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Hilfen für die AutoindustrieAbwrackprämie 2.0

Anja Krüger
Kommentar von Anja Krüger

Kurzfristig würde die Abwrackprämie den Beschäftigten der Autoindustrie helfen – langfristig aber schaden.

Nicht einzelne Autos, das ganze Modell der Branche gehört auf den Schrottplatz Foto: Wolfgang Kumm/dpa

W enn die Ministerpräsidenten der Autoländer Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen in diesen Tagen über die Zukunft der Autobranche beraten, haben sie eine gemeinsame Stoßrichtung: Der CSU-Mann Söder, der Grüne Kretschmann und der Sozialdemokrat Weil werden sich darauf konzentrieren, so viel Geld wie möglich zur Stützung der konventionellen Autobranche zu mobilisieren.

Es wäre fatal, wenn im Ergebnis die in der Finanzkrise eingeführte Abwrackprämie für Autos wiederauferstehen würde. Auch wenn sie seinerzeit „Umweltprämie“ hieß, hat sie ökologisch nichts gebracht. Denn die Leute haben sich mit dem Geldgeschenk vom Staat nicht das gleiche Modell in umweltschonender gekauft, sondern ein größeres, umweltschädlicheres.

Aber nicht nur aus ökologischer Sicht ist es wichtig, den Umbau der Autoindustrie schnell einzuleiten. Die Autoindustrie ist keine Zukunftsbranche. Ihre Manager sind rückwärtsgewandt. Bestes Beispiel ist VW-Chef Diess, der sagt, der Kauf eines neuen Autos sei an sich ein Beitrag zum Umweltschutz, weil der Schadstoffausstoß geringer sei als bei einem alten.

Er will, dass die Politik sehenden Auges den gleichen Fehler macht wie in der letzten Krise. Den Fehler zu wiederholen würde bedeuten, den Verbrennungsmotor als Standard für mindestens zwei Jahrzehnte festzuschreiben. Das ist umweltpolitisches Irrlichtern, und es entspricht nicht dem Wunsch der Mehrheit der BürgerInnen, die für mehr statt weniger Klimaschutz ist.

Weil das auch PolitikerInnen von Union, SPD und Grünen wissen, werden sie sich wie in der Finanzkrise etwas ausdenken, um die Prämie ökologisch zu ummanteln. Das könnte etwa eine Prämie sein, die vom CO2-Ausstoß abhängt. Aber das ist nicht mehr als eine Mogelpackung.

Eine möglicherweise grün angestrichene Abwrackprämie würde den Beschäftigten der Autoindustrie vielleicht kurzfristig helfen, aber langfristig schaden. Gerade weil viele Arbeitsplätze an der Branche hängen, ist rasches Umsteuern nötig. Strukturwandel ist eine langwierige Sache, ihn zu verzögern kann ganze Regionen die Zukunft kosten – wie im Ruhrgebiet zu sehen ist, wo die Abkehr von der Kohle bis heute Wunden hinterlässt. Wer Beschäftigten der Autobranche Zukunftsangst nehmen will, muss heute eine Perspektive für sie entwickeln.

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Anja Krüger
Wirtschaftsredakteurin
Buchveröffentlichungen: „Die verlogene Politik. Macht um jeden Preis“ (Knaur Taschenbuch Verlag, 2010), „Die Angstmacher. Wie uns die Versicherungswirtschaft abzockt“ (Lübbe Ehrenwirth, 2012).
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18 Kommentare

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  • Schlimm. Aber ich kenne wirklich niemanden weit und breit, der jetzt ein Auto kaufen wird. Ich schätze --- aber gebe zu vor allem hoffe ich ---die Prämie wird ein Rohrkrepierer.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @nelly_m:

      Ich überlege gerade. Einen Tesla, damit die deutsche Autoindustrie so richtig ... wird. Hab aber keinen Führerschein. Aber meine Frau hat bald Geburtstag.

