Handelsstreit zwischen EU und USA: Trump will Importzölle für Autos
Der US-Präsident hält unbeirrt an seinen Plänen für Strafzölle auf Stahl- und Aluminium fest. Er legt sogar nach – und zielt dabei auf Europas Autobauer.

Die Verkäufe der deutschen Autobauer in den USA hatten 2017 nach Angaben des Branchenverbandes VDA in der Summe um etwa ein Prozent auf 1,35 Millionen Neuwagen zugelegt. Der damalige VDA-Chef Matthias Wissmann hatte betont, er erwarte, „dass wir unseren Marktanteil auch im Jahr 2018 weiter steigern können“.
Sowohl die Washington Post als auch die New York Times titelten nach dem Tweet in ihren Online-Ausgaben mit „Trump eskaliert den Handelskrieg“. Trump habe schon seit langem beklagt, dass mehr Mercedes-Autos in New York zu sehen seien als Chevrolets in Deutschland, schrieb die Washington Post. Die Attacke des Präsidenten sei größtenteils eine „direkte Drohung“ gegen Deutschland. Auch einer seiner Topberater, Peter Navarro, sei der Auffassung, dass die deutschen Autobauer Marktanteile in den USA gestohlen hätten: Sie führten zwar selbst in Massen Fahrzeuge aus, aber begrenzten umgekehrt die Zahl der Autoverkäufe in ihrem eigenen Land.
Trump hatte in der vergangenen Woche Strafzölle auf alle Stahlimporte in Höhe von 25 Prozent angekündigt. Damit will er die heimische Industrie abschirmen. Auf Aluminium-Einfuhren sollen zehn Prozent erhoben werden. Damit werden Importe in die USA teurer.
International hagelte es schwere Kritik. Die EU und zahlreiche Wirtschaftsnationen wie Brasilien und Kanada kündigten Vergeltungsmaßnahmen an. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker betonte, er könne sich im Gegenzug Einfuhrzölle auf Whisky, Jeans und Motorräder aus den USA vorstellen.
„Handelskriege sind gut“
Zugleich meldeten sich auch Volkswirte und Wirtschaftsführer in den USA zu Wort und warnten, die Zölle könnten zum Bumerang für die „America-First“-Agenda des US-Präsidenten werden. Vertreter der Autobranche, Getränkehersteller und Baufirmen fürchten eine Verteuerung ihrer Produkte, weil die Einkaufspreise für das Rohmaterial wie etwa Getränkedosen nach oben gehen könnten. Dagegen begrüßten die Vertreter der Stahl- und Aluminiumbranche in den USA sowie die entsprechenden Arbeitnehmervertretungen den Schritt Trumps.
Trump schrieb am Samstag auf Twitter, wenn die Europäer als Antwort auf die von ihm angekündigten Strafzölle auf Stahl und Aluminium nun auch ihre „schon massiven“ Zölle für US-Unternehmen weiter anheben würden, dann „werden wir einfach eine Steuer auf ihre Fahrzeuge erheben, die frei in unser Land strömen“. Seine Drohung twitterte er, während er sich in seiner mondänen Freizeitanlage Mar-a-Lago in Florida aufhielt.
Er warf der EU zugleich vor, den Verkauf amerikanischer Autos in Europa unmöglich zu machen. „Großes Handelsungleichgewicht!“ schrieb er. In einem weiteren Tweet beklagte der Republikaner das jährliche US-Handelsdefizit von 800 Milliarden Dollar, das die USA ihren „sehr dummen“ Handelsverträgen und ihrer Handelspolitik verdankten. „Unsere Jobs und unser Wohlstand werden anderen Ländern gegeben, die uns seit Jahren ausgenutzt haben. Sie lachen darüber, was für Dummköpfe unsere Führungspersonen gewesen sind. Das hört auf!“
Bereits am Freitag hatte der Präsident erklärt, wenn ein Land viele Milliarden Dollar im Handel mit praktisch jedem Land verliere, mit dem es Geschäfte mache, „dann sind Handelskriege gut – und einfach zu gewinnen“. Als Beispiel führte er an: „Wenn wir ein 100-Milliarden-Dollar-Defizit mit einem Land haben und sie das ausnutzen, handeln wir nicht mehr – und machen einen Riesengewinn. Es ist so einfach!“
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten
Trump und Putin
Bei Anruf Frieden
80 Jahre nach der Bombardierung
Neonazidemo läuft durch Dresden
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen