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Ich freue mich für Deniz, gleichzeitig bin ich wütend. Yücel wußte genau was er tat, er hat sich selbst auf das Polizeirevier begeben bzw. gestellt.
Er hat provoziert und gepokert, um herauszufinden wieweit er den Bo-
gen überspannen kann. Erreicht hat er damit, dass nun eine erneute Diskussion über die doppelte Staats-
bürgerschaft ausbricht. Er hat die deutsche und türkische Staatsbürger-
schaft und damit gilt für ihn in der Türkei nun mal das türkische Recht.
Der Kuhhandel besteht nun darin, dass die PKK in Deutschland und damit in der EU weiter als terro-ristische Organisation eingestuft
wird. Sogenannte sekundäre mili-
tärische Hardware(Ersatzteile, Motoren, Baupläne) werden weiter,
bzw. wieder, an die Türkei geliefert.
Gut gemacht Deniz, etwas Demut stände Dir gut zu Gesicht
an die Türkei
türkische Recht. Für seine
Ihren Vorwurf kann ich absolut nicht nachvollziehen.
Am Beispiel Datenschutz wird landauf - landab von gestandenen wirtschafts- und innenpolitischen Stimmen argumentiert, sich nicht davor zu fürchten, denn schließlich habe man ja nichts zu verbergen. Aha!
Dasselbe darf dann doch ganz sicher auch für Personen gelten, die wahrhaftig nichts anderes getan haben, als nach bestem Wissen und Gewissen ihren Beruf auszuüben, engagiert, neutral und solide. Und mit Liebe zur Wahrheit. Dazu gehört nicht nur die genehme Befragung beliebter Politprominenz, sondern auch die Andersdenkender, für uns selbstverständlich. Ein hoher Anspruch, in dem man sich nicht der Unterstellung aussetzen darf, dass man möglicherweise doch nicht so solide, neutral etc. sei, wie man vorgebe. Denn sonst würde man sich ja dem Vorwurf stellen, nicht wahr??? Was würden Sie denn tun? Sich dem entziehen und ihren Ruf riskieren? Das ist keine Provokation. Hier ging es um seinen Ruf und seine neutrale Hoffnung, dass es noch einen Rest Rechtsstaat gäbe.
Um dem Ganzen nicht ausgesetzt zu sein, tritt man dem abenteuerlichen Vorwurf entgegen - weder provokativ, wie von Ihnen unterstellt - noch demütig, wie von Ihnen verlangt.
Einen Lösungsansatz, wie man vorgehen kann, nennt der Kommentar leider auch nicht.
Ich selber habe viel zu wenig Ahnung von der Türkei, um das einzuschätzen, ob und wie es sinnvoll ist, von hier aus was gegen die Unterdrückung zu unternehmen. Von hier lebenden Menschen aus der Türkei hört man auch unterschiedliche Stellungnahmen dazu.
ABER:
Einer, der sich damit auskennt, und der in vielen Artikeln über Themen aus Deutschland, zu denen ich mich auskenne, gute und zutreffende Sachen geschrieben hat, ist wieder da. Nämlich Deniz Yücel selbst. Ich bin jetzt gespannt, wie er die Lage interpretiert und was er dazu meint.
(Auch, wenn ich mir dafür nicht extra die "Welt" kaufen werde.)
An dem Tag, an dem Deniz Yücel auf freiem Fuß gesetzt wurde, sind in der Türkei 6 Journalisten zu lebenslanger Haft verurteilt wurden. Sie haben, wie Deniz Yücel, nur ihren Job gemacht. Aber im Gegensatz zu Deniz Yücel wurden sie quasi anonymisiert. Deniz Yücel hatte zahlreiche UnterstützerInnen, weil sein Name stets genannt wurde. Er wurde nicht anonymisiert. Die anderen werden nur als Zahl registriert. 6 zu lebenslanger Haft verurteilte Journalisten.
Ich möchte hier ihre Namen nennen:
Ahmet Altan, Chefredakteur der mittlerweile verbotenen liberalen Tageszeitung Taraf, sein Bruder Mehmet Altan, Kolumnist. Nazlı Ilıcak, konservativer Journalist und Fevzi Yazıcı, Şükrü Tuğrul Özşengül und Yakup Şimşek.