  • die autoindustrie sollte genauso wie die flugzeugindustrie und jede andere industrie die für den planeten schädlich ist am besten gar keine oder zumindest keine grosse zukunft haben.



    auch das elektro-auto ist ein problem



    und sollte minimiert werden



    wenn elektroautos mit strom aus kohlekraftwerken oder gaskraftwerken fahren destabilisieren sie das klima nur etwas weniger als autos mit verbrennermotoren



    fahren sie mit strom aus atomkraftwerken so verursachen sie radioaktiven sondermüll



    fahren sie mit strom der aus wind gewonnen wird so verschandeln sie die landschaft und töten vögel und fledermäuse



    allenfalls gegen solarzellen auf hausdächern wäre wenig einzuwenden,aber der reicht nicht für eine individualisierte elektrische massenmobilität



    und bei der massenproduktion von solarzellen mit einem niedrigen wirkungsgrad und einer kurzen nutzungsdauer würde ausserdem viel zu viel kohlendioxid verursacht



    auch die produktion der batterien ist umweltschädlich

    allenfalls die produktion von elektrisch betriebenen öffentlichen verkehrsmitteln wäre verantwortbar.

    www.youtube.com/watch?v=t9FuDh0w8UY

    www.youtube.com/watch?v=hR-jhRxeNlM

    • @satgurupseudologos:

      Herr Sat Guru (von Geburt Erleuchter), was ist denn dann Ihr Vorschlag, diese Mobilitäs-Probleme zu lösen? Ich lebe z.B. in sehr bergiger Gegend auf dem Land. Weder ein E-Bike (schon gar nicht im Winter) noch unser ÖPNV mit ggf. 1x Umsteigen und 4 Verbindungen täglich sind für mich realistisch, um einzukaufen und mir im Winter ein paar Tonnen Holzbrikett zu verschaffen. Soll ich in die Stadt ziehen? Bitte um göttlichen Ratschlag (wenn möglich mit Großschreibung).

      • @Jörg Kahl:

        1.gross schreibe Ich ganz bewusst nur personalpronomina und eigennamen von personen.Sie sollten dafür verständnis haben.es ist ein ausdruck meiner philosophie.und im übrigen werden ja auch in anderen sprachen nicht alle substantive grossgeschrieben.das ist vielmehr ein deutscher sonderweg für den es keine rationale begründung gibt.



        2.Ihre mobilitätsprobleme kann Ich nicht lösen.gute ökologisch betrachtet einwandfreie individuelle lösungen für dieses problem gibt es nicht .Sie sollten eine politische partei wählen die dafür sorgt dass der öpnv in ihrer region ausgebaut wird.



        bei der deautomobilisierung sollte man meiner meinung nach in den grossstädten anfangen.da gibt es nämlich das grösste einsparpotential ausserdem plädiere Ich für die schliessung und den abriss aller autobahnen und den ausbau des eisenbahnnetzes



        auf dem land könnte man darüber nachdenken zu kutschen die von pferden oder eseln gezogen werden zurückzukehren



        auch das carsharing,dass Sie in ihrem dorf vielleicht organisieren könnten ist eine option,die Sie in erwägung ziehen sollten.dadurch könnte die zahl der autos deutlich reduziert werden



        3.mit holz zu heizen ist wegen dem gesundheitsschädlichen feinstaub wahrscheinlich eher keine gute idee



        wenn das alle täten sänke die lebenserwartung



        ausserdem wäre es gut für eine längere zeit keine bäume mehr zu fällen,denn bäume tragen viel dazu bei die kohlendioxidkonzentration zu renormalisieren



        mit gas zu heizen ist bei einhaltung der sicherheitsvorschriften besser als mit holz zu heizen.häuser sollten so gebaut werden dass man möglichst wenig energie zum heizen braucht.

        4.dies sind alles nur ratschläge meiner menschlichen vernunft.

        5.zum schluss noch ein "göttlicher Ratschlag ":"mit Großschreibung"



        HÖREN SIE AUF FLEISCH ZU ESSEN.



        dass wird es Ihnen erleichtern die erleuchtung zu erlangen.ausserdem sollten Sie nur milch trinken die von glücklichen kühen stammt,die artgerecht gemäss den religiösen vorschriften gehalten werden

  • Das ist doch nicht wahr.

