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Helmut Schmidt verteidigt Putins Politik„Dummes Zeug“

Altkanzler Helmut Schmidt kritisiert den Umgang des Westens mit der Krise in der Ukraine. Das Vorgehen Putins auf der Krim findet er verständlich.

Helmut Schmidt erklärt die Welt Bild: dpa

HAMBURG afp | Der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) findet das Vorgehen des russischen Präsidenten Wladimir Putin auf der Halbinsel Krim „durchaus verständlich“. Schmidt kritisierte im Gespräch mit der Wochenzeitung Zeit vom Donnerstag den Umgang des Westens mit der Krise. Die von der EU und den USA beschlossenen Sanktionen gegen Russland seien „dummes Zeug“. Weiter gehende wirtschaftliche Sanktionen würden ihr Ziel verfehlen und würden den Westen ebenso treffen wie die Russen.

Schmidt kritisiert auch den Beschluss der sieben großen Industriestaaten, mit Russland nicht mehr im Rahmen der G-8 zusammenzuarbeiten. „Es wäre ideal, sich jetzt zusammenzusetzen. Es wäre jedenfalls dem Frieden bekömmlicher als das Androhen von Sanktionen“, sagte der SPD-Altkanzler. Zudem sei die G-8 nicht so wichtig wie die G-20, in der Russland weiterhin Mitglied sei.

Wegen der Krim-Krise hatten die Staats- und Regierungschefs der sieben großen Industriestaaten (G-7) am Montag in Den Haag den G-8-Gipfel in Sotschi abgesagt und mit schmerzhaften Wirtschaftssanktionen gedroht. Zur G-8 gehören die G-7-Staaten USA, Kanada, Japan, Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Italien sowie Russland. In das Forum war Russland nach dem Ende des Kalten Krieges 1998 aufgenommen worden.

Zur G-20 zählen neben einigen europäischen Ländern, Japan und den USA auch eine Reihe aufstrebender Staaten wie China, Brasilien und Indien. Die G-20-Runde gibt es seit 1999: Sie wurde als Reaktion auf die Finanzkrise in Asien zunächst auf Finanzministerebene eingerichtet, inzwischen aber infolge der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise kurz nach der Lehman-Pleite erheblich aufgewertet.

Schmidt sagte weiter, die Situation in der Ukraine sei „gefährlich, weil der Westen sich furchtbar aufregt“. Dies sorge „natürlich für entsprechende Aufregung in der russischen öffentlichen Meinung und Politik“. Lob hatte Schmidt für die Politik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) parat, insbesondere für ihre Vorsicht im Umgang mit der Krise.

Russland hatte sich die ukrainische Teilrepublik Krim am Freitag ungeachtet internationaler Proteste einverleibt, nachdem sich die Bevölkerung in einem umstrittenen Referendum mehrheitlich für die Abspaltung von der Ukraine ausgesprochen hatte.

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64 Kommentare

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  • Muss man denn so alt werden wie Schmidt. um zu erkennen, was für einen hochriskanten Kurs die die dilettierenden EU-Erweiterer und die hochprofessionellen US-Strategen fahren ?

     

    Wer nicht erkennt, dass der künstlich wiederbelebte ethnische Hass in der Ukraine dasselbe unkontrollierbare Brandsatzpotential besitzt wie vor 20 (und 100 Jahren) auf dem Balkan, sollte zumindest lesen, was Schmidt, Verheugen und Schröder den aktuellen Demokratieverwaltern zu sagen haben..

     

    Das rigorose Abwürgen der hilflosen Bemühungen Steinmeiers zeigt doch, dass es Kräfte gibt, für die fremdes Blutvergießen ein beliebtes Mittel ist, jederzeit nach Lust und Laune einen Konflikt auslösen zu können.

     

    Die mediale Aufrüstung unserer Mainstreammedien bereitet seit einem halben Jahr die Gemüter gezielt auf einen Kampf der guten liberalen Weltwirtschaft gegen die bösen Immer-noch-Restkommunisten in Moskau vor.

  • Wer ist denn da einmatschiert? Die russiche Armee durfte ca. 20.000 Soldaten auf der Krim halten. Dazu ist die Hälfte der ukrainischen Armee übergelaufen.

    Der Westen handelt völkerrechtswidrig indem er eine illegale 'Regierung' unterstützt.

    • @Niedra:

      Wieso "einmatschiert"? Hat es dabei geregnet?