Ich kenne diese Journalisten nicht, kann sie nicht beurteilen. Aber wer als Journalist in der Türkei im Knast sitzt, wird wie Deniz Yücel wohl nur seinen Job gemacht haben und hat ebenfalls Solidarität verdient. Es darf keine Zweiklassen-Solidarität geben.
Gratuliere uns, dass es u.a. die taz gibt und ich bin stolz darauf ein taz - Genosse zu sein!
Gerade habe ich die Print-Ausgabe gelesen und danke für diesen Hinweis: "Ist er frei? Diese Frage bremst die Freude. Genau wie die Frage, wie frei wir eigentlich sind. Wie frei ist man, sich zu freuen, wenn man nicht weiß, ob man aufhören kann, sich zu sorgen. Wenn man nicht weiß, ob es Gegenleistungen gegeben hat, Panzer oder Geld oder beides?"
Diese Existentielle Frage müssen wir uns auch in Deutschland nachdrücklich stellen. Denn Frau Merkels "Markt-Konforme Demokratie" mit der Hilfe von Medien (Springer und Bertelsmann) die "Märkte" (Industrie und Banken) regieren zu lassen, hat mit Demokratie nicht viel zu tun!
Sie hat bei der FDJ Agitation und Propaganda gelernt und bei uns angewendet. Regiert hat sie nicht.
Wir haben ein großes Problem! Dazu gehört auch die Angst des "größten" Parlaments aller Zeiten vor der Neuwahl, d.h. dem Verlust der Hochgezahlten (Diäten) Sitzplätze im deutschen Bundestag?
Wir sollten jede(n) Abgeordneten vor der Wahl prüfen, ob er/sie wirklich zu den Besten gehören und es nach dem Gesetze zugeht?
Der Artikel ""Einer Frei" beschreibt nicht nur die Türkei sondern auch Deutschland und Europa. Auch wir haben ein Problem! ergo Regiere dich selbst - d.h. Hinschauen!
Ein sehr guter Kommentar, der die ganze Heuchelei, die da mitschwingt, mal ein bisschen mehr als nur ansatzweise beim Namen nennt.
Bei Gabriel trieft es (neben dem Mundgeruch), während er es sich unter seiner Schulterklopfmaschine gut gehen lässt.
Gabriel bedankt sich bei der türkischen Regierung für die Intervention im Fall Yücel ("I know that this was an independent decision of the court,” he said, thanking the Turkish government for helping to speed up the proceedings)...das ist so, als ob jemand dem Entfüherer und Erpresser dafür dankt, das Opfer nach 1 Jahr Isolationshaft und Folter wieder freigelassen zu haben. Auf diese "Diplomatie" ist Gabriel nun mächtig stolz.
„Gabriel said Germany and Turkey would enhance dialogue and cooperation in various fields, including the economy, energy and security and would try to overcome remaining differences“ (//http://www.hurriyetdailynews.com/turkish-and-german-foreign-ministers-meet-in-munich-pledge-closer-dialogue-127469)..heisst, den deutschen Tourismus und die Wirtschaft in die Türkei zu fördern, kurdische Demos in der BRD zu verbieten, den „Nato-Partner Türkei“ in seinen „berechtigten Sicherheitsinteressen“ zu unterstützen.
Die Ehefrau Erdogans sagt auch klar wo es langgeht: …die kurdische Bevölkerung in Afrin und Manbich vertreiben, um dort 500.000 syrische Flüchtlinge anzusiedeln (//http://www.hurriyetdailynews.com/500-000-expected-to-go-back-to-syria-after-afrin-operation-turkeys-first-lady-127450).
Das nennen Rassisten „Umvolken“. Will die BRD-Regierung dabei aktiv mithelfen und die nächste kurdische Flüchtlingswell e auslösen?
wenn man sieht, wie wichtig den Autokraten dieser Welt die Unterdrückung der freien Meinungsäußerung ist, der weiß mit Blick auf die in vielen Ländern und von vielen Regierungen praktizierte Unterdrückung der Pressefreiheit, wie wichtig uns freien Menschen dieses "Privileg" sein muss. Dafür müssen wir weiterhin auf die Straße gehen und uns zeigen.