    Herr Kretschmann: Sie sind ein Grund, warum ich Grün nicht wähle.

    • @tomás zerolo:

      Wenn Sie nicht in BW wohnen: Kein Grund, nicht Grün zu wählen.



      In BW: Gilt nur für die Landtagswahl.



      Woanders: Es gibt auch dort Gründe, beim Grün-Wählen zu zögern, aber erst die Alternativen ansehen.

      • @meerwind7:

        Naja, Herr Kretschmann darf sich "Grüner" nennen. Neben noch einigen anderen.

        Das genügt, um mir die Suppe zu versalzen.

  • 0G
    0103 (Profil gelöscht)

    Egal ob Kaufprämie für Verbrenner, Hybride, Elektroautos oder E-Bikes, es gilt: wer Auto fährt bekommt am meisten, wer E-Bike fährt bekäme auch noch etwas, wer einfach Fahrrad fährt bekommt nichts. Gefördert werden wie immer wohlhabende, je teurer und umweltschädlicher das Produkt, desto höher die Förderung.

    • @0103 (Profil gelöscht):

      "je teurer und umweltschädlicher"

      Man kann völlig problemlos auch Fahrräder ohne E-Antrieb kaufen, die teurer als ein Dacia Dokker sind.

      Die sind in manchen Kreisen genauso ein Statussymbol wie andernorts ein Panamera.

      Wie viel wiegt dein Rahmen, ach nur 800 Gramm, super Teil.

      Wenn Sie mal Geld ausgeben wollen, kann ich nur zu einem Qualitätsprodukt aus Bethel/Connecticut raten, SuperSix EVOHi-MOD Disc Dura Ace Di2, aber stürzen sollte man damit auf keinen Fall, tut dem Carbon nicht gut und Reparaturen sind teuer.

      www.cannondale.com...i2?sku=c11150m1048

    • @0103 (Profil gelöscht):

      Richtig. Es ist ja auch keine Umweltprämie, sondern eine Wirtschaftsförderung - nur sagt das keiner so klar.



      Ein Fahrrad macht nun mal nicht so viel Umsatz wie ein modernes Auto.

  • Auf dem Land in Neuenkirchen-Voerden, Landkreis Vechta, sind Zombies die Bewohner von Grundstücken, die mit Geomarkern bullettiert sind und im Bauamt als Friedhofsgrundstücke markiert sind, auf denen die frequentive Verwesungsebene nach oben gerichtet ist, alle fünfzig Zentimeter mit zunehmender Zersetzungsfrequenz, informierte Polizist Willehsd Kolosser über Bauamtsleiter Jürgen Rolfsen. Gerne verbundet Rolfsen seine Bücher aucch mit der Zersetzungsebene des Klärwerk, auch überregional..

  • Der Begriff "Öko-Abwrackprämie" wurde von MP Weil schon in die Welt gesetzt. Ein Highlight an Ehrlichkeit! Die Bedeutung von glaubwürdiger politischer Kommunikation, Ehrlichkeit und Transparenz der Entscheidungen, ist dank der Coronakrise offenbar gewachsen.

    Vergessen ist das organisierte kriminelle Handeln der Autokonzerne beim Abgasbetrug, die zur Täuschung geeigneten Verbrauchs- und Emissionswerte in Verkaufsprospekten, die Briefe von Autoherstellern an die Regierung, auf niedrigere CO2 Grenzwerte zu verzichten und sich in der EU gegen eine Verschärfung auszusprechen, und, nicht zu vergessen, die CO2 Grenzwert nicht Fahrzeug bezogen festzulegen, sondern sie auf die jeweilige Fahrzeugflotte zu beziehen. Um mit der E-Mobilität das "Brot und Buttergeschäft" (VW-Diess) nicht zu gefährden. Also fossil, größere Mittelklassemodelle und natürlich SUV, die mit steigender Tendenz schon mehr als 20% der Neuzulassungen ausmachen.

    Die Kommunikations- und Medienprofis werden den ehrlichen Begriff "Öko-Abwrackprämie" vermutlich wieder kassieren, was aber nichts an den Folgen neuerlicher Kaufprämien ändern wird.

