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Kolumne Dumme weiße MännerOh, wie weiß ist Panama

Nicht zufällig sind die meisten Namen aus den „Panama Papers“ von weißen Männern. Denn zum Kapitalismus gehören auch Rassismus und Sexismus.

Darf man vom Briefkasten auf den Besitzer schließen? Foto: dpa

W undert es eigentlich jemanden, dass die meisten Namen aus den „Panama Papers“, die bisher bekannt sind, weißen Männern gehören? Klar sind da auch Drittwelt-Despoten und Ostblock-Oligarchen unter den Kunden der vom Nachkommen eines Altnazis gegründeten Steueroptimiererkanzlei, Mossack Fonseca, in seltenen Fällen auch eine Frau. Aber die größte Gruppe sind weiße Männer.

Bisher haben die Medien mit Zugriff auf die Datenbanken nur einen kleinen Ausschnitt bekannt gegeben. Auffällig fehlen Namen aus Westeuropa und Nordamerika – doch wie die neuesten Enthüllungen zu deutschen Kunden in den „Papers“ zeigen, wird der Anteil weißer Männer mit ihnen wohl noch steigen.

Nein, überraschend ist das nicht. Denn Mossack Fonseca muss man sich erst einmal leisten können und da spielen Frauen und Nicht-Weiße selten ganz vorne mit. Weiße Männer leiten die übelsten der Konzerne der Welt und füllen die Vorstände der dreckigsten Industrien. Und weiße Männer assistieren vorwiegend weiße Männer beim Verheimlichen ihres Reichtums.

Hier geht es nicht um ein paar weiße Raben, sondern um ein System, das den Großteil des Wohlstands der Menschheit bei einer kleinen Elite abliefert. Und nicht zufällig ist diese Elite weiß und männlich. Die Krux ist: Das System soll auch so funktionieren und Firmen wie Mossack Fonseca sind keine Anomalien.

Der koloniale Kapitalismus lebt

Der Grundstein des modernen Kapitalismus wurde in den vergangenen Jahrhunderten gesetzt, in denen weiße Männer die Bürde übernahmen, den Rest der Welt zu plündern und ihre EinwohnerInnen zur Herstellung von Wohlstand zu zwingen. In den fruchtbarsten Gegenden der Welt bauten sie staatliche Strukturen ab und ersetzten sie mit privatwirtschaftlich funktionierenden Großgütern. In anderen vertrieben sie die Einheimischen, um ihr Land zu klauen, oder sie raubten die Menschen, um sie in als „Farms“ beschönigten Arbeitslagern zur Arbeit zu zwingen.

Gerade die Geschichte Panamas sollte da nicht vergessen werden: Es ist schon seit Jahrhunderten ein Ort, aus dem Ausbeutung organisiert wurde. Die Spanier eroberten von hier aus die Amerikas und verluden hier das Gold, dass sie aus dem „neuen Kontinent“ raubten. Und der Kanal, für den das Land so bekannt ist, wurde auch für den Welthandel gegraben – ohne Rücksicht auf die Bewohner.

London ist auch lange nach Ende des Kolonialismus das große Zentrum des Kapitalismus der Welt. Denn einerseits hat es mit der politischen Befreiung von Kolonialismus und Sklaverei keine Reparationen gegeben – allein die Rechnung, die Indien an Großbritannien stellen müsste, würde wohl ein Vielfaches der heutigen Wirtschaftsleistung der gesamten Welt übersteigen. Und andererseits bestehen die parasitären Wirtschaftsbeziehungen bis heute weiter: Die Wohlfahrtsstaaten des globalen Nordens werden noch immer mit ungerechten Ressourcenentnahmen im Globalen Süden finanziert.

Dass ein kleiner Teil der Menschen sich der Finanzierung dieser Wohlfahrtsstaaten entzieht und das Geld lieber auf Privatkonten verschwinden lässt, ist deshalb nur die Spitze des Skandals.

Unnötige Differenzierungen

Und deshalb sind unnötige Differenzierungen überflüssig. Ist das, was die Kunden der Nazierben-Firma da machten, illegal gewesen oder nur moralisch verwerflich? Es sei „nicht illegal, Firmen im Ausland zu gründen“, heißt es von einem weißen Mann der CDU. Nur ist eine Briefkastenfirma weder eine Fabrik zur Herstellung von Gütern noch ein Büro, das Dienstleistungen anzubieten. Sie ist einfach nur für die Durchleitung von Geld da.

