Israelboykott bei Olympia: Nourine gehört disqualifiziert

Der Algerier Fethi Nourine wollte nicht gegen den Israeli Tohar Butbul antreten. So unsportliches Verhalten muss bei Olympia ausgeschlossen werden.

Zwei Männer im Judo-Zweikampf

Der Algerier Nourine wollte nicht gegen den Israeli Butbul (hier in Blau) antreten Foto: Reuters

Der algerische Judoka Fethi Nourine wird ärgerlich die Hände über den Kopf gerissen haben, als ihm das Los den Gegner Tohar Butbul verschaffte. Da bereitet er sich jahrelang auf das Sportereignis schlechthin vor, trainiert sich die Muskeln wund, um ganz vorn mitzumachen, und dann kommt ihm so ein Israeli in die Quere. Weil Nourine nicht gegen Butbul antreten wollte, zog er sich aus dem Wettkampf zurück. Kurzer Auftritt in Tokio. Diese Reise hätte er sich sparen können.

Dabei hätte er zu einem Kampf wenigstens noch antreten können. Denn erst nach einem Sieg wäre Butbul sein Gegner geworden. Nourine wollte offenbar keine Chance verpassen, um der Welt seine Botschaft kundzutun: Er verzichtet auf Olympia, weil „die palästinensische Sache größer ist als ich“. Welch ehrenwerter Akt. Nourine wird die palästinensische Sache damit sicher entscheidend vorantreiben.

Die Bühne vor einem so breiten Publikum mag verlockend sein für IdeologInnen, WeltverbessererInnen und eben auch FanatikerInnen. Doch abgesehen davon, dass Olympia die Welt zusammenbringen soll, müsste man bei einem Sportler erwarten, dass sein Ziel doch vorrangig der Sieg auf der Matte ist.

Bei allem Respekt für das unterdrückte palästinensische Volk – gibt es wirklich keine drängenderen Probleme in der Welt für den Algerier, der rund 3.000 Kilometer Luftlinie von Israel entfernt lebt, als dieses? Die Hungersnot im Jemen, der Vormarsch der Taliban, Hongkong, Myanmar, Belarus? Alles nicht so wichtig wie das Leid der Menschen in Ramallah und Hebron.

Auffallend oft richtet sich der Zorn der Sportler, bei denen es sich auffallend oft um Judokas handelt, gegen den jüdischen Staat. Vor vier Jahren in Rio verweigerte der Ägypter Islam El Shehaby nach dem Kampf und seiner Niederlage gegen einen Israeli dem Gegner die Hand. Solch unsportliches Verhalten gehört nicht zu Olympia. Fethi Nourine gehört deshalb für immer disqualifiziert.

Für den Israeli läuft es hingegen gar nicht so übel. Butbul steigt nun automatisch in die nächste Runde auf. Vermutlich hätte er den Algerier ohnehin geschlagen, denn der steht auf der Weltrangliste der Leichtgewicht-Judokas weit hinter ihm.

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1961 in Berlin geboren und seit 2021 Co-Leiterin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.

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