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Investitionen in ErneuerbareSchuldenbremse hilft Klimaschutz

Nick Reimer
Kommentar von Nick Reimer

Weil sie klimaschädliche Investitionen verhindert, unterstützt die Schuldenbremse den Klimaschutz. Gelder gäbe es genug, sie müssten nur klüger ausgegeben werden.

Solange der Flug billiger ist als die Bahnfahrt, werden der Bahn Kunden fehlen Foto: Lutz Wallroth/zoonar/imago

D ass konservative Ökonomen die Auflösung der Schuldenbremse verlangen, verwundert nicht: Sie wollen einfach so weitermachen wie bisher. Der Staat soll mit seiner Investitionstätigkeit der schwächelnden Wirtschaft auf die Beine helfen und Wirtschaftswachstum generieren. Michael Hüther, Chef des konzernfreundlichen Instituts der deutschen Wirtschaft, begründete das in der taz mit der „Dekarbonisierung“: „Rund 200 Millionen veranschlagen wir für öffentliche Investitionen in den Klimaschutz“.

Überraschenderweise fordern linke Ökonomen das Gleiche: Für mehr Klimaschutz müsse die Schuldenbremse aufgehoben werden, so der Linke Rudolf Hickel. „Die aktuellen Herausforde­rungen – aufgrund der Klimanotlage, aber auch der ­anderen Krisen – lassen sich unter dem ­Regime der Schuldenbremse fiskalisch nicht ­bewältigen.“ Was ist da los?

Klimaschutz bedeutet weniger: weniger Treibhausgase. Weniger Zersiedelung, weil unbebauter Boden Kohlendioxid speichert, der frei wird, wenn dort ein Parkplatz entsteht. Weniger landwirtschaftlich genutzte Fläche, weil beim Umbruch der Bodenkrume Treibhausgas emittiert wird.

Weniger Fleisch, weniger Tempo auf der Autobahn, weniger Flüge, weniger Energieverbrauch, weniger Konsum, vor allem weniger Ressourceneinsatz. Nur wenn wir weniger von allem nutzen, besteht die Chance, die gefährlichen Kippelemente im Weltklimasystem stabil zu halten.

Mehr ist Weniger?

Klimaschutz bedeutet weniger: weniger Zersiedelung, weniger Fleisch, weniger Flüge, weniger Tempo, weniger Konsum

Stellt sich die Frage: Können wir dieses „Weniger“ durch den Einsatz von mehr Geld erreichen? Natürlich könnte der Staat einen staatseigenen Energiekonzern gründen, der massiv in die Erneuerbaren investiert. Genau solch einen Konzern hat die Ampel schließlich bereits gegründet, um die Infrastruktur für verflüssigtes Erdgas aufzubauen: Die bundeseigene Deutsche Energy Terminal GmbH betreibt Terminals in Stade, Brunsbüttel und Wilhelmshaven, damit die Fossil­konzerne weiter Gewinne machen können.

Sollte man also die Schuldenbremse auflösen, damit der Staat massiv in Windkraft, Speichertechnologie, Stromnetze oder die energetische Sanierung von bundeseigenen Immobilien investiert? Mit der FDP ist das zwar aktuell nicht machbar, zweifelsfrei dennoch ein verlockender Gedanke. Denn zum Klimaschutz gehören auch einige „Mehr“.

Also auch mehr Geld für den emissionsfreien Umbau der Wirtschaft? Hier sollten Ökonomen stutzen. Denn solche Programme sind sinnlos, solange die politischen Rahmenbedingungen die gleichen bleiben. Vattenfall hat am Standort Schwarze Pumpe genau so lange in die Erforschung der Abscheidung von Treibhausgasen investiert, wie es dafür Fördermittel gab. Die Deutsche Post hat genau so lange in E-Autos investiert, wie der Steuerzahler blechte. Solange fossiler Stahl vom Gesetzgeber nicht teurer als grüner Stahl gemacht wird, endet mit dem letzten Förder-Euro seine klimafreundliche Entwicklung.

Es sind die Rahmenbedingungen, die Klimaschutz voranbringen: Solange es ein Dienstwagen­privileg gibt, wird es im Verkehr nicht voran­gehen. Solange der Flug billiger ist als die Bahnfahrt, werden der Bahn Kunden fehlen. Wenn die deutsche Fleischindustrie mit Milliarden subventioniert wird, darf man sich nicht wundern, wenn die Landwirtschaft keine klimaverträglichen Alternativen entwickelt.

457 Milliarden sollten reichen

Braucht es mehr Geld für Förderprogramme, damit die private Transformation gelingt? Natürlich ist das hilfreich, um den deutschen Sparfuchs zu animieren, die Heizung klimafreundlich umzurüsten, ein Balkonkraftwerk anzuschaffen, den Umstieg auf Elektroautos zu beschleunigen. Aber brauchen wir dafür eine Auflösung der Schuldenbremse?

Mehr als 457 Milliarden Euro hat der Bund in diesem Jahr verplant, seit dem Covid-Jahr 2021 und dem Angriff auf die Ukraine sind die Ausgaben auf einem Rekordniveau. Laut Erhebung des Instituts für Weltwirtschaft ist fast jeder vierte Euro eine Subvention, ein Großteil davon ist nach Einschätzung des Umweltbundesamtes klimaschädlich. Geld für Klimaschutz wäre also da: Eine linke Position kann daher nicht sein, immer mehr auszugeben, sondern eine Umverteilung zu organisieren – sozial und klimagerecht.

Sicherlich ist es nicht ratsam, jede klimaschädliche Subvention sofort abzuschaffen. Beispielsweise ist die Förderung des sozialen Wohnungsbaus extrem klimaschädlich, solange dieser noch mit Beton und Ziegeln arbeitet. Die Wohnungsnot ist in vielen Großstädten ein akuteres Problem als die langsam einsetzenden Klimaschäden. Dass es genügend Geld im bundesdeutschen Finanzsystem gibt, um auch den Baubereich zukunftstauglich zu machen – beispielsweise durch Holz als Baustoff –, zeigt ein Blick auf den Klima- und Transformationsfonds der Bundesregierung: 2023 wurden laut Bundesrechnungshof nur 56 Prozent der dort veranschlagten Mittel ausgegeben, fast 16 Milliarden Euro sind noch übrig.

Spielraum für die Zukunft erhalten

Wer jetzt die Schuldenbremse für den Klimaschutz aufheben will, der will keinen Klimaschutz! Denn für eine nachhaltige Politik müssen verfügbare Ressourcen nach Klimagesichtspunkten klüger ausgegeben werden. Deutschlandticket und Tankrabatt, E-Auto-Prämie und Dieselprivileg, Förderung des Balkonkraftwerks und Subvention des Braunkohlebergbaus: Derlei Politik bringt nichts auf dem Weg in eine klimagerechte Zukunft – außer, dass wir den kommenden Generationen ihren Spielraum verkleinern, sich an die Folgen des Klimawandels anpassen zu können.

Im Gegenteil: Wir müssen jetzt die Schuldenbremse jedes Jahr um 1 Prozent anziehen, damit unsere Kinder und Enkel genug Finanzmittel zur Verfügung haben, um sich einst an den steigenden Meeresspiegel, die Hitze- und Dürrewellen, neue Krankheiten und notwendige neue Siedlungsstrukturen, den Verlust der Wirtschaftskraft und Produktivität, die Missernten und die Flut an Jahrhundertfluten anpassen zu können.

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Nick Reimer
Seit 1998 bei der taz (mit Unterbrechungen), zunächst als Korrespondent in Dresden, dann als Wirtschaftsredakteur mit Schwerpunkt Energie, Klima und Landwirtschaft, heute Autor im Zukunftsressort.
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31 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Wir brauchen ganz schnell und im großen Stil einen kompletten Umbau der Wirtschaft hin zu Nachhaltigkeit. Wer denkt, man müsse dazu Geld sparen, lebt in einem Spiegeluniversum, wo alle Sachverhalte auf dem Kopf stehen. Leider ist der Autor auf ein sehr falsches Verständnis von Geld und Ökonomie der Neoklassik reingefallen. Die Leute als konservativ zu bezeichnen, die die Schuldenbremse abschaffen wollen, ist ja wohl eine vollkommene Verdrehung der Realität. Mir fällt nichts konservativeres ein, als ein Spardiktat. Der Artikel ist absolut haarsträubend und wenn man den Vorschlägen des Autors folgen würde, wird die Klimakatastrophe noch viel viel schlimmer werden, vor allem für unsere Enkel. Die können sich nämlich dann schuldenfrei in einer Welt wiederfinden, wo absolut nichts mehr funktioniert, weil keiner was getan hat. Geld ist nicht knapp, Geld ist keine Ressource, Geld kann in einem makroökonomischen Sinn nicht gespart werden (Ersparnis und Investition sind zwei Seiten der selben Medaille: I = S ist eine Grundidentität der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung). Vielleicht sollte der Autor mal die Begriffe Sparparadoxon und Mackenroth-Theorem nachschlagen.

