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Weniger klimafeindliche HeizungenMehr Förderung für Wärmepumpen

Wirtschaftsminister Habeck will Bür­ge­r:in­nen – sozial gestaffelt – beim Austausch von Gas- und Ölheizung stärker finanziell unterstützen.

Vergangenheit und Zukunft: Kein Heizen mit Gas mehr, dafür Strom gewinnen mit Solaranlagen Foto: Frank Rumpenhorst/dpa

BERLIN taz | Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat zugesichert, dass die Bundesregierung den geplanten großflächigen Umstieg von Gas- und Ölheizungen auf klimafreundliche Wärmeerzeugung sozial abfedern wird. „Die politische Logik sagt, die finanziellen Möglichkeiten, die gebraucht werden, müssen bereitgestellt werden“, sagte er bei der Vorstellung des Berichts „Wohlstand klimaneutral erneuern.“ Der Bericht fasst den Stand und weiteren Weg zur Energiewende und zum Umbau der Industrie zusammen.

Der Hintergrund: Die Regierung will den CO2-Ausstoß in Deutschland von 750 Millio­nen Tonnen im Jahr 2021 auf 438 Millionen Tonnen im Jahr 2030 senken. Dazu setzt die rot-grün-gelbe Koalition unter anderem auf den massiven Ausbau von Wind- und Solarenergie.

Es müsse in kurzer Zeit nachgeholt werden, was lange versäumt worden sei, betonte Habeck. „Die verlorene Zeit der vergangenen zehn Jahre, sie hängt uns wie Blei in den Knochen“, sagte er mit Blick auf die Vorgängerregierungen, die den Umbau der Versorgung weg von fossilen zu erneuerbaren Energien verschleppt haben.

Auch die Wärmewende sei ein wichtiger Teil des Umbaus, sagte Habeck. Das Bundeswirtschafts- und das SPD-geführte Bundesbauministerium wollen ab 2024 den Einbau neuer Öl- und Gasheizungen verbieten, Ausnahmen sind vorgesehen. Eingebaute Heizungen genießen Bestandsschutz und können repariert werden. Bei Havarien soll es mehrjährige Übergangszeiten geben. Ein entsprechender Gesetzentwurf ist in der Ressortabstimmung. Die FDP hat bereits Widerstand gegen das Projekt angekündigt, obwohl die Koalition sich auf das Vorhaben verständigt hat.

Energieeffizienz ist wichtig bei der Energiewende

Der Austausch dürfe nicht zu einem sozialen Problem werden, betonte Habeck. „Das werden wir in jedem Fall in den Griff bekommen.“ Die Förderung des Staates müsse sozial gestaffelt werden. „Wenn man eine Villa für 10 Millionen saniert, wird man auch eine Wärmepumpe einbauen können“, sagte er. Bei einem kleinen Häuschen, bei dem eine Ölheizung ausgetauscht werden müsse, sei staatliche Hilfe erforderlich. „Daran arbeiten wir“ sagte er.

Die Bundesregierung habe im vergangenen Jahr bereits 200.000 Wärmepumpen gefördert, es müsse nicht alles neu geschaffen werden, erklärte er. „Wenn noch Gelder fehlen, soll und darf es daran nicht scheitern.“ Einzelheiten will er erst nach einer Einigung in der Koalition mitteilen.

Wichtiger Punkt bei der Energiewende ist das Einsparen. Mit seiner Entscheidung für die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) das zügige Verabschieden eines Energieeffizienzgesetzes bis Weihnachten versprochen. Das Bundeswirtschafts­ministerium hatte umgehend einen Gesetzentwurf vorgelegt. Die FDP blockiert das Gesetz. Unklar ist weiterhin, wie es mit dem Vorhaben weitergeht. „Ich hoffe, dass es möglichst dicht an Weihnachten beschlossen wird“, sagte Habeck dazu nur.

Ende März tagt der Koali­tionsausschuss. Dann könnte es dieser Frage und in weiteren Streitpunkten wie dem Ende des Verbrennermotors und dem von der FDP verlangten beschleunigtem Autobahnausbau eine Einigung geben.

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10 Kommentare

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  • Das dürfe nicht zum Problem werden?



    Holt den Robert H. ganz schnell aus seinem Wolkenheim!