  • Man kann die Rechten in der Ukraine auch kritisieren, wenn man gleichzeitig gegen die völkerrechtswidrige Annexion an Russland ist. Die Kritik wird sogar umso glaubwürdiger, wenn man auch den russischen Nationalismus - nicht nur Putins, auch gerade Schirinowskis, der die Ukraine zerstückeln will - mitdiskutiert. Wenn Schmidt angesichts des militärischen Einmarsches eines Atomstaates in ein kleineres Nachbarland vor Sanktionen warnt, um "Frieden" zu wahren, fällt das herrische "dumme Zeug" auf seine eigene Rede zurück.

  • Der alte Herr hat recht.

    Die Mehrheit wollte zu Russland.

    Manche Kritik an den Russen ist rassistisch.

  • An alle, die hier Schmidt recht geben, Putin irgendwie verstehen oder von "antirussischer West-Propaganda" sprechen: Es ist schon so, dass die russische Armee einen Teil eines souveränen Staates annektiert hat, oder? Und dass man so etwas verurteilt (nicht nur, aber zumal vor dem Hintergrund des militärischen und ökonomischen Machtgefälles zwischen Ukraine und Russland), darauf könnte man sich wohl einigen, oder?

    Also: Was ist denn dran an der Kritik am Westen?

    • @Spin:

      Vielleicht ist dir entgangen, dass es eine Volksabstimmung mit sehr hoher Beteiligung gab. Über 90 Prozent der Leute wollten nach Russland. Die Krim hatte übrigens der ukrainische Altstalinist Chrustschof seiner Heimat geschenkt. Völkerrechtswidrig.

      • @yyyy xxxx:

        Seltsam, 97% für den Anschluss, ein fürwahr realsozialistisches Ergebnis. 1991 waren noch 55% für die Ukraine. Wie konnte das geschehen? Vielleicht ist Ihnen entgangen, dass das Referendum hektisch vorverlegt und unter Boykott der pro-ukrainischen Seite durhgeführt wurde, unter militärischem und politischem Druck stattfand und zeitgleich von pro-russicher Medienzensur begleitet war. Auch ausländische Journalisten wurden von pro-russischen Milizen bedrängt. Die Wahlen waren dank "gläserner Wahlurnen" eher so halbgeheim. Insofern würde ich sagen, ist gerade das Referndum kein so gutes Argument für den Russlandanschluss und für den Beweis von Putins Fairness.

  • Hier stimme ich Herrn Schmidt ausnahmsweise mal zu - abgesehen von dem unangebrachten Lob für Frau Merkel.

  • Gestern habe ich geschrieben, daß ich das Vorgehen von Putin/Moskau auch "durchaus verständlich" finde. Das bedeutet, daß ich das Vorgehen verstehe, aber nicht kritiklos akzeptiere.

     

    Putin und etliche seiner Mitstreiter, bestimmt nicht alle, sind nach wie vor immer noch "Sowjets".

  • @ Anamolie

    Danke für den Hinweis auf die Berichte in der "Jüdischen Allgemeine" vom 17. und 20. März 2014, die ich interessiert gelesen habe und vielleicht andere Kommentierende ebenso interessiert.

     

    Auf diese Zeitug und ihre Berichte wird in der Medienlandschaft/Pressespiegel höchst selten Bezug genommen.

  • Ja, der Altkanzler ist immer gut für markige Worte in Stammtischsprache. Bisweilen vergleicht er auch leichtfertig andere Politiker mit anderen Kanzlern:

    http://www.spiegel.de/politik/deutschland/altkanzler-attacke-schmidt-vergleicht-lafontaine-mit-hitler-und-le-pen-a-578116.html

     

    Nicht zuletzt wegen dieser Haltung kann ich ihn leider nicht ernst nehmen.

  • 6G
    688 (Profil gelöscht)

    An anderer Stelle hier, habe ich geschrieben: Putin ist OFFENSICHTLICH für den "Rest der Welt" gut - es kommt Bewegung in die Verkommenheit des geistigen Stillstandes!

     

    Damit wollte ich keinesfalls die "SCHLAFENDEN HUNDE" des Systems geweckt wissen!!! :-)

    • @688 (Profil gelöscht):

      Naja, als auslösendes Moment kann ich den Putin gerade noch durchgehen lassen, sowie den Schmerz, der mich zum Zahnarzt drängt.

