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Geplanter Austausch fossiler HeizungenWärmewende stresst Hausbesitzende

Der Wohlfahrtsverband Der Paritätische fordert beim Heizungsaustausch eine Förderung nach Vermögenslage. Viele Hausbesitzer haben keine Rücklagen.

Eine Wärmepumpe als Ersatz für eine Öl- oder Gasheizung kostet mindestens drei- bis viermal so viel Foto: Action Pictures/imago

Berlin taz | Millionen Haus­be­sit­ze­r:in­nen droht mit der geplanten Austauschpflicht für Öl- und Gasheizungen eine finanzielle Überforderung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung, die der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und der Wohlfahrtsverband Der Paritätische in Auftrag gegeben haben.

Hintergrund sind die Pläne der Bundesregierung, ab 2024 in Neubauten den Einbau neuer Gas- und Ölheizungen zu verbieten. In bestehenden Häusern sollen fossile Heizungen bis 2045 nach und nach ausgetauscht werden. Nach Einschätzung des Bundeswirtschaftsministeriums kostet der Einbau klimafreundlicher Heizungen bis 2028 jährlich insgesamt mehr als 9 Milliarden Euro, ab 2029 dann 5 Milliarden Euro. Demgegenüber stehen Einsparungen von jeweils mehr als 11 Milliarden Euro über einen Betrieb von 18 Jahren. Das geht aus dem Entwurf zum Gebäudeenergiegesetz hervor, den das Bundeswirtschaftsministerium am Montag veröffentlicht hat.

Eine klimafreundliche Wärmepumpe als Ersatz für eine Öl- oder Gasheizung kostet einige zehntausend Euro, mindestens drei- bis viermal so viel wie eine neue fossile Heizung. Oft sind weitere sehr kostspielige Umbauarbeiten erforderlich. Die Bundesregierung fördert den Einbau etwa von Wärmepumpen aktuell mit bis zu 40 Prozent – unabhängig von Einkommen und Vermögen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und die ebenfalls für das Vorhaben verantwortliche Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) haben zwar ein Förderprogramm angekündigt, um soziale Härten abzufedern. Noch ist aber unklar, wie das aussehen wird.

Der Studie der Paritätischen Forschungsstelle zufolge leben 17 Millionen Ei­gen­tü­me­r:in­nen in einem selbst genutzten Haus und besitzen keine weitere Immobilie. 13 Prozent von ihnen haben kein Vermögen, die Hälfte besitzt weniger als 34.500 Euro. Die reichsten 10 Prozent der Haus­be­sit­ze­r:in­nen dagegen haben ein Vermögen von mehr als 156.000 Euro, nach oben steil ansteigend.

Die einen brauchen es nicht, für die anderen reicht es nicht

Der Paritätische dringt auf eine Förderung, bei der das Vermögen von Ei­gen­tü­me­r:in­nen berücksichtigt wird. „Wer ein Haus oder eine Wohnung besitzt, ist nicht automatisch vermögend“, sagte Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen. „Im Gegenteil: Wer sein Leben lang auf das kleine Häuschen gespart hat, häuft nebenbei keine Reichtümer an.“ Die Hälfte der Hausbesitzenden muss noch laufende Darlehen bedienen. Die Pläne für die Wärmewende hält Schneider für richtig. Aber: „Wer sich die richtigen Pläne der Ampel nicht leisten kann, muss Hilfe erwarten können“, fordert er.

Zielgruppe der Unterstützung sollte sein, wer in einem eigenen Haus lebt, keine weiteren Immobilien besitzt und zur unteren Hälfte der vermögenden Haushalte zählt, heißt es in der Studie. Bislang fördere der Staat den Heizungsaustausch unabhängig von der finanziellen Lage. So könnten Wohlhabende den Wert ihrer Immobilie steigern, während die Förderung für andere nicht ausreicht.

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16 Kommentare

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  • „Wer ein Haus oder eine Wohnung besitzt, ist nicht automatisch vermögend“

    Das mag zwar sein, aber wer sich eine Wohnung oder Haus als Altervorsorge anschafft, kann nicht erwarten, dass dieses Vermögen unter keinen Umständen im Alter verzehrt wird bzw. dass der Staat hier immer einspringt. Wer sich statt einer Immobilie für das Alter eine gute Rentenversicherung zulegt, nimmt auch nix mit ins Grab.

    Heisst im Klartext: gerecht wäre, wenn der Staat nicht nur beliebig viel Geld an Immobilienbesitzer verteilt, sondern diese ggf. auch bei der Verrentung ihrer Immobilien unterstützt.

  • Die armen Hausbesitzer!



    Die armen Hausbesitzer?



    Ist jetzt jeder arm?

  • Wärmepumpen sind grundsätzlich für jede Art von Wohnhaus geeignet. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich bei dem Objekt um einen Neubau oder einen Altbau handelt. Wichtig ist, dass man sich genau ausrechnest, ob sich der teils enorme Kostenaufwand lohnt und wie effizient das System ist.

