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Impfstoff, Literatursendung und GiffeyDead Doc Walking

Von Thea Dorns Literatursendung als Promi­-Laufsteg, die Ersatzbank der SPD, das Vakuum der CDU und Männer mit großen teuren Autos.

Will Berlins Bürgermeisterin werden: Franziska Giffey (SPD) Foto: dpa

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Großbritannien hat noch vor der EU und den USA eine Notfallzulassung für den Corona-Impfstoff von Biontech und Pfizer erteilt und kann am kommenden Dienstag mit dem Impfen beginnen. Hat sich der Brexit also doch schon gelohnt?

Ist es seit circa Thatcher nicht traditionell, dass die Briten irgendwelche radikalen Rezepte an sich selbst ausprobieren und wir dann schaudernd ihre Not bestaunen? Mampft man synchron mit, was der Brite kocht, kriegt man schlimm New Labour und heißt hinterher Gerhard Schröder. Dass die Briten ein US- und ein deutsches Fabrikat auf sich loslassen, kann man bei Thatcher verursacht sehen: De-Industrialisierung. Go ahead.

Kabarettistin Lisa Eckhart, die vermehrt mit antisemitischen Aussagen aufgefallen war, wurde vom ZDF ins „Literarische Quartett“ eingeladen. Schriftsteller Maxim Biller kritisierte dies in einem Gastbeitrag für die Süddeutsche Zeitung scharf und konstatierte, durch die Einladung habe der jüdische Schriftsteller und Initiator der Literatursendung, Marcel Reich-Ranicki, endgültig seinen Kampf gegen die Nazis verloren. Stimmen Sie Biller zu?

Streichen wir den „Liter“ und die Bude brummt. Ohne Panik lässt sich simpel fragen: Wäre Eckhart dort gewesen, wenn sie nicht vorher antisemitisch herumprovoziert hätte? Bitte schön. Auch unter Marcel Reich-Ranicki war die Runde eine semifrivol als Literatursceance getarnte Boxbude. Wen tütet der Meister ein, wer bekommt Hardcover auf die Omme, wie mies benimmt sich der Gastgeber Frauen gegenüber. Am nächsten Morgen standen auch die verrissensten Bücher vorne in den Auslagen, die Show galt pro Titel für 30.000 Verkäufe. Unter Thea Dorn schwenkt das Format von Kirmescatchen zu Promi-Laufsteg. Auch am Erregungsvorschlag Eckhart redet man kaum über Bücher. Lasst sie beim nächsten Relaunch weg.

Franziska Giffey ist am vergangenen Montag vom Berliner Landesvorstand der SPD zur Spitzenkandidatin für die Abgeordnetenhauswahl im Herbst 2021 nominiert worden. Ist das jetzt diese ständig ausgerufene „Erneuerung“ der So­zial­demokrat:innen?

In vergleichbaren Lagen sandten früher die Bundes­parteien strenge Gouvernanten: von Weizsäcker, Hans-Jochen Vogel. Nun machen es Raed ­Saleh, Meister der unfreiwilligen Komik, und Franziska Giffey, Dead Doc Walking. Die Berliner Filialen der Parteien waren immer schon mal desolat; neu ist die leere Ersatzbank im Bund.

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff hat am vergangenen Freitag seinen Innenminister Holger Stahlknecht entlassen. Haben Sie noch einen Innenminister auf der Liste, der unbedingt entlassen werden sollte?

Im Vergleich zu Stahlknecht wirkt selbst Bundeshorst Seehofer noch einigermaßen wasserdicht gen AfD. Das mag Hybris sein, die sich im CSU-Machtbewusstsein anders begründet als in Sachsen-Anhalt: CDU 30 Sitze, AfD 25. Drüber ein Vakuum in der Bundes-CDU: AKK lame duck, die Nochnichtse Laschet und Merz feuern ihre jeweiligen Fans in Magdeburg an. Still merkelt die Kanzlerin. Wenn die CDU jeden Mandatsträger feuern will, der „politische Schnittmengen“ mit der AfD nutzen will, hat sie einen Marathonlauf vor sich.

Ein 51-jähriger Deutscher hat bei einer Amokfahrt in der Stadt Trier fünf Menschen mit seinem Geländewagen getötet. Erneut also fungiert ein Auto mit Mann als Mordwaffe – lässt sich da denn gar nichts gegen tun?

Februar, Volkmarsen, 29-Jähriger, Daimler Kombi, über 30 Verletzte. Berlin 2019, 42-Jähriger, Porsche Macan, 4 Tote. Bottrop 2019, 50-Jähriger, Daimler, 14 Verletzte. Münster 2018, 48-Jähriger, VW-Bulli, 4 Tote. Trier, 51-Jähriger, Land Rover, 5 Tote. Sucht man nach, kann man schon seriellen Charakter hineinsehen. Mann, heillos untertherapiert, großes teures Auto. Trotzdem sind die Fälle sehr unterschiedlich: Epilepsie, Alkohol, psychische Erkrankung, auch rassistischer Hass. Wer da mit einem Patentrezept alle gleich hobelt, schafft auch „Islam = Gewalt“ gegen jede Logik und für schnellen Applaus. Vorsicht.

Und was machen die Borussen?

Das „BVB-Lernzentrum“ (gibt es das?) lädt zu Begegnungen mit jüdischem Alltag in Dortmund (gibt es) und überschreibt das „Nice to meet Jew“. Dafür streiche ich eine Auswärtsniederlage. Fragen: waam, cas

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Friedrich Küppersbusch
Jahrgang: gut. Deutscher Journalist, Autor und Fernsehproduzent. Seit 2003 schreibt Friedrich Küppersbusch die wöchentliche Interview-Kolumne der taz „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?".
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2 Kommentare

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  • Zitat: „Wenn die CDU jeden Mandatsträger feuern will, der ‚politische Schnittmengen’ mit der AfD nutzen will, hat sie einen Marathonlauf vor sich.“

    Und das ist vermutlich noch nicht alles. Außerdem kriegt sie ein Problem mit Kandidaten für höhere Ämter. Die gehen der Partei dann nämlich aus. Am Ende müsste Mutti womöglich doch noch vom Rücktritt zurücktreten. Dass die nächste Regierung damit gerettet wäre, ist allerdings längst nicht gesagt. Schließlich: Auch in anderen Parteien gibt es Leute, die politische Schnittmengen... nein, nicht nutzen wollen. Sie wollen diese Schnittmengen nicht einmal sehen. Aber sie haben sie trotzdem. Und wenn diese Menschen Leute zu führen versuchen, die ebenfalls bereits angekränkelt sind von der Idee, es gäbe Menschen mit und auch welche ohne viel Wert, dann kommen die Geführten letztendlich doch bei der AfD an. Und das ist insofern blöd, als die CDU schon eine ganze Weile nicht mehr alleine regieren kann.

  • Ein "Liter " weniger ist schon nicht schlecht.



    „Nice to meet Jew“ hätt jätt.