  • Ich bin entsetzt, mit welch einer gleichgültigen Leichtigkeit hier von gewissen Foristen Putins Propaganda übernommen wird. Ich bin entsetzt über das senile Altherren-Geschwaffel des ehemaligen Kanzler Schmidt, der wärend seiner Kanzlerschaft, ausser dem NATO-Doppelbeschluss, nichts auf die Reihe bekommen hat. Ein großer Staatsmann? Das ich nicht lache. Wir sind damals gegen ihn auf die Strasse gegangen. Als Bundeskanzler ist er gescheitert. Es wird Zeit, dass er endlich schweigt. Er kann ja meinetwegen in Talkshows in Erinnerungen schwelgen und sich die Lunge verpesten, aber die Zeit ist längst über ihn hinweggegangen.

    • @Heinz Günter Gruse:

      Das ist wohl das wichtigste für die ganzen russophoben West-Ukraine-Fans: Das die mit abweichender Meinung ihre Klappe halten. Soviel zur Meinungsfreiheit.

       

      PS: In der tollen Ukraine wurde der Abgeordnete der einen Chefredakteur mishandelte nichts getan. Die vom Abgeordneten geforderte Entlassung des Chefredakteurs ist mittlerweile offizell durch.

       

      Die Ukraine ist hier wie Russland. 1:1. Nur eben ohne Geld.

    • @Heinz Günter Gruse:

      Hast du eigentlich auch mal was Substanzielles auf dem Kasten, außer dein fades " ich bin entsetzt "? Substanzielle Argumente gehören wohl nicht so zu deinen Auftrittsstärken hier im Forum.

    • @Heinz Günter Gruse:

      Als "gewisser Forist" möchte ich dem "Jungermann-Geschwafel" nur entgegenhalten , dass ich (wie wohl die allermeisten der Foristen) kein Russisch spreche und mich hier fast ausschließlich auf die inländische Einheits-Mainstream-Propaganda beziehe .

      Die "Leichtigkeit" Ihres eigenen Beitrages beruht darauf , dass Sie gehässige ad-personam-Angriffe mit Argumenten verwechseln .

  • Warum findet Helmut Schmidt das Vorgehen von Putin auf der Halbinsel Krim "durchaus verständlich" ? Was hat er sich dabei gedacht , aber nicht gesagt ? Hier ist eine (ghost-writer-) Antwort :

    Die Interessen der USA-EU-Nato in Sachen Ukraine liegen offen zutage - : territoriale Erweiterung der Einflußsphäre in den Vorgarten Russlands hinein mit späterer Einbindung in die Nato .

    Wenn das so ist , mußte Putins Reaktion umgekehrt die sein , so bald wie möglich die Krim für Russland zu sichern . Die Nato auf der Krim - eine für Russland nicht hinnehmbare Perspektive . Das Völkerrecht ? Für Großmächte wie USA , Russland , China kennt das Völkerrecht keine Gerichtsbarkeit , die einen "Gerichtsvollzieher" losschicken könnte . Das haben gerade die USA oft genug gezeigt . Wer wollte im Ernst daran zweifeln , dass die USA in einer analogen Situation wie die Putins / Russlands genau so reagiert hätte ? Anderes anzunehmen wäre nur weltfremd und naiv .

    • @APOKALYPTIKER:

      Sooo siehts aus!

  • Achtung, Verschwörungstheorie! ;-)

     

    Heute habe ich gelesen, daß die USA schon ein halbes Jahr vor dem Einmarsch der sowjetischen Truppen in Afghanistan damit begonnen hatten, die Gotteskrieger mit Waffen zu beliefern. Man wollte "den Russen" ihr Vietnam verschaffen. Prompt klappte das dann auch.

    Vielleicht war es jetzt ähnlich. Wir wissen ja von Frau Nuland, daß die USA seit 1991 5 Mrd. US-Dollar (!) in die Ukraine gepumpt hatten. Nun gut, die ganze Chose auf dem Maidan kostete ja auch etwas. Und prompt ließ sich Putin hinreißen und lieferte mit dem Anschluß der Krim an Rußland den USA prima Munition. Sanktionen tun den USA nicht weh, den Europäern da schon eher. Und schon sind NSA-Abhörskandal oder die Chlorhühnchen im Rahmen des Freihandelsabkommens kein (Reiz-)Thema mehr, und Obama kann von seinen europäischen Befehlsempfängern ungeniert höhere Rüstungsausgaben verlangen.

    Sicher, es ist eine Enttäuschung, daß die amerikanischen Marine es sich (vorerst?) nicht in Sewastopol bequem machen kann, aber sonst läuft doch alles nach Plan für die USA - Putin ist diskreditiert, und Europa wieder "auf Linie" gebracht.

