausgegrenzt.

         

        Im Übrigen sind streng gläubige Menschen - egal welcher Religion - notwendigerweise Meister der Intoleranz und machen andere zu "Daueropfern", so wie sie selbst ihren Opferstatus gern am lautesten beklagen.

        Hierin stimmen sie übrigends mit strenggläubigen Nationalisten überein

        • 6G
          6474 (Profil gelöscht)
          @benevolens:

          Woher weißt du eigentlich das diese Überwachung übertrieben ist? Einfach mal so ein Bauchgefühl, oder was?

           

          Der Rest hat relativ wenig mit dem zu tun, was ich geschrieben habe

  • Theorie und Praxis.

     

    Theoretisch ist eine multireligiöse und multikulturelle Gesellschaft toll. Praktisch gilt das Gesetz der jeweiligen Mehrzahl und der Stärke.

     

    Theoretisch ist eine staatliche und "deutsche" Leitkultur was rückwärts-gewandt Nationalistisches und für Linke "bäh!". Praktisch kann eine kulturelle Vorgabe, die historisch-national gewachsen ist, für eine notwendige Kultur im Umgang der Menschen sorgen. Das Buch "Deutschland schafft sich ab" hatte diese Zielrichtung, ist aber auch "bäh!" ...

  • Eine Erinnerungskultur die auf Tabus beruht, also darauf das man Dinge nicht sagen darf weil sie moralisch falsch sind kann auch nicht der Weg sein

    Damit verdrängt man das Problem in die Hinterzimmer, da wo es ungestört wachsen kann

    Dazu verschafft man mit der Gleichsetzung von Antizionismus und Antisemitismus eine Tarnmasse für Antisemiten. Die Differenzierung und Enttarnung würde in der Debatte passieren die durch den gieskannenartig verwendeten und oft politisch motivierten Antisemitismusbegriff unterbunden wird

    Stattdessen soll tabuisiert und separiert werden. Es führt aber kein Weg um den Dialog herum

    Kritik an Israel muss so normal sein wie jede andere Kritik und jüdisches Leben muss so normal sein wie jedes andere kulturelle Leben. Erst dann ist die Normalität eingekehrt die wir brauchen

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Oskar:

      Interessanterweise sind ja rechte Kreise heute sehr gut darin - sich als Anti-Antisemiten gerierend - jede Kritik an der isrealischen Poiitik als Antisemitismus zu denunzieren und damit der Regierung Netanjahus die Stange zu halten. Säße Netanjahus Partei hingegen im Bundestag, wäre sie wohl noch rechter zu verorten als die AfD.

      • 6G
        6474 (Profil gelöscht)
        @849 (Profil gelöscht):

        Warum ist Likud jetzt weiter rechts einzuordnen als die AFD?

         

        Argumente?

  • "Die Erinnerungskultur hat versagt."

     

    Da ist er wieder, der inflationäre Begriff vom "Versagen" (gleich nach "neoliberal").

     

    Die Erinnerungskultur hat mMn nicht versagt. Soweit ich das, was ich an Erinnerungskultur in Schule und Gesellschaft erlebt und beobachtet habe, einordnen kann, ist das Thema präsent. Versagt haben wahrscheinlich eher die Eltern der antisemitisch eingestellten Täter - oder die Eltern deren Eltern.

     

    Der Staat schützt jüdische Kinder allerdings in ausreichendem Masse, durch präventive und repressive Massnahmen. Mit der gleichen Argumentation der Autorin könnte im Übrigen jemand auch fordern, eine Privatschule für sein Kind bezahlt zu bekommen, das sich z.B. durch Mobbing etc. von Mitschülern ohne antisemitischen Hintergrund belästigt oder bedroht fühlt.

  • Ich halte es für falsch, die Kinder nach Religion zu separieren.

     

    Lehrkräfte müssen Schulungen bekommen, die ihnen Mittel an die Hand geben, mit solchen Zuständen umzugehen. Schulen müssen wirksame Sanktionen gegen solche Übergriffe verhängen können. Notfalls muß man die Täter in Internate (für schwer erziehbare Kinder) stecken. Man braucht eine abschreckende Wirkung, damit sowas nicht weiter um sich greift.

     

    Aber man sollte nicht die Opfer separieren, damit belohnt man die Täter.

    • @kditd:

      Es bleibt im Alltag zu unklar, ab wann man eingreifen muss. Sanktionen kommen zu spät.

      Fortbildungen für Lehrer werden zudem immer gefordert, wenn die Missstände der Gesellschaft in der Schule zutage treten. (Obwohl natürlich in den genannten Fällen u.a. auch die LehrerInnen versagt haben). Aber worin wollen Sie die LehrerInnen denn noch alles fortbilden?

      Antisemitismus ist aus meiner (beschränkten) Sicht weiterhin undeutsch - und Antisemiten sind schlicht nicht integriert.

  • Separation wird die Sache sicher verbessern. (Sarkasmus Ende)

     

    Was für eine unfassbar dumme Idee!