Jesuitenpater holte Essen aus Müll: „Containern“-Ermittlungen beendet
Die Staatsanwaltschaft ermittelt nicht mehr gegen den Jesuitenpater, der Essen aus Müll von Supermärkten gerettet hatte. Der Priester protestiert.
Alt hatte den Ermittlern zufolge Ende Dezember 2021 „medienwirksam“ behauptet, auf dem Gelände mehrerer Supermärkte Lebensmittel aus Abfallbehältern entwendet und dabei mindestens auf einem Müllplatz auch einen Container mit einem Dreikantschlüssel geöffnet zu haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelte deshalb wegen des Verdachts auf besonders schweren Diebstahl. Der Pater hatte die Lebensmittel öffentlich verteilt und sich selbst angezeigt.
Der Jesuit erklärte nun, die Polizei habe sehr wohl einen Supermarkt ermittelt, wo er containert habe. „Eine Fotografin der Nachrichtenagentur epd hat das fotografiert“, sagte Alt der taz. „Auch verstehe ich den Ausdruck ‚mangels Tatnachweis‘ insofern nicht, da ich mich ja in allen Anklagepunkten ‚schuldig‘ bekannt habe. Ich kann dies nur so deuten, dass der Freistaat Bayern ein hochnotpeinliches Verfahren um jeden Preis aus der Welt schaffen will.“ Seine Forderungen seien noch nicht erfüllt, kritisierte der Pater: Containern müsse entkriminalisiert, große Supermärkte dazu verpflichtet, nicht verkaufte Lebensmittel zu spenden, und der „Einstieg in eine klimawandelresiliente Landwirtschaft“ gemacht werden. Alt engagiert sich auch bei der Initiative „Letzte Generation“, die ähnliche Forderungen erhebt.
In Deutschland werden Schätzungen zufolge ein Viertel bis ein Drittel aller Nahrungsmittel weggeworfen, obwohl weltweit rund 800 Millionen Menschen hungern. Die verschwendeten Lebensmittel verursachten nach Angaben des Umweltbundesamts von 2017 circa 4 Prozent aller deutschen Treibhausgase.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen