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Klimaschädliches ReisenFliegen wird teurer

Von Deutschland aus in die Welt zu jetten dürfte nächstes Jahr mehr kosten. Der Grund: Die Bundesregierung erhöht die Abgabe auf Flugtickets.

Abheben soll teurer werden Foto: Daniel Kubirski/imago

Berlin taz | Es ist einer der Flicken, mit denen die Bundesregierung das Loch im Bundeshaushalt füllen will: Die sogenannte Luftverkehrsabgabe soll steigen. Darauf hat sich die Bundesregierung im Zuge ihrer Verhandlungen um das Budget des kommenden Jahres geeinigt. Das klimaschädliche Fliegen dürfte künftig also etwas teurer werden, sofern andere Preisbestandteile der Tickets nicht schrumpfen.

Die Luftverkehrsabgabe fällt seit 2011 beim Ticketkauf für Flüge an, die in Deutschland starten. Ausgenommen sind reine Umsteigeflüge. Die Höhe der Abgabe richtet sich nach der Strecke. Ist das Ziel bis zu 2.500 Kilometer entfernt, zahlen Pas­sa­gie­r*in­nen bisher 12,77 Euro, bei Strecken bis zu 6.000 Kilometern sind es 32,35 Euro, bei noch längeren Flügen 58,23 Euro. Wie die genauen Sätze ab Januar aussehen, war bis Redaktionsschluss noch unklar.

Ihre Pläne für eine Kerosin­steuer hat die Bundesregierung damit wohl allerdings aufgegeben. „Unter anderem werden wir Kerosin im nationalen Luftverkehr zukünftig besteuern“, hatte es vergangene Woche in einem Papier aus Robert Habecks (Grüne) Wirtschaftsministerium geheißen.

Die Erhöhung der Luftverkehrsabgabe soll sich aber daran bemessen, was die Luftverkehrsbranche dadurch spart, dass Kerosin eben nicht besteuert wird – anders als zum Beispiel Benzin. Dem Bundeshaushalt werde das im kommenden Jahr 580 Millionen Euro einbringen, schätzt die Regierung. Eine im vergangenen Jahr beschlossene Absenkung der Abgabe soll zudem nicht wirksam werden.

„Überfällig“, sagt ein Experte

Die Branche beklagt sich. Lob hingegen kommt zum Beispiel von dem Verkehrsexperten Andreas Knie vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Als „überfällig“ bezeichnet er die Erhöhung. „Eigentlich bräuchte es aber eine angemessene Kerosinsteuer, am besten natürlich europa- oder sogar weltweit“, so Knie. „Im Grunde gilt: je mehr Abgaben, desto besser.“

Soziale Bedenken hat Knie dabei nicht. Im Gegenteil: Es wäre sogar gerechter, findet er. „Mehr als 60 Prozent der Menschen in Deutschland fliegen gar nicht, aber 10 Prozent sind Vielflieger*innen. Da mag auch mal ein armer Künstler dazwischen sein, aber vor allem sind das Wohlhabende, das sind Businessleute“, so der Experte. Fliegen teurer zu machen, treffe also nicht die Ärmsten.

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40 Kommentare

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  • Wollen wir den Klimawandel wirklich aufhalten und nicht nur ein gutes Gewissen haben, dann werden wir deutlich weniger mobil werden. Auf der Scholle geboren, hier gearbeitet, hier gestorben muss eigentlich wieder normalfall werden. Wer auswandert sieht seine Verwandten vielleicht alle paar Jahre oder nie wieder. Jeden Sommer die Tochter in Spanien besuchen oder die Verwandten in der Türkei ist dann nicht mehr. Sachen von außerhalb Europas kaufen nur noch im absoluten Ausnahmefall. Essen vorallem vegetarisch und lokal produziert. Selbst viele überzeugte Klimaschützer rechnen sich hier den Lebensstandard schön, weil man darf viele Effekte nicht ignorieren, Methan das frei wird wenn Permaböden schmelzen CO2 durch Waldbrände etc. der Klimawandel befeuert den Klimawandel. Bei dem Lebensstandard den wir eigentlich anstreben müssten um den Klimawandel zu stoppen würde selbst die meisten taz Leser und Grüne nein sagen.

