piwik no script img

Herkunftsnennung bei StraftatenEr ist „ein Syrer“

Die „Sächsische Zeitung“ nennt seit Juli immer die Nationalität von StraftäterInnen. Damit verstößt sie gegen den Pressekodex – ganz bewusst.

Kein Gesicht, aber eine Nationalität? Foto: DWerner

Tunesier prügeln sich, Deutsche schmuggeln eher Drogen. Das scheint zumindest für Sachsen zu gelten. Und auch nur, wenn man die Berichterstattung der Sächsischen Zeitung der letzten sechs Wochen verfolgt und zugegebenermaßen etwas davon abstrahiert hat. Seit dem 1. Juli nämlich nennt die Tageszeitung bei Straftaten grundsätzlich die Nationalität der Täterin oder des Täters. Was das bewirkt? Nach sechs Wochen Lektüre hat man so ein Gefühl, dass man jetzt Bescheid weiß, wie sie ticken, die verschiedenen Nationalitäten.

Beispiel gefällig? Nehmen wir einen Bericht über eine notorische Schminkdiebin aus Dresden vom 13. Juli: „Die Russin wurde zweimal beim Diebstahl von Kosmetik und Parfüm in der Douglas-Filiale in der Seestraße erwischt.“ Ach so, eine Russin! Aber warum noch mal ist das relevant? Ist es überhaupt nicht.

Mit dem, was sie da tut, verstößt die Zeitung gegen Artikel 12.1 des deutschen Pressekodex, des ethischen Regelwerks des Journalismus. Dort steht, dass die Zugehörigkeit zu religiösen, ethnischen oder anderen Gruppen nur dann erwähnt gehört, „wenn für das Verständnis des berichteten Vorgangs ein begründbarer Sachbezug besteht“.

Das Gebot soll verhindern, dass Vorurteile bedient werden: Die 630.000 LeserInnen der Sächsischen Zeitung sollen nicht glauben, dass Russinnen so sind, diebisch und von Schminke besessen. Und während es im Fall des „56 Jahre alten Niederländers“ (Meldung vom 16. Juli), der mehrere Tankstellen überfallen haben soll, eher unterhaltsam ist, wird es ernst bei der Nennung von Nationalitäten, gegen die aktuell rassistisch Stimmung gemacht wird.

Gezielte Desinformation?

Am 9. Juli etwa hieß es in der Sächsischen: „Ehefrau erschlagen – Syrer muss 13 Jahre in Haft“. Alles daran ist richtig: Ein Mann hat in Trier seine Frau erschlagen, er ist Syrer und muss 13 Jahre in Haft. Welche Auswirkungen aber hat die Hervorhebung der Nationalität? Ist es diskriminierend, die Tat in Zusammenhang mit der Herkunft des Täters zu bringen?

taz.am wochenende

Leckt mich doch am Ast! Zwei Prozent der Fläche Deutschlands sollen bis 2020 Wildnis werden. Ungezähmte, um sich greifende Natur. Wie lassen wir die Finger von unserer Umwelt? Die Reportage „Halb so wild“ lesen Sie in der taz.am wochenende vom 20./21 August. Außerdem: Er war der König, er bog den Regenbogen, er sang für „Ton Steine Scherben“. Vor 20 Jahren starb Rio Reiser. Wie sich Freunde, Familie und Künstler an ihn erinnern. Und: Der schlichte Gegenspieler der Uniform. Wie der Herrenanzug zum universalen Kleidungsstück wurde. Am Kiosk, eKiosk oder im praktischen Wochenendabo.

Ist es, sagt der Pressekodex. In Artikel 12.1 steht, „dass die Erwähnung Vorurteile gegenüber Minderheiten schüren könnte“. Bei der konkreten Meldung sind das gängige Vorurteile über arabische Männer. Darum galt bisher: Wenn die Gefahr, zu diskriminieren, größer ist als der Informationsgehalt, gehört die Nationalität verschwiegen.

Nach den sexuellen Übergriffen in der Kölner Silvesternacht ist diese Praxis in die Kritik geraten. Nachdem Polizei und Medien tagelang gar nicht berichtet und sich auch später mit Angaben über die mutmaßlichen Täter zurückgehalten hatten, unterstellten einige Stimmen gezielte Desinformation – man wolle Angela Merkels „Willkommenskultur“ nicht gefährden. Dennoch entschied der Presserat im März, dass der Wortlaut von Artikel 12.1 unverändert bleiben soll.

Bei der Sächsischen Zeitung sieht man das anders. „Den Gedanken hinter Artikel 12.1 teilen wir, nämlich Minderheiten vor Stigmatisierung zu schützen“, so Chefredakteur Uwe Vetterick. „Der empfohlene Weg bewirkt unserer Ansicht nach jedoch häufig das Gegenteil. Das Nicht-Nennen der Nationalität schafft Raum für Gerüchte, und die schaden letztlich denen, die man eigentlich schützen möchte.“

Auch wenn die Nationalität „deutsch“ ist

Unterfüttert hat die Zeitung ihren Schritt mit einer Befragung der AbonnentInnen durch die Technische Universität Dresden. Etwa ein Drittel beantwortete die Frage: „Sind Ausländer häufiger kriminell als Deutsche?“, mit „Nein“ oder „Eher nicht“.

Gleichzeitig schätzten sie den Täteranteil von AsylbewerberInnen bei konkreten Delikten jedoch viel zu hoch ein. In der Kategorie Drogendelikte ist das besonders eindrücklich: Der Anteil von AsylbewerberInnen an den Tätern wird im Schnitt auf 30 Prozent geschätzt – laut Kriminalstatistik sind es 8 Prozent.

Nordafrikaner lässt Biowaren mitgehen

„Sächsische Zeitung“ vom 25. 7. 16

Während die grundsätzliche Einschätzung der LeserInnen realistisch ist, sind sie im konkreten Fall nicht ausreichend informiert, schloss man daraus bei der Sächsischen – und entschied, künftig bei allen Straftaten die Nationalität der Verdächtigen und Täter zu nennen. Auch wenn sie „deutsch“ ist. Und tatsächlich wurden alle vier Drogendelikte, die die Sächsische im Juli vermeldet hat, von Deutschen begangen – Chance für einen Lerneffekt?

Dennoch: Verstoß bleibt Verstoß. „Uns ist bewusst, dass wir gegen den Pressekodex verstoßen“, sagt Chefredakteur Vetterick. „Wir verstehen unser Verhalten als zivilen Ungehorsam.“ Dennoch würde sich die Zeitung an eine Entscheidung des Presserats halten. Der nämlich kann eine öffentliche Rüge für einzelne Medienhäuser aussprechen, die dann von diesen abgedruckt werden muss. Bisher ist man jedoch nicht gegen die Sächsische Zeitung tätig geworden. Auf Nachfrage sagt Geschäftsführer Lutz Tillmanns, man sei mit dem Vorgehen der Zeitung nicht einverstanden, sehe sich aber nicht genötigt, aktiv zu werden, „solange keine Beschwerden eingegangen sind“.

Die Sache hat einen Haken

Vetterick ist überzeugt, dass der Lerneffekt etwaige Nebenwirkungen überwiegt. Die Gefahr, dass Leser durch die Nennung der Nationalität einen diskriminierenden Zusammenhang zwischen Herkunft und Verhalten herstellen würden, sieht er nicht: „Dass die Nationalität eines Menschen in vielen Fällen nicht relevant für die Straftat ist, darüber besteht Konsens, auch bei den Lesern.“

Und doch: Journalistische Texte setzen immer Schwerpunkte und stellen nie ein Gesamtbild dar. Sie sind eine Auswahl der wichtigsten Aspekte. Wegen des begrenzten Platzes müssen RedakteurInnen oft radikal kürzen. Der fertige Text – ob Bericht, Meldung oder eine bloße Überschrift – vermittelt dann: Dies ist die Essenz des Geschehenen, wir haben uns nicht für jene, sondern für diese Informationen entschieden. Also muss die Nationalität, wenn sie genannt wird, wichtig sein, oder? Körpergröße und Monatseinkommen werden ja auch nicht erwähnt.

Attacke gegen badende Afrikaner

„Sächsische Zeitung“ vom 19. 7. 16

Der Pressekodex ist letztlich nicht dazu gedacht, Informationen zu unterschlagen, sondern soll verhindern, solche mit falscher Gewichtung in Umlauf zu bringen. Uwe Vetterick meint hingegen, es lasse sich eben nicht verhindern, dass die Öffentlichkeit von der Herkunft erfahre: „Die Gatekeeperfunktion, was Informationen angeht, haben wir längst an soziale Netzwerke verloren.“ Auch Polizeiberichte könne jeder online abrufen. „Wir haben fraglos die Möglichkeit, Stimmungen abzuschwächen oder zu verstärken, aber die Hoheit über lokale Informationsflüsse haben wir heute als Zeitung nicht mehr.“ Dann lohne es sich eben eher, die Herkunft von Tätern konsequent zu nennen.

Allerdings hat die Sache einen Haken. Auch in der Sächsischen nämlich wird immer häufiger die Herkunft „deutsch“ nicht explizit genannt, sondern über Angaben wie „aus Nossen“ oder „ein Dresdner“ verklausuliert. „Zu Beginn waren wir sehr pingelig“, sagt Vetterick „Da haben wir immer explizit ‚Deutscher‘ geschrieben. Wenn es aber um jemanden ‚aus Dresden‘ mit dem Vornamen ‚Klaus‘ geht: Schreibt man dann noch extra ‚Deutscher‘ oder macht man sich da lächerlich?“

Etwa zwei Jahre soll das Experiment bei der Sächsischen Zeitung dauern. Danach werden die LeserInnen erneut befragt, um zu evaluieren, ob diese den Ausländeranteil an Straftätern dann realistischer einschätzen. Eines ist aber jetzt schon klar: Viele Straftaten kennen keine Nationalität. Exhibitionismus zum Beispiel: Zwischen dem 21. und dem 23. Juli haben in Sachsen je ein Deutscher, ein Algerier und ein Iraker in der Öffentlichkeit blankgezogen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

81 Kommentare

 / 
  • @Normalo

    ... und sind die Fälle von Kindesmisshandlung, die bei deutschen, biodeutschen Familien vorkame, nun als deutsch voraussetzbar oder sollen sie genannt werden? Und sind alle die Sonntags ihre Rasen mähen und anderen den Nachmittag verderben nun deutsch zu nennen? Und was ist mit den Motorradgangs, sind die nun erforscht Deutsche und man muss es nicht mehr dazu sagen, wenn sie mit Drogen und Frauen handeln und sich nicht um Gesetze scheren, so wie Ihre Herleitung? Und ist der Kerl, der Frau Kampusch im Keller festhielt nun vorausstezbar ein Österreicher oder soll das miterwähnt werden und wenn, was hat das dann für eine Zusatzinfo für mich?

  • 8G
    8545 (Profil gelöscht)

    Es kann Fälle geben in denen Körpergröße/Monatseinkommen relevant sind, dann wäre es falsch darüber zu schweigen.

    Aber:

    Doitsch-oderrr-nicht-doitsch?

    immer?

    bei fehlender Relevanz?!

    ...

    Bei dieser Nachricht ist die Information zur Nation wichtig:

    Ostdeutsche...

  • In diesem konkreten Fall frage ich mich, auf welche Weise Abkömmlinge von interethnischen Liaisonen benannt werden. Von Menschen, deren Eltern bereits aus gemischten Verbindungen hervorgegangen sind, ganz zu schweigen. Ich werde jetzt ab und zu mal die Sächsische Zeitung lesen und freue mich auf einen 'halbvietnamesich-vierteldeutsch-viertelpolnischen' Kaugummidieb!

    • @1247:

      Naja, es geht hier um Nationalitäten der Personen und nicht um die Herkunft der Eltern, Großeltern ... Hier geht es auch nicht um mit oder ohne sogenannten Migrationshintergrund. Zumindest wenn es konsequent durchgezogen wird. Sonst müssten die Nationalitäten jeweiliger Stammbäume mit behandelt werden, bei Biographisch-Deutschen konsequenter Weise ebenso. Journalist*innen der Sächsischen Zeitung als Ahnenforscher*innen :D... Doppelte Staatsbürgerschaften müssten aber in dem jetzt praktizierten Versuch tatsächlich als solche benannt werden.