    • @Der_Peter:

      Ach, einen Aspekt hatte ich noch vergessen, warum die ganze Krise den USA sehr in die Hände spielt - indem nun das Gespenst der ausbleibenden russischen Gaslieferungen an die Wand gemalt wird, macht Obama das umstrittene Fracking salonfähig, eine Technologie, die Umwelt und Grundwasser zerstört und z.B. dem US-Konzern Chevron dicke Profite sichert...

      • @Der_Peter:

        Du siehst die Sache vollkommen richtig.

        Regime change operations gehören seit den Wahlen in Italien (meine 1948) zur regelmäßigen Außenpolitik des Amerikanischen Imperiums.

         

        Fall noch nicht geschehen, guck dir "The Untold History of the United States" an, da zählt Oliver Stone eine ganze Menge dieser auf.

  • "Helmut Schmidt erklärt die Welt."

     

    Und das macht er ganz gut. Man muss dem nichts hinzufügen.

     

    Statt dessen möchte ich das Augenmerk mal kurz auf die Bildersprache und die Bildunterschriften in der Ukraine-Berichterstattung der taz lenken. Auch ohne dem etwas hinzu zu fügen.

    • @h4364r:

      jepp... man sollte ihn klonen... :-)

      • @vergessene Liebe:

        Hm, wenn schon, dann sollte sein Klon bitte Nichtraucher sein!

        • @Der_Peter:

          ...auf dem Bild ist schon ein Klon von H.Schmidt zusehen, der nicht mehr raucht..., ;)

  • Eigentlich habe ich ja noch ne Krawatte auf Schmidt wegen seines Nato-Doppelbeschlusses, den ich nach wie vor als nicht so alternativlos bewerte wie er ihn immer hinstellt, aber seine Äußerungen zur Ukraine/Krimkrise passen zur Realität.

     

    Von den Grünen kommt außer Rauch/Trinkverboten und dumm-infantilen Fotomontagen gar nix mehr...für mich persönlich sehr enttäuschend.

  • Merkwürdig, ich finde nämlich das Vorgehen von Putin, der das in Moskau natürlich nicht völlig allein und einsam entscheidet, auch "durchaus verständlich". Ich habe heute keine Angst vor den Russen!

     

    Ich habe heute eher Angst vor dem Erstarken und dem (bürger)kriegslüsternen Gekreische, den zusehends provozierenden Gewaltexzessen der Rechtsextremen, den (Neo)Nazis, den Antisemiten und Nationalisten in der Ukraine und anderen (ost-, mittel- und ebenso jetzt westeuropäischen) Staaten bis mitten hinein in die Europäische Union!

    • @Gerda Fürch :

      Nicht zum ersten mal verlinkt:

       

      http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/18660

       

      Ich glaube nicht, dass sich hier irgendwer halbwegs objektiv zur Krise äußern kann, mich eingeschlossen.

       

      Ich habe und hatte nie Angst vor Russen, doch der paternalistisch-autokratische Führungsstil Putins weckt gewisse Befürchtungen, eben solche, wie vor dem markttotalitäre Kurs unserer Eliten.

      Man muss nicht für oder gegen eine der Konfliktparteien sein, denn die haben doch alle nur Dreck am Stecken.

      Putin ist kein Hoffnungsträger, noch Alternative zu unserem transatlantischen Geldknecht.

      Die Alternative muss endlich mal aus uns selbst kommen und das ohne Personenkult und Suche nach strenger Autorität.

      Das Deutsche einem "starken" Mann in geistiger Stellvertretung zujubeln, ist hoffe ich, nicht unser aller Schicksal.

      • @lions:

        Moment, es geht nicht darum, dass Putin zugejubelt werden soll. Putin ist ein Unglück für Russland.

         

        Es geht darum, dass

        a) vom "Westen" konzeptionslos in einem inneren Konflikt eines Landes herumgefuhrwerkt wurde (mal wieder...)

        b) dabei die besondere historische und geopolitische Bedeutung der Krim für Russland übersehen (ignoriert?) und dummerweise die Rechnung ohne den Wirt gemacht wurde.

        c) man jetzt auch noch durch verweigerten Krisengespräche (man muss sich dabe nicht in den Armen liegen...) mit Russland einen Bürgerkrieg und letztendlich eine Spaltung der Ukraine in Ost und West inklusive ethnischer Vertreibungen riskiert.

