Kanzlerin zur Corona-Krise: Merkels Solidaritätsaufruf
Bislang hielt sich die Kanzlerin mit Äußerungen zur Corona-Krise zurück. Nun meldet sie sich zu Wort – mit einem Appell an alle.
Sicher, die damalige Flüchtlingssituation und das Coronavirus sind grundverschiedene Dinge. Und doch gibt es Parallelen. Damals wie heute sehen sich Behörden und Kommunen überfordert. 2015 wie 2020 geht es um eine Krisensituation, deren Ausgang offen war beziehungsweise ist. Krisenzeiten sind Kanzlerinnenzeiten, heißt es oft. Die Krise ist da. Was tut die Kanzlerin?
Merkel beginnt mit einer Bestandsaufnahme der Epidemie. „Das Virus ist da, das müssen wir alle verstehen“, sagt sie. Da Impfmöglichkeiten fehlen, sei damit zu rechnen, dass sich „60 bis 70 Prozent“ der Menschen hierzulande infizieren. Dabei stellt Merkel klar: „Es ist nicht egal, was wir tun.“ Es gehe jetzt darum, Zeit zu gewinnen und die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen.
Merkel hat zwei Botschaften: Zum einen ruft sie jeden dazu auf, einen Beitrag zu leisten, um die Ausbreitung das Virus einzudämmen. Es gehe darum, besonderes gefährdete Menschen wie Ältere und chronisch Kranke zu schützen. Jeder müsse mitmachen. Ein ausgefallenes Fußballspiel sei da sicher verschmerzbar. „Da sind unsere Solidarität, unsere Vernunft, unser Herz füreinander auf eine Probe gestellt“, sagt Merkel. Sie wünsche sich, dass „wir diese Probe auch bestehen können“.
Keine Verbote, aber Empfehlungen
Merkels zweite Botschaft: Die Bundesregierung tut alles, was notwendig ist, um die Auswirkungen der aktuellen Krise zu mildern. Zum Beispiel durch Hilfen für die Wirtschaft. Zudem lobt sie die dezentrale Struktur des deutschen Gesundheitssystems. „Wir haben durch den Föderalismus eine viel breiter aufgestellte Infrastruktur.“ Sie verweist auf die deutschlandweit über 30 Uni-Kliniken. Es könne nicht von Berlin aus etwas verboten, wohl aber empfohlen werden, sagt die CDU-Politikerin.
Eine Parallele zu früheren Krisenlagen stellt Merkel selbst her. Sie nennt die Banken- und Wirtschaftskrise 2008 und die Flüchtlingskrise 2015/16. Auch damals hätten alle zuständigen Stellen gut zusammengearbeitet. „Wir sind immer miteinander klargekommen“, sagt Merkel. Auch aktuell gelte das. Worte wie „besonnen“, „entschlossen“ und „schnell“ fallen.
Am Vorabend von Merkels Auftritt haben sich die Staats- und Regierungschefs der EU zur aktuellen Lage in einer Telefonschalte abgestimmt. Zur Pressekonferenz hat sie neben ihrem Gesundheitsminister Jens Spahn auch den Präsidenten des Robert-Koch-Instituts, Prof. Lothar Wieler, mitgebracht. Ausdrücklich lobt sie ihren Minister und den Austausch mit ihm.
Am Ende der Pressekonferenz fragt ein Journalist die Kanzlerin nach der historischen Bedeutung der Corona-Krise. Die Kanzlerin weicht aus. Nur so viel: „Wir sind am Anfang einer Entwicklung, die wir noch nicht absehen können.“ Es ist ein typischer Merkel-Satz.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links