Judenhass in der Universität: Auf dem Weg in die Unfreiheit
Studierende an der Columbia-Universität in den USA lassen ihrem Hass auf Juden freien Lauf. Die Uni schützt eher die Täter als die jüdischen Studierenden.
A ch, es muss schon schwer sein in diesen Tagen, ein antiisraelischer Demonstrant an einer US-Eliteuniversität zu sein. Da will man doch nur gegen den Krieg in Gaza, gegen Israel und die Politik von US-Präsident Joe Biden demonstrieren – und, oops, hat man noch ein paar Juden beleidigt, ihnen den Tod gewünscht und sich als Freund der Hamas und anderer Terrorgruppen präsentiert.
Als friedlicher Demonstrant kann einem schon mal so etwas wie Folgendes herausrutschen: „Legt Tel Aviv in Schutt und Asche!“, „Geht zurück nach Polen!“, „Ihr habt keine Kultur; alles, was ihr tut, ist kolonisieren!“, „Al-Qassam [Brigaden], macht uns stolz, schaltet einen weiteren Soldaten aus!“ Oder: „Wir sagen Gerechtigkeit – ihr sagt wie? Brennt Tel Aviv nieder. Los, Hamas, wir lieben dich. Wir befürworten auch deine Raketen.“
Dies sind Sätze, die propalästinensische Studierende und andere Teilnehmende in den vergangenen Tagen rund um das Protestcamp an der Columbia University in New York laut Berichten von sich gegeben haben. Sie bedrängten „Zionisten“, formten Menschenketten und beschimpften Juden.
In den Augen der hasserfüllten Demonstrant:innen und ihrer Unterstützer:innen sind die genannten Ausrufe wie auch die Forderung an die Universität, Firmen zu boykottieren, die aus ihrer Sicht „von der israelischen Apartheid“ profitieren, legitime Israelkritik. Sie fühlen sich ungerecht behandelt, argumentieren mit Meinungsfreiheit. Eine Demokratie müsse so etwas schon aushalten können, oder? Dabei vergessen diese Menschen wie so oft, dass Meinungsfreiheit nicht bedeutet, seine Meinung unwidersprochen kundtun zu können. Meinungsfreiheit gilt auch nicht grenzenlos. Es ist gibt keine Freiheit, andere zu bedrohen. Der Aufruf zu Gewalt und Terror ist nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt.
Keine Hemmungen mehr
Viele jüdische Studierende bleiben in der Folge dem Campus fern. An der Lehre sollen sie digital teilnehmen, weil sie schließlich bedroht sind. Mal wieder sind es die Juden selbst, die Betroffenen, die gehen müssen. Man lagert sie aus. Oder anders ausgedrückt: Es ist das Einknicken vor der Gewalt, vor dem Antisemitismus der Schreihälse. Täterschutz statt Opferschutz. Wenn es an einer Eliteuniversität weniger gefährlich ist, Judenhass über den Campus zu schreien und Terror zu beklatschen, als erkennbar als Jude auf diesem Campus zu existieren, dann läuft etwas falsch, verschiebt sich eine Grenze.
Die Protestierenden empfinden nicht einmal mehr Angst oder Hemmungen, ihre Faszination und Sympathie für Terror zu zeigen. Sie zeigen ihren Judenhass offen. Obsessiv wirken die Protestierenden, wenn sie ihren Hass jüdischen Studierenden entgegenbrüllen. Wahnhaft, wenn sie ihren Jubel der Hamas gegenüber kundtun. Sie schreien ihre Parolen mit einer existenziellen Verve in die Welt, als hinge ihr eigenes Leben daran. Ihren eigenen Hass projizieren sie auf die Figur des Zionisten (gemeint sind Juden), dem sie wiederum selbst Hass gegen Palästinenser vorwerfen. Solche antisemitischen Bezüge finden sich schon bei Voltaire oder Hegel – sie wirken fort. Letzterer überlieferte, dass „im Begriffe der Juden der Hass gegen andere Völker verankert“ sei.
Hass ist eine starke Emotion. Gegen sie rational zu argumentieren hat wenig Aussicht auf Erfolg. Denn wie erreicht man jemanden, der nur in seiner subjektiven Realität steckt, in einem Glaubenssystem, in dem Gefühle zum Maßstab und als Fakten umgedeutet werden?
Im Geiste des jüdischen Fests Pessach, das gerade gefeiert wird und an den Auszug der Juden aus der ägyptischen Sklaverei erinnert, passiert zynischerweise ein langsamer Exodus. Keiner der Befreiung, sondern einer, der den Juden die Freiheit nimmt: die Freiheit der Unversehrtheit und die Freiheit, ohne Angst studieren zu können.
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