        • @Waage69:

          Da viele EUSA-Kritiker offenbar den nötigen Abstand zu Putins politischen Machtkniffen nicht erkennen lassen, ist die Gewichtung unüberlesbar.

          Darum geht es und wenn Sie sich angesprochen fühlen, ist es Ihr Ding.

          Fakt ist, das der Westen wie Russland gerade Scheisse bauen.

          Man kann nicht ein Referendum damit legitimieren, dass man darauf verweist, das die anderen auch wider intern. Recht handelten. Hat schon immer zu uns gehört, ist nen bissl schwach.

          Man muss die derzeitige EU-Politik kritisieren, doch wer A sagt, muss auch.....

          Wer sich hier auf eine der beiden Positionen festlegt, hat entweder ein Autoritätsproblem, oder ist einfach ignorant.

           

          Für wie historisch legitimiert halten Sie eigentlich die Forderung nach verlorenen deutschen Ost-und Westgebieten, die mehr als 150 Jahre zu Deutschland/Deutsches Reich gehörten ?

          • @lions:

            "...doch wer A sagt, muss auch....." ??

             

            ...muß nicht B sagen, er könnte erkennen das A falsch war.

            • @H.-G- S.:

              grundsätzlich richtig, doch in dem Fall sehr schwer oder nicht auszumachen.

          • @lions:

            Die Forderung der aus den Ostgebieten persönlich Vertriebenen war zu deren Lebzeiten sicherlich legitim und viele haben sehr lange gebraucht diese völkerrechtlich nicht anerkannten Heimatverlust als Realität anzuerkennen und z.B. in den 70er mit der neuen Ospolitik zu beginnen.

             

            Inzwischen ist eine lange Zeit vergangen, heute ist die Situation eine andere.

             

            Solange sich die deutsche Minderheit (Eupen) in Belgien wohl fühlt stellt sich die Frage nicht und da es in den Ostgebieten so gut wie keine deutsche Bevölkerung mehr gibt und die Flüchtlingsgeneration und deren Nachkommen hier vollkommen integriert sind stellt sich die Frage ebenfalls nicht mehr.

             

            Zudem haben wir mit der EU einen übergeordneten Rahmen der von allen anerkannt wird und ausgleichend wirkt und nicht zuletzt Freizügigkeit bei Arbeitssuche und Wohnort gewährt.

            Will ich in Belgien, Frankreich, Dänemark oder Polen arbeiten und leben kann ich das tun. Brauch ich Ihnen nicht mehr von zu erzählen - wissen Sie.

             

            Das die Ukraine in die EU möchte kann ich verstehen, eventuell klappt es sogar am Stück wenn man endlich mit dieser politischen Geisterfahrt aufhört.

             

            Die Sache mit der Krim dagegen ist reine Machpolitik, Rußland macht das weil es meint das ihm die Krim zusteht und sie in der Lage ist diesen Anspruch durchzusetzen so wie GB mit Gibraltar oder den Falklands oder Spanien mit seinen nordafrikanischen Exklaven.

             

            Ist so, muss man nicht gut finden, muss man aber wohl erst mal so akzeptieren.

            • @Waage69:

              "Solange sich die deutsche Minderheit (Eupen) in Belgien wohl fühlt..."

               

              Die Antwort erwartete ich schon, doch wurde die Minderheit in aller Regel von den Besatzern erzeugt, sodass die heutige Situation strategisch herbeigeführt wurde. Somit erteilen Sie den Siegern die Legitimation zur ethnischen Säuberung.

              Die Krim wurde nach 1922 russifiziert, zT. auch germanisiert, sodass ein heutiges Referendum auf einer ethnischen Tragödie beruht.

              Dass die Krim rein geostrategische Bedeutung für Moskau hat, ist genau der Punkt, den man Putin anlasten muss, genau wie den USA & Co. Doch beide Seiten reiten dafür den Gaul des Nationalismus und schüren künftige Konflikte in der Ukraine, die Russland wohl in Zukunft noch erheblich belasten, die USA aber wiedermal nicht tangieren wird. Das ist die Dummheit Putins, und ich glaube, es wird sein Fallstrick werden, wenn die russisch-förderalen Minderheiten sich der Tragweite des Konfliktes erst bewußt werden.

              • @lions:

                o.k. - interessante Überlegungen.

                Ich schätze zwar die Position als etwas stärker ein als Sie, da er international nicht wirklich isoliert ist aber geschenkt, eine Glaskugel habe ich auch nicht.

