Hans-Georg Maaßen droht Parteiausschluss: Das CDU-Maß überschritten
Tritt der Ex-Verfassungsschutzchef nicht selbst aus der Partei aus, soll der Bundesvorstand ein Verfahren einleiten. Das beschloss das CDU-Präsidium.
„Das Präsidium der CDU Deutschlands ist einstimmig der Auffassung, dass Herr Dr. Maaßen die Partei zu verlassen hat“, heißt es in dem Beschluss. Und weiter: „Für den Fall, dass Herr Dr. Maaßen die Partei nicht freiwillig verlässt, hat das Präsidium beim Bundesvorstand beantragt, gegen Herrn Dr. Maaßen ein Parteiausschlussverfahren einzuleiten und ihm mit sofortiger Wirkung die Mitgliedsrechte zu entziehen.“ Da es sich um einen einstimmigen Beschluss der Parteispitze handelt, ist nahezu ausgeschlossen, dass der deutliche größere Bundesvorstand diesem Antrag nicht nachkommt. Die Frist für Maaßen endet am 5. Februar um 12 Uhr.
Das Parteipräsidium beschäftigte sich auch mit der Werteunion. „Wer Mitglied der CDU ist, kann nach unserem Verständnis nicht gleichzeitig Mitglied in der sogenannten ‚Werte Union‘ sein“, so heißt es in dem Beschluss. Spätestens seit Maaßens Wahl zum Vorsitzenden müsse sich jedes Mitglieder die Frage stellen, wo seine politische Heimat sei. Das Präsidium fordert alle CDU-Mitglieder, die auch der Werteunion angehören, auf, diese zu verlassen. Ein Antrag auf einen Unvereinbarkeitsbeschluss ist das aber nicht. Einen solchen könnte aber auch nur ein Parteitag beschließen, den es erst 2024 wieder geben soll. Die Junge Union hat bereits einen solchen Beschluss.
Bei der Bundestagswahl hatte Maaßen noch Unterstützer
Die Werteunion ist ein kleiner Verein am rechten Rand der Union, dem nach eigenen Angaben etwa 4.000 Mitglieder angehören, die zum großen Teil auch Mitglieder von CDU oder CSU sein sollen. Am Samstag hatte sie Maaßen mit 95 Prozent zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt. Die Werteunion ist aber keine offizielle Parteiorganisation, weshalb die CDU-Spitze eine Verantwortung für den Verein stets verneint.
Maaßen ist Mitglied der Thüringer CDU, hat dort aber kein Amt. Bei der Bundesatgswahl 2021 war er als Direktkandidat im Wahlkreis Suhl–Schmalkalden-Meiningen angetreten und dem SPD-Gegenkandidaten unterlegen. Maaßen, der von August 2012 bis November 2018 Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz war, driftet seit langem nach rechts ab.
Bei der Bundestagswahl hatten führende CDU-Politiker noch gesagt, dass auch für Maaßen Platz in der Volkspartei CDU sei. Zuletzt hatte dieser von einem „eliminatorischer Rassismus gegen Weiße“ und von einer „rot-grünen Rassenlehre“ gesprochen – was von Experten als klar antisemitisch eingeordnet wurde. Das ging dann auch der CDU-Spitze zu weit. Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz sieht in seiner Partei keinen Platz mehr für Maaßen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Die Wahrheit
Herbst des Gerichtsvollziehers