    Die Anschaffungskosten bei einer Wärmepumpe belaufen sich auf 8.000 € bis 22.000 € (je nach Art der Wärmepumpe). Hinzu kommen die Installationskosten von 2.000 € bis 4.000 € (Quelle: www.listando.de/p/...-eine-warmepumpe/)

    Wärmepumpen werden allerdings zum Teil auch durch Förderungen unterstützt.

    Einige der Wärmepumpenarten haben durch ihre Funktionsweise allerdings einen erhöhten Stromverbrauch. Dieser sollte daher in die Preiskalkulation mit einbezogen werden.

    • @Achim Wilms:

      "Wärmepumpen sind grundsätzlich für jede Art von Wohnhaus geeignet." Die Aussage ist zwar grundsätzlich zumindest nicht falsch, aber dennoch wenig sinnvoll. Die Physik lässt sich nämlich nicht überlisten. Wenn die Energiebilanz wirklich verbessert werden soll, machen Wärmepumpen nur Sinn, wenn der Wärmeunterschied, den sie überbrücken sollen, nicht allzuhoch ausfällt. Beispiel: Solarflüssigkeit kommt im Winter mit 5-10 Grad Celsius vom Dach und muss dann auf die Heizungsvorlauftemperatur von 27 Grad Celsius für die Fussbodenheizung gebracht werden. Einsatz Wärmepumpe sinnvoll, denn das wird auch mit noch moderatem Stromverbrauch möglich sein. Gegenbeispiel: Wärmepumpe soll im Winter bei -10 Grad Celsius die Luft als Ansaugmedium verwenden, um dann im Wärmetauscher das Heizmedium auf 70 Grad Vorlauftemperatur für die klassische Zentralheizung zu bringen. Einsatz Wärmepumpe nicht sinnvoll, da kann man auch gleich mit Strom heizen. Und über die Einbau- und Platzprobleme in Mehrfamilienhäusern haben wir da noch nicht gesprochen. Also - Wärmepumpen sind unter den von mir genannten Voraussetzungen eine sinnvolle Ergänzung der Wärmeversorgung - sonst nicht.

  • 6G
    676595 (Profil gelöscht)

    Eine erste Maßnahme für Kommunen wäre z. B. die Schaffung von gemeinsamen lokal-zentralen KWK-Einheiten für Biomasse und die sofortige Abschaffung sämtlicher privaten Holzfeuerungsanlagen. Anständige Filtertechnik (!!!), besserer Wirkungsgrad und die ausschließliche Verfeuerung von nicht mehr verwendbaren Resten würden Umwelt und Gesundheit wirklich dienen.



    Erstellen einer wirklich europäischen Agenda zur Vermeidung von Klimaschäden. Dies würde bedeuten, dass Finanzmittel und Techniken dort eingesetzt würden, wo sie am effektivsten wären, also z. B. für die Abschaffung und den Ersatz sämtlicher Kohleöfen. Eine derartige Dringlichkeitsrangliste hätte nicht unbedingt zur Folge, dass Gasheizungen sehr schnell abgeschaltet werden müssten. Auf dieses ganze auf Landesgrenzen beruhende Ranglisten- und Vorreitergetue könnte verzichtet werden. Die Wirksamkeit von Finanzen und Techniken eines Staates sollte daran gemessen werden, wie und wo ein Staat am effektivsten helfen kann. Die Effektivität der Mittel für die Umstellung von Wirtschaft und Energie in Ländern die stark von fossilen Energien abhängig sind (z. B. Kohle in der Mongolei) kann wesentlich größer sein, als das Ersetzen der Gasheizungen. Die globale Sicht sollte den Kontostand jedes Landes bestimmen. Nebenbei: Zur besseren Messbarkeit der deutschen Effektivität wäre z.B. ein Modell mit Partnerländern denkbar, wobei eines der reichsten Länder (mit den größten erzeugten Klimaschäden) mit den ärmsten Staaten direkt zusammen arbeiten müsste, also quasi ein gemeinsames Klimakonto.



    Auf privater Ebene sollte über ein wirkliches Verursachersystem nachgedacht werden. Es kann doch nicht sein, dass wirklich klimagerechte Verhaltensweisen nicht belohnt werden, die Klimaschäden aber von allen getragen werden. Kein Auto, weniger überflüssiger Konsum, lokal erzeugte Nahrungsmittel usw. sollten dadurch erreicht werden, dass – bezogen auf die Beispiele – z.B. kostenfreie Nutzung des ÖPNV, der gezielte Einsatz von Klimasteuern usw

  • "Eigentum verpflichtet", da recht es sich, wenn man über Jahrzehnte notwendige Sanierungen und Instandsetzungen nicht durchgeführt hat und die Kosten für diesen Investitionsstau bzw. für marode Technik auch nicht zurück gelegt hat, nach dem Motto "Geiz ist geil".



