Grüner Stahl für die Autoindustrie: Europa als Paradies für grünen Stahl
Ein Elektroauto, das mit nachhaltigem grünen Stahl produziert wird, würde nur 57 Euro mehr kosten. Damit das funktioniert, muss die Politik die Weichen stellen.
N a bitte, geht doch: Nur 57 Euro mehr würde ein E-Auto im Jahr 2030 kosten, wenn 40 Prozent der Stahlproduktion klimaneutral wären. Und gleichzeitig würde der CO2-Ausstoß um die Menge verringert, die heute 3,5 Millionen Verbrennerautos im Jahr ausstoßen. Das geht aus einer Analyse der Organisation Transport & Environment hervor. Die Voraussetzung ist jedoch, dass die Industrie sich entsprechend aufstellt, und zwar zügig. Und dann wären die Aussichten, dass Europa zu einem Leitmarkt für grünen Stahl werden kann, nicht schlecht.
Damit das tatsächlich geschieht, fordert die Organisation Vorgaben für die Autoindustrie, eine bestimmte Menge an grünem Stahl zu verbauen. Und zwar von 40 Prozent im Jahr 2030 und bis zu 100 Prozent im Jahr 2040. Die Folge: Zusatzkosten von nur noch 8 Euro pro E-Auto. Solche Vorgaben sind absolut sinnvoll. So kann der klimafreundliche Umbau der Industrie vorangebracht werden.
Und weil er im großen Stil erfolgt, sind die finanziellen Belastungen für Verbraucher:innen überschaubar. Gleichzeitig führen solche Vorgaben dazu, dass Manager:innen Unternehmen in die richtige Richtung führen. Dass sie es von allein nicht unbedingt tun, sondern an kurzfristigen Profiten interessiert sind, zeigt etwa der Rückstand der hiesigen Autobauer bei der Elektromobilität.
Angesichts der Erderhitzung gibt es keine Alternative zum klimaneutralen Umbau der Industrie. Doch die Umstellung auf neue Produktionsweisen wird von den allermeisten Menschen mit großem Unbehagen gesehen. Ihre Ängste sind so diffus wie groß. Viele fühlen sich ohnmächtig angesichts der anstehenden Änderungen und fürchten, dass alles teurer wird und sie den Umbau nicht nur mit Geld, sondern auch mit dem Verlust ihres Arbeitsplatzes bezahlen müssen.
Deshalb ist der Widerstand gegen den Umbau groß, der sich unter anderem im Erstarken der Rechtsextremen ausdrückt. Auch aus diesem Grund ist es wichtig, dass Politik und Wirtschaft diesem Gefühl etwas entgegensetzen und aus Angst Zuversicht zu machen. Mit Sonntagsreden gelingt das nicht. Aber mit politischen Vorgaben, die zu überzeugenden Geschäftsmodellen führen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Berlinale-Rückblick
Verleugnung der Gegenwart