                 

                Wie solls denn jetzt weitergehen - auch mal mit Blick darauf einen Bürgerkrieg der Nationalchauvinisten (Frauen sind auch dabei) zu verhindern, der ja auch fatale Folgen für unbeteiligte Gruppen, wie z.B. die jüdischen Gemeinden hätte.

                 

                Was könnte die Bundesregierung außer Aktionismus, also bestenfalls Verschlimmbesserungen, überhaupt tun? Ich meine jetzt mal realistisch - nicht " wünsch dir was..."!

                • @Waage69:

                  Für realistisch halte ich die totale Abkehr der EU von allen rechtsextrem, nationalistischen Teilen der ukrain. Übergangsregierung und gleichzeitig das vertraglich zugesicherte Natoverbot der Ukraine. Zahlungen des IWF sollten sich an gleiche Bedingungen knüpfen.

                  Die Sanktionen der EU gegen Russland sollten sofort eingestellt werden, denn diese befördern den russ. Nationalismus durch zunehmend wirtschaftl. und soziale Probleme.

                  Russland sollte im Gegenzug das Krimreferendum annullieren und gleichsam den Beitritt zur Förderation.

                  Zum Schutz der Krimrussen sollte die Krim übergangsmäßig in ein UN-Protektorat umgewandelt werden, bis in Kiew der weitreichende autonome Status der Krim gesichert vorgelegt werden kann.

                  Eine Freihandelszone der EU mit Russland sollte einer mit USA Vorrang haben, auch in unserem eignen Interesse.

                  Sofortiges Stop der TTIP !

                  Das ist nicht antiamerikanisch, sondern kontinentalpragmatisch und territorial befriedent.

                  Das setzt eine Emanzipation der europ. Leithammel von der transatlant. Ideologie voraus und ist leider der Pferdefuss meines vll utop. Planes, doch aus meiner Sicht das Vernünftigste.

                  • @lions:

                    Ihr Plan ist super, hat aber leider einen Pferdefuß: er ist zu vernünftig.

                     

                    Allerdings ließe sich bei gutem Willen (auch der USA) sicher einiges davon umsetzen wenn man "unten auf der Tagesordnung" begänne, den Menschen in der Ukraine wäre es zu wünschen. Zudem wäre Ihr Abschnitt zur Krim ein guter Ansatz um überhaupt erst einmal in Verhandlungen mit Russland zu treten.

                     

                    Es würde mich aber sehr wundern, wenn sich am Status der Krim (zumindest unter einer Putinregierung) noch einmal Grundlegendes ändern würde. Das Referendum zu annullieren würde Putin politisch und eventuell sogar physisch nicht überleben.

                    Denkbar wäre höchstens eine weitgehende, echte, Autonomie innerhalb der Föderation mit von z.B. der UN kontrolliertem Minderheitenschutz.

  • D
    D.J.

    Außenpolitisch hat der Gysi ja häufig Recht:. Er meinte heute amüsiert, dass zwar die Pressse (ich würde sogar sagen wie fast zu DDR-Zeiten) fast einhellig ins selbe Horn bläst, aber die Bevölkerung dies nicht groß beeindruckt.

    Man sieht es u.a. an den Kommentarspalten.

    • @D.J.:

      Ein Glück, dass wenigstens die russ. Presse frei und unabhängig ist, sonst könnten sich die freien Kommentatoren hierzulande gar nicht so objektiv äußern.

      • D
        D.J.
        @lions:

        Und wo genau ist der Zusammenhang mit meinem Kommentar?

         

        Aber wenn Sie es ansprechen: Geistige Unbeweglichkeit, Denkfaulheit (dies hierzulande) oder Feigheit (dies überwiegend andernorts) ist ein Problem des Journalismus überall auf der Welt (bei aller Hohachttung vor vielen Journalisten!). Moralisch bedenklich ist alles davon, aber eher noch als die oft berechtige Angst (wie z.B. in Russland) die Weigerung, sich des eigenen Verstandes zu bedienen, obwohl man es könnte.

        • @D.J.:

          Der Zusammenhang besteht in der auf beiden Seiten wohl nicht ganz freien Presse, die aber Kritiker der Parteien zu beflügeln scheint, genau der anderen Seite mal die "Wahrheit" zu geigen.

          • D
            D.J.
            @lions:

            O.K. Wobei ich "unsere" Presse für freier halte, ihr aber gerade oft vorwerfen muss, diese Freiheit nicht zu nutzen.

  • Da muss ausgerechnet Helmut Schmidt sich von der Bahre erheben, damit wenigstens ein Mindestmass an Objektivität und Klarsicht bei der taz einkehrt.

