Israels Verbot von UNRWA: In Wagenburgstimmung
Israel verbietet das UN-Hilfswerk UNRWA. Das wird das immense Leid der palästinensischen Bevölkerung noch weiter vergrößern.

S elbst Israels engste Verbündete haben eindringlich davor gewarnt. Doch Netanjahus in Teilen rechtsextreme Regierung blieb stur. Am Montag peitschte sie im Parlament einen Gesetzentwurf durch, mit dem das Palästina-Hilfswerk der Vereinten Nationen (UNRWA) verboten wird. Dass auch große Teile der Opposition dafür stimmten, zeigt, wie verbreitet die Wagenburgstimmung im Land ist. Damit wird das immense Leid der Palästinenser, insbesondere im Gazastreifen, weiter vergrößert. UNRWA-Chef Philippe Lazzarini spricht zu Recht von einer „kollektiven Bestrafung“.
Das Palästina-Hilfswerk war der israelischen Rechten schon immer ein Dorn im Auge. Schon früher ließ sie wenig unversucht, um das UNRWA in Misskredit zu bringen. Seit dem 7. Oktober kamen Terrorvorwürfe dazu. Nun dienen diese fadenscheinigen Vorwürfe als Vorwand, die ungeliebte Organisation ganz zu verbieten.
Eigentlich wäre es die Aufgabe einer Besatzungsmacht, für die Menschen zu sorgen, die auf dem von ihr besetzten Gebiet leben. In Gaza, dem Westjordanland und Ostjerusalem übernimmt das UNRWA seit 1967 diese Aufgabe. Ursprünglich sollte es die Flüchtlinge dort versorgen, bis eine dauerhafte Lösung für sie gefunden wäre. Nun will Israels Regierung das Problem auf ihre Weise lösen. Sie hofft, dadurch den Menschen ihren Status als Flüchtlinge entziehen zu können. Zu diesem Status gehört das Recht auf Rückkehr in die Gebiete, aus denen sie vertrieben wurden. Statt diese Frage über Verhandlungen für eine Zweistaatenlösung zu klären, will sie nun Fakten schaffen. Doch das Völkerrecht lässt sich nicht einseitig annullieren.
In drei Monaten soll das Gesetz in Kraft treten. Bis dahin will Israel eine Alternative zum UNRWA schaffen. Das ist illusorisch. Stattdessen drohen vor allem die Menschen in Gaza sich selbst überlassen zu bleiben: schutzlos den Bomben ausgeliefert, ohne Nahrung und Zelte, Gesundheitsdienste und Bildungsangebote. Dafür sorgte bisher noch das UNRWA. Israels Verbündete müssen alles tun, um zu verhindern, dass es so weit kommt.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Treibhausgasbilanz von Tieren
Möchtegern-Agrarminister der CSU verbreitet Klimalegende
Ägyptens Pläne für Gaza
Ägyptische Firmen bauen – Golfstaaten und EU bezahlen