    Sicherlich gibt es auch Härtefälle, aber Immobilieneigentum hatte alleine die letzten Jahre extrem an Wert gewonnen, so dass diese Wertgewinne ja benutzt werden können, um die notwendigen Investitionen nachholen zu können, somit kann des Haus beliehen werden. Wenn man aber meint weiterhin "kostenlos" wohnen zu können, dann tut sich natürlich eine Finanzlücke auf, wofür Staatsgelder nicht verlangt werden können. Wohnen kostet nun mal alle etwas, besonders viel die Mieter, die hingegen keine Immobiliengewinne einfahren können, und mit den hohn Mieten leben müssen.

    • @Privatkundig:

      Es gibt einen gewaltigen Unterschied zwischen notwendigen Sanierungen und Instandsetzungen einerseits und (Zwangs-)Modernisierungen andererseits. Von den jetzt geplanten Änderungen sind auch die vollständig sanierten Gebäude betroffen.

      Das Argument mit dem Wertgewinn zieht ebenfalls nicht, da diese in der selbst genutzten Immobilie eben nicht genutzt werden. Die Beleihung ist nur bei Kreditwürdigkeit möglich, welche bei einem nicht unwesetlichen Teil gerade nicht gegeben ist.

    • 0G
      05867 (Profil gelöscht)
      @Privatkundig:

      Diese "Wertgewinne" sind für die allermeisten Hausbesitzer bestenfalls auf dem Papier existent und würden ja nur den Verkauf der Immobilie realisiert werden.



      "Kostenlos" ist das Wohnen angesichts exlodierender Energie- und Handwerkerpreise sowie steigender Grundsteuer und Gemeindeabgaben für Abwasser, Müll etc ohnehin nie gewesen.



      Das ist nurmehr billiges Wunschdenken derer, die jetzt die Hausbesitzer die Zeche für die verhinderte und verschlafene deutsche Wärmewende zahlen lassen wollen.

  • In der Überschrift geht es um "Häuslebauer", im Artikel fast ausschließlich um Bestandsgebäude.

    Weshalb sollten "Häuslebauer" gestresst sein? Weil sie ab 2024 nur noch bestimmte Heizungen einbauen dürfen?

    Oder meint die Autorin etwa gestresste "Hausbesitzer"?

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Wenn eine staatliche Unterstützung gerade reicht, um mit eigenen Mitteln eine Heizung zu finanzieren, fehlt das Geld an anderer Stelle. Aber gerade dafür mussten und wollten die Bürger sparen bzw. vorsorgen. Wer hilft ihnen da? Es gibt schon jetzt einen sozialökonomischen Dominoeffekt, der mit dem Heizungsfinanzierungszwang weiteren Schwung bekommen und noch ziemlich viele weitere Steine zum Kippen bringen wird.

  • Auch technisch ist das Gesetz eher Wunschdenken. So hat meine Schwiegermutter eine kleine Gasheizung für ihre Eigentumswohnung aber kein eigenes Dach für die geforderten 65% grüne Energie. Wo der ganze Strom herkommen soll und wie die Zwischenverteiler die zusätzlich erwartete Last von 50% überstehen sollen ganz zu schweigen.

    • @Kristina Ihle:

      Auch Mieter können aktiv werden, wenn eine Gasetagenheizung vorhanden sit, aber kein eigenes Dach vohanden ist. Wandhängende Gastherme wird gegen Klimasplitgerät ersetzt. Der Heizbedarf liegt für die Wohnung schlimstenfalls bei 6 kW. Da gibt es bereits günstige Klimasplitgeräte für. Das Splitgerät muß nur eine Kaltwasserausführung sein und keine wie sonst übliche Direktverdampfer Klimakiste.



      Strom vom Fensterbrett und Balkon, optional von einer Beteiligung eines Solarfeldes oder beim Nachbardach, Garagendach, TG-Einfahtüberdachung, Fahrrad- und Carport mit direkter Kabelverbindung zum Splitgerät, um die Netzgebühr zu sparen.



      Vielleicht ist ja auch ein Teilstück der Fassade möglich? Oder ein Teilstück des Daches (Gemeinsachftseigentum) wird zum Nutzen der WEG an "willige" verpachtet. Oder eine PV-Anlage in der Gartenpartzelle der Eigentumsflächen direkt hinter dem Wohnhaus?

      • @Sonnenhaus:

        Du hast leider nicht richtig gelesen. Es gibt keine Gasetagenheizung. Fensterbrett Balkon ist weniger als 65 %.

  • Es gibt auch eine beträchtliche Zahl von Eigentümern in städtischen Mehrfamilienhäusern. Baujahr um 1900 und ohne Möglichkeit für den Einbau einer Wärmepumpe. Was sollen die machen? Das ganz große Schweigen, denn die Verantwortlichen Politiker leben im ländlichen Einfamilienhaus,

  • mit heißer ...

    nadel gestrickt und nicht vom ende her gedacht.

    das ist grün.

  • Absolut richtig. Die Umweltverbände haben keine Ahnung von der Realität der armen Menschen.