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Hashtag #dichterdranKnausgårds eisblaue Augen

Ihre Frisur oder das Altern – Autorinnen werden oft auf Themen reduziert, die nichts mit ihrer Arbeit zu tun haben. Jetzt drehen sie den Spieß um.

Wären dies die Augen einer Autorin – wer könnte noch über ihr Werk schreiben? Foto: dpa

Macht Mann einen Vorschlag, muss der Rest der Welt sich dazu verhalten. Dementsprechend verwundert es nicht, dass in den sozialen Medien heftig diskutiert wird, wenn die Tönnies und Linnemanns mit ihren Vorschlägen die Welt nicht verschonen können. Prompt trenden auf Twitter Rassismus und Identität. Neuerdings auch hoch im Kurs: #Fleisch.

Da kommt #dichterdran leiser daher. Seit Tagen veröffentlichen User*innen unter diesem Hashtag rege Tweets, die sehr lesenswert sind. Das Konzept: Sie schreiben so über Autoren, wie sonst Männer über Autorinnen schreiben.

„Man kommt nicht umhin anzunehmen, dass Rilke hier vor allem von sich selbst spricht; auch wenn sich die ‚geschmeidig starken Schritte‘ nur schwer mit der zarten Konstitution des Dichters vereinbaren lassen“, schreibt beispielsweise Melanie Pfändler, Journalistin. „Sie sehen blendend aus für Ihr Alter, Chapeau! Verraten Sie uns Ihre drei Must-Have-Körperpflege-Produkte, Frank Schätzing?“, stellt sich Autorin und Regisseurin Güzin Kar eine Interviewfrage für den gefeierten Thriller-Autor vor.

Was ausgedacht blöd klingt, ist für Autorinnen Alltag: Ob in Porträts, Rezensionen oder Interviews – immer wieder werden sie auf ihren Mann, ihr Äußeres oder ihr Weiblichsein reduziert. Das war auch der Auslöser für den Hashtag: Eigentlich wollte Nadia Brügger sich nicht aufregen, weil es so „dermaßen peinlich“ sei.

In einem Tweet kritisierte die Schweizer Literaturwissenschaftlerin dann aber doch einen Journalisten: Er hatte im Schweizer Tagesanzeiger die irische Schriftstellerin Sally Rooney als „aufgeschrecktes Reh mit sinnlichen Lippen“ beschrieben. Außerdem gebe es in Rooneys Werk „Szenen, die von Marivaux abgeschAutrieben sein könnten“. Ob sie nicht das nächste Mal die Rezension schrei­ben könne, und zwar „ohne die Autorin unnötig zu sexualisieren und ihre Leistung großväterlich zu schmälern?“, fragt Brügger in ihrem Tweet.

„Oder wir schreiben einfach alle mal so über Autoren“, antwortete Simone Meier, Schriftstellerin und Journalistin, und löste damit ein Gedankenspiel aus, das seit Tagen unter #dichterdran seinen Lauf nimmt.

Prechts Haare, Knausgårds eisblaue Augen, Thomas Manns Dasein im Schatten seiner Frau – kaum einer bleibt verschont in diesem unterhaltsamen Spiel. Davon kann man nur lernen.

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10 Kommentare

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  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    # Überflüssig.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Ja, ich finde diese Kommentare über und das Reduzieren auf das Aussehen von Autorinen auch sehr überflüssig.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Schon. Aber auch irgendwie verständlich, nicht?

    • @76530 (Profil gelöscht):

      # AufdenPunktgebracht

      [...geht durch der Glieder angespannte Stille, und hört im Herzen auf zu sein]

      Wir alleInnen sind dieser Panther.

      • @wazzabuzz:

        Der Panther



        Im Jardin des Plantes, Paris

        Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe



        so müd geworden, dass er nichts mehr hält.



        Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe



        und hinter tausend Stäben keine Welt.

        Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,



        der sich im allerkleinsten Kreise dreht,



        ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,



        in der betäubt ein grosser Wille steht.

        Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille



        sich lautlos auf - dann geht ein Bild hinein,



        geht durch der Glieder angespannte Stille-



        und hört im Herzen auf zu sein.

        Rainer Maria Rilke



        Neue Gedichte (1907)

  • Den eigene Social Media Auftritt weniger auf die belanglose eigene Person fokusieren und mehr auf das Schaffen und Schreiben. Wenn man dann nicht mehr wahrgenommen ist, war es wenigstens der Versuch des Richtigen im Falschen.

  • Prechts Haare und sein angeblich gutes Aussehen wurden bis zum Erbrechen thematisiert. Hier ein Beispiel aus der Brigitte: "Der Philosoph und Schriftsteller Richard David Precht sieht extrem gut aus, aber irgendwie ist ihm das unangenehm. Wir sprachen mit ihm über männliche Eitelkeit, Charme und schöne Hände."

    Körperliche Schönheit ist immer vorteilhaft bei der Vermarktung einer Person: Warum sollte für Schriftsteller etwas anderes gelten als für Popsänger, deren Aussehen auch nichts über die Qualität ihrer Musik aussagt und trotzdem von größter Bedeutung ist.

    Selbst ein Robert Habeck wäre mit dem Aussehen von Peter Altmeier nicht so beliebt und erfolgreich. Menschen sind eben oberflächlich.

    • @Thomas Friedrich:

      Precht ist ein Einschaltquoten-Filosof, der vor geraumer Zeit die Frisörtermine, nun ja, entflochten hat, um gegenüber ähnlich limitierten Gestalten wie Harald Welzer und Rolf Eden an Sendeminuten aufzuholen.

      • @Linksman:

        Haben Sie seine Bücher gelesen? Für mich hat Precht einen nicht unerheblichen Beitrag zu meinem eigenen Verständnis von Philosophie geleistet und dafür bin ich ihm dankbar. Er mag wie ein eitler Schönling wirken, aber seine Gedanken fordern stets auf zu differenzieren, deshalb soll er bitteschön so gut aussehen, wie es ihm passt. Weder er noch irgendeine Frau sollten deshalb belästigt werden.

        Das Aussehen einer Person hat in einer rein inhaltlichen Debatte keinen Platz. Nichts gegen ein freundliches "Sie sehen gut aus", aber wenn man ein sachliches und gehaltvolles Gespräch erwartet, dann sind die Äußerlichkeiten der Beteiligten nicht relevant.

        • @LennyZ:

          Hochverdiener Precht möchte nicht, dass Ärmere Kindergeld bekommen: taz.de/!5517979/



          Ein Herrenreiter mit Strähne, der die Schotten nach unten dicht halten will.