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Globaler Süden kann nicht kommenNGOs gegen Klimagipfel

Kli­ma­schüt­ze­r:in­nen wollen die Klimaverhandlungen in Glasgow wegen Corona noch mal verschieben. Davon will Gastgeber Großbritannien nichts hören.

In Glasgow bereitet sich die Polizei bereits auf die Proteste vor Foto: reuters

Berlin taz | Kaum jemand ist geimpft, die Reise ist lang und teuer: Zur UN-Klimakonferenz im November in Glasgow werden nur wenige Ver­tre­te­r:in­nen aus dem Globalen Süden kommen können, warnen rund 1.500 Klimaschutzorganisationen aus aller Welt, die sich im Dachverband Climate Action Network versammeln.

Sie fordern: Die internationalen Verhandlungen im Rahmen des Pariser Weltklimaabkommens müssen verschoben werden. Es sei „offensichtlich, dass eine sichere, inklusive und gerechte Klimakonferenz unmöglich ist“.

Es wäre bereits das zweite Mal, dass der eigentlich jährliche UN-Gipfel pandemiebedingt nicht stattfindet. Doch die britische Regierung hat sich in den Kopf gesetzt, ihn doch endlich auszurichten. „Uns allen ist allzu bewusst, dass der Klimawandel sich auch nicht freigenommen hat“, sagte Alok Sharma, den die britische Regierung zum Präsidenten der Konferenz ernannt hat. Diese müsse deshalb stattfinden, erwiderte er auf den Vorstoß der Klima-NGOs.

Dafür hatte die Regierung im Juli sogar angeboten, registrierten Teil­neh­me­r:in­nen ein Corona-Impfangebot zu machen. Nur: Viele haben immer noch keinen Termin. Für einen vollständigen Schutz vor Konferenzbeginn am 31. Oktober wird es bei zweistufigen Impfungen langsam knapp.

Trotz Impfung ins Quarantäne-Hotel

Zumal viele arme Länder auf Großbritanniens „roter Liste“ der Corona-Hotspots stehen. Das heißt: Wer sich in den zehn Tagen vor Einreise in das Vereinigte Königreich in einem solchen Land aufgehalten hat, muss erst mal für zehn Tage in ein Quarantäne-Hotel. Großbritannien hatte zwar schon angekündigt, die Zeit für geimpfte Kon­fe­renz­teil­neh­me­r:in­nen zu halbieren, dennoch befürchteten manche Delegierte zu hohe Kosten. Ein zehntägiger Aufenthalt in einem solchen Hotel kostet rund 2.700 Euro.

„Jetzt wollen sie uns auch noch zur Kasse bitten, um an einer Konferenz teilzunehmen, auf der unsere eigene Zukunft verhandelt wird“, beschwerte sich etwa Aubrey Webson, Chef der Verhandlungsgruppe der kleinen Inselstaaten. Zumindest dieses Problem scheint laut einer Mitteilung der britischen Regierung vom Dienstag gelöst. Darin verspricht sie, die Kosten zu übernehmen.

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3 Kommentare

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  • In Zeiten von Onlinekonferenzen erscheint es mir - Pandemie oder nicht - einigermaßen absurd, dass Menschen noch für so eine Veranstaltung durch die halbe Welt jetten, ausgerechnet um das Klima zu retten.

  • Es ist doch zum Heulen!



    Eigentlich müsste man konsequenterweise die Leute so rechtzeitig einladen, dass sie beide Impftermine (oder J&J) im Gastland wahrnehmen können und die Übernachtungskosten bezahlt bekommen. Sicher würden sich nach Ablauf einer Quarantäne auch Gastfamilien für viele Teilnehmende finden.



    Denn anerkanntermaßen hat die Weltgemeinschaft in Bezug auf globale Impfgerechtigkeit bislang schändlich versagt. Und wenn das nun dazu führt, dass die Interessen des globalen Südens auf dieser so wichtigen Konferenz nicht ausreichend Gehör finden, ist das ein unglaublicher Skandal - und darüber hinaus zu unser aller Schaden!

  • Jede Klimakonferenz ist hilfreich um das globale Verständnis und Abstimmung bei Maßnahmen zu fördern…absurde Argumente