    • @trixn:

      Und um das noch zu ergänzen: Der Autor scheint sich auch nicht bewusst zu sein, dass der allergrößte Teil aller Schulden (und damit auch Vermögen) aus privater Verschuldung herrührt, die ja überhaupt nicht durch eine Schuldenbremse berührt wird. Er will also dem wichtigsten oder gar einzigen Akteur, der einen solchen Strukturwandel finanzieren könnte, die Kehle abschnüren, was genau das ist, was seit Jahrzehnten von wirtschaftsliberaler Seite propagiert und durchgezogen wird. Mit dem Resultat, dass wir jetzt sehen können. Und mehr davon soll auf einmal das Klimaproblem lösen? Wie bitte das? Ja, die reichen sollten weniger reich sein, aber nur, weil sie die Ressourcen mit dem Geld in einer unverantwortlichen Weise kommandieren können, nicht weil der Staat dieses Geld benötigen würde. Auch hier zeigt der Autor, dass er das Bild der schwäbischen Hausfrau in konservativer Weise auf den Staatshaushalt überträgt, was eine Fallacy of Composition ist.

  • Dass Sie hier die angeblichen Interessen der jungen Generation als Argumentation heranziehen, nehme ich mal zum Anlass als Vertreter derselben (Jahrgang 2004) entschieden zu widersprechen.

    Die These, man müsse heute sparen damit sich die junge Generation in Zukunft die Anpassung an die Klimakrise leisten kann ist volkswirtschaftlicher Unsinn. Wir werden in Zukunft nur die realen Ressourcen nutzen können, die dann auch existieren. Völlig unabhängig davon, ob unsere Eltern & Großeltern in den Jahrzehten vorher gespart haben oder nicht. Denn auf das Geld kommt es nicht an, sondern auf die Ressourcen die man damit mobilisieren kann. Umso wichtiger wäre es, heute zu investieren. In Infrastruktur zum Beispiel, um den Handlungsspielraum meiner Generation in der Zukunft zu vergrößern.

    Meine Freude darüber, dass die Staatsverschuldung von Deutschland niedrig ist, wird sich 2050 in Grenzen halten, wenn Schulen, Straßen und Brücken immer noch marode sind, die Bahn immer noch zu spät kommt und wir keine zukunftsfähige Wirtschaft haben.

    Auch das sind übrigens Schulden, nur keine finanziellen.

    Eine solche fiskalkonservative Position links zu nennen ist im übrigen besonders ärgerlich.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Mit großer Freude habe ich gestern festgestellt, dass ein früherer Umweltminister namens Sigmar Gabriel jetzt Aufsichtsratsvorsitzender von ThyssenKrupp-Stahl ist. Der junge Mann hatte sich bereits im Jahre 2007 mit seiner damaligen Chefin in Grönland von der Gletscherschmelze überzeugt. Der weiß Bescheid. Der häutet sich jeden Monat, aber erneuert hat er sich noch



    nie. (kann Spuren von Ironie enthalen.)



    taz.de/Groenland/!5196533/

    • @95820 (Profil gelöscht):

      Im Kabinett "Merkel drei"



      War er jahrelang dabei:



      Aufsicht für Genehmigungen,



      Kontakte sind ihm gelungen.



      Im Club Wirtschaftsmillionäre,



      Vielleicht baut er jetzt ganz "faire"



      Brücken für den grünen Stahl



      (-und für seine Wiederwahl).



      /



      www.deutschlandfun...erungsnot-100.html

  • "Soll man also die Schuldenbremse auflösen, damit der Staat massiv in Windkraft, Speichertechnologie, Stromnetze oder die energetische Sanierung von bundeseigenen Immobilien investiert?"