  • Fliegen wird nicht teurer. Vergleicht man die Preise heute mit denen vor 30 Jahren wird dieser Spruch ad absurdum geführt.



    Jeder Flug unter 200€ und sei er noch so kurz ist spottbillig.



    Wer das den Menschen verkauft lügt sich in die eigene Tasche.

    • @Tom Lehner:

      Ich habe mehr als 30 Jahre im Luftverkehr gearbeitet. Damals konnte ich noch von meinem Gehalt leben, heute ist das bei den meisten Airlinern kaum noch möglich. Auch eine Folge des Billig-Wahns.

  • Das ist ein Schritt in die richtige Richtung.



    Wahrscheinlich ist die nun getroffene Lösung deutlich einfacher umzusetzen.



    Fliegen halte ich für völlig überflüssig.



    Wer heutzutage noch fliegt hat kein Klimagewissen.



    Diejenigen, die hier sozialen Ausgleich fordern, können die Zeichen der Zeit nicht lesen: Klimafeindliches Verhalten ist unsozial!



    Niemand muss in Urlaub fliegen.



    Beim "Protest" in der kommune wir deutlich, dass sich der Skandal um die Mitglieder der letzten Generation, die interkontinental flogen, um keine Ausnahme, sondern die Regel handelt.



    Menschen, die sich angeblich für Umwelt und Soziales interessieren, handeln persönlich diametral.



    Das gibt ein trauriges Bild ab, aber gut, dass so mal wieder ein bisschen mehr Wahrheit ans Licht kommt.

    • @Philippo1000:

      Danke Phillippo, dein Kommentar trifft es voll und ganz!

    • @Philippo1000:

      Blöd ist es halt dann, wenn man Verwandtschaft im fernen Ausland hat.



      Alle paar Jahre möchte ich meine Schwester in Australien besuchen, und das geht mit dem Fahrrad schlecht, wenn man nur 6 Wochen Urlaub hat.



      Daheim bin ich fast nur zu Fuß und mit Bus oder Bahn unterwegs, ein Auto habe ich schon lange nicht mehr.



      Auch sonst achte ich auf Dinge wie wenig Verpackungsmüll, Bioobst und -gemüse. Bin ich nun asozial, weil ich alle 2-4 Jahre nach Australien fliege?

  • „Im Grunde gilt: je mehr Abgaben, desto besser.“ Sagt eigentlich schon alles.

  • Der Gorilla, der durch den Luftraum fliegt ist mit Sicherheit kein Superreicher.

    Zwei Drittel aller Flüge treten Touristen an. Die meisten Flüge gehen in die europäischen Standart-Urlaubsländer. Das letzte Drittel dürften Angestellte sein.

    Wer Klimaschutz betreiben will, muss dort die Prioritäten setzen.

  • Und wieder ohne einen sozialen Ausgleich.



    Neben dem Essen wird nun auch das fliegen für ärmeren Menschen teurer.



    Unverständlich. Mir scheint alle bestrebungungen gehen dahin die kleinen Leute von auch nur ein wenig Luxus fern zu halten.



    Dann kann die haute volee ja in malle unter sich sein.

  • Die innerdeutsche Kerosinsteuer hätte auch die Super-Reichen getroffen. Sowas geht doch nicht! Da die im eigenen Jet reisen, fällt auch keine "Ticket-Gebühr" an. Prima, sonst wäre das ja auch unzumutbar gewesen! Die FDP und CDSU können aufatmen. Die große Mehrheit der Bürger*innen darf mal wieder zahlen, während die heftigsten Klimaschädlinge -wieder mal- gratis bedient werden. Es ist nur noch übel, was sich da abspielt....

    • @Perkele:

      Oben im Text steht eigentlich, „Mehr als 60 Prozent der Menschen in Deutschland fliegen gar nicht, aber 10 Prozent sind Vielflieger*innen. Da mag auch mal ein armer Künstler dazwischen sein, aber vor allem sind das Wohlhabende, das sind Businessleute“

      Insofern stimmt das doch nicht mit der "großen Mehrheit der Bürger*innen", oder habe ich etwas übersehen?

