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Gewerkschaftler zu Ampel-Koalition„Bis zu 13 Stunden Arbeit möglich“

Rot-Grün-Gelb könnte die Regelungen zur Begrenzung der täglichen Arbeitszeit aufweichen. Der Gewerkschaftler Guido Zeitler warnt vor akuter Gesundheitsgefährdung.

Viele Beschäftigte im Gastgewerbe haben in der Coronakrise ihren Job verloren – und hatten keine Absicherung Foto: Novellimage/Westend61/imago
Jörg Wimalasena
Interview von Jörg Wimalasena

taz: Herr Zeitler, im Sondierungspapier ist die Rede von möglichen „Abweichungen von den bestehenden Regelungen des Arbeitszeitgesetzes hinsichtlich der Tageshöchstarbeitszeit“. Kann man Arbeitnehmer künftig dazu zwingen, 20 Stunden am Tag zu arbeiten?

Guido Zeitler: Nein, man hat ja immer noch die in der Europäischen Arbeitszeitrichtlinie festgehaltene Beschränkung der Arbeitszeit durch die Nachtruhe und die beträgt mindestens 11 Stunden. Aber damit könnte man künftig immer noch bis zu 13 Stunden am Tag arbeiten.

Wenn sich an der Wochen- und Monatsarbeitszeit nichts ändert, könnte das doch manchen Arbeitnehmern sogar entgegenkommen. Dann arbeitet man in Vollzeit eben nur drei Tage die Woche statt fünf.

Das mag für Menschen, die jung sind, ja noch machbar sein. Aber irgendwann rächt sich das. Wir wissen aus der Arbeitsmedizin, dass tägliche lange Arbeitszeiten gesundheitsgefährdend sind und die Gefahr von Unfällen erhöhen. Das sind Belastungsspitzen, die nicht gut sind. Das zu systematisieren ist nicht der richtige Weg.

Bild: NGG
Im Interview: Guido Zeitler

50, ist seit 2018 Vorsitzender der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).

Wenn es nicht die Arbeitnehmer sind, die von einer Aufweichung der Tageshöchstarbeitszeit profitieren, wer dann?

Zum Beispiel der Hotel- und Gaststättenverband. Deren Unternehmen haben je nach Geschäftsmodell einen unterschiedlichen Arbeitskraftbedarf. Es gibt etwa Veranstaltungen, bei denen Arbeitgeber erhöhten Personalbedarf in Spitzenzeiten haben. Diese Arbeitgeber würden von noch längeren Arbeitszeiten profitieren – zu Lasten der Beschäftigten.

In welchen Branchen würde eine Ausweitung der Arbeitszeiten drohen, wenn die neue Bundesregierung ihre Pläne umsetzt?

In allen Bereichen – selbst in der Industrie. Da haben die Arbeitgeber natürlich auch ein Interesse daran, die Maschinenauslastung hochzuhalten. Aber erfahrungsgemäß sind es Dienstleistungsbereiche mit geringer Mitbestimmungsstruktur, wo man sich die größten Sorgen machen muss. Allerdings stand auch im letzten Koalitionsvertrag was zur Arbeitszeit, man sprach von „Experimentierräumen“, aber eine wirkliche Initiative gab es nicht.

Wird das Thema dieses Mal auch unter den Tisch fallen?

Es gibt einen qualitativen Unterschied im Sondierungspapier. Da steht drin, dass Änderungen aufgrund von Betriebsvereinbarungen erfolgen können. Da werden im Zweifel bestehende Arbeitszeitregelungen aus den Tarifverträgen unterlaufen. Wenn ich als Betriebsrat vor der Wahl stehe, ein gesundheitsschädigendes Arbeitszeitmodell mitzutragen, dafür womöglich einen Personalabbau von 20 Stellen zu verhindern – da weiß man doch, welche Kräfte da in den Betrieben wirken.

Was halten Sie von der geplanten Erhöhung der Minijob-Grenze auf 520 Euro?

Das sehen wir kritisch. Im Gastgewerbe hatten wir vor Corona zwei Millionen Beschäftigte und Hunderttausende von ihnen hatten einen Minijob. All diese Menschen haben in der Coronakrise den Job verloren und keine Absicherung. Viele Minijobs dienen außerdem dazu, Schwarzarbeit zu legitimieren. Statt Minijobs noch lukrativer zu machen, sollten sie komplett sozialversicherungspflichtig sein. Und die Arbeitgeber sollten die Anteile für Arbeitnehmer übernehmen.

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17 Kommentare

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  • "Das mag für Menschen, die jung sind, ja noch machbar sein. Aber irgendwann rächt sich das. Wir wissen aus der Arbeitsmedizin, dass tägliche lange Arbeitszeiten gesundheitsgefährdend sind und die Gefahr von Unfällen erhöhen"

    Ich denke das kommt auf den Beruf drauf an. Ich mache Kundenservice für Google bei meiner Festanstellung. Das kann ich gut und gerne 13h machen am Stück weil ich von den 13h einen großen Teil als Freizeit am Arbeitsplatz genießen kann (rund 50% mal mehr mal weniger).



    Ich kann an 3 Tagen 39h arbeiten und dann 4Tage frei haben, kein Problem.

    5tage Arbeit mit 2 Tagen frei finde ich anstrengender weil 4 Tage erholung wie ein kleiner Urlaub jede Woche sind.

    Ich arbeite aktuell deutlich mehr, weil ich noch selbständig bin und Google nurnoch 30h arbeite. Aber das mache ich noch weil ich jung bin.

  • Dass die jetzige 10 Stunden Grenze einfach nur Blödsinn ist da sind sich ja alle einig.



    Einfach mal mit Leuten im Außendienst sprechen wenn der Arbeitgeber sich wirklich dran hält. Statt heim zur Familie geht es ins Hotel.

    Ich nehme an die meisten MA wären sehr sehr glücklich drüber ihre Wochenarbeitszeit flexibler zu verteilen.

  • Ich sehe gerade bei hochqualifizierten Jobs den Bedarf nach Flexibilität. Und das sag ich nicht für andere, mach ich selbst so (Freiberufler).



    Die Balance halten ist wichtig, die Balance in Stunden pro Tag zu messen ist ein Mittel kleiner Geister. Da wird es ein besseres Modell geben, es müssen sich nur alle drum bemühen.



    Kein Thema - Lieferfahrer, Schichtarbeiter usw gehören geschützt, die haben keine eigene Verhandlungsmasse. Aber man sollte hier mit zweierlei (mehrerlei) Mass messen, die Berufswelten sind zu unterschiedlich.

  • Weniger netto von der eigenen Wertschöpfung für Wenigverdiener?



    "Statt Minijobs noch lukrativer zu machen, sollten sie komplett sozialversicherungspflichtig sein."

    • @meerwind7:

      Nein: Der Vorschlag ist, dass die Sozialabgaben vom Arbeitgeber bezahlt werden.

      • @Karl Kraus:

        Remember:

        “Das kann die Wirtschaft nicht tragen!“



        (Ludwig die braune Zigarre Erhardt;(



        vs => Däh



        “Kinder wird es immer geben!“



        Ol Conny Adenauer - der 🦊 -



        Der Sozialreformer wollte die Wahl gewinnen => & it works.

        unterm—-servíce über den Tag hinaus



        “Forschungen und Quellen zur Zeitgeschichte



        Im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung herausgegeben von



        Klaus Gotto, Hans Günter Hockerts, Rudolf Morsey und Hans-Peter Schwarz



        Band 1



        Hans Günter Hockerts Sozialpolitische Entscheidungen im Nachkriegsdeutschland



        epub.ub.uni-muenchen.de/4649/1/4649.pdf



        &



        “ 70 Jahre „soziale Marktwirtschaft“



        : Die Ironie der Geschichte



        Ludwig Erhards Programm lässt sich durchaus als neoliberal bezeichnen. Nach einem Generalstreik tat er alles, um es als sozial zu verkaufen.“



        taz.de/70-Jahre-so...rtschaft/!5591244/



        (in der e-kommune => der gute Mann Aus GiWezuan gut in Form



        (wo steckt der grad wieder?)



        & Ach was! pro domo -



        meine-presseversor...gentlich-vorsorgen



        & darf nicht fehlen =>



        “Rentenexperte Otto Teufel



        : Einer schuftet im Augiasstall



        Der Bruder von Fritz Teufel ist einer der versiertesten, kritischsten Rentenexperten Deutschlands. Seit 30 Jahren kämpft er gegen die Rechentricks der Rentengesetzgebung.



        taz.de/Rentenexper...o-Teufel/!5127666/



        by Gabriele Goettle - ooch klar -



        & => Ulrike Hermann na logo =>



        „Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen“



        Das deutsche Wirtschaftswunder: volle Regale, neue Fabriken und der Siegeszug der Autoindustrie. Und als Symbolfigur der Wirtschaftsminister und spätere Kanzler Ludwig Erhard. Die Journalistin Ulrike Herrmann erklärt nun diese Inszenierung und das Wirtschaftswunder gleichermaßen zur Legende.



        www.deutschlandfun...:article_id=460297



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  • Work more for less...

  • es gibt betriebe da ist zwischen 6 und 10 uhr und zwischen 17 und 21 uhr viel zu tun .die können zwischen 10 und 17 uhr zu machen weil nix los ist.also mittags siesta von 7 stunden was ganz angenehm ist vor allem wenn die sonne scheint aber nur 9 stunden ruhezeit was nicht erlaubt ist aber garantiert keine überlastung des arbeitnehmers.

  • Frage: Betrifft die "Nachtruhe" die Zeit zu Hause (ohne An- und Abfahrt) oder nur die "rein arbeitsfreie Zeit"?

    Es ist doch bereits längst üblich, dass mehr als 10 h am Tag gearbeitet werden. Es hängt eben davon ab, in welchem Tätigkeitsfeld gearbeitet wird. Im Serviceaußendienst des Maschinenbaus bspw. "darf" der Kollege schon froh sein, wenn er "nur" 10 h am Tag arbeiten muss.

    Letztlich ist die Liberalisierung der Arbeitszeit stets eine Verbesserung für den Unternehmer. (Zu viel Arbeit: Werden eben Überstunden angeordnet und später ausbezahlt; Zu wenig Arbeit: Machen wir eben Kurzarbeit und sparen uns die Vergütung; Vertragliche Arbeitszeit: Jaja, hehe)

    • @-Zottel-:

      In der Seefahrt oder offhore sind 12 Stunden normal. Auch für 2 Wochen durchgehend.

    • @-Zottel-:

      Da lobe ich mir doch die Betriebe wo ein Tarifvertrag gilt.



      Selbst für außertarifliche Angestellte (das sind die mit Einkommen ab 75-80000 Brutto im Jahr) achten die Betriebe darauf, dass die gesetzlichen Zeiten nicht überschritten werden. Natürlich ist bei den auch mal 13 Stunden (mit Pausen) drin, aber das sind Betriebsvereinbarungen.

  • Ich würde das begrüssen. Ich muss geschäftlich viel reisen - und wenn ich am Freitag z.B. schon 7 Stunden gearbeitet habe, darf ich theoretisch nicht mehr mit dem Auto mehr als 3 Stunden zurück fahren, da ich dann die 10 Stunden überschreite. Oder ich muss am Montag um 9 in Frankfurt anfangen, hab Hardware im Auto, die sich nicht mit dem Zug transportieren lässt, dann muss ich praktisch am Samstag anreisen, weil sonst mehr als 10 Stunden und Sonntagsarbeit verboten. Sowas ist doch hirnrissig.

    • @Holger Steinebach:

      Ich glaube es wäre sinnvoller, für Ausnahmefälle eine Ausnahme von der Regel zu machen als sich hinzustellen und zu sagen, "aja ist doch geil für mich, kann mir ja egal sein ob 100 andere darunter leiden".

    • @Holger Steinebach:

      Reisezeiten sind keine Arbeitszeiten.

      • @schwarzwaldtib:

        …doch, wenn ein eigenes Fahrzeug gesteuert wird eben schon. Da Hinzens eindeutige Arbeitsgesetze zu.

      • @schwarzwaldtib:

        natürlich sind Dienstreisen Arbeitszeit

  • Aha. Da scheißt der Pudel seine Kerne!



    &



    Gleich nebenan der Dukatenesel!



    Für die happy beauty&rich die 💰 💴 💵

    kurz - Der taz gehypte Linksrutsch ist voll da!!!



    🤢🤮🤑👹

    Leude! Gebt Kotztüten aus. Aufgemerkt in Ahaus & Oche!



    Jens zu Spahn & Bertelsmannmann - übernehmens!



    Eh‘s der Lasset Arnim für‘s Gnadenbrot vor Peleton abräumt!