    Vielleicht kann die BR darüber nachdenken, ob die Bürger aktiv beteiligt werden können.



    Ulrike Herrmann schrieb in der taz:



    "Schulden? Kein Problem!



    Klimaschutz, Infrastruktur, Digitalisierung, Ukraine: Deutschland muss investieren statt sparen, wenn es überleben will."



    Quelle taz.de



    /



    "Frage, die Maurice Strong 1972 auf der ersten Weltumweltkonferenz aufgeworfen hat: “Ist es unrealistisch zu erwarten, dass der Mensch weise genug ist, das zu tun, was er für sein eigenes Wohlergehen tun muss?” Ich empfehle jedem, über diese Frage mal nachzudenken."



    Prof Mojib Latif bei utopia.de



    🤔❗



    Bei klimareporter.de stand 2020



    "Anfang September wurde erstmals eine grüne Bundesanleihe platziert, die dem Bund 6,5 Milliarden Euro einbrachte. Ende des Jahres soll eine weitere folgen. Damit würde die Summe der Green Bonds im Gesamtjahr auf bis zu zwölf Milliarden Euro steigen.



    Wird Deutschland damit zum Vorreiter auf dem grünen Finanzmarkt?"



    Vielleicht sollten wir uns über einen Boost verständigen, unter GutWilligen.

    • @Martin Rees:

      An anderer Stell schreibt Ulrike Herrmann aber dass wir eine Kriegswirtschaft und ein Schrumpfen der Wirtschaft brauchen. ( taz.de/Ulrike-Herr...talismus/!5882358/ )

      Mehr Geld braucht man dafür nicht. Man will ja schrumpfen, nicht wachsen.

  • "Klimapolitik" ist in DE vor allem auch Wirtschaftspolitik: Erhaltung der energieintensiven Schwerindustrie. Sonst könnte man ja die schlechte wirtschaftliche Lage in DE als Erfolg verkaufen 🤩

  • Ich würde ergänzen: Wer Klimaschutz nur dann will, wenn er über zusätzliche Schulden finanziert wird (oder durch Besteuerung "der Reichen"), der hat wenig Interesse an Klimaschutz.

    Autor: "Wer jetzt die Schuldenbremse für den Klimaschutz aufheben will, der will keinen Klimaschutz"

    Richtig ist auch: Sowohl Klimaschutz wie Klimafolgen werden etwas kosten.



    Dazu kommt eine mögliche Schrumpfung oder Dämpfung der Wirtschaftsleistung durch verschlechterte Terms of Trade und die Pensionswelle der Boomer-Generation.

    Daher wird es schwieriger, die Schulden zu verzinsen und zu begleichen, es ist leichter, die Aufgaben heute aus laufenden Einnahmen zu bestreiten.

  • das ist ungefähr so schlau, wie sich ein Bein abzuhacken, um nur noch einen Schuh kaufen zu müssen....

  • Die korrekte Forderung steht im Text : " Laut Erhebung des Instituts für Weltwirtschaft ist fast jeder vierte Euro eine Subvention, ein Großteil davon ist nach Einschätzung des Umweltbundesamtes klimaschädlich. " Wenn eine Regierung es schafft die klimaschädlichen Subventionen abzubauen, dann wäre offensichtlich Geld da für die erforderlichen Investitionen, oder? Und zudem gehört noch dazu, dass vermögende Menschen endlich einen stärkeren Beitrag zur Bekämpfung der Erderwärmung leisten müssen

  • Super Artikel—weniger bedeutet definitiv mehr Artenschutz —die Schuldenbremse wäre eine dringend notwendige Diät—denn Deutschland erreicht bislang seine Klimaziele nur durch Inflation—und Inflation positiv gesehen ist degrowth—ich möchte weder Tesla Elektroauto kaufen müssen noch ne schicke Wärmepumpe um Umwelt zu retten und gleichzeitig die Wirtschaft weiter und weiter anzukurbeln—es wäre auch nicht schlimm wenn die Bahn zu spät kommt, ich wünsche mir einen ökologischen Rückbau—der sich sehr einfach durch eine Besteuerung der Superreichen finanzieren ließe.. gibt es dafür eine Partei?