    Ein Rentner oder eine -in bekommt im Alter gar keinen Kredit mehr.



    Wie soll das dann gehen?



    Wärmepumpe lohnt sich nur mit Solar auf dem Dach. Dazu muss das Dach saniert werden plus Solarzellen. Kommt ein hoher Betrag zusammen. Wird sich ein Normalo nicht leisten können.



    Was dann?



    Was die Mieter/innen betrifft, wird die Miete noch weiter steigen und somit unbezahlbar werden.

    Diese hohen Beamten und Gutverdiener, wie Habeck, ignorieren die Wirklichkeit völlig.



    Das wird eine grosse Verschuldungswelle oder Verarmungswelle nach sich ziehen.

  • Was passiert eigentlich mit den Millionen von Mietern während der für Altbauten umfangreich erforderlichen Sanierungsphase ? Ihnen wird wohl gekündigt werden müssen. Das gibt in der Folge eine Gentrifizierung mit megapolitischaufgeladenen Zündstoff.



    Und das in einem Umfeld von Wohnungsmangel, steigender Inflation und Zinsen.

    Keine Frage, so sinnvoll die Energetische Erneuerung unseres Landes ist, mit der Übereilfertigkeit eines Herrn Habecks wird dies nur durch Überforderung unserer Gesellschaft zu Nichte gemacht.



    Es gibt zwei Denksysteme im Menschen. Das Emotionale und Spontane (ist ja schon sympathisch aber selten für komplexe Entscheidungen zu gebrauchen) und das Analytische und Rationale.



    Herrn Habecks Entscheidungen scheinen von "Klimaangst" geleitet zu sein, nur er ist kein Aktivist sondern ein Weichensteller. Er sollte sich angesichts der Komplexität von politischen Entscheidungen und deren Folgen mehr vom zweiten Denksystem leiten lassen. Mit seiner Kopf durch die Wand Politik, fährt er eine Politik der Nachhaltigkeit gerade gegen jene.

    • @ki2023:

      Guten Abend! Gute Fragen,



      ich versuche mal ein paar zu beantworten/einzuordnen. Könnte es sein, dass die geäußerten Bedenken eher spontan als nachdenkend waren? Die Fakten liegen auf der Hand, es fehlte bisher das unverzögerte Handeln, dass muss umgehend korrigiert werden. Dabei kommen neue Sichtweisen und besser Lösungen auf. Als Bürger können wir diesen intrinsischen Entstehungsprozess mit äußeren Bedenken transparent einsehen. Er macht das viel besser als alle andere Politiker vor ihm, auch wenn vorherige Entscheidungen zu LNG-Terminals und Lützenrat schlecht durchdacht und Mist waren. Wenn es um den Betrieb von Wärmepumpen geht, so kann dieser für den Einsatz von Erneuerbaren aus umliegenden Anlagen leicht optimiert werden (größerer Pufferspeicher, nachts i.d.R. aus). Das können mehr Menschen besser beeinflussen als den Energieimporte. Zweitens bauen wir diese massiv aus, dass wir in 8 Jahren die Kohle wegnehmen, dann ist das Argument weitestgehend erledigt.

      Handwerker haben aktuell kaum Kapazitäten weil der übereifrigen Neubau in Städten und der Einbau von Gasheizungen 90% bindet.

      Würde man dies nun endlich Abwürgen, gäbe es genug Kapazitäten, die jedoch sich weiterbilden müßten, damit nicht so viel falsch gemacht wird wie bisher. Auch Kommunen sollte mit der Wärmeplanung (wird im BEW/NKI hoch gefördert) losmachen, was in vielen Verwaltungen fehlt.

      Weiß wovon ich rede, bin Energieberater und arbeite eng mit Heizungsbauern zusammen, halte Vorträge mit S4F-Kollegen zu Wärmepumpen und berate Kommunen zur Wärmeplanung. Wenn die Heizung saniert wird ist ein Auszug nicht notwendig, auch nicht für Außendämmung, auch nicht bei Etagenheizungen und wenn dann gibt es Mieterschutz, der geplant und eingehalten wird, wenn ohnehin nach 50 Jahren eine größere Sanierung ansteht. Vermieter steigen denn oft auf Warmmiete-Flat um, da verschwenderisches Nutzerverhalten für niemanden was bringt. Alles schon Praxis. Da kenne ich eher Härtefälle durch den Denkmal- und Brandschutz.

