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Kiffen und KlimakriseCO₂-Riese Cannabis

Hasch soll teilweise legal werden. Das hat Folgen für die Erderhitzung. Ein Forschungsteam in den USA hat das einmal durchgerechnet.

Cannabispflanzen Foto: Cavan Images/imago

Berlin taz | Am Mittwochabend hat der Bundestag erstmals über die Pläne der Ampelregierung beraten, den Konsum von Cannabis auch ohne medizinische Indikation teilweise zu legalisieren.

Dies könnte Folgen für die Erderhitzung haben. Die Cannabis-Wirtschaft – ob legal oder nicht – hat nämlich einen ökologischen Fußabdruck. Das hat vor allem mit dem enormen Energiebedarf zu tun: Pflanzenlampen und Trocknungsanlagen benötigen viel Strom. Solange der noch nicht komplett aus erneuerbaren Energien stammt, ist das mit CO2-Emissionen verbunden.

Ein Forschungsteam um Hailey Summers von der Colorado State University hat das am Beispiel des US-Bundesstaats Colorado durchgerechnet. Dort werden jährlich etwa 530 Tonnen Cannabis legal produziert. Das Ergebnis: Pro Kilo getrockneter Blüten fallen zwischen 2,3 und 5,2 Tonnen CO2-Äquivalent an.

Der Deutsche Hanfverband geht davon aus, dass in Deutschland zwischen 200 und 400 Tonnen Cannabis pro Jahr konsumiert werden. Legt man die Werte aus der Studie zugrunde, entspricht das einer Spanne von 460.000 bis 2,08 Millionen Tonnen des klimaschädlichen Gases. Zum Vergleich: Deutschland hat im vergangenen Jahr insgesamt 746 Millionen Tonnen CO2 verursacht.

Was die Regierung plant

Laut den Plänen soll der Besitz von 25 Gramm Cannabis für Erwachsene straffrei werden, genau wie der Anbau von bis zu drei weiblichen Pflanzen zum Eigenverbrauch. Außerdem soll es Cannabisklubs zum Anbau der Pflanzen geben dürfen, die ihren Mitgliedern bis zu 25 Gramm pro Tag oder 50 Gramm pro Monat abgeben dürfen. Für junge Erwachsene unter 21 Jahren sollen niedrigere Grenzwerte gelten.

In Modellregionen will die Regierung zudem den Verkauf von Cannabis in lizenzierten Geschäften testen. Erst nach einer fünfjährigen Testphase soll es möglicherweise noch einmal eine Reform geben, die einen legalen Cannabis-Handel einführt.

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28 Kommentare

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  • Eine Milchmädchenrechnung. Es fehlt völlig, wie hoch der Stromverbrauch und CO²-Ausstoß vorher auf dem Schwarzmarkt war --> Der war sicherlich höher, denn unter legalen Bedingungen wird deutlich weniger Strom verbraucht als im aktuellen Schwarzmarktanbau. Wenn der Anbau von Genusscannabis auf offenem Feld und in Gewächshäusern erlaubt wird, können die Werte nochmal weiter gesenkt werden.

  • Das Thema überhaupt. Der CO2 Fussabdruck durch THC Anbau und Konsum

  • Der Hanfanbau auf dem freien, sonnendurchfluteten Feld braucht doch gar keine Pflanzenlampen.

    Die Hanffasern können vielseitig für Bekleiung etc. genutzt werden.

    Die medizinisch wirksamen Stoffe helfen direkt vielen chronisch kranken Menschen. Junge Menschen müssen natürlich vor Drogenmißbrauch geschützt werden. Wie bei Alkohol und Nikotin auch.

    Höchstwahrscheinlich ist nur "Indoor-Cannabis" mit von Fossilen Brennstoffen erzeugtem Strom ein CO2 Riese.

    Die Indoor Anpflanzung sollte nur komplett mit Solarstrom erzeugt legal sein.

    • @Goldi:

      Nebenbei bemerkt: Bzgl. der vielseitigen Nutzung von Hanffasern, muss man aber auch immer im Hinterkopf behalten, dass das Pflanzenmaterial aufwendig(er) verarbeitet werden muss. So können allerlei Pflanzen bspw. als Holzersatz herhalten (z.B. auch Bambus), aber in seiner sozusagen ready-to-use Eigenschaft, bleibt Holz unübertroffen ...

  • Ach übrigens Tabakanbau ist ebenfalls eine ökologische Sünde daher nix Rauchen ist am gesündesten

  • "Dies könnte Folgen für die Erderhitzung haben. Die Cannabis-Wirtschaft – ob legal oder nicht – hat nämlich einen ökologischen Fußabdruck."

    Folgen für die Erderhitzung einer Teillegalisierung würden ja voraussetzen, dass sich die ökologischen Fußabdrücke von legalem und illegalem Hanfanbau unterscheiden. Dafür nennt der Artikel aber nicht einmal Anhaltspunkte.

  • Ist das nicht ein bisschen eine Milchmädchenrechnung? Wenn das bisher noch illegale Grass legal produziert wird, erzeugt es doch kein Gramm CO2 mehr. Erst wenn die Hanfproduktion steigt, wird auch die CO2 Produktion steigen.



    Wenn man dagegen die Hanfproduktion an die frische Luft verlegt, weil man keine juristische Verfolgung mehr zu befürchten hätte, müsste sogar weniger Strom verbraucht und somit auch weniger CO2 produziert werden.

  • Schade, dass der Artikel sowie anscheinend die Debatten im Bundestag überhaupt nicht auf den Punkt eingehen, den der gesunde Menschenverstand sofort erkennt: Cannabis gedeiht prima unter freiem Himmel. Die CO2-Emissionen ließen sich drastisch reduzieren, wenn man den Anbau auf Feldern erlauben würde. So wie es bei Hopfen ja auch üblich ist (ebenso ein Hanfgewächs, das zu Rauschzwecken angebaut wird).

