Jägerin über Abschussverbot für Katzen: „Es sind Raubtiere“
Jägerin Klaudia Hugenberg über wildernde Katzen, das geplante Abschussverbot und ökologisch kontraproduktive Schutzbedingungen.
taz: Frau Hugenberg, haben Sie schon einmal eine Katze abgeschossen?
Klaudia Hugenberg: Ja. Die Katze befand sich mehr als 200 Meter entfernt von einer jeglichen Behausung. Für uns Jäger steht der Artenschutz im Vordergrund, auch der der nichtjagdbaren Arten wie Lerche, Nachtigall oder anderer Singvögel.
NRW-Umweltminister Johannes Remmel will den Abschuss von Katzen verbieten. Warum halten Sie das für falsch?
Die Landesregierung will die einzige Handhabe, die es gegen wildernde Katzen gibt, abschaffen. Wir wissen alle, dass Katzen Raubtiere sind. Das sieht man oft genug daran, dass sie Beute auf die Terrasse oder vor die Tür legen. Ob die Katze satt ist oder nicht, ist nicht entscheidend. Sie treibt ihr Unwesen in der freien Landschaft. Das Recht, Katzen abzuschießen, muss solange beibehalten werden, bis die Landesregierung eine adäquate Abhilfe in anderer Weise schafft. Wo ist die Chip- und Registrierungspflicht für Katzen? Wo ist die Kastrationspflicht? Wo ist die Katzensteuer für Katzen, die helfen könnte, den völlig überlasteten Tierheimen zu helfen? Statt das „Katzenproblem“ durch die soeben angesprochenen Maßnahmen zu entschärfen, wird es durch das Verbot des Abschusses verstärkt. Dadurch wird das erklärte Ziel, die Jagd ökologisch zu regeln, unterlaufen. Der Schutz wildernder Hauskatzen in freier Natur ist ökologisch kontraproduktiv.
43, Anwältin in Detmold und stellvertretende Vorsitzende der Kreisjägerschaft Lippe. Sie hat in der 12. Klasse den Jagdschein gemacht – aus Interesse an der Natur und aufgrund familiärer Vorprägung.
Im vergangenen Jahr sind allein in NRW 7.500 Katzen abgeschossen worden. Woher wissen Jäger, ob sie eine Wild- oder Hauskatze vor der Flinte haben?
Eine Hauskatze ist eine wildernde Katze, wenn sie sich weiter als 200 Meter von jeglicher Behausung entfernt in der freien Natur aufhält, im tiefen Wald oder auf dem freien Feld. Sie stellt wilden Tieren wie kleinen Säugern und Singvögeln nach. Das ist die Legitimation für das Entfernen der Katze als Ultima Ratio durch den finalen Schuss.
Das ist für Katzenhalter, die am Waldrand oder auf dem Land wohnen, sehr beunruhigend.
Jeder Katzenhalter muss wissen, dass sein Haustier, wenn es sich weit vom Haus entfernt, dem Artenschutz abträglich ist. Damit trägt der Katzenbesitzer die Verantwortung für den Schaden, den sein Haustier in der Natur anrichtet.
Wenn es in der Natur der Katzen liegt, Beute zu jagen, ist es dann nicht ein Eingriff in die Natur, sie abzuschießen?
Nein, die Katze ist in der freien Natur der unerwünschte Eingriff. Man kann darüber reden, ob man die geforderte Distanz für einen Abschuss auf 300 Metern Abstand von jeglicher Behausung erweitert. Aber es muss in der Bevölkerung das Wissen wachsen, dass Katzen in der freien Natur Schaden anrichten.
Warum wehren sich die Jäger dagegen, dass Umweltminister Remmel Tiere wie Luchse oder Greifvögel aus dem Katalog der jagdbaren Arten streichen will?
Die Reduzierung der jagdbaren Arten ist nicht akzeptabel. Wenn Wild in dem Katalog aufgelistet ist, heißt das nicht, dass die Tiere alle geschossen werden dürfen. Der Umweltminister verkennt das ausgefeilte System der Jagd und die damit verbundene Pflicht zur Hege. Der höchste Schutz der Tiere besteht im Jagdrecht, nicht im allgemeinen Naturschutzrecht. Das kennt weder eine Hegepflicht noch eine Fütterungspflicht noch eine Regulierung der Bestände.
Kritiker sagen, dass Jäger einem makabren Hobby nachgehen und keinen Beitrag zum Naturschutz leisten.
Ich halte das für eine ignorante Missachtung der Leistung der Jägerschaft für den Tier-, den Arten und den Naturschutz. Wir leben in einer Kulturlandschaft. Menschen greifen ständig in die Natur ein, und wir Jäger halten mit unserer Hege dagegen. Die Hege ist der Auftrag, einen gesunden und artenreichen Wildbestand zu erhalten. Dazu gehört auch die Regulierung des Bestandes durch Erlegen der Wildtiere.
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