Gesetz schränkt Tabakreklame ein: Bald nur noch in Filmen ab 18
Als letztes EU-Land verbietet Deutschland Außenwerbung für Tabakprodukte. Im Kino wird Zigarettenreklame nur bei Filmen ab 18 Jahren zu sehen sein.
Die Ausspielung von Zigarettenreklame ist künftig nur noch bei Kinofilmen ab 18 Jahren zulässig. Auch die Außenwerbung für Tabakprodukte auf Plakatwänden oder Haltestellen wird schrittweise verboten, nur noch Tabakfachgeschäfte dürfen im Schaufenster für ihre Produkte werben. Ab 2022 dürfen dann keine herkömmlichen Tabakprodukte gezeigt werden, für sogenannte Tabakerhitzer wird das Verbot ab 2023 greifen, für E-Zigaretten ab 2024.
Gratisproben auf Veranstaltungen oder bei Gewinnspielen werden ab kommendem Jahr ebenfalls Geschichte sein, diese dürfen dann nur noch in Fachgeschäften verteilt werden. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, forderte weitere Schritt zum Schutz von Kindern: „Dringend notwendig ist ein Rauchverbot in Autos, wenn Kinder und Jugendliche mit an Bord sind.“ In Fahrzeugen entspreche die Feinstaubbelastung durch Tabakrauch etwa der einer durchschnittlich verrauchten Bar. „Wenn Vernunft und Verantwortungsgefühl fehlen, sind sanktionsbewehrte Verbote unumgänglich“, sagte Reinhardt.
Das Bundeskabinett hatte das Werbeverbot bereits 2016 beschlossen. Im Bundestag steckte die Vorlage dann aber jahrelang fest – vor allem wegen des Widerstands in der Unionsfraktion. Dort herrschten generelle Bedenken gegen einen derartigen Eingriff.
Anzahl der Raucher*innen sinkt
Schätzungen zufolge hat die Tabakindustrie für Kino- und Außenwerbung zuletzt 100 Millionen Euro im Jahr ausgegeben. Ein Teil dieser Einnahmen floss auch an die Kommunen – etwa für Plakatwerbung an Bushaltestellen. Diese Einnahmen gehen nun verloren.
Die Anzahl der Raucher*innen in Deutschland nimmt stetig ab. Trotzdem steigt wegen der Erhöhung von Steuern und Preisen der Umsatz. 22,5 Milliarden Euro wurden 2019 in Deutschland für Zigaretten ausgegeben.
Schätzungsweise sterben jährlich 140.000 Menschen in Deutschland vorzeitig an den Folgen des Tabakkonsums. Etwa 28 Prozent der Bevölkerung in Deutschland raucht, so die Stiftung Gesundheitswissen. Hessen ist das Bundesland mit den meisten Nichtraucher*innen.
Deutschland zieht als letztes nach
2016 führte die EU verbindliche Warnhinweise mit Texten und Bildern auf Verpackungen ein. Allen anderen EU-Ländern haben Plakatwerbung für Tabak längst verboten, als vorletztes Land zog Bulgarien 2016 nach. In Radio, Fernsehen, Zeitungen und Zeitschriften ist Tabakwerbung in Deutschland bereits verboten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Zweite Woche der UN-Klimakonferenz
Habeck wirbt für den weltweiten Ausbau des Emissionshandels
Altersgrenze für Führerschein
Testosteron und PS
Krieg in der Ukraine
Biden erlaubt Raketenangriffe mit größerer Reichweite
Angeblich zu „woke“ Videospiele
Gamer:innen gegen Gendergaga