Steuervermeidung und -hinterziehung nehmen sich da nicht viel: Schließlich haben Steuervermeider ja nicht irgendein gegnerisches System ausgetrickst, sondern die Schlupflöcher sind meist von ihnen selbst oder von Verbündeten in Lobbyfirmen und Parlamenten geschaffen worden. Seit Sonntag wettern die weißen Männer Wolfgang „Es gibt Bedarf an Transparenz“ Schäuble und Sigmar „Die Geldgier der Superreichen“ Gabriel wegen der „Panama Papers“.

Doch an anderer Stelle, zum Beispiel bei TTIP, haben sie auch kein Problem damit, demokratische Prozesse und Transparenz den Profiten von internationalen Konzernen zu opfern.

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Lalon Sander
Datenjournalist
Lalon Sander ist Datenjournalist. Sein Schwerpunkt liegt in der Aufbereitung von Datensätzen zum Klimawandel.
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16 Kommentare

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  • zu 1.) Der Erbe eines Nazis

    zu 1.) Nein. Nur die Erben von Nazis.

    zu 3.) Nazis waren nunmal weiß.

    zu 4.) Nazis waren nunmal weiß und männlich.

    5.) Nein. Weil ein paar wenige Gute nicht das viele Schlechte aufwiegen.

     

    Und sonst: Jaja, in der Heimat ist es doch am schönsten. Lohnt sich glatt, dafür andere Länder zu überfallen und Menschen zu vergasen.

  • "Weiße Männer leiten die übelsten der Konzerne der Welt und füllen die Vorstände der dreckigsten Industrien."

     

    Und was würde sich ändern, wenn die übelsten Konzerne von Frauen geleitet werden? Sind die dann plötzlich weniger übel?

  • gähn. Langsam wird es langweilig. Immer die gleichen Artikel und immer die gleichen Kommentare. Wir haben jetzt verstanden, was Herr Sander sagen will. Durch ewige Wiederholung wird es weder lustiger noch wahrer....

  • Wow! So mag ich die TAZ!

  • Kommentare, in denen immer die gleichen Zutaten eingerührt werden, ergeben halt immer nur einen Einheitsbrei.

    Der Brei deckt sich über alles und verdeckt so die berechtigte Kritik, da unendliche viele Nebenschauplätze eröffnet werden.

  • 1.) Was ist ein Nazierbe?

    1.) Sind wir dann nicht alle Nazierben?

    3.) Zählt Nazierbe und weiß doppelt?

    4.) Zählt weiß und Nazierbe und männlich dreifach?

    5.) Ist dann Mossack Fonseca eine gar nicht so schlechte Truppe, weil da immerhin ein paar dunkelhäutige Frauen arbeiten?

     

    Ein Königreich ohne Gerechtigkeit ist nichts anderes als eine Räuberhöhle (Augustinus)

     

    Wo eigentlich ist Panama, und hat der kleine Tiger vom Janosch nicht recht wenn er Panama sucht und dann erkennt dass es zu Haus viel schöner ist?

     

    Und liebe TAZ, wo ist es denn für dich am schönsten? Ich hoffe nicht in der Räuberhöhle.

  • "Nazi-Erben"? Sind wir jetzt hier bei der Sippenhaft, oder was?

     

    Und was den Rest angeht: Wenn der Anteil der Nicht-Weißen und Nicht-Männer an den Briefkästlern signifikant kleiner wäre als ihr Anteil an dafür prädestinierten Positionen, das wäre eine Meldung wert.

     

    Dass Frauen und Nicht-Weiße aus historischen Gründen in diesen kreisen unterrepräsentiert sind, heißt nunmal noch lange nicht, dass alles schlechte dieser Welt auf weiße Männer zurückzuführen ist.

     

    Rücken Sie mal ab von Ihrem eurozentrischen Geschichtsbild und schauen Sie sich die Geschichte der Nichteuropäischen Welt ohne bzw. vor Ankunft weißer Männer an. Die Unterschiede liegen bestenfalls in den technischen Möglichkeiten, aber Unterdrückung und Ausbeutung gab es überall.

     

    Sich einzubilden, Frauen und Nicht-Weiße wären grundsätzlich die besseren Menschen ist gleichermaßen Rassismus und Sexismus wie andersrum. Ansonsten können wir auch gleich wieder bei Mays Indianern anfangen, die gut und edel waren, bis der weiße Mann sie korrumpiert hat.

