Hungerstreik fürs Klima: Aktivist in kritischem Zustand
Mehrere Wochen schon hungern drei Klimaaktivisten, um dem Kanzler Druck zu machen. Eine Ärztin dringt in einem Fall auf ein Ende des Protests.
Seit 22 Tagen verzichtet Winter auf Nahrung. Gemeinsam mit den ebenfalls hungernden Aktivisten Wolfgang Metzler-Kick (49) und Richard Cluse (57) will er auf die Gefahren der Klimakrise hinweisen. Am Dienstag schloss sich zudem der 34-jährige Adrian Lack an.
Ihre Forderung: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) soll sich in einer Regierungserklärung für die radikale Verringerung der Treibhausgase aussprechen und dementsprechende Schritte einleiten. „Wir müssen jetzt, wenn auch mit Jahren Verspätung, radikal umsteuern“, fordern die Aktivist*innen in einer Erklärung. Winter will trotz der gesundheitlichen Komplikationen nicht essen.
„Ich würde gern überleben, aber momentan kann ich noch und will weiter hungern“, sagte der 61-Jährige. Es werde sich zeigen, ob die Regierung das Leben eines Einzelnen schätze. Koch hingegen, die Teil eines medizinischen Hilfsteams am Protestcamp ist, empfiehlt Winter, sich in eine Klinik zu begeben und dort wieder mit der Nahrungszufuhr zu beginnen.
Aktivist will nicht mehr trinken
Die zwei weiteren Aktivisten befinden sich laut Ärztin in einem stabilen Gesundheitszustand. Metzler-Kick isst seit 62 Tagen nicht mehr. Cluse schloss sich zwei Wochen später an. Während des Hungerstreiks nehmen die Aktivisten neben Flüssigkeiten wie Wasser, Tee und Fruchtsäften auch Vitamine zu sich. Metzler-Kick hat bisher laut Koch 22 Kilogramm abgenommen.
Er plant, zeitlich befristet in den „trockenen Hungerstreik“ überzugehen. Dabei würde er auch auf Flüssigkeiten verzichten. Der Aktivist kündigt den Schritt für Mittwoch an, wenn er infolge eines Klimaprotests vor einem Passauer Gericht stehen soll.Bisher stehen die Aktivist*innen mit Politiker*innen der Grünen und Linken im Austausch. Bundeskanzler Scholz hat sich nicht zu dem Protestcamp geäußert.
Unterstützung erhalten die Aktivisten von der Gruppe Scientists for Future. Die Wissenschaftler*innen bekannten sich am vergangenen Montag zu den Zielen der Hungerstreikenden – wenn auch nicht zu deren praktischem Vorgehen.
Wissenschaftler*innen gegen Hungerstreik
143 Wissenschaftler*innen unterzeichneten eine Stellungnahme, die im Einklang mit den Aktivisten die Regierung zum Handeln aufruft. Die Forderung nach einer Verringerung der Treibhausgase sei „wissenschaftlich solide und vernünftig“, sagte der Geophysiker Bernhard Steinberger, der am Deutschen Geoforschungszentrum in Potsdam forscht und Teil der Scientists for Future ist.
Die Protestform des Hungerstreiks lehnen die Wissenschaftler*innen von Scientists for Future allerdings ab. Sie bitten die Aktivisten, ihre Gesundheit und ihr Leben nicht zu riskieren.
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