Karikaturenstreit in England: Lehrer nach Protesten beurlaubt
Im Religionsunterricht hatte der Mann Mohammed-Cartoons gezeigt. Zu seiner Sicherheit ist er nun an einen unbekannten Ort gebracht worden.
Berichten zufolge soll der Lehrer die Mohammed-Karikaturen aus dem französischen Satiremagazin Charlie Hebdo gezeigt haben. Eine Gruppe von knapp 50 größtenteils männlichen Eltern muslimischer Kinder und Leiter muslimischer Gemeinschaften in der Grafschaft hatten sich daraufhin am Donnerstag vor den Schultoren zu einem Protest versammelt und die Verwendung des Cartoons im Schulunterricht als „absichtlichen, den Islam bedrohenden und provokativen Akt“ beschrieben. Sie forderten eine unabhängige Untersuchung. Auch am Freitag protestierten erneut einige Menschen vor den Schultoren.
Gary Kibble, der Direktor der Schule, die viele Kinder muslimischen Glaubens besuchen, hatte sich in der vergangenen Woche für den Vorfall öffentlich entschuldigt. Der betroffene Lehrer sei beurlaubt worden. „Es war klar, dass das Material, welches in der Schulstunde benutzt wurde, völlig zweckwidrig war und das Potenzial hatte, Mitglieder unserer Schulgemeinschaft schwer zu beleidigen“, sagte er. Der Fall werde nun weiter untersucht. Der Lehrer wurde zu seiner Sicherheit an einen unbekannten Ort gebracht.
Baronin Sayeeda Warsi, ein konservatives Mitglied des britischen Oberhauses (House of Lords) gab auf BBC an, Eltern der Schule hätten ihr mitgeteilt, dass einige Kinder bestürzt darüber gewesen wären. Karikaturen dieser Art hätten auf Spielplätzen zu Beschimpfungen muslimischer Kinder als Terroristen und Extremisten geführt. Warsi wuchs selbst in der Nähe von Batley auf.
Bedrohung von Lehrkräften werde nie akzeptiert
Die britische Regierung verurteilte die Proteste gegen den Lehrer. Ein Sprecher des britischen Erziehungsministeriums gab an, dass die Regierung Bedrohungen von Lehrkräften nie akzeptieren werde und dass der Protest gegen die Lockdown-Bestimmungen verstoßen habe. Er forderte Eltern der Kinder der Schule und die Schule zum Dialog auf. Schulen stehe es frei, eine ganze Palette von Ideen und Materialien im Unterricht anzuwenden, erklärte er. Auch jene, die umstritten seien, solange sie der Verpflichtung politischer Balance und dem Respekt gegenüber Menschen verschiedenen Glaubens gerecht würden.
In der BBC sprach auch der Geschäftsführer der Organisation Humanism UK, Andrew Copson, davon, wie zentral das Gleichgewicht sei. Wenn sich eine Schulstunde auf die Kontroversen und Blasphemie, Beleidigung und gewalttätige Reaktionen beziehe, dann könne es richtig sein, diese zu zeigen. Copson war vorher Direktor des Religious Education Council, einer Stelle, die alle im Religionsunterricht involvierten Religionsgemeinschaften berät.
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