    • @sart:

      Frauen und Indianer waren schon immer die besseren Menschen - da hat sich von Patriarchat zum Feminismus nicht viel getan. Das Patriarchat hat die "besseren Menschen" lediglich durch Bevormundung "geschützt" während sie der Feminismus privilegieren möchte. Überwunden haben wir Kolonialismus und Patriarchat und damit Rassismus und Sexismus aber erst, wenn wir wirklich davon ausgehen, dass alle Menschen den gleichen Wert haben und niemand per se besser ist. Dass dahin noch ein weiter Weg ist, zeigen Artikel wie dieser hier. Ich bin aber voller Hoffnung, dass sich irgendwann die Überzeugung durchsetzen wird, dass Menschenrechte universell sind und daher für alle gelten - für diejenigen, die man am wenigsten mag, zuerst. Niemand ist ob seiner Rasse oder seines Geschlechts wegen per se besser oder schlechter - selbst dann nicht, wenn es statistische Häufungen gibt. Denn Statistiken sagen etwas über Gruppen aber nicht über Individuen aus.

      • @Velofisch:

        Wie lächerlich entlarvend die ganzen Kommentare hier drunter sind. In dem Artikel geht es um ein rassistisches System, das seit Jahrhunderten existiert und dabei in erster Linie weißen Männern zugute kommt. Dass unter den Panama Papers überwiegend die Namen weißer Männer zu lesen sind, weil das rassitische System nicht erst seit dieser Generation greift, sonder lange Tradition in der Weltgeschichte hat - genau darum geht es doch auch in dem Artikel. Warum fühlt sich da der "weiße, männliche" Normalbürger so angegriffen? Ist ähnlich wie in der Sexismus-Debatte. Da geht es um Frauen, denen mehr Rechte und Freiheiten zugestanden werden sollten und dem Mann fällt nichts anderes ein, als sich darüber zu beklagen, wie gemein diese Feministen doch manchmal sein können. Warum müsst ihr hier wieder alles auf euch beziehen? Selbst in dieser Debatte, muss es letztendlich um den Mann gehen. Und das sage ich als "weißer, heterosexueller Mann". Es gibt ein System, das bestimmte Volksgruppen benachteiligt. Diese Missstände müssen aufgezeigt werden. Dabei ist es doch völlig egal, ob es auch schon böse schwarze Männer gab und es muss auch nicht jeder Absatz auseinander genommen werden, ob er ausgehend von Statistiken überhaupt noch so korrekt ist. Keine Ahnung wieso hier so viele Kommentatoren diese simple Aussage des Artikels so missverstehen. Wollen?

  • Sind "Ostblock-Oligarchen" etwa keine "weißen Männer[]"? Ach nein, können sie ja nicht. Weiße Männer gibt’s ja nur in der sogenannten "westlichen Welt". Der "Ostblock" hatte nach 1917 nämlich keine eigene Geschichte der Ausbeutung - und vor 1917 hat es ihn offenbar gar nicht gegeben.

     

    Wie dem auch sei. "Der Grundstein des modernen Kapitalismus" mag ja "in den vergangenen Jahrhunderten gesetzt" worden sein. Ausgebaut und möbliert allerdings wurde das (demokratische) Haus im 20. und 21. Jahrhundert. Von wem? Genau: Wieder von Männern. Und zwar vor allem von solchen, die schon reich waren. Und diese Männer waren nun mal überwiegend weiß.

     

    Allerdings hat das Reich- und Weißsein nicht genügt. Die reichen weißen Männer mussten auch bereit bzw. in der Lage sein, freiwillig "die Bürde" zu übernehmen, das geerbte Geld zu investieren – in Unternehmen, die ihre Mitarbeiter umgehend fristlos entlassen, wenn sie sich nicht auch weiterhin "zur Herstellung von [Anm.: eher fremdem als eigenem] Wohlstand [...] zwingen" lassen wollen. Und nun darf dreimal geraten werden, welches Geschlecht und welche Hautfarbe die Mitarbeiter haben, die sich lieber zwingen als auf die Straße setzen lassen von den Erben reicher weißer Männer, und die immer wieder Menschen in Führungsposten wählen, die mit der übertragenen Verantwortung partout nicht sinnvoll umgehen mögen. Die Antwort ist simpel: Diese Menschen haben jedes Geschlecht und jede Hautfarbe.