  • Um die gewünschte Wirkung zu erzielen - nämlich Vorurteile über "die kriminellen Ausländer" zu dekonstruieren - darf diese Benennung auf keinen Fall dann aufhören, wenn es vermeintlich klar ist, dass es sich um Deutsche Kriminelle "aus Dresden" handelt. Auch dann nicht, wenn sie Klaus heißen. Es würde gleich mehrfach kontraproduktiv sein. Die Benennung zielt doch grade darauf ab, sichtbar zu machen, dass auch Deutsche Verbrechen begehen. Es geht ja grade um die Irritierende Wirkung, die auf dieser Weise erzielt werden kann und somit grade das, was als selbstverständlich dargestellt wird, in seiner Normalität zu hinterfragen. So gehe ich doch stark davon aus, dass kriminelle ausländische Dresdner*innen wieder mit jeweiliger Nationalität bezeichnet werden würden. Durch die konventionelle Nicht-Benennung der Nationalität in solchen Momenten, in denen ja eh alle wissen, dass es Deutsche sind, wird Deutsch-sein als Normalität konstruiert sowie das Beispiel des Artikels den Namen Klaus als selbstverständlich für Deutsche reserviert. Im Städtebeispiel würde letztlich ignoriert werden, dass es auch Japanische, Ungarische, Türkische, Israelische, Afghanische, Belgische, Jemenitische, Philippinische, Äthiopische uvm. ... Dresdner*innen gibt. Und ganz ehrlich: ist es wirklich so undenkbar, dass es nicht-deutsche Menschen gibt, die Klaus heißen?

  • 1G
    1326 (Profil gelöscht)

    Dann sollte auch nicht das Geschlecht genannt werden. Sonst wird suggeriert, nur "junge Männer" seien Straftäter.

  • Ein interessantes Experiment der Sächsischen Zeitung. Ob nun bei jedem Delikt die Nationalität von Bedeutung ist bezweifle ich. Bei den Kölner Übergriffen jedoch war das von Belang. Daß darüber dann noch tagelang geschwiegen wurde, hat die Glaubwürdigkeit der Presse nsgesamt untergraben. Daran sieht man auch, daß Political Correctness nur als Wegweiser für eine grobe Richtung dienen kann. Wird sie zum Selbstzweck oder erstarrt gar zum Dogma, führt sie zu merkwürdig lebensfremden Ergebnissen und bewirkt das Gegenteil von dem, was sie erreichen soll.

  • „Die Gatekeeperfunktion , was Informationen angeht, haben wir längst [...]verloren."

     

    ...schöner Euphemismus für (Selbst)Zensur. Aber was heißt "verloren" ? Ist diese Funktion der Presse jemals "anvertraut" worden ?

  • Neben der Frage, ob die Herkunft von Tätern genannt werden sollte oder nicht, ist doch mindestens ebenso fragwürdig, weshalb es bei dieser Diskussion komischerweise immer um die "Nationalität" geht.

    Wenn ein Horde besoffener Typen schlägernd durch die Innenstadt zieht, ist die relevanteste Information doch wohl eher "Fußballhooligans" und nicht "Briten und Franzosen" oder "aus Deutschland und Polen" (wo die Hools wohl überall recht ähnlich sind, aber mit den Tennis-interessierten Studienratsgattinnen eher wenig zu tun haben.)

    Auch in der sagenumwobenen Kölner Silversternacht ist doch viel weniger relevant, ob es sich um "Marokkaner" handelt oder z.B. um perspektivlose Kleinkriminelle (die mit den StudienrätInnen in Deutschland oder Marrakesch eher weniger gemeinsam haben.)

     

    Meines Erachtens suggerieren diejenigen, die sagen, "die Nationalität soll nicht genannt werden" in dieser Diskussion ähnlich fragwürdige Zusammenhänge wie jene, die "die Nationalität" wissen wollen.

    • @kami:

      Warum es sich um Nationalität dreht? Weil man ausländische Straftäter relativ leicht loswerden kann.

       

      Merke: ohne Straftäter keine Straftat.

      • @TurboPorter:

        Nee, kann und sollte man nicht unbedingt. Und außerdem ging es in der Diskussion nicht darum, wohin die sollen, sondern primär mal darum, woher das Verhalten so kommt. Und da scheint mir die Erklärung "so benehmen sich international vagabundierende junge männliche perspektivlose Kriminelle aus europanahen Ghettos, die nichts mehr zu verlieren haben irgendwo" immer noch einleuchtender als "der war halt Marokkaner" bzw. "typisch, die Nordafrikaner" oä.

        Vielleicht fahren Sie oder das hier nach "nationaler Herkunft" schreiende Kommentariat ja mal da hin um zu sehen, dass die von da sich dort - trotz durchaus anderer kritikabler Zustände - gewöhnlich auch nicht mit Rudeldiebstahlsvergewaltigungen als Lokalfolklore vergnügen.

        • @kami:

          Falls die Welt gemäss Ihrer sozialdeterministischen Theorie funktioniert, haben Sie ggf. recht. Falls die kulturelle und nationale Herkunft unter sonst gleichen Rahmenbedingungen eine Rolle spielt, habe Sie unrecht.

           

          In beiden Fällen aber kann man die Herkunft der Täterin nennen, Sie verlieren dadurch nichts und die anderen gewinnen nützliche Informationen.

    • 8G
      889 (Profil gelöscht)
      @kami:

      "Neben der Frage, ob die Herkunft von Tätern genannt werden sollte oder nicht, ist doch mindestens ebenso fragwürdig, weshalb es bei dieser Diskussion komischerweise immer um die "Nationalität" geht."

       

      muss sich um eine Art Fetisch handeln, anders ist das kaum zu erklären...

  • 1G
    12294 (Profil gelöscht)

    Nochmal drüber nachgedacht: Bei der Nichtnennung der Täterherkunft handelt es sich um Selbstzensur. Allerdings sind die Medien größtenteils privatwirtschaftlich und wenn sie sich selbst zensieren wollen, dürfen sie das - sie sind niemandem Rechenschaft schuldig. Wenn sich allerdings die gesamte Presse zur Selbstzensur entschließt, wie hier im Pressekodex, dann finde ich das mehr als nur bedenklich. Insofern Dank an die Sächsische Zeitung. Konsequent sollte man dann natürlich sein.