      • @derzwerg:

        Darum geht s doch gar nicht. Es geht darum, dass DEUTLICH MEHR klimaschädliche Emissionen pto Person von den Superreichen mit Privatfliegern verursacht werden. Eine geringe Gebühr auf's Ticker ist besser als nichts, doch NULL Gebühr für die, die sich einen feuchten Kehricht um Klima oder Gesamtverantwortung scheren - was gibt es da zu verteidigen?

      • @derzwerg:

        Man muss sich nur mal seine Bekannten durch den Kopf gehen lassen um die Behauptung, dass 60% "gar nicht" fliegen, mit Sicherheit nicht stimmt. 60% fliegen allenfalls selten.

        Übrigens: Gemäß der Internationalen Energieagentur macht der Flugverkehr über drei Prozent der weltweiten Emissionen von Kohlenstoffdioxid aus.

        Sicher muss auch dort gehandelt werden, aber die Prioritäten liegen woanders.

  • Weil das Jetten von Deutschland aus teurer wird, wird halt von wo anders aus gejettet. Und Herr Knie hat natürlich recht mit seiner sich selbst erfüllenden Prophezeiung: Je höher die darauf erhobenen Steuern, desto mehr wird das Fliegen zum Privileg von Besserverdienenden. Was wiederum nach der gleiche Logik nach weiteren Steuererhöhungen ruft, die das Ganze dann aber noch exklusiver machen und somit nicht zu mehr, sondern zu noch weniger sozialer Gerechtigkeit führen.

  • Glückwunsch an die Eigentümer von Privatfliegern: Die müssen für ihr Kerosin weiterhin keine Steuern zahlen.

    • @Residuum:

      Das habe ich bisher auch gedacht, wurde aber in einem anderen Forum eines Besseren belehrt. Kerosin ist nur im gewerblichen Luftverkehr von der Energieabgabe befreit, nicht im privaten. Dafür sind Privatjets aber weiterhin vom Emissionshandel sowie von der Luftverkehrsabgabe befreit. Bei Privatjets, also bei Merz und Lindner, wäre also durchaus noch was zu holen.

  • Ich hoffe, es wird bedacht, dass es für Langstrecken zum Fliegen derzeit meist keine Alternative gibt. Auch dort könnten und sollten natürlich die Sätze der Abgabe steigen. Wo es eine Alternative gibt, insbesondere natürlich die Bahn, können sie jedoch weit stärker angehoben werden, um Fliegen bei diesen Strecken unattraktiver zu machen und die Bahn zu stärken. Das wären die Strecken unter 2500 km.

    Vielleicht könnte man die Staffelung einfach abschaffen: Alle zahlen z.B. 80 Euro (also auch die Langstreckler zahlen merklich mehr). Je kürzer der Flug, um so größer wird dann der Anreiz, auf Bahn, Bus oder Fähre umzusteigen. Und Billigtickets für unter 80 Euro gibts dann nur noch bei Bahn und Bus. Wäre radikal, aber zu überlegen.

    • @argie:

      Radikal? Mag sein. Radikal ist jedenfalls die menschliche Befeuerung der Zerstörung von Klima- und Umwelt. Da wird Axt an den Lebensgrundlagen der Menschen gelegt. Zuerst "netterweise" an den von jenen, die das Wirtschaftssystem eh bereits benachteiligt hat. Und in Europa wundern sich einige, das sich einige dieser Menschen deswegen nach Europa "auf den Weg machen". (Der Kommentar ist eher als Ergänzung gemeint und auf den Diskurs um den Begriff radikal im Kontext von Klima/Umwelt gerichtet.)

    • @argie:

      "Ich hoffe, es wird bedacht, dass es für Langstrecken zum Fliegen derzeit meist keine Alternative gibt."

      -----------------

      Die gibt es schon. Schiff und Bahn. Dann sollte man allerdings für eine Reise in die USA 4 Wochen für Hin- und Rückfahrt einplanen.

      • @SeppW:

        Wäre doch ganz entspannend.

    • @argie:

      Tja, wenn...es denn eine Bahn gäbe (ich meine, nicht nur in der Werbung), die am..um..von ...nach...fährt und dort am...