    Es geht auch nicht um die Arbeitsplätze, die durch den Bau kleinerer, leichterer und leistungsschwächerer Fahrzeuge zu erhalten wären. Deren Verlust, durch die E-Mobilität, ist auch schon berechnet und von Politik und Autoindustrie akzeptiert. Wenn also schon wieder von Unten nach Oben umverteilt werden soll, dann sollten die Fördermittel ausschließlich für Minimalmodelle bereit gestellt werden, mit denen man von A nach B kommen kann, die also die wesentliche Aufgabe eines Transportmittels erfüllen können.

    Es geht um den Ausgleich der Verluste von Aktionäre und Investoren, nach den Betrugsskandalen und dem Schutz ihres investierten Kapitals. Firmenschilder, Produktionshallen und Pförtnerhäuschen erhalten keine Boni, Dividenden oder Prämien. Die Fördermilliarden fließen auf die Konten von Personen, deren Blick auf Rendite und nicht "Öko" gerichtet ist.

    • @Drabiniok Dieter:

      ...und nicht nur Herr Weil von der so öko-sozialen SPD sondern auch Herr Kretschmann von den höchst ökologischen Grünen spielen diese Spiel brav mit. Nichts anderes als eine ausgemachte Sauerei!

    • @Drabiniok Dieter:

      Genau so ist es, kann dem nur zustimmen. Wobei bei den Zahlen dann auch noch gerne getrickst wird, indem zwischen SUVs und Geländewagen unterschieden wird. Der Anteil von SUVs + Geländenwagen betrug bei den Neuzulassungen 2019 über 30%!

      www.tagesschau.de/...nen-marke-101.html

  • RS
    Ria Sauter

    Sie werden nichts aus den Fehlern lernen, da es in ihren Augen kein Fehler ist.

  • Es gibt kaum etwas ökologisch Unsinnigeres, als eine Abwrackprämie. Da könnten wir auch gleich Kohlekraftwerke massiv subventionieren. Das auch noch "Umweltprämie" zu nennen ist heute genauso verlogen wie 2008.

    Der gesamte CO2-Fußabdruck eines Autos besteht eben nicht nur darin, was es im Betrieb ausstößt, sondern wieviel CO2 bei der Produktion freigesetzt wird. In Laufleistung umgerechnet kann das leicht 100.000 km bedeuten, gerade die vielgepriesenen E-Autos sind hier besonders negativ. Ein Fahrzeug zu verschrotten, dass noch 100.000 km oder mehr fahren könnte und durch ein neues zu ersetzen bedeutet nichts anderes, als massiv zusätzlich CO2 zu produzieren. So ungern so mancher es hören will, das umweltfreundlichste ist seine alte Karre so lange zu fahren wie es geht, selbst wenn sie im Betrieb etwas mehr Schadstoff ausstößt.

    Wenn etwas Sinn machen würde, wäre das eine Prämie für besonders langlebige und reparaturfreundliche Autos. Wenn heute in der Vorderachse ein kleines Ventil der Servolenkung kaputt ist, muss gleich die ganze Vorderachse für 1000,-€ ausgewechselt werden. Bei einem älteren Fahrzeug rentiert sich dass dann einfach nicht mehr und genau das bezweckt die Autoindustrie damit. Umsatz und Rendite ist das Einzige was zählt. Der Staat sollte solchen Unsinn nicht auch noch unterstützen, wenn er seine Klimaziele ernst nimmt.

  • Nicht nur die Abgase sind ein Problem, auch die Lärmentwicklung und die geringe Lebensdauer.

    Weiterhin muss das Gesamtsystem Elektrizität deutlich modernisiert werden, dazu gehören auch zwingend der elektrische Individualverkehr und kommerzieller Transport in jeder Form.



    Fossile Antriebe sind da ein totes Pferd, das nur Ressourcen schluckt und keinen sinnvollen Fortschritt bietet.

    Inverstiert das Geld in BEV und meinetwegen H2O, aber nicht in schwarze Löcher.