     

    Gibt's heut eigentlich Apfelkuchen im tazcafé?

  • ... und werden die Leute, die jedes Wochenende bei Fussballspielen nur mit größtem Aufwand und hohen Kosten halbwegs in den Griff zu bekommen sind "deutsch" geannt oder liebevoll "Hools"?

    Und werden die Mörder, die unschuldige Menschen umgebracht haben "deutsch" genannt oder doch lieber Nazis? Was ja was anderes ist?

    • @Maria Burger:

      Dass die Anhängerschaft von Fußballclubs - egal ob gewalttätig oder nicht - regelmäßig vor allem aus Einheimischen besteht, dürfte allgemein vorausgesetzt werden. Der Name des Clubs ist insoweit auch gleichzeitig Hinweis auf die Herkunft der zugehörigen Hools. Gleichermaßen ist die weit überwiegend deutsche Nationalität der mordenden Nazis - insbesondere die Zuordnung die ihrer Verbrechen zur deutschen Nation - sicherlich eine der drei oder vier am gründlichsten gelehrten historischen Tatsachen weltweit. Wer "Naziverbrechen" sagt, meint damit nichts, was irgendwer Nicht-Deutsches getan hat. Für antisemitische Massaker, die tatsächlich maßgeblich von Nicht-Deutschen begangen wurden, bedarf es anderer Begrifflichkeiten, wenn sie überhaupt je eingestanden werden (vgl. die Debatte um Jedwabne in Polen).

       

      Es ist daher ein wenig wie mit der Frage, ob bei jeder Erwähnung eines Sonnenuntergangs klargestellt werden sollte, dass dieser im Westen stattfindet oder z. B. bei Mais, dass er gelb ist: Die Tatsache kann, egal ob sie nun gerade inhaltlich relevant ist oder nicht, als stillschweigend miterzählt gelten. Dem Informationsgedanken wird damit genüge getan. Es wird lediglich nicht gesondert darauf herumgeritten.

       

      Bei der Nationalität eines Straftäters ist das anders. Sie ist eben NICHT von vornherein klar, also eine Information, die der Leser ohne entsprechende Erwähnung auch nicht erhält (und über die er dann im Rahmen seiner Vorurteile wild spekulieren kann).

  • Naja, solange nicht über alle Straftaten berichtet wird, muss man sich schon fragen, ob nicht über Straftaten von Nichtdeutschen eher berichtet wird. Was die Nennung der Nationalität eben nicht objektiv macht. Man könnte das anhand von Polizeizahlen und ausgezählten Zeitungsmeldungen ja mal überprüfen...

  • "deutsch" bleibt nicht hängen. "Niederländisch" bleibt nicht hängen. Bemerkt und gemerkt werden immer nur die Nennungen, die die eigenen Vorurteile bestätigen. Selektive Wahrnehmung interessiert sich einen Dreck für ausgeglichene Berichterstattung.

    • @Frank N. Stein:

      Wenn jemand eine durch Vorurteile so stark verzerrte Wahrnehmung hat, wird er aber auch bei Nichtnennung der jeweiligen Nationalität die seinen Vorurteilen entsprechende hinzuspekulieren, ohne dass es widerlegbar wäre.

       

      Damit ist nichts erreicht, außer dass die Nichtnennung dem Vorgang eine eigene politische Dimension gibt - wohtuende "Zurückhaltung" aus der einen Sicht, böswilliges "Verschweigen" aus der anderen. Sie können überlegen, welche Sichtweise - selektive Wahrnehmung lässt grüßen - bei ihren Trägern länger nachwirkt und lauter kommuniziert wird...

  • 1G
    12294 (Profil gelöscht)

    Im Übrigen tut die taz das auch, wenn es ihr genehm ist: SÄCHSISCHE Zeitung ...

    • @12294 (Profil gelöscht):

      Die Zeitung heißt so, also Eigenname.

      • 1G
        12294 (Profil gelöscht)
        @Hanne:

        Oh Mann...

      • @Hanne:

        Ihr Argument ist nicht stichhaltig. Der Presserat hatte, als man ihn noch ernst nahm, auch Rügen gegen Medien verteilt, die Täter als "Ali S." oder "Mehmet O." bezeichneten. Und die hiessen auch so, das waren auch Eigennamen...

  • 9G
    970 (Profil gelöscht)

    Alle Täter waren, sind und bleiben: Menschen.

    • @970 (Profil gelöscht):

      Alle Opfer waren, sind und bleiben (sofern noch am Leben): Menschen.

    • 3G
      33523 (Profil gelöscht)
      @970 (Profil gelöscht):

      Aus dieser wertvollen Information kann die Politik sicher sofort wirksame Maßnahmen ableiten!

      • 9G
        970 (Profil gelöscht)
        @33523 (Profil gelöscht):

        Und aus der Herkunft? Kann man daraus irgend etwas ableiten? Ich wäre dafür, die Haarfarbe mit anzugeben, die Schuhgröße und die Penislänge und Brustumfang...

  • In einem anderen Artikel nennt die taz den "Somalier, der durch Prenzlau gejagt" wird.

    • @Brigitte Sanders:

      Der Somalier ist aber nicht der Täter, sondern das Opfer.

       

      "Seit dem 1. Juli nämlich nennt die Tageszeitung bei Straftaten grundsätzlich die Nationalität der Täterin oder des Täters."

      • @Hanne:

        Wenn die Nationalität der Opfer genannt wird, sollte für Täter dasselbe gelten.

      • @Hanne:

        Wenn Opfer benannt werden, bitte auch Täter.

  • Warum soll man die Nationalität nicht nennen? Die Opfer werden doch auch benannt.

    Hätte man nach den Übergriffen in Köln verschwigen sollen, dass es sich um Nordafrikaner handelt? Im Übrigen kann man aus den Berichten meistens eh eine Schlussfolgerung ziehen, woher der Tter stammt.