    • @elma:

      Nein, da Parteien von Mehrheiten gewählt werden und ein ökologischer Rückbau, das "Ende" solch einer Partei einläuten würde. Zum Glück!

  • "Weil sie klimaschädliche Investitionen verhindert, unterstützt die Schuldenbremse den Klimaschutz.(...) Wir müssen jetzt die Schuldenbremse jedes Jahr um 1 Prozent anziehen..."



    Es kommt halt immer wieder auf die ultimative Wahrheit zurück: die klimafreundlichste Wirtschaft ist die, die nicht (mehr) existiert.

  • "Vattenfall hat am Standort Schwarze Pumpe genau so lange in die Erforschung der Abscheidung von Treibhausgasen investiert, wie es dafür Fördermittel gab. "

    Nur dass die deutsche Regierung zum gleichen Zeitpunkt die Anwendung der Technologie verboten hat. Vielleicht war das der Grund für den Stop der Arbeiten.

  • Noch ein Sparvorschlag: Elektrolyseure kosten überall auf der Welt das Gleiche. Der Preis des Wasserstoffs hängt vom örtlichen Strompreis und den Betriebsstunden ab. In Deutschland kann jetzt nur noch überschüssiger Strom aus Erneuerbaren Energien genutzt werden, der übrigbleibt, nach dem die fossilen Kraftwerke runtergefahren und die Speicher gefüllt wurden.

    Mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien kommt mehr Strom dazu. Aber nicht viel mehr an Betriebsstunden, da neue Solar- oder Windkraftanlagen zu den gleichen Zeiten Strom liefern, wie die alten. Zur Ausbeute müßten also noch mehr Elektrolyseure finanziert werden, die dennoch überwiegend stromlos bleiben. Länder, die bei gleichen Kosten 5 oder 10 mal mehr Betriebsstunden nutzen können, können den Wasserstoff viel günstiger liefern.

    Man könnte Wasserstoff importieren. Dabei entstünden aber Transport- und Umwandlungsverluste. In Deutschland müßten neue Leitungen gelegt werden. Es ist viel Ressourcenschonender und billiger, den Wasserstoff am Ort der Erzeugung zu nutzen. Also z.B. Eisenerz nicht nach Bremen oder Duisburg zu liefern, sondern nach Saudi-Arabien, Namibia oder Indien um ihn dort mit H2 zu Eisenschwamm zu reduzieren.

  • "Im Gegenteil: Wir müssen jetzt die Schuldenbremse jedes Jahr um 1 Prozent anziehen, damit unsere Kinder und Enkel genug Finanzmittel zur Verfügung haben, um sich einst an den steigenden Meeresspiegel, die Hitze- und Dürrewellen, neue Krankheiten und notwendige neue Siedlungsstrukturen, den Verlust der Wirtschaftskraft und Produktivität, die Missernten und die Flut an Jahrhundertfluten anpassen zu können." -

    Oje, was haben Sie studiert? Ökonomie kann nicht gewesen sein. Wir müssen uns jetzt auf die Klimakatastrophe so gut es geht, vorbereiten, das wird nur durch kluge Investitionen gehen. Wer jetzt nicht investiert, zum Beispiel in die Bahn, hat dann eines Tages gar kein geeignetes Fortbewegungsmittel. Auch in Zukunft wird es eine Wirtschaft brauchen, die noch handlungsfähig ist, und dafür braucht es zum Beispiel eine Bahn. Oder anders formuliert: Wenn wir jetzt weniger investieren, wird der Investitionsstau noch größer. Wenn ich mit Hitzewellen rechne, muss ich die Städte darauf vorbereiten. Und die Kliniken, und die Altenheime etc. pp. Wenn ich mit Überschwemmungen rechne, muss ich Vorkehrungen treffen etc. pp.

    Sächsische Sparstrumpflogik hilft jedenfalls nicht weiter.

    • @Lee Ma:

      Wir haben 2500 Milliarden Schulden, alles angebliche "Investitionen in die Zukunft". Ich glaube nicht mehr an diese Form der "Investitionen in die Zukunft". Ich glaube wir haben unseren Kindern einen Schuldenberg in die Wiege gelegt, welcher ihnen die Handlungsfähigkeit eher erschweren wird, statt nützlich zu sein.