    • @Uli Baum:

      Ich fürchte der "Bauer" würde immer vor abgeernteten Felder stehen.

      • @Rudi Hamm:

        Man kann Felder auch einzäunen, Videoüberwachen und anderweitig sichern. Und Gewächshäuser, die das Tageslicht nutzen, sind für Dritte ohnehin bereits geschlossen.

  • Klar, die CO2-Bilanz aller unter künstlichem Licht gezogenen Pflanzen dürften miserabel sein ... aber genau wie andere Pflanzen, braucht auch Genuss-Cannabis keine Lampen (ergo Elektrizität), um zu wachsen. Da besteht überhaupt kein Unterschied zum Industriehanf auf den Feldern. Sonnenlicht allein (selbst das in Mitteleuropa) reicht bei Weitem, um Pflanzen zu erzeugen, die das Vielfache an Ertrag im Vergleich zum Indoor-Anbau abwerfen. Und auch das Trocknen geht ohne elektrisches Zutun ...

    • @EDL:

      Volle Zustimmung meinerseits! Der Indoor-Anbau ist ja auch gerade durch die Illegalität bedingt (hoffentlich bald: gewesen)

  • Ich hätte kein Problem damit, wenn der Indoor-Lampenanbau ohne Erneuerbare freiwillig global ausgeschlossen wird, damit endlich ganz viel CO2 gespart werden kann. Wobei man bedenken muss, dass zehn "Zielpflanzen" pro Person viel realistischer sind, aus rein gartenbaulicher Sichtweise. So ist das allen nur Verarsche.

  • Hanf kann man auch CO2-Neutral unter freiem Himmel im eigenen Garten ziehen. Wenn man schon Wert auf hohen THC Gehalt und Ganzjahresanbau unter Kunstlicht legt, was eigentlich nicht notwendig ist, wenn man im mitteleuropäischen Sommer genug anbaut, kann man erneuerbare Energien dafür nutzen.

    Es ist irgendwie grotesk, bei was CO2 Emissionen plötzlich eine Rolle spielen sollen, während noch immer unser gesamtes alltägliches Leben, Konsumverhalten und Ernährung inklusive, weiterhin größtenteils auf dem Verbrennen von fossilen Energieträgern basiert.

  • Der illegale Hanf wird derzeit versteckt angebaut, in Kellern, Speichern, Zimmern ohne Fenster, damit niemand was sieht. Dazu braucht's energieintensive Lampen. Und eine strombetriebene Belüftung.

    Hat mal jemand gegengerechnet, was durch die Legalisierung an Strom und CO2 gespart wird?



    Man kann dann die Pflänzchen einfach im Garten neben den Tomaten wachsen lassen, oder auf dem Balkon. Da braucht's weder Lampen noch Lüftung, da darf sich der Geruch mit dem der Geranien und des Apfelbaums vermischen, und es scheint CO2-neutral die Sonne.

    • @Limonadengrundstoff:

      Genau das ist der Punkt.



      Das zu vernachlässigen verdreht die Aussage komplett.



      Man könnte das sogar noch weiter treiben, indem man gewerblichen Anbau (wenn er irgendwann erlaub ist) nur noch im Freien erlaubt.

  • Wie wärs einfach mal mit Sonnenlicht..

    ..und so ne hübsche Cannabisstaude am Fenster...das hat doch eh was...

    ..finden Sie nicht.?

  • Man kann es auch aus jenen Ländern importieren wo das Zeug in der Natur wie Unkraut wächst und natürlich trocknen kann.

  • Fast alle Cannbissorten würden hier in ungeheizten Gewächshäusern wachsen. Und sehr viele würden hier auch im Freiland wachsen- ganz einfach daran zu erkennen dass auch der Anbau von unberauschenden Nutzhanf für Privatpersonen verboten ist, denn es könnten ja auch berauschende Sorten versteckt darunter angebaut werden.

    • @Luxusverschmäher:

      Der Cannabispflanze wird es Gewächshäusern schnell zu warm (was sich negativ auf den THC-Gehalt auswirken kann). Cannabis braucht lediglich Licht und keine Wärme. Cannabis ist eher keine Gewächshauspflanze.

      • @EDL:

        Cannabispflanzen mögen es warm. Daher: Quelle?

  • Wow 746.000.000 Tonnen und 2.080.000 Tonnen. Das sind 0,2 Prozent, des CO2s das auf Deutschland entfällt.



    Weltweit sind es aber 37.100.000.000 Tonnen pro Jahr. Selbst wenn die Rechnung stimmt geht es um einen Anteil von 0,0056 Prozent.



    Da lass uns doch zum Ausgleich ein Tempolimit auf Autobahnen einführen!

    • @Semon:

      Die Autolobby sagt dann, dass man besser das Kiffen weiterhin verbieten soll.

      Besser kann man nicht aneinander vorbeireden bzw. schreiben.

  • Die 746 Mio. Tonnen CO2 in 2022 sind nicht durch D verursacht sondern laut Umweltbundesamt in D emittiert worden.

    Die 200 bis 400 Tonnen Cannabis hingegen wurden vermutlich nicht vollständig in D produziert sondern zu einem nicht unerheblichen Teil importiert. Vielleicht aus Ländern mit klimaschädlicherem Strommix? Das ist die eigentliche Frage. Dann wäre nämlich eine Legalisierung hierzulande bei dann vermutlich erhöhter einheimischer Produktion sogar unter dem Motto 'Kiffen for future' möglich.