    • @Brigitte Sanders:

      Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Der angepasste Pressekodex ist rassistisch - nicht das Vorgehen der Sächsischen Zeitung (soweit sie dabei konsequent bleibt).

      Wird die Nationalität nicht genannt, werden zwar Tatsachen unterdrückt, aber es gibt auch keinen Rassismus. Die Nationalität nur zu nennen, wenn sie "relevant" ist, führt aber zu einem Ergebnis, welches im Endeffekt rassistisch ist. Zum einen wird der Ausnahmefall der relevanten Nationalität fast immer nur bei Ausländern zutreffen. Damit gibt es ein rassistisches Ungleichgewicht der Nationalitätennennung von Straftätern. Darüber hinaus setzen sich Zeitungen dem Verdacht der manipulierten Berichterstattung aus und werden daher im Zweifel die Nationalität nennen.

      Es ist rassistisch nur die Nationalität von ausländischen Straftätern zu nennen. Genau deshalb wurde der Passus ursprünglich in den Pressekodex aufgenommen. Es ist aber nicht rassistisch bestimmte Nationalitäten häufiger im Zusammenhang mit bestimmten Straftaten zu nennen, wenn dies den Tatsachen entspricht. So darf ruhig der Eindruck entstehen, dass überwiegend Deutsche Steuern hinterziehen und Hakenkreuze malen, wenn das tatsächlich so sein sollte.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Beruhigend: Die Nennung bestimmter Nationalitäten empfindet mannfrau als weniger/nicht diskriminierend, bspw. Däne, ..., Deutscher, ...,

  • [...] WERden die Beamte der Jungenämter, die angeblich nichts bemerkt haben, auch deutsch genannt? Werden die Motorradgangs von 100 schweren Jungs, die sich nicht um Gesetzte kümmern, mit Drogen, Frauen, Organen handeln deutsch genannt? Werden all die Leute, die Sonntags bohren, sägen und Rasenmähen deutsch genannt?



    Echt jetzt?

     

    Kommentar gekürzt. Bitte vermeiden Sie Unterstellungen.

  • "Nachdem Polizei und Medien tagelang gar nicht berichtet und sich auch später mit Angaben über die mutmaßlichen Täter zurückgehalten hatten..."

     

    warum wiederholt ihr diese Behauptung?

     

    vielleicht erinnere ich mich auch einfach falsch, aber es ging doch direkt los mit "Nordafrikaner", "Nordafrikaner", "Nordafrikaner"... man hatte den Eindruck, das Wort wurde gerade frisch erfunden und soll jetzt möglich viel ausprobiert werden.

     

    überhaupt war es schon lange so, dass es dieser Artikel des Pressekodex meist eher lasch gehandhabt wurde, insbesondere wenn es um Personen mit etwas dunklerer Hautfarbe ging. Im Grunde konnte man sich immer gut nach der Faustregel richten, dass wenn keine Nationalität genannt wurde, die tätverdächtige Person deutsche war, oder (seltener) aus einem anderen nordeuropäischen Land... andernfalls steht immer sehr schnell die Nationalität dabei -- und das beschränke ich nicht auf die Krawallpresse.

     

    Nach der "Kölner Silvesternacht" wurde aber plötzlich eine Kampagne losgetreten, die uns versuchte einzureden, dass Medien die Nationalität von Tätern verheimlichen, aus Angst in "die Nazi-Ecke gestellt" zu werden.

    Das stinkt für mich danach, dass da einfach jemand sowieso schon vorhatte, an diesem Paragraphen des Pressekodex zu sägen und nur auf den passenden Anlass gewartet hat, um so eine Stimmungskampagne loszutreten...

  • Wahrheiten zu benennen finde ich ok - auch wenn Sie nicht ins Bild passen.

    Steuerbetrüger und Subventionshaie sollten dann aber genauso "markiert" werden.

  • Es ist tatsächlich ein Argument, dass man mit dem Nennen der Nationalität von Tätern anderen Informationsplattformen, in denen die Nationalitäten durchgängig genannt werden, z.B. pi-news.net, und die damit nicht immer nur gutes im Schilde führen, den Wind aus den Segeln nehmen will.

  • Es ist besser als die Heuchelei die Nationalität der Täter zu verschweigen.

     

    Für mich macht dieser Teil des Pressekodex keinen Sinn. Überhaupt ist die Frage, warum ohne Gesetzgeber und demokratische Debatte irgendwer Pressekodexe, also medienpolitische Regelwerke, aufstellen sollte und ihre Einhaltung einfordern.

    • @Ansgar Reb:

      Das wäre sinnlos, wenn eine Zeitung über ALLE Straftaten berichten würde. Wenn sie aber nur über die berichtet, die ihr berichtenswert erscheinen, und das vor allem die von Ausländern sind, und dann die Nationalität dazu schreibt, dann ist das pure Meinungsmache. Und wenn mal wieder "Fussballfans" einen Zug zerlegen und Reisende verprügeln, dann steht da auch nicht "deutsche Hooligans".

  • Nehmen wir alle Straftäter aus den Bereichen Geheimdienste, Rüstung, Politik, Wirtschaft, Fußballclubs & Lobby zusammen, so sind es überwiegend weiße Männer der westlichen Welt, mostly Christians...

    • 3G
      33523 (Profil gelöscht)
      @Gion :

      Das ist richtig. Richtig ist dann aber auch das Ausländer knapp 1/3 aller Vergewaltigungen begehen und das obwohl sie nur 11% der Bevölkerung ausmachen. Allen voran Türken.

      (BKA Kriminalstatistik 2015 (S 203): https://goo.gl/dfR78q, Ausländeranteil in DE: http://goo.gl/IJwtkv)

       

      Gefällt Ihnen diese verkürzte und selektive Darstellung von Fakten nun immer noch so gut?

    • @Gion :

      So bedient man Vorurteile.

      • @Nikolaj Nikitin:

        Nein. Das ist Logik.

        • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

          Wenn ich in der von Ihnen benannten Logik weiter denke, dann wären Asylewerber in D acht mal so häufig für Drogendelikte verantwortlich wie die deutsche Durchschnittsbevölkerung. Denn sie machen nur ungefähr ein Prozent der hiesigen Bevölkerung aus, begehen aber acht Prozent der Drogendelikte. Wollen Sie diese Art von Logik öffentlich ausgebreitet sehen ?

