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Japans Klimaziele für ParisGeiz statt Ehrgeiz

Die Industrieländer tun nichts dafür, die Erwärmung bei zwei Grad zu deckeln. Jüngst legte Japan ein schwaches Angebot vor.

Vorbildliche Ausnahme in Sachen Klimaschutz: Bhutan Bild: Reuters

BERLIN taz | Die wichtigsten Karten im internationalen Klimapoker liegen nun auf dem Tisch – und sie sehen nicht so aus, als hätten die großen Industrieländer den Ehrgeiz, den Klimawandel unter zwei Grad zu halten. Am Donnerstag legte Japan als letzter Staat in dieser Gruppe ein schwaches Angebot vor: Minus 26 Prozent Treibhausgase von 2013 bis 2030, lautet die offizielle Vorgabe, die die Regierung in Tokio den Vereinten Nationen mitteilen will.

Auch die anderen bislang vorliegenden Vorschläge – etwa aus China, den USA, der EU, Russland und Mexiko, die zusammen für etwa 60 Prozent der weltweiten Emissionen stehen – geben kaum Anlass zum Optimismus: Insgesamt reichen die Selbstverpflichtungen nicht aus, um das Problem zu lösen.

Vor der UN-Klimakonferenz in Paris im Dezember wollen alle Staaten ihre Klimaziele präsentieren und vergleichen. Diese im UN-Jargon „INDC“ genannten Pläne zusammen sollen garantieren, dass die globalen Emissionen den Planeten bis zum Jahr 2100 um nicht mehr als 2 Grad Celsius aufheizen.

Ob das gelingt und alle Länder faire Beiträge leisten, analysieren vier wissenschaftliche Institute im sogenannten Climate Action Tracker (CAT). Dabei berücksichtigen sie Wirtschaftskraft, historische Emissionen und pro-Kopf-Ausstoß. Bislang laufen die Angebote wohl eher auf 3 bis 4 Grad Erwärmung hinaus.

Klares „Ungenügend“ für Japan

Japan bekomme in diesem Ranking ein „Ungenügend“, sagt Niklas Höhne vom New Climate Institute, das am CAT mitarbeitet. „Die Strategie ist unvereinbar mit Japans Wirtschaftskraft und seiner Verantwortung.“ Nach Angaben des WWF Japan weicht das Land mit den neuen Plänen auch von seinem erst 2012 beschlossenen Ziel ab, die Emissionen bis 2050 um 80 Prozent zu senken. „Wenn es der Regierung ernst wäre, müsste die Reduktion bei 29 Prozent liegen“, meinte Naoyuki Yamagishi vom WWF.

Das Land hat durch die AKW-Abschaltungen nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima vor vier Jahren ein Drittel seiner Kapazitäten zur Stromerzeugung verloren. Für die Zukunft setzt die japanische Regierung nur wenig auf Erneuerbare, dafür mehr auf Kohle, Gas und erneut Atom.

Schönfärberei mit wechselnden Basisjahren

Was den WWF besonders ärgert: Durch die Wahl des Basisjahrs 2013 sieht es auf den ersten Blick so aus, als leiste Japan mehr an Klimaschutz als die EU oder die USA. Tokio steht aber deutlich schwächer da als die EU, wenn man die Berechnungsgrundlage angleiche. Bezogen auf das Ausgangsjahr 1990, mit dem die EU rechnet, würden die japanischen Pläne für 2030 nur eine Reduktion von maximal 18 Prozent bringen. Die EU hat ein Minus von 40 Prozent beschlossen.

Auch die Verpflichtungen der anderen Staaten lassen noch Wünsche offen. Zu einem soliden Abkommen von Paris fehlen noch eine Menge Reduktionen, das zeigen die Analysen des CAT. Die Pläne Russlands – im Effekt eine Reduktion von höchstens 11 Prozent zu 1990 – sind demnach ebenfalls ungenügend. Kanada und Australien, die beiden Klima-Sorgenkinder unter den Industriestaaten, werden wohl erst zum G7-Gipfel im Juni Zahlen auf den Tisch legen, doch niemand rechnet mit positiven Überraschungen. Die Klimaschutzziele von China, den USA, der EU, Norwegen, Schweiz und Mexiko werten die Analysten von CAT als „Medium“. Das heißt: Sie reichen nicht für globale 2 Grad, es sei denn, andere Länder strengen sich deutlich mehr an.

Ein halbes Jahr Zeit

Danach aber sieht es momentan nicht aus. Im allgemeinen Länderranking sieht CAT nur zwei Länder als Vorbilder, deren Ziele und ihre Aktionen den Klimaschutz vorantreiben: Bhutan und die Malediven. Und zwei weitere leisten immerhin genug, um das 2-Grad-Ziel zu erreichen: Costa Rica und Papua Neu Guinea.

Die Länder haben nun ein halbes Jahr und mehrere Konferenzen Zeit, ihre Positionen zu verbessern und unter sich zu klären, wer was leisten soll. Mit Spannung warten die Klimadiplomaten auf die Pläne von wichtigen Staaten wie Indien, Südafrika, Brasilien und Südkorea.

Derweil kommt aus dem US-Staat Kalifornien – der immerhin die zehntgrößte Volkswirtschaft der Welt ist, noch vor Indien – ein positives Signal: Gouverneur Jerry Brown verkündete das gleiche Klimaziel wie die EU: Minus 40 Prozent bis 2030. Bereits vor einigen Wochen hatte Brown erklärt, Kalifornien werde bis 2030 die Hälfte seines Stroms aus erneuerbaren Quellen erzeugen.

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