      Wenn jetzt investiert werden muss, weil jetzt Not am Mann ist, dann sollen gefälligst wir für unsere Fehler bezahlen und nicht noch mehr Schulden machen. Dann soll der Sprit eben kosten, was er an Schaden verursacht, die KFZ-Steuer deutlich ansteigen, umweltschädliche Produkte viel teurer werden. Nicht immer nur neue Schulden machen. Wo das endet, sieht man in Venezuela, Argentinien und anderen Länder, die immer nur mit Neuverschuldung "zum Wohle der Kinder" gearbeitet haben.



      Neuverschuldung NEIN.

    • @Lee Ma:

      Es geht doch nicht darum weniger zu investieren, sondern darum, klima-schädliche Subventionen (die die Problemlage weiter verschärfen => unterstützt mit öffentlichem Geld) abzuschaffen und dann das freiwerdende Geld in den Bereichen einzusetzen, die uns für die auf uns zurollenden Probleme hilfreich sind: funktionierende Bahn und ÖPNV, erneuerbare Energien, Wassermanagement, ökologische Landwirtschaft, gesellschaftlicher Ausgleich usw.

      • @Karl Theurer:

        Das wäre vor 20-30 Jahren vll. die korrekte Vorgehensweise gewesen.

        Aktuell rennt uns jedoch die Zeit davon und wir können nicht erst allmählich schädliche Subventionen abbauen und die Gelder umwidmen.

        Immehin wird Deutschland von einer Koalition regiert die seit dem Koalitionsvertrag behauptet genau das zu versuchen und damit ja nicht gerade erfolgreich ist.

        "Klimaschädliche Subventionen abbauen" klingt so einfach, ist es aber leider nicht in der Praxis.

  • "Dass konservative Ökonomen die Auflösung der Schuldenbremse verlangen,..." "Überraschenderweise fordern linke Ökonomen das Gleiche"

    Schaut man sich die Debatte um die Schuldenbremse an, ist es doch eher anders herum. Die Forderung nach der Abschaffung der Schuldenbremse gehört doch quasi zur DNA linker Politiker und Ökonomen, ganz gleich, welcher Partei diese im Einzelfall angehören.

    Und schaut man sich dann die "Eniger" Auflistung des Autoren an, dann bedeutet dies vor allem weniger Steuereinnahmen, weniger Sozialeinnahmen und weinger Beschäftigte. Wenn also die Streichung von Subventionen zu weniger Steuereinnahmen und höheren Staatsausgaben führt, dann gibt es den behaupteten Spielraum für den Klimaschutz nicht.

    • @DiMa:

      Schaut man sich die Debatte zur Schuldenbremse an... sieht man das diese eigentlich nur Menschen gut finden, die von Makroökonomik nichts verstehen.

      ganz gleich, welcher Partei, oder politischen Richtung, diese im Einzelfall angehören.

      • @sociajizzm:

        Die Schuldenbremse ist doch viel mehr als nur Makroökonomie; insbesondere im Gesamtgefüge der EU.

        Hinzu kommt, dass viele Ausgaben, für die die Schuldenbremse gelockert werden soll ökonomisch von geringer Relevanz sind.

  • Richtig! Mit Schulden dürfen in Deutschland keine chancenlosen Industrieproduktionen unterstützt werden.

    Beispiel Produktionen mit Solarenergie: Solaranlagen in aufstrebenden Industrienationen in Äquatornähe können aus einem Solarmodul fast 4 mal so viel Energie gewinnen wie es in Deutschland möglich ist. Dazu sind die Sonnenstunden in Äquatornähe gleichmäßig über das Jahr verteilt. Dort kann recht planbar jeden Tag bis zu 10 Stunden produziert werden. Sollen es 20 Stunden sein, müßten die Solaranlagen nur verdoppelt werden und recht kleine Batterien finanziert werden, die im 24-Stundetakt geladen und entladen werden.

    In Deutschland müßte über die 8-fache Anzahl an Solaranlagen installiert werden. Da die Sonneneinstrahlung im Winter deutlich schwächer ist, müßte im Sommer mehr Strom gewonnen werden um den Durchschnitt zu erreichen und Speicher zu füllen. Um mit Saudi Arabien mithalten zu können, müßte Deutschland eher das 12-fache an Modulen installieren und Speicher bauen, die den Strom vom Sommer bis ins Frühjahr speichern.