          • 1G
            12294 (Profil gelöscht)
            @Nikolaj Nikitin:

            Erklären sie mich für meschugge, aber ich will das! Ich bin von Beruf Wissenschaftler, ich stelle Theorien auf, verifiziere/falsifiziere sie auf der Grundlage von Daten, und schreib dann was drüber. Wenn ich die Hälfte der Daten gar nicht hab, dann kann ich meine Theorien und Geschreibsel auch gleich in die Tonne kloppen. Und hier ist das nicht anders. Ich möchte, bitteschön, meine eigenen Schlussfolgerungen ziehen können. Wenn mir aber bewusst Infos vorenthalten werden, kann ich das nicht. Dann fühl ich mich nicht wie ein mündiger Bürger, sondern wie ein Kleinkind.

          • @Nikolaj Nikitin:

            Der deutsche Durchschnittsbürger wird wahrscheinlich auch achtmal so selten auf Drogen gefilzt - weil der einfach nicht so "danach aussieht".

    • @Gion :

      Aha, da sind sie wieder, die Klischees und Vorurteile.

  • "Ist er ein Amerikaner? Ein Franzose oder ein Deutscher?" Interessanter wäre es vielleicht, wenn Sie fragen würden: "Syrer, Marokaner, Algerier, Palästinenser..."

  • 3G
    33523 (Profil gelöscht)

    Das ist ein zweischneidiges Schwert. Ich finde den Ansatz Rassismus durch Zensur zu begrenzen nicht sonderlich Charmant. Da heiligt der Zweck vielleicht die Mittel aber diese Vorgehen schwächt das Vertrauen in die Presse massiv.

     

    Dazu kommt das nun bei jedem Bericht über Verbrechen auch die Vermutung bestehen kann das die Täter Ausländer waren, es aber nicht gesagt wird. Von daher könnte eine Konsequente Nennung der Nationalität vielleicht sogar eher dem Rassismus entgegenwirken als das Verschweigen selbiger.

     

    Bestimmte Volksgruppen werden mit Sicherheit darunter leiden. Wenn das dann aber die Realität wiederspiegelt finde ich das okay.

    • @33523 (Profil gelöscht):

      Das Problem ist, das das menschliche Gehirn immer versucht ist Zusammenhänge aus den Informationen zu generieren, die ihm gerade zur Verfügung stehen. Wenn also in jeder Verbrechensmeldung die Nationalität gemeldet wird, versucht jeder Mensch automatisch darin einen Zusammenhang zu erkennen, der in der Realität nicht existieren kann, weil Nationalität keine reale Eigenschaft ist.

       

      Richtig wäre es daher in der Presse auf die Ursachen einzugehen, also (wahrscheinlich) Armut bei Diebstahlsdelikten usw. Wenn eine richtige Erklärung existiert sinkt die Chance das sich Menschen aus Vorurteilen eine falsche Erklärung zurechtlegen müssen doch erheblich.

      • 3G
        33523 (Profil gelöscht)
        @ShieTar:

        Ich glaube ehrlich gesagt nicht so recht das die Information die von den Menschen erfasst wird wirklich das Herkunftsland ist. Es ist viel eher der Kulturkreis. Viele Menschen machen sich ja auch nicht die Mühe einen Unterschied zwischen Türken, Kurden, Libanesen,... zu machen.

         

        Die taz ist eigentlich ein Medium in dem darauf bestanden wird den großteil der Eigenschaften eines Menschen der Sozialisieurng zuzuschreiben. Ich halte das zwar für übertrieben aber die Rolle der Sozialisierung ist mit Sicherheit eine Große. Bei der Sozialisierung einer Person spielt die Kultur in der man aufwächst eine große Rolle. Von daher wäre es nur konsequent anzuerkennen das die Kultur in der eine Person aufwächst sehr wohl ein Grund für bestimmte, auch negative, Verhaltensmuster sein kann.

         

        Natürlich ist ein Mensch am Ende des Tages immer als Individum zu betrachten. Das ist aber glaube ich auch nicht das Problem vieler Menschen.

        Die Politische Korrektheit hat in der westlichen Welt teilweise massiv Überhand genommen und die Menschen haben das Gefühl belogen zu werden, weil ihnen eben solche Informationen vorenthalten werden. Teilweise gilt es ja bereits als rassistisch eine seriöse Statistik zu zitieren die Minderheiten in einem schlechten Licht darstehen lassen. Vielleicht ist die Nennung der Nationalität tatsächlich nicht der richitge Weg. Etwas weniger Tendenz würde dem Journalismus aber gut zu Gesicht stehen.

  • 1G
    12294 (Profil gelöscht)

    Ich finde das sehr gut. Nanny-Journalismus brauche ich nicht. Warum die taz sowas ausgerechnet verteidigt, erschließt sich mir nicht.

  • Klar ist das ein Verstoss gegen den Pressekodex. Aber genau dieser Pressekodex steht in der Kritik. Deshalb hat sich die Zeitung entschieden, bestimmte Tatsachen mit zu veröffentlichen. Es ist ein Versuch, mit bewusster Preisgabe des sonst als "nicht wichtig" unterdrückten, verlorenes Vertrauen in die Wahrhaftigkeit der Presse zurückzugewinnen.

    Die Regelung des Pressekodexes ist aus einer Situation geboren, in der Zeitungen bei Ausländer_innen die Nationalität nannten, bei Inländer_innen sie aber verschwiegen. Dadurch entstand ein einseitiger falscher Eindruck. Die "Lösung" dieser einseitigen Berichterstattung war die Nationalität generell nicht mehr zu berichten. Diese "Lösung" führt jedoch zu einem Vertrauensverlust der Medien und dem Gefühl hier findet Zensur statt. Wenn eine Zeitung nun eine andere Lösung sucht, die objektiv berichtet, so ist das eben nicht das Schüren oder Bedienen von Vorurteilen, sondern Berichterstattung wie sie sein soll. Sicher kann man mit selektiven objektiven Aussagen manipulieren. Wenn aber generell die Nationalität genannt wird, ist maximale Objektivität gewährleistet. Wer aus Angst vor der Reaktion der Bevölkerung objektive Information unterdrücken will, begeht Zensur. Daher ist der Vorstoss der sächsischen Zeitung zu begrüssen.