      Na ja, ich spar mir den Rest.

    • @argie:

      Konstruktive Klimapolitik würde Teile der Bevölkerung verunsichern, dass möchte man natürlich auch nicht. Hier geht es nur um Einnahmen.

  • Ich gehöre als Oftflieger zwar nicht zu den Businessleuten, aber auch nicht zu den Ärmsten. Von daher kann und werde ich mir auch diese Erhöhung leisten. Bei einem Fernflug soll Sie etwa 25€ ausmachen. Das wären bei einem 800€Ticket etwa 3%.

    • @AusBerlin:

      Das ist ein gutes Argument dafür, dass die jetzige Erhöhung der Abgaben zu gering ist.

      • @Uranus:

        Wenn man damit etwas bewirken will, außer Steuereinnahmen, zweifellos.

  • Ich bin Vielflieger - und zwar geschäftlich. Insofern interessiert mich die Erhöhung dieser Abgabe in keiner Weise. So wie die meisten Vielflieger. Also einmal mehr: Ampelregierung - 6, setzen.

  • Wenn ich in den Urlaub fliege ist es mir egal ob das Ticket 50 € mehr oder weniger kostet. Und Businessflüge zahlt sowieso mein Arbeitgeber, der das Ganze eh wieder irgendwie steuerlich geltend macht. Also alles easy.

    • @SeppW:

      Deswegen wären Kontingentierung oder Verbote gerechtere Lösungen. Die beträfen Alle, die fliegen wollten.

      • @Uranus:

        Aber nicht global - und dem Klima ist es egal von welchem Flughafen ein Flugzeug startet.

        • @Tom Tailor:

          Jedes Land hat Klimaziele einzuhalten. Deutschland erfüllt seine eigenen bisher nicht. Eine Einschränkung des Flugverkehrs in Deutschland wäre ein Beitrag. Deutschland kann sich darüberhinaus auf EU-Ebene usw. für Einschränkungen des Flugverkehrs einsetzen.

          • @Uranus:

            Gut das in der EU-Beschlüsse einstimmig getroffen werden müssen.

  • Woher kommen solche Zahlen? Angeblich fliegen 60 Prozent nie? Die Flieger sind Geschäftsleute? In den Ferien sind die Flughäfen voll mit Familien mit Kindern, alles also Business-Leute? Wenn fliegen teurer wird, trifft es nicht die Geschäftsleute sondern den einfachen Bürger, der monatelang für eine Reise sparen muss.

    • @Ertugrul Gazi:

      Und es fließt noch mehr Geld in die Kassen der Billigfraßindustrie statt an Erzeuger vernünftiger Lebensmittel - man muss Prioritäten setzen.

    • @Ertugrul Gazi:

      Vollkommen korrekt, zumal der Businesswo*man das sowieso von der Steuer absetzt.

    • @Ertugrul Gazi:

      Laut Statista sind dieses Jahr 1,3 Mio. Menschen aus geschäftlichen Gründen geflogen, 14 Mio. aus privaten Gründen und 55 Mio. überhaupt nicht.

      de.statista.com/st...etzten-12-monaten/

  • Jetzt kommt das Gejammere der FDP, dass die arme alleinerziehende Frisörin es sich nicht mehr leisten kann, nach Malle zu fliegen.

    Wetten?

    • @tomás zerolo:

      Nee,



      wie in der kommune zu lesen, wird diese Position bereits in diesen Kreisen besetzt.



      Offenbar soll " die Politik" das Klimaproblem lösen, " ich selbst fliege wohin ich will und wasche meine Hände in Unschuld".

    • @tomás zerolo:

      Die sind halt noch mit dem Herzen dabei und nah an der Basis! Solche Politik kennen wir auch bezüglich Autos, als sich die Spaßpartei, äh, Sozialpartei für pendelnde Schichtarbeiter*innen einsetzte. ;-)

      • @Uranus:

        Da gehts weder um die Basis noch um das Herz. Die Frisör*Innen könnten ja auf die Idee kommen die Preise zu erhöhen.

        • @Tom Lehner:

          Stimmt! Oder noch besser: in (profitablere) Aktien investieren und so ham' die in null komma nix massig Geld!