     

    Was die taz und was die Grünen die letzten Wochen an Einseitigkeit und NATO-Propaganda abgeliefert haben, zeigt, wir brauchen sie beide nicht.

     

    Ich muss hier nicht lesen, was Bild, SPI'EGEL, Obama und Barroso vorgekaut haben.

     

    Ich muss keine Partei wählen, die noch unbedachter mit Konflikten umgeht, als Merkel.

  • Sehr gut, Herr Schmidt. - Hätte nicht gedacht, dass ich das mal schreibe. - Und die Grünen, mittlerweile schwärzer als die CDU, kriechen den Amis weiter in den A......, nicht zu fassen.

  • Die USA sind nicht besonders gut, für das politische Geschäft in Europa. Sie haben andere Interessen.

  • Genau, es sind nur die Gaucks und Steinmeyers die TAZ. Niemand in Deutschland, der 1 und 1 zusammenzaehlen kann oder etwas mehr von Voelkerrecht versteht, hat an Putin irgendetwas auszusetzen und Pussy Riot sind dermassen out, dass sie schon nach NYC ziehen mussten, um Aufmerksamkeit zu erregen. Um Putin einzuordnen, muss man auch etwas von der Geschichte der Rechtloseigkeit in Russland wissen und was die einen Korruption und die anderen Freundschaft nennen, ist einfach russisches Wirtschaftsverwaltungsrecht.

  • "Russland hatte sich die ukrainische Teilrepublik Krim am Freitag ungeachtet internationaler Proteste einverleibt, nachdem sich die Bevölkerung in einem umstrittenen Referendum mehrheitlich für die Abspaltung von der Ukraine ausgesprochen hatte.."

     

    Überall ist die Rede von einer Annexion, verdammt, die haben nunmal abgestimmt. Und umstritten ist das nur, weil es den Leuten nicht passt!

     

    Die EU sollte sich nicht so von ihren amerikanischen "Freunden" bequatschen lassen, alles, was die interessiert, ist das Freihandelsabkommen!

    • @X7n2rN3EF:

      Der ukrain. Verfassung hat´s auch nicht gepasst, also illegal und damit hat Russland annektiert.

      Was´n, wenn die Bayern, Sorben, Südtiroler, Elsässer und Süddänen und vorallem Tschtschenen etc. auf Ihre Legitimität eines Referendums pochen ?

       

      Das könnte so aussehen:

       

      http://www.der-postillon.com/2014/03/tschetschenen-inguschen-und-dagestaner.html

      • @lions:

        "...und Süddänen..."

        Die nennen sich Südschleswiger. Hey und warum auch nicht. Aber nicht ohne Altona!

        • @Karlheinz:

          Naja, jedenfalls geht´s nicht ohne Verfassungsänderung.

          Süddänen ist doch putzig oder jedenfalls für geograph. weniger gebildete, wie mich greifbarer. Ich hoffe, die Südschleswiger nicht allzu sehr in ihrer Volksseele verletzt zu haben.

           

          Aber Vorsicht, Altaltonaer haben keine außerterritoriale Schutzmacht !

  • @Ingrid Werner

    Schmidt ist einer von wenigen Lichtblicken unter den prominenten Politikern. Die Grünen rufen vermutlich demnächst zu Schmidts Sprechverbot auf. Null Promillegrenze. Er ist kein Alkoholiker. Rauchen im Kämmerchen kann ihm niemand verbieten. Seltsam, altgediente Kanzler und Politiker für die es nichts mehr zu verlieren gibt, melden sich zu Wort. Verkünden Kritik.

    Das Stichwort "ukraine right sector" führt auf youtube zu einer Menge an Ergebnissen, wo ein Tag nicht reicht, alles durchzusehen. Deutsche Medien tangiert das scheinbar wenig. Komisch.

    http://www.youtube.com/results?search_query=ukraine+right+sector&sm=1

    Wenn Sie sich daran berauschen können, Ingrid. Sind das die Bodentruppen des Westens?

    • @Zwarmi:

      Schmidt ist ein Gernegross und erst im Nachhinein zu einer Lichtfigur geworden. Er hat nicht mal 2 Legislaturperioden geschafft, das sagt schon einiges..

       

      Aber er hat recht, wie so oft.

       

      Und es ist schön, dass die verordnete Einheits-Meinung der Zeitungen durchbrochen wurde, nicht zuletzt von ihm.