    • @Velofisch:

      Leider ist die SZ nicht konsequent. Deutsch wird bei "Dresdnern" oder anderen ur-regionalen Tätern nicht als Nationalität erwähnt (siehe Text).

       

      Hier fehlt schon im nationalen Zusammenhang die Logik. Und die Frage einer eindeutigen "Nationalität" bzw. Staatsbürgerschaft ist ja - bis anscheinend auf Sachsen - auch kein eindeutiger Hinweis der "Herkunft" und Sozialisation.

       

      Wenn z.B. ein Kind bei einem dienstlichen Auslandsaufenthalt seiner deutschen Eltern in den USA geboren wird, bekommt es automatisch die amerikanische Staatsbürgerschaft. Ziehen die Eltern kurz nach der Geburt dann nach Frankreich und bleiben dann dort auch bis zum Schulabschluss des Kindes. Welche Nationalität oder Staatsbürgerschaft würden diesem späteren Straftäter zugeordnet werden? Ist er ein Amerikaner? Ein Franzose oder ein Deutscher?

      • @Hanne:

        Im Text steht auch, dass die Sächsische Zeitung zunächst bei deutschen Straftätern die Nationalität konsequent genannt hat. Sie haben recht, dass es bedauerlich ist, wenn die SZ selbst ihre konsequenten Massstäbe wieder aufweicht bzw. nicht durchgehend einhält.

        Bei Doppelstaatlern kann auch diese genannt werden. Auch ohne Umzug hat ein Kind mit Eltern unterschiedlicher Nationalität meist eine doppelte Staatsbürgerschaft.

  • Von mir aus sollen sie für die besorgten Dresdner/innen immer die Nationalität dazu schreiben, denke aber nicht, dass das hier vor Ort wirklich hilft eine bessere objektive Einschätzung vornehmen zu können, was Straftaten im Zusammenhang mit Nationalitäten angeht.

     

    Der Hammer der Argumentation für die Nicht-Deutsch-Nennung ist wieder typisch Dresden: Ein "Dresdner" kann nur in Dresden geboren sein und am liebsten auch nur, wenn zudem auch seine Eltern und Großeltern schon Deutsche Dresdner waren. Alle anderen werden niemals den Status "Dresdner" erhalten können, weil sie nicht im Februar 1943 dabei waren, nicht vor der Wende (DDR) und oft auch nicht nach der Wende (Mauerfall, 90er) ... All das muss ein "Dresdner" in Dresden erlebt haben, um als solcher eingestuft zu werden.

     

    Ich frage mich, welche Nationalität die SZ (Sächsische Zeitung) z.B. einem 42-jährigen Hamburger oder Sauerländer, der schon 20 Jahre in Dresden lebt, zuordnen würde. Und einem Briten, der schon 25 Jahre hier lebt und Familie hat. Sind das dann Briten, Deutsche, Hamburger, Sauerländer oder "Dresdner"?

     

    Im Gegenzug könnten Zeitungen im Westen immer ausdrücklich betonen, dass ein Straftäter aus der ehemaligen DDR stammt - selbst wenn er schon 1982 "rüber gemacht hat".

    • @Hanne:

      Liebe Hanne,wer so pauschal "Dresdner" angreift,sollte wenigstens wichtige Daten der Geschichte richtig benennen können:

      1.Dresden wurde nicht "im Februar 1943", sondern am 13/14. Februar 1945 (!) zerstört,

      2."Der Mauerfall"war nicht "in den Neunzigern",sondern am 9.November 1989.

      ps Dresdner/Sachsen haben durch ihren persönlichen Mut maßgeblich dazu beigetragen,daß die Ergebnisse des 2.Weltkrieges(Teilung) beendet wurden.

      Kotrrekte Berichterstattung ist die Aufgabe von Medien ,nicht politisch korrekter="vorauseilender Gehorsam".Die überwiegende Leserschaft im Osten kennt derartige Manipulation noch aus DDR-Zeiten,die "Sächsische Zeitung" hat daraus gelernt.

      • @Gleichberechtigte:

        Sorry, natürlich 1945, war aber nur ein Tippfehler.

         

        Und zu 2.: Ich schrieb nach der Wende und konkretisierte das in der Klammer mit "Mauerfall" und "90er". Die 90er begannen knapp 2 Monate nach dem Mauerfall 1989.

         

        Ich sehe es nicht so, dass die Sachsen bzw. ihr "persönlicher Mut maßgeblich die "Ergebnisse des 2. Weltkrieges beendet" haben ". Ja, die Mauer ist weg und weiter? Und ist die Teilung Deutschland das einzig wichtige, was der 2. WK hinterlassen hat?

         

        Und wo ist jetzt der "persönliche Mut"? Oder in welche Richtung geht er, wenn er eingesetzt wird? Für das Wiedererreichen des Großdeutschen Reiches?

        • @Hanne:

          Die Mauer teilte nicht nur Deutschland, sondern die ganze Welt in zwei Hälften. Dafür war die Mauer - mit Stacheldraht und Selbstschussanlagen- das Symbol schlechthin. Sicher gehörte Mut dazu, sich gegen dieses System aufzulehnen.

           

          Die Leute hatten wohl anderes im Sinn, als die Wiedererrichtung eines deutschen Großreiches wie Sie verächtlich anmerken. Und auch den Dresdnern, wie allen die sich am Wiederaufbau nach 45 beteiligten, gebührt selbstverständlich Respekt.

    • @Hanne:

      "Und einem Briten, der schon 25 Jahre hier lebt und Familie hat. Sind das dann Briten...?"

       

      Logisch, Briten kämen in der Regel auch nicht auf die Idee sich Dresdner zu nennen.

       

      "Straftäter aus der ehemaligen DDR"

       

      Das sind dann einfach Deutsche. Es hieß ja auch "Deutsche Demokratische Republik". Relativ simpel.

