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„Hofnarr“-Aussage des KanzlersChialo nennt Scholz' Worte „herabwürdigend und verletzend“

Berlins Kultursenator (CDU) sagt, es habe ihn getroffen, dass der Kanzler ihn „Hofnarr“ genannt hat. Inzwischen sei die Angelegenheit aber erledigt.

Berlins Kultursenator Joe Chialo (CDU) Foto: Britta Pedersen/dpa

Berlin dpa/taz | Berlins Kultursenator Joe Chialo hat Äußerungen von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in einem Gespräch mit ihm als „herabwürdigend und verletzend“ empfunden. Das sagte der CDU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in einem schriftlichen Statement. Nach einem Telefonat mit dem Kanzler sei die Angelegenheit für ihn nun aber erledigt.

Der Focus hatte am Mittwoch berichtet, Scholz habe Chialo bei einer privaten Feier als Hofnarr und Feigenblatt der CDU bezeichnet. Das hatte Den Vorwurf ausgelöst, Scholz habe sich rassistisch geäußert.

Auf einer privaten Geburtstagsfeier sei Scholz zu einer Gesprächsrunde mit ihm dazugestoßen, schilderte nun Chialo, der Wurzeln in Tansania hat. „Im Laufe der Diskussion zum Thema Migration und zu den Abstimmungen im Bundestag fielen hinsichtlich meiner Rolle in der CDU die Begriffe „Hofnarr“ und „Feigenblatt“. Diese Worte haben mich tief getroffen.“

Chialo sieht Scholz nicht als Rassisten

Scholz habe ihn am Mittwoch angerufen, so Chialo weiter. „Er bedauerte in unserem Gespräch, dass seine Aussagen als rassistisch verstanden wurden und erklärte, dass er das nicht beabsichtigt habe. Ich habe seine Sichtweise zur Kenntnis genommen. Im Übrigen halte ich Olaf Scholz nicht für einen Rassisten. Daran, dass seine Worte herabwürdigend und verletzend waren, ändert dies jedoch nichts.“

Scholz wies Rassismus-Vorwurf zurück

Scholz hatte nach der Veröffentlichung eines entsprechenden Focus-Berichts am Mittwoch zugegeben, den Begriff „Hofnarr“ für Chialo verwandt zu haben. Von CDU-Seite wurde ihm Rassismus gegen den schwarzen Kultursenator vorgeworfen, was Scholz und die SPD strikt zurückwiesen.

Chialo selbst hatte zunächst nichts zu dem Vorgang gesagt, der sich auf der Feier eines Unternehmers am 2. Februar zugetragen hat. Nach sorgfältiger Abwägung und aufgrund des öffentlichen Interesses habe er sich nun entschlossen, sich doch in dieser Angelegenheit zu äußern, so der Politiker.

Appell des Kultursenators

„Wir alle stehen derzeit unter großem Druck“, ergänzte er offensichtlich mit Blick auf den Wahlkampf zur Bundestagswahl am 23. Februar. „Umso wichtiger ist es, dass wir in dieser aufgeheizten Situation mit Bedacht und Anstand miteinander umgehen. Ich hoffe, dass wir zu einem fairen und sachlichen Austausch zurückfinden. Für mich ist diese Angelegenheit damit abgeschlossen.“

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8 Kommentare

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  • Siehst'e alles nur heißer Wind um nix.



    Wenn man halt " untereinander " auf'ner Paddy mal etwas rumflaxt und die Begrifflichleiten wie Feigenblatt & Hofnarr, die ja nicht ehrenrührig - geschweige denn gar rassistisch zu werten sind versteht. 😇🍿🥂



    Vertragen sich doch alle miteinander unsere Mädels & Jungen's aus'm Parlament.

  • Heuchelei wohin man schaut. Die Konservativen, die sonst immer der Meinung sind man solle nicht jedes Wort auf die Goldwage legen, sind auf einmal über ganz vermeintlich rassistische Aussagen pikiert und die Progressiven, die Schuld und Unschuld sonst nur noch von Hautfarbe der Betroffenen abhängig machen sind auf einmal ganz arg an Nuancen und Feinheiten interessiert, um zwischen rassistischem und beleidigendem Verhalten zu differenzieren.

  • Fritze, Jensischmensi, Kläffercarsten und die komische Regionalpartei sollen sich mal schön die Zähne machen lassen, falls sie vor lauter Sozialtouristen aus der Ukraine noch einen Termin kriegen sollten. Es ist so billig und peinlich, dass ausgerechnet diese Bagage sich jetzt über angeblichen Rassismus von Vergesslischlumpf aufregt.

    Selbiger hat zwar definitiv kein Taktgefühl bewiesen (wer lässt sich schon gerne sagen, dass man selbst ja nur als Feigenblatt und Hofnarr für reaktionäre Politik diene - im übrigen ist das keine Herabwürdigung von Herrn Chiallo, sondern eine Herabwürdigung der CDU und ihrer Motive Herrn Chiallo gegenüber).

  • „ Umso wichtiger ist es, dass wir in dieser aufgeheizten Situation mit Bedacht und Anstand miteinander umgehen. Ich hoffe, dass wir zu einem fairen und sachlichen Austausch zurückfinden.“ WIE WAHR !!!



    Und er geht mit gutem Beispiel voran! Chapeau, das nenne ich Größe.

  • Chialo for Kanzler!

    Ich nominiere Herrn Chialo als parteiübergreifenden außerordentlichen Kanzlerkandidaten.

  • Naja, so einfach kann man das auch nicht stehen lassen.

    Fällt eine Beleidigung gegen einen Menschen, der keiner Minderheit angehört, dann ist es eine normale Beleidigung.



    Fällt genau diesselbe Beleidigung gegen einen Menschen, der einer Minderheit dazugehört, dann ist es mehr als eine Beleidigung.

    Denn in den Köpfen spielen sich Rassismus, Ableismus, Fremdenfeindlichkeit, etc. ab.



    Was von außen harmlos klingen kann (Codes, Dogwhistles, ...), ist für den Menschen, der die Beleidigung empfängt eventuell empörend, und derjenige der die Beleidigung ausspricht, hat im Kopf ganz klare Vorstellungen, wie er den Rezepienten addressieren will.

    Mich stört jedoch etwas völlig anderes: Kurz vor der Bundestagswahl häufen sich die Entgleisungen, egal ob etwas dran ist oder nicht, gegen Rot und Grün. Habeck's Plagiatsaffäre, nun Kanzler Scholz. In der Hoffnung, dass es nicht zu Schwarz-Rot oder Schwarz-Grün reicht, sondern für Schwarz-Blau wird versucht die Wähler zu manipulieren. Das ist der eigentliche Skandal.

  • Hut ab Herr Chialo



    Joe Chialo zeigt echte Größe und wirkt deeskalierend. Davon könnten alle Kanzlerkandidaten mit ihrer aggressiven Rhetorik sich eine Scheibe abschneiden - alle!

  • Wenn Du als Christ der CDU beigetreten bist und Dich nicht entschieden von den Machenschaften dieser Partei distanzierst, fallen eben solche Ausdrücke.