       

      Und seltsam, dass viele Konservative die gleiche Meinung wie Schmidt bei dieser Thematik vertreten. Anstatt USA-hörig alles wie so oft abzunicken, wie ich zugeben muss.

  • Hätte nicht gedacht, dass ich einmal einer Meinung bin mit dem alten Räuchermännchen.

    Bin ich in diesem Fall aber.

  • Das in unsere Zeiten, westliche Politiker noch logisch denken können wird immer seltener, bzw. sie sind dauernd auf dem rechten Augen Blind...kann sein weil die USA sie so einschüchtern, die sie keine andere Wahl haben.

    Helmut Schmidt ist alt genug und kann sagen was er denkt.

    mundderwahrheit

  • Helmut Schmidt ist Realpolitiker geblieben. Er gehört zu den Deutschen die den 2. Weltkrieg miterlebt haben und von daher genau weiß, was dann passiert. Ingrid Werner hat ihn als überschätzt dargestellt. Das macht mich besonders neugierig darauf, was der alte Käpt’n zur aktuellsten Frage unserer Zeit zu verkünden hat. Fazit: Mit jedem Wort trifft er ins Schwarze. Seine analytischen Fähigkeiten und seine Entscheidungsfähigkeit sind immer noch außergewöhnlich. Diese geistige Frische wünsche ich den Politikern unserer Tage. Damit unsere Demokratie nicht wegen Unglaubwürdigkeit zum Auslaufmodel wird.

  • Mich stört am meisten die Vorgehensweise des Herrn Putin. Sicherlich lagen die Krim und daneben die brodelnde Ukraine wie Sahnestückchen neben dem überhitzten Ofen vor seiner Nase. Aber die Krim war eben nicht sein Sahnestückchen.

     

    Doch da konnte Putin einfach nicht widerstehen. Und das macht eben erst die Problematik aus - dass Diplomatie länger dauert und das oft mit ungewissem Ausgang. Aber es war einfach die falsche Vorgehensweise, genau wie all die anderen weltweit, die mit ihrer Politik der vollendeten Tatsachen all die vor den Kopf stoßen, die womöglich zum selben Ergebnis gekommen wären, wenn dem ein faires Verfahren vorangegangen wäre. Nur gibt ihnen i.d.R. die Realpolitik auch im Nachhinein Recht, egal wie lange die Übergangenen schmollen. Wann wurden je vollendete Tatsachen aus diesem Grunde rückgängig gemacht? Kann mich nicht entsinnen.

    • @noevil:

      Als wenn es so einfach wäre...

  • Schmidt wird überschätzt.

    • @ingrid werner:

      Sagt wer?

      Und von wem überschätzt?

      In diesem Fall hat er vollkommen Recht.

      • @Sid:

        nein. jede stimme die den gleichgeschalteten chor stört, wird bitter gebraucht.

         

        die taz hat doch die ersten drei wochen eiskalt die artikel der FAZ abgeschrieben und bei phoenix gelauscht, welche meinung die zu veröffentlichende sei.

        wie bei Hitler und in der DDR:

        Es muss niemand gleichgeschaltet werden. die machen das selbst.

         

        als dann doch ein artikel kam, der die faschisten in kiew nicht ganz vergessen hatte, kam nur noch häme von den leser kommentatoren.

        die taz muss auf schmidt zurückgreifen, um mal einen anderen ton zu veröffentlichen.

        aus "ihrem" eigenen "mund" wäre es ja nur noch lächerlich.

        • 1G
          164 (Profil gelöscht)
          @cyctologie:

          "Gleichschaltung" - "zu veröffentlichende Meinung" - "wie bei Hitler und in der DDR" - Delirium? Ich hab in den letzten Wochen sowohl in der Presse als auch im "Staatsfernsehen" so ziemlich jeden erdenklichen Standpunkt zur Krimkrise gelesen bzw. gehört. Was ist das für ein Planet auf dem angeblich alles gleichgeschaltet ist?

  • Mönsch - Helmut le feldwebel -

     

    auf die letzten Tage

    doch noch die richtige Brille gefunden!

     

    Chapeau - mal nicht Schnauze!

    nein - klammheimlich! und denn doch -

    das Mittelstreckending von damals kapiert -

    mit unserer Hilfe, Alter;-))

    zu unserer erstaunten Freude -

     

    und jetzt - sauber die Gorbi-Karte

    ausspielen;

    (auch wenn dir die Enkel in Wahrheit

    schwer auf den Sack gehen!)

     

    darauf eine Parfümierte;