    Es ist viel ressourcenschonender und billiger, Die Produktion von Stahl, Chemie und Wasserstoff mit Erneuerbaren Energien in geeignete Regionen zu verlegen.

    • @Donald Duck:

      Das mit den Nationalgrenzen ist tatsächlich ein großes Problem beim Kampf gegen die Klimakatastrophe.



      Auch wenn jeder Euro in anderen Staaten einen höheren Impact hätte, ist es ökonomisch nicht sinnvoll, Investitionen unabhängig von den Landesgrenzen zu fördern. So weit es geht, versucht Deutschland das schon.

    • @Donald Duck:

      Schon richtig.



      Dem ökonomischen (und auch ökologischen) Denken steht aber leider das Vollbeschäftigungsdogma entgegen. Das besagt, dass wir möglichst viele "Arbeitsplätze" in Deutschland schaffen müssen, egal ob es sinnvoll ist oder nicht.



      Und genau das wird uns noch das Genick brechen...

      • @Eric Manneschmidt:

        Was schlagen Sie alternativ vor? Jeder hat einen Schrebergarten und wirtschaftet für sich selbst? Und wäre das dann ökologischer? Vollbeschäftigung heißt einfach nur, dass jeder Mensch ein Einkommen braucht, um zu überleben und dass der Gegenwert wiederum von allen Menschen auch hergestellt werden muss. Wir können auch alle nur noch 15 Stunden die Woche arbeiten, wenn wir die Überflussgesellschaft beenden. Das ist unrealistisch aber immer noch 1000 mal realistischer, als dass die Hälfte der Bevölkerung arbeitslos, ohne Teilhabe und ohne Einkommen ist.

      • @Eric Manneschmidt:

        Nunja deutsche Politiker werden von Deutschen gewählt... und die finden es halt meist nicht so doll wenn gut bezahlten Jobs aus der Industrie ins Ausland verlegt werden.

      • @Eric Manneschmidt:

        Letztlich wird es genauso laufen wie mit der Steinkohle. Die wurde in Deutschland unter Tage abgebaut und war daher grundsätzlich nicht konkurrenzfähig mit Kohle aus Tagebauten in Kanada, Australien, Kolumbien, ... Deutschland hat lange mit Zöllen und Subventionen gegengehalten. Das war teuer und sinnlos. Nun glauben einige Politiker und Wähler erneut, man könne dauerhaft mit Geld die ungleichen Voraussetzungen entschärfen. Es fällt Vielen noch schwer, sich einzugestehen, daß für das Spiel in der Solarenergie-Liga Deutschland einfach zu kurze Beine hat. Da im Winter die Solarenergie stark absinkt, tritt Deutschland dazu noch als Einbeiniger an. Da hilft nur noch Optimismus. Und Konsequenz. Unter Konkurrenz stehende energieintensive Produktionen für den internationalen Markt müssen in geeignetere Regionen verlegt werden. Hier darf der Staat keinen Kreditfinanzierten EURO vergeuden.

        Im Bereich Windenergie sieht es besser aus. Wie auch immer, Deutschland muß ein vielfaches an Anlagen aufstellen, verkabeln, warten und erneuern und zusätzlich noch Gaskraftwerke ganzjährig bereithalten. Dieses Problem wurde auch schon erkannt. In Deutschland wird weniger investiert. Lieber woanders.

  • "Solange fossiler Stahl vom Gesetzgeber nicht teurer als grüner Stahl gemacht wird, endet mit dem letzten Förder-Euro seine klimafreundliche Entwicklung."

    Den Stahlpreis macht nicht der (deutsche) Gesetzgeber, sondern der Markt.

    • @EIN MANN:

      Der Gesetzgeber bestimmt zwar nicht den Pris, aber die Rahmenbedingungen für die Produktion bei großer Industrie.

      Steigen die Kosten für CO2 Ausstoß ausreichend und wird die erneuerbare Produktion ausreichend gefördert, wird grüner Staal im Ergebniss billiger.

      Ob eine preiswerte Produktion von grünem Stahl in Deutschland überhaupt möglich ist... sei mal dahingestellt (ich glaube eher weniger).