Kinotipp der Woche: Paranoid im Thriller
Das Kino in der Brotfabrik zeigt mit „Die drei Tage des Condors“ und Serpico“ Thriller aus den 70ern, die auf die Presse als Korrektiv setzen.
Joseph Turner (Robert Redford) und seine Kolleg_innen lesen in einer kleinen New Yorker Tarnfirma für die CIA Bücher aus aller Welt. Wenn sie über einen interessanten Plot stolpern, kondensieren sie ihn aus dem Buch heraus und schicken ihn an die Zentrale in Langley.
Joseph Turner glaubt, einen interessanten Plot gefunden zu haben. Als er wieder einmal zu spät zur Arbeit kommt, nachdem er sich mit dem Fahrrad durch die New Yorker Rushhour gekämpft hat, fragt er, ob es schon eine Reaktion auf sein Fernschreiben gab. Es gab keine. Mittags geht er Essen holen für die Belegschaft.
Als er zurück kommt, sind alle in der Tarnfirma tot. Aus einer Telefonzelle verständigt Turner, Codename Condor, die Zentrale. Doch als er sich mit seinem Vorgesetzten treffen will, um in Sicherheit gebracht zu werden, schießt dieser auf ihn. Condor taucht unter. Vor einem Warenhaus, entführt er die junge Kathy Hale (Faye Dunaway) und taucht bei ihr unter, um auf eigene Faust, Licht ins Dunkel zu bringen.
Sydney Pollacks „Die drei Tage des Condor“ von 1975 ist ein Klassiker des paranoiden Thrillers. Das Kino in der Brotfabrik zeigt „Die drei Tage des Condor“ am Donnerstag und Freitag als Teil eines Double Features mit Sidney Lumets „Serpico“ (1973).
Lumets Thriller folgt dem New Yorker Polizisten Frank Serpico (Al Pacino), der Ende der 1950er voller Begeisterung Polizist wird und schnell auf die grassierende Korruption seiner Kollegen und Vorgesetzten stößt.
Knapp anderthalb Jahrzehnte versucht Serpico über Vorgesetzte und schließlich das Büro des Bürgermeisters einen Weg zu finden, die Machenschaften in der New Yorker Polizei zu beenden. Am Ende entscheidet er sich für den Gang an die Öffentlichkeit und kontaktiert die New York Times.
Zusammen mit Michael Winners „Death Wish“ (1974) wurden die beide Filme des Double Features in der Brotfabrik zum Durchbruch in den USA für den italienischen Filmproduzenten Dino De Laurentiis. Bei „Serpico“ hatte das Studio Paramount zudem Vorbehalte gegen den Inhalt.
Für De Laurentiis wurden diese liberalen politischen Thriller mit direktem Bezug auf die US-Gegenwart, die zugleich als Genrefilme angelegt waren, zu einem Erfolgsrezept. Es ist wohl kein Zufall, dass „Condor“ und „Serpico“ in ihrer Kombination aus Gegenwartsbezug und Genrelogik einer Reihe von Filmen des italienischen Kinos der frühen 1970er Jahren ähneln.
„Serpico“ und „Die drei Tage des Condors“ setzen auf die Presse als Korrektiv für die Kabalen des Systems. Vor allem „Die drei Tage des Condors“ ist von heute aus auch deshalb interessant, weil ein erheblicher Teil der Analysen, die in dem Film noch von Menschen geleistet werden, unterdessen automatisiert durch lernende Algorithmen erfolgen dürfte.
Pollacks Film zelebriert die technische Modernität der CIA, doch auch Turner macht sich bei seinem Untertauchen seine Einblicke in die Techniken der Überwachung zu nutze.
Das Double Feature des Kinos in der Brotfabrik verwandelt diese Woche zwei Sommerabende in eine unterhaltsame Lektion zu den Politiken des Genrekinos.
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