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Insolvenz von Thomas CookPauschalreise ade

Edith Kresta
Kommentar von Edith Kresta

Der Reiseveranstalter Thomas Cook war der Pionier des Pauschaltourismus. Der ist aus der Mode gekommen, ein Konkurrenzkampf reinigt den Markt.

Nur Sonne, Meer und Strand? Pauschalreisen werden für viele unattraktiv Foto: dpa

K ein Wirtschaftszweig wächst wie die Reisebranche. Weltweit. Aber Tourismus in seiner alten Form – der zweiwöchige Strandurlaub all-inclusive, die Pauschalreise nach Griechenland, der Familienurlaub am Strand in Tunesien – ist für viele unattraktiv geworden. Die klassische Form, Urlaub zu machen, um die Arbeitskraft zu regenerieren, ist überholt. Das ist Tourismus von gestern, auch wenn die großen Reisekonzerne alles dafür tun, ihr Angebot zu diversifizieren. Tourismus heute wird individueller, eigenwilliger: Nicht das vorgefertigte Reisepaket stillt die Bedürfnisse, sondern jeder bastelt sich seine Reisemodule selbst zusammen, am liebsten zu Hause und im Netz. Suchmaschinen sondieren die Angebote nach billig, billiger, Schnäppchen.

Dabei hat im Tourismus nichts und niemand größere Zuwachs­raten als die durchstandardisierte Form des Massentouris­mus auf Kreuzfahrtschiffen. Diese Ungereimtheit lässt sich leicht erklären: Es gibt sie noch massenhaft, die Kunden, die an die Hand genommen werden wollen – aber eine neue Klientel, kosmopolitisch und welterfahren, gibt der touristischen Wachstumsspirale den entscheidenden Innovationskick. Sie setzt auf das Einzig­artige, Authentische, Individuelle und sorgt für die Ausweitung der touristischen Produktpalette.

Damit kann keine Pauschalreise dienen. Der Pauschalreiseveranstalter kann allenfalls noch Module wie Flug, Hotel oder Leihwagen vor Ort beisteuern. Neu hinzu kommt die Flugscham, die das Jetten zu immer neuen Ufern kritisch hinterfragt. Fernreisen versprechen nicht länger Distinktionsgewinn, im Gegenteil: Sie sind schuldbesetzt, man muss sich dafür rechtfertigen.

Den Rest erledigt der Markt: Die Gewinnmargen im Reisegeschäft, aber auch beim Fliegen sind gering, dafür sorgt ein erbitterter Konkurrenzkampf. Thomas Cook hat ihn verloren, andere Veranstalter werden folgen. Das Ende der Pauschalreise ist längst eingeläutet. Auch wenn sie in der Kreuzfahrt, dieser aufwendigen Kulissenschieberei, noch einmal triumphiert.

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Edith Kresta
Redakteurin
Schwerpunkte: Reise und Interkulturelles. Alttazzlerin mit Gang durch die Institutionen als Nachrichtenredakteurin, Korrespondentin und Seitenverantwortliche. Politologin und Germanistin mit immer noch großer Lust am Reisen.
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10 Kommentare

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  • Eine Pauschalreise liegt rechtlich bereits dann vor, wenn 2 separate Reiseleistungen beim selben Veranstalter gebucht werden. Das ist sicherlich häufig Flug und Hotel, liegt aber auch bereits vor, z.B. bei Mietwagen + Ausflug oder eine Raftingtour. Insofern sind viele "individuell" geplante Reisen letztlich auch Pauschalreisen. Deshalb sehe ich das anders. Für die Verbraucher übrigens zum Glück: denn nur wenn eine Pauschalreise vorliegt, ist die Reise über den Sicherungsschein abgesichert.

    • @Sophokles:

      Es ging im Artikel nicht um die juristische Bedeutung des Wortes Pauschalreise. Hat auch wohl jeder Leser verstanden- sorry: fast jeder Leser.

  • Pauschalurlaub kommt gar nicht in Frage. Etwas langweiligeres gibt es nicht.

    Ich plane meine Übersee-Urlaube, die im Rhythmus von ca. 3 Jahren stattfinden, höchst individuell und nutze dafür Buchungsapps.



    Flugscham sollten die haben, die z.B.



    Frankfurt-Hamburg oder



    München - Köln



    fliegen. Da kann man auch den Zug nehmen.

    Gilt auch für Touristen, die meinen, für 19,90 € nach Malle, Agypten oder sonstwohin fliegen zu müssen.

    Massentourismus wird aber nicht so schnell verschwinden - dazu gibt es (leider) noch zu viele Leute, die einfach nur konsumieren.



    Schade...

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Juhmandra:

      Sie pflegen zu scherzen?

      Übersee fliegen alle drei Jahre ist wieviel mal mehr CO2 als Frankfurt - Hamburg?

      Oder meinen Sie über den See fliegen?

    • @Juhmandra:

      Jaaa, gaanz toll!

      Dem "individuellen Übersee Urlaub" fehlt es natürlich an Exklusivität, wenn auch Creti und Pleti mit dem Badebomber auf "Malle" jetten.



      Es ist höchste Zeit, dass das prekäre Pack wieder auf Balkonien bleiben muss und nicht mehr die Check-Ins der Flughäfen belagert.



      Übrig bleiben dann die überheblichen, stilvoll Reisenden, die, natürlich, nicht "einfach nur konsumieren", sondern ihren überlegenen Habitus selbstgerecht zelebrieren.



      Bon voyage!

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    "aber eine neue Klientel, kosmopolitisch und welterfahren, gibt der touristischen Wachstumsspirale den entscheidenden Innovationskick."

    Das ist ja toll für das Klima!



    Also eine Klientel, die welterfahren ist und auf die Welt scheißt.

    Kleiner Nebenaspekt - Pauschalreisende bekommen bei so einer Pleite das Geld zurück - der Indi nicht.

  • Ist das wirklich so? Meine subjektive Wahrnehmung ist eine ganz andere. Das einzige, was sich ändert ist doch, dass die Menschen nicht mehr auf das Reisebüro zwingend angewiesen sind und statt dessen im Internet buchen können. Die Angebote der Thomas Cook Marken und der Auftritt im Internet waren da insoweit schon lange nicht mehr attraktiv und konnten mit den Konkurrenten nicht mithalten. Mit X-Tui und Ltur hat der Hauptkonkurrent dann auch weiter Lücken nach untern geschlossen.

    Und Flugscham (ich bezweifel, dass es sowas wirklich gibt) dürfte sich wirklich noch nicht auf das Buchungsverhalten ausgewirkt haben.

    Es gilt wie überall, das Angebot muss halt stimmen. Die Pleite war absehbar und dürfte wenig mit einer angeblich geänderten Einstellung zu Pauschalreisen zu tun haben.

  • "Das Ende der Pauschalreise ist längst eingeläutet.!"



    das glaube ich nicht. Die MEhrheit der Menschen hat keine Zeit, keine Erfahrung und keine Lust Urlaub als Organisationsaufwand zu betreiben.



    Das ist eine gewisse Klientel, die das gerne macht, die Mehrheit wird es nicht werden.



    Es ändert sich was, aber von einem Aufbruch in eine massentourismusfreie Zeit zu träumen iste etwas weit hergeholt.



    Der Massenindividualtourismus à la Instagram ist nur die andere Seite der selben Medaillie.

    • @nutzer:

      Massentourismus ist nicht identisch mit Pauschalreise.

      Unsere Familie bucht sich irgendwo eine Ferienwohnung und schaut dann, wie man hinkommt.

      Das ist letztlich auch Massentourismus - zumindest in Rom, Lissabon, oder am Lago Maggiore.

      Aber eben nicht pauschal und nicht über das Reisebüro.



      Und da fast Alle unter aktuell sechzig das mit Airbnb hinbekommen, kann das auch schnell die Mehrheit werden.

  • Ich denke gestern war ein guter Tag für's Klima.