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Hungerstreik vor dem KanzleramtStreiken, bis der Arzt kommt

Kommentar von Carlotta Kuhlmann

Vor dem Bundeskanzleramt in Berlin Mitte machen Ak­ti­vis­t*in­nen unter dem Motto „Hungern bis ihr ehrlich seid“ auf den Klimawandel aufmerksam.

Wolfgang Metzeler-Kick (u.l.) bei einer Blockadeaktion Mitte März. Mittlerweile befindet er sich im Hungerstreik Foto: Annette Riedl dpa

D ie Straßen in der Nähe des Bundeskanzleramts in Mitte sind an diesem Vormittag fast wie leergefegt. Lediglich ein paar Tou­ris­t*in­nen haben sich hierhin verirrt, Pas­san­t*in­nen spazieren auf der Moltkebrücke über die Spree. Ausnahmsweise regnet es nicht, der Frühling hält Einzug, das Leben ist schön. Wäre da nur nicht die Handvoll Personen, die auf das unangenehme Thema Klimawandel aufmerksam machen. Zielstrebig halten sie ihr Plakat in die Höhe – „Hungern bis ihr ehrlich seid!“

Ein Hungerstreik? Muss das sein? „Ja!“ Findet zumindest der Aktivist Wolfgang Metzeler-Kick, denn nur so würde die Menschheit endlich auf die sich anbahnende Klimakatastrophe aufmerksam werden, glaubt er. „Viele Leute verdrängen das Thema einfach, das ist ja das Hauptproblem“, sagt Metzeler-Kick zur taz. Nach dem anfänglichen Medienrummel, den die Aktion verursacht hatte, wirkt gut eine Woche später alles träge und gar nicht aufrüttelnd.

Träge dürfte auch Metzeler-Kick sein, denn der befindet sich schon seit 28 Tagen im Hungerstreik. Da drängen sich direkt verschiedene Fragen auf: Wie man das durchhalten kann zum Beispiel – unabhängig davon, ob man diese lange Zeit auch ohne Nahrung durchhalten sollte. Wie das überhaupt möglich ist und was er denn dann tagsüber zu sich nimmt. Letzteres könne er einfach schnell zeigen, sagt der Aktivist.

Viel ist es schließlich nicht. Er bückt sich, kramt in seinem Rucksack und zieht zwei Flaschen hervor. Die Eine beinhaltet Saft, verdünnt mit Wasser. Die andere Thermoskanne ist gefüllt mit Tee. Salz hätte er auch hinzugegeben, er habe sich schließlich beraten lassen. Trotzdem bleiben vier Wochen ohne Essen nicht ohne Folgen: Das Stehen falle ihm mittlerweile schwer, sagt Metzeler-Kick, also zieht die Karawane aus Streikenden und Polizei weiter, um das Paul-Löbe-Haus herum. Auch darüber hinaus zeige sein Körper bereits erste Anzeichen von Schwäche, erklärt der 49-Jährige.

Hungern für das Klima

Die ignoriere er aber gerne, um auf ein viel größeres Problem aufmerksam zu machen: Den Klimawandel. „Ich bin so naiv und glaube, wenn die Menschheit erstmal kapiert, dass es hier gerade ums Aussterben geht, dass dann auch das notwendige Handeln einsetzt“, sagt der ehemalige Ingenieur. Ein erster Schritt in die richtige Richtung sei eine offizielle Anerkennung der derzeitigen Krisensituation von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).

Von dem ist allerdings nichts zu sehen und zu hören. Ist ihm der Klimawandel egal? Oder verhandeln Kanz­le­r*in­nen nicht mit hungerstreikenden Klimaaktivist*innen, die ihren eigenen Körper in Geiselhaft nehmen? Übel nehmen könnte man ihm Letzteres wohl nicht, denn die Protestform „Hungerstreik“ stößt bei Vielen auf Ablehnung. Ein Einwand dabei: Hungerstreiks in einem reichen Land wie Deutschland durchzuführen, während Menschen in anderen Teilen der Welt dazu gezwungen sind zu hungern, sei makaber.

Wolfgang Metzeler-Kick hat darauf eine klare Antwort. „Wenn man schon so privilegiert ist, wie wir es sind, dann sollten wir uns den Arsch aufreißen, damit es anderen Leuten besser geht und nicht mit dem Finger auf Personen zeigen, die sich bemühen, etwas zu ändern.“ Er jedenfalls würde so lange hungern und „möglicherweise eskalieren“ – also auch den den Saft wegzulassen-, „bis die Regierungserklärung zugesichert ist.“

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8 Kommentare

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  • Der Hungerstreik ist ein Symbol. Ein Ziel (Klimaschutz) wird über alles gestellt womit man sich selbst ruiniert.