     

    Sieht aus, als wären "unnötige Differenzierungen" tatsächlich "überflüssig" und weiße Männer nicht die einzigen, denen man öffentlich Dummheit vorwerfen kann.

  • Ja es sind überwiegend weiße Männer. Aber 99,999% der weißen Männer haben weder Macht noch Geld für solche Schwarzgeldgeschäfte.

    Insofern werden hier wieder Stereotype gedroschen. Bei allen anderen Bevölkerungsgruppen gäbe es (zu recht) einen Aufschrei.

    In der Weimarer Republik waren viele mächtige und auch korrupte Leute Juden. Die Nazis haben dies instrumentalisiert um die Juden generell, die in ihrer großen Mehrheit ebenfalls weder mächtig noch korrupt waren als Sündenböcke zu inszenieren.

    Rassismus und Sexismus ist schlecht - egal gegen wen er sich wendet!

    • @Velofisch:

      Chapeau!

      Für - Frau mit Fisch -

      Ist wie - Velo ohne Rad -

      Fährste nen ganz schön;)

      Flotten Reifen!

      Danke.

  • Das Problem besteht überall. Steuern werden da erhoben wo "Wertschöpfung" besteht. Und dies geschieht nunmal nicht Hauptsächlich in den Armen Rohstofflieferanten oder den Ostdeutschen Fabrikhallen und Absatzmärkten, sondern in Bayrischen Firmenzentralen oder eben in Panamasischen Briefkastenfirmen.

     

    Natürlich werden auch Lohnsteuern vor Ort erhoben, aber will man den Afrikanischen Arbeitern 3 Reiskörner in Rechnung stellen, oder den Ostdeutschen Mindestlohnjobbern noch mehr Geld abziehen? Hmm jedenfalls besser als über eine Vermögens oder Erbschaftssteuer nach zu denken. Und auch hier wird eher die Panamasische Briefkastenfirma (nicht) betrachtet statt den Ort des Lebensmittelpunktes.

    • @Sascha:

      Ist ja immer so die bange Frage, wo genau nun diese ominöse 'Wertschöpfung' stattfindet. Im Sweatshop in Bangladesh, wo aus Baumwolle und Indigo eine Hose entsteht? Oder in Europa, wenn eben diese Hose über den Ladentisch geht?

    • @Sascha:

      Na Servus -

      "Steuern werden da erhoben...sondern in Bayrischen Firmenzentralen ..."

      Jo mei! - träum weiter!

       

      Aber was Steuern angeht -

      Haben Sie - den Schuß denn aber

      Doch nicht gehört! z.B.

      BMW - Steuern 1999 - 300 Mio.

      2000 ff - 0 - Null - Zéro!

      Wie gehts? -

      Aus der gaaanz tiefen Mottenkiste!

      (die erste daraus die mir begegnete

      Osram-Erfindungs-AG noch im Tausend12Jährigen bei Langröhrentechnik zum Ausspähen;))

      Also - Eine BMW-Erfindungs-AG wird gegründet - An die werden die Erfindungstantiemen - genau in der Höhe abgeführt - daß keine Steuern in ´schland & nie mehr wieder anfallen! Klar?! Klar.

      Firmensitz der Erfindungs-AG?

      Caymans etc - Klar?! - Klar.

      (+ Briefkasten)

      So geht das. & variatio delectat. Aber Ja!

      kurz - dafür wie für Briefkästen bezahlt (meist) mann hochdotierte Juristen.

    • @Sascha:

      @Sascha sprechen in Rätseln. 1. Wie wird denn in Panamesischen Briefkastenfirmen "Wertschöpfung" betrieben? Etwa indem das Geld der Steuerfahndung anderswo entzogen wird? Oder ist Geldwäsche auch eine Form der Wertschöpfung? Fragen über Fragen. Nebenbei frage ich mich, ob afrikanische Arbeiter in Reiskörnern ausgezahlt werden? Und ist es jetzt besser, "afrikanischen Arbeitern 3 Reiskörner in Rechnung zu stellen oder den Ostdeutschen Mindestlohnjobbern noch mehr Geld" abzuziehen, als über eine Vermögens- oder Erbschaftssteuer nachzudenken?

      Kurz gesagt: Sie sind der Meinung, besser der Arme zahlt noch mehr Steuern, damit der Reiche davon unbehelligt bleibt? Oder wie ist Ihr Beitrag hier zu verstehen?