Die EZB hat ihre Leitzinsen gesenkt, mit 3,5 Prozent bleiben sie aber hoch. Was einst gegen die Inflation notwendig war, spielt nun den Populisten in die Hände.
Kommentar Deniz Yücels Freilassung: Einer ist frei
Deniz Yücel ist endlich frei, aber die Erpressung läuft weiter. Die Ausrufe deutscher Politiker vom positiven Signal klingen da nur hohl.
Das riecht nach Machtpolitik: Außenminister Gabriel beim Statement zu Deniz Yücels Freilassung Foto: Reuters
Deniz Yücel ist raus – diese Nachricht hat Wucht. Sie lässt sich erklären aus den zwölf Monaten, in denen sich nichts bewegte im Fall des Welt-Korrespondenten und früheren taz-Redakteurs. Immer wurde ja dieser bedrückende Zustand fortgeschrieben: die Einzelhaft von Silivri bei Istanbul. Aber an diesem Freitagnachmittag hat er das Gefängnis verlassen. Er ist raus. Er ist frei.
Ist er frei? Diese Frage bremst die Freude. Genau wie die Frage, wie frei wir eigentlich sind. Wie frei ist man, sich zu freuen, wenn man nicht weiß, ob man aufhören kann, sich zu sorgen. Wenn man nicht weiß, ob es Gegenleistungen gegeben hat, Panzer oder Geld oder beides? Über dem Tag, als Deniz Yücel aus dem Gefängnis trat, lag immer noch der Drohschatten des Recep Tayyip Erdoğan.
Die türkische Justiz hat ihre Version von Freiheit gleich mitgeliefert, das Kleingedruckte in seiner ganzen Ekelhaftigkeit. In der Anklageschrift fordert die Staatsanwaltschaft 18 Jahre Haft, sie nennt den Preis für Journalisten, die frei berichten möchten: So viel kostet die Pressefreiheit in diesem Land, mindestens, am Freitag verturteilte ein Gericht in Istanbul die beiden Journalisten Ahmet Altan und Mehmet Altan sowie die Journalistin Nazli Ilicak zu lebenslanger Haft.
Deniz Yücel durfte jetzt aus der Türkei ausreisen, aber dürfte er auch wieder zurück? Dürfte er wieder berichten aus Istanbul? Freilassung darf man nicht mit Freiheit verwechseln. Schon gar nicht im Staate Erdoğans. Die türkische Justiz ist eine Farce, in der Terrorvorwürfe dazu dienen, Kritiker des Präsidenten zu knebeln. 153 JournalistInnen sitzen im Gefängnis. Die drinnen sind Geiseln, damit die draußen vorsichtig sind. Auch wer für deutsche Medien aus der Türkei berichtet, dem hat diese Justiz den Fall Deniz Yücel in den Kopf gezwungen.
Der Dachgarten wartet
Ja, er ist raus, aber die Erpressung läuft weiter. Erdoğans deutsche Verhandlungspartner haben gesehen, dass der Präsident einer ist, der auch brutale Fouls einsetzt, auch gegen deutsche Staatsbürger. Wie hohl klingen da Ausrufe deutscher Politiker vom positiven Signal. Und wenn Außenminister Sigmar Gabriel stolz vermeldet, mit Erdoğan selbst habe er zweimal über Yücel gesprochen, dann schwingt da, mitten im SPD-Machtkampf, mindestens Mundgeruch mit.
Bildergalerie
Deniz ist frei
Wie frei die Presse ist – das zeigt der Fall Deniz Yücel –, entscheiden nicht die Autokraten allein. Man kann sich ihnen widersetzen. Durch großartige, ausdauernde Solidarität. Und sogar aus dem Gefängnis heraus, aus dem der Gefangene und seine Anwälte seine Gedanken, seine Haltung, sogar seinen Humor heraustrugen. Das waren Erfolge, das gilt es zu feiern.
Seinen Abschied von der taz feierte Deniz Yücel im Frühjahr 2015 auf dem Dach des Rudi-Dutschke-Hauses. In den vergangenen zwölf Monaten dachten wir oft daran.
Lieber Deniz, der Dachgarten wartet.
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Schwerpunkt Deniz Yücel
Kommentar von
Georg Löwisch
Autor
Viele Jahre bei der taz als Volontär, Redakteur, Reporter und Chefredakteur.
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