    Zum Glück sind die meisten Politiker dazu in der Lage bei Zielkonflikten abwägende Entscheidungen zu treffen.

  • Unabhängig vom Ziel finde ich einen Hungerstreik nicht das geeignete Mittel um irgendwelche Forderungen durchzusetzen. Der Staat darf sich nicht erpressen lassen auch wenn das Ziel noch so sinnvoll zu sein scheint.



    Das würde Nachahmer einladen und leider gibt es heutzutage immer mehr Fanatiker die sich zu sowas hinreißen lassen würden.

  • >Die Straßen in der Nähe des Bundeskanzleramts in Mitte sind an diesem Vormittag fast wie leergefegt. Lediglich ein paar Tou­ris­t*in­nen haben sich hierhin verirrt, Pas­san­t*in­nen spazieren auf der Moltkebrücke über die Spree.

    Deutlicher als mit diesem Einstieg kann man ja gar nicht vermitteln, wie publikumslos diese Aktion stattfindet und wie sehr es sich bei der medialen Berichterstattung um die einzige Möglichkeit des Pushens dieser irrelevanten Miniaktion handelt.

  • Deutschland hat seit der Un Klimakonferenz von Paris sein CO2 Ausstoss um 46 % gesenkt. Wir haben E-Autos, Wärmepumpen, Strom wird zu 60 % aus erneuebaren Energien produziert. erst jetzt wurden 7 Kohlekraftwwerke auser Betrieb genommen. Gleichzeitig hat China 100 neue kohlekraftwrke geplant. Gibt es seit Januar in China auf Verbrenner PKW wieder Subventionen, Das chinesische Parlament wäre der richtige Ort für ein Hungerstreik.

  • Naja, die Regierungspolitik ist in vielem seit langem (nicht erst der Ampel) makaber gewesen. Diese ätzende Selbstdarstellung als Öko, pro Menschenrechte, Zivilisation ... Dabei hat die Regierungspolitik anhand ihrer Taten oftmals bewiesen, dass dies bloß inszeniert, selbstvergewissernd als Gute sind, um auf Andere zu zeigen/herabzuschauen. Tatsächlich verstoßen sie selbst seit eh gegen Klimaziele, sabotieren ökologische Politik, befeuern die Ausplünderung des Planeten, des globalen Südens, der Tiere usw.. Offenbar nehmen sie sogar die Zerstörung Zukunft der eigenen Kinder in Kauf. 'Im Privaten' sind und handeln die wenigsten so konsequent wie die Aktivisti (auch wenn es da auch ein paar Irrlichter wie die Thailand-Reisenden bei LG gegeben hat und LGs Positionierung diesbezüglich irritierte). Ein Hungerstreik für die Zukunft von Mensch (und die anderen Tiere?!) ist ein großer Einsatz und kann lange geführt Gesundheitsrisiko/-schaden verursachen. Die meisten Menschen hierzulande sind nicht mal bereit, ihre Ernährung auf vegan umzustellen, ihr Auto stehen zu lassen geschweige denn abzuschaffen ... - also geringe Anstrengungen zu unternehmen. Eine Ernährungsumstellung ist ja nicht mal Verzicht. Es gibt schließlich viele leckere vegane Gerichte und sogar täuschend echte Nachahmungen von Tierproduktgerichten, wenn mensch das denn mag und auf die Geschmackserlebnisse nicht verzichten will. Fast 50 Mio. Autos gibt es hierzulande und einige tun so, als ob sie so abgelegen wohnen würden wie Menschen in Sibirien. Viele verstopfen die Straßen, blockieren sich gegenseitig und beklagen sich ironischerweise, wenn Aktivisti durch Straßenblockaden auf die Krisen dieser Zeit hinweisen, die eben auch von hiesigem, vorherrschenden Verkehr befeuert werden. Es wäre mal an der Zeit, sich ehrlich zu machen und auch das eigene Handeln zu verändern, anstatt auf die Anderen zu zeigen und stumpf weiter zu konsumieren.

  • Die Regierungserklärung gibt es schon längst. Scholz hat das auch schon häufig gesagt.

    Die Regierung ist aktuell weiter als die Bevölkerung und das ist in der Demokratie aber der Souverän.

    Man kann nicht einfach regieren wie es klimawissenschaftlich nötig ist, wenn die Bevölkerung bei konkreten Maßnahmen damit droht stattdessen Friedrich Merz und die AfD zu wählen.

    • @SPD-Versteher:

      Wieso werfen sie Friedrich Merz in einen Topf mit der AFD? Bei Ihnen ist anscheinend alles rechts der SPD rechtsradikal.....

      • @Krumbeere:

        Wo ist denn in punkto Klimaschutz der Unterschied zwischen merz und afd?