  • 3G
    35440 (Profil gelöscht)

    Wenn die Medien das konsequent durchführen würden und IMMER die Nationalität nennen würden - dann könnte ich das akzeptieren.

     

    Wie es die Sächsische Zeitung macht, natürlich nicht. Entweder immer Nationalität oder nie.

     

    Man sollte das nämlich mal andersrum sehen: Sobald es aus Sicht eines Mediums "gesellschaftlich relevant" ist, wird die Nationalität sowieso genannt. Dann hält auch die TAZ es für unabdingbar mitzuteilen, ob ein Opfer oder Täter deutscher oder syrischer Herkunft ist.

     

    Insofern ist es einfach verlogen, sich auf den Pressekodex zu beziehen, wenn man im Zweifel die Nationalität sowieso nennt.

     

    Nebenbei ist der Kodex nur ein Papiertiger - man kann sich dran halten, wenn man lustig ist, Verstöße werden aber nicht geahndet.

    • @35440 (Profil gelöscht):

      Aber dann auch nur, wenn sie absolut alles drucken was irgendwie polizeilich erfasst oder vor Gericht verurteilt wurde. Dann würden die Leser vielleicht irgendwann merken, dass die meisten Täter einen deutschen Pass haben.

      Selbst das wäre nicht ausgeglichen, da für unterschiedliche Personengruppen unterschiedliche Gesetze gelten.

      • @JoWall:

        Es interessiert aber nicht der Pass, sondern die Herkunft....

      • @JoWall:

        "würden die Leser vielleicht irgendwann merken, dass die meisten Täter einen deutschen Pass haben."

         

        Ist nichts anderes als zu sagen, Ausländer und Deutsche mit Migrationshintergrund seien krimineller.

  • Vielleicht will mir ein Urteil darüber bilden, ob das Vorurteil zutrifft, Migranten seien öfter als Nichtmigranten an Straftaten beteiligt? Wie kann ich das, wenn nicht grundsätzlich die Nationalität des Straftäters genannt wird? Es soll doch nicht der Eindruck entstehen, solche Urteile sollten durch den Pressekodex verhindert werden.

  • Dann bitte in Zukunft auch auf das nennen des Geschlechtes verzichten und alles neutral halten.

    Das Vorurteil, Männer begingen mehr Gewalttaten als Frauen, wird durch die Nennung des Geschlechts nur noch verstärkt. Dies fördert Sexismus.

    "Schlägerei unter Fußballfans: Männer prügeln sich schon wieder, klar weil sie Männer sind." "Raser auf der A2 mit 220km/h geblitzt: Klar war ja auch ein Mann, darum rast er eine Frau macht sowas nicht"

    usw.

  • Kann man sehen, wie man will - aber die Nationalität ist nun mal eine objektive Tatsache! Was die Leser daraus machen, ist ihre eigene, freie Entscheidung - also wo ist das Problem?

    • @Joel Klein:

      "Objektive Tatsache" ist eine etwas unglückliche Wortschöpfung. Ob die Nationalität etwas objektives oder nicht ist, da benutzt man das falsche Vokabular - Sie ist effektiv nicht mehr als ein Stempel auf einem Papier, ähnlich wie der reell nicht vorhandene Eigenwert eines 100€-Scheins.

    • 8G
      889 (Profil gelöscht)
      @Joel Klein:

      Nein, ist sie nicht. Indem du einen Menschen untersuchst, wirst du seine Nationalität nicht herausfinden. Wie kann sie da eine objektive Tatsache sein?

      • @889 (Profil gelöscht):

        Die Nationalität wird im Zweifelsfall durch den Geburtsort definiert.

        Der ist nun mal ein unveränderliches Faktum - jedenfalls in diesem Universum...

        • @Joel Klein:

          Aber der Geburtsort hat definitiv nicht kausal etwas mit zukünftigen Straftaten zu tun. An einem Geburtsort muss man nicht lange bleiben, auch kann man in den eigenen familiären Zusammenhängen "anders" sozialisiert werden als das andere vor Ort traditionell handhaben.

           

          Der Geburtsort ist bestenfalls ein Faktum, aber mit dem Leben und Aufwachsen danach hat er nicht viel zu tun. Dann schon eher das Sternzeichen ;-)

      • 3G
        33523 (Profil gelöscht)
        @889 (Profil gelöscht):

        Ein Mensch kann eine oder in manchen Fällen auch zwei Nationalitäten haben. Das ist nichs was subjektiv ist.

        • @33523 (Profil gelöscht):

          Staatsangehörigkeiten oder Nationalitäten?

  • Die Sächsische Zeitung sollte künftig bei Straftaten deutscher Täter mit angeben:

    - Partei/Organisationszugehörigkeit bis zur Wende

    - Beschäftigung in Justiz/Jugendwerkhöfen bis zur Wende

    - IM/OM der Staatssicherheit bis zur Wende

    - Dienstgrad NVA

    - ABV (Kiezkontrolleur)

    • @Gion :

      und_

      - arisch/nichtarisch

      - Niedersorbe/Obersorbe

      • @Gion :

        Kleine Menschen wie Napoleon Bonaparte sind gefährlicher als große Menschen. Also bitte auch jeweils die Körpergrösse mit Angeben.

        • @JoWall:

          Napoleon war gar nicht so klein (1,69), wurde nur in englischen Karrikaturen gerne als extrem klein dargestellt: Lügenpresse!

        • @JoWall:

          ... und, ob sie angewachsene Ohrläppchen haben und blass sind, nämlich Katholiken, also falsch. So ein Driss wurde mir eingebläut als ich als 10 Jähriger um 55 aus der DDR kam - auf eine evang. Jungensschule in Westfalen...

        • @JoWall:

          Und nicht vergessen: Auslöser vieler Straftaten könnte auch das frühe gemeinsame Auf-dem Töpfchen-Pflichtsitzen in der Krippe sein... Daher bitte auch den "Bildungsweg" ab Geburt bis zur Grundschule aufführen!

  • „wenn für das Verständnis des berichteten Vorgangs ein begründbarer Sachbezug besteht“

     

    Der ist ja zumindest bei islamistischen Terroristen gegeben. Übrigens habe ich auch in der TAZ schon wiederholt entsprechende Hinweise wahrgenommen.