      • @TEOO:

        "Könnte es sein, dass die geäußerten Bedenken eher spontan als nachdenkend waren? "

        Ja, ganz sicher, unbedingt !



        34 Millionen Haushalte sollen laut Leibnitz Institut Dresden vom Tausch betroffen sein.



        Wow, sagt da mein erstes System .... das sind bis zu 75% der Bevölkerung. Dazu brauche ich noch nicht mal System 2.



        Laut Sparkassenverband haben ein Drittel der Kunden keine Rücklagen. Sie könnten nicht einmal die gestiegenen Nebenkosten wegen der teuren Energie bezahlen.



        Erstes System grübelt,,,,,,,, kann das alles gut gehen?



        Mein erstes System, weigert sich die intrinistischen Gründe eines Herrn Habeck zu ergründen. Nein ich kenne den Herren nicht, wahrscheinlich übersteigt dies meine Kapazität.

        Sie sind der Energieexperte, nicht ich sagt mein erstes System und schaltet in Traummodus. Wird schon alles werden.



        Wozu haben wir denn nur soviel Experten, damit meine ich nicht sie persönlich. Ich schätze ihre Antwort.







        Es sind die Zahlen..... die Zahlen, die nicht passen sagt mein erstes System. Da muss ich gar nicht mein 2. benutzen.

  • husch, husch, husch ...

    im hauruck.



    jetzt aber.

    man nehme ein typisches altbremerhaus mit drei parteien oder mehr und gasetagenheizungen in den einzelwohnungen.

    und dann wie ?

  • 4G
    48798 (Profil gelöscht)

    Als Hr Habeck noch Klimaminister in SH war, hat auch er versäumt, in seinem Bundesland das zu fördern, was vielen jetzt helfen würde:

    Lokale Nahwärmenetze mit regenerativen und klimafreundlichen Energielieferanten. Dazu gehört neben PV die Fächensolarthermie mit Erdwärmespeichern, Hackschnitzelkessel sowie Biogas aus Gülle und Mist-



    Mit diesem Konzept würden die Hausbesitzer nicht alleingelassen, stünden nicht vor unbezahlbar hohen Kosten, fehlenden Handwerkern und künstlich hoch gehaltenen Stromkosten.

    Nun redet er stattdessen über die Versäumnisse der vergangenen 10 Jahre, als ob er nie etwas damit zu gehabt hätte.



    Hat Deutschland gerade mit seiner fahrlässigen Rekarbonsierungskampagne klimatechnisch vor die Wand gefahren.



    Und zwingt jetzt viele eigentlich umstiegswillige Hausbesitzer in den sicheren Ruin.

    So sollte die Klimawende doch eigentlich nie ablaufen, oder?



    Weil so genau das passiert, was sich Putin und die Öl-, Gas und AKW-Konzerne so sehnlich wünschen:



    Das Scheitern der überlebensnotwendigen Klimawende.



    Herbeigeführt von den deutschen "Grünen".

    • @48798 (Profil gelöscht):

      Er war ja in SH kein Wirtschaftsminister. Sowas war ausserhalb seines Resources. An die Wandgefahren oder zum Scheitern gebarcht haben die Grünen auch garnix. Das Merkel auf Puntins Gas gesetzt hat, welches Putin nun verknappt hat, ist ja nicht Habecks Schuld.

  • Ist eine mit Braunkohlestrom (35% Wirkungsgrad) betriebene Wärmepumpe im Altbau (Jahresarbeitszahl 3,5) umweltfreundlich?



    Rechtfertigt sie eine Investitionssumme von 25.000 € pro Wohneinheit?



    Rechtfertigt sie 150 € mehr Miete im Monat bei momentan höheren Nebenkosten gegenüber einer bestehenden Ölheizung?

  • Warten wir mal ab bis es Zahlen gibt.

    Die Richtung stimmt aber schonmal, ohne wird es nicht gehen!

    Das muss dann aber noch an dem Schuldenbremsentorwart Lindner vorbei.

    Und der hält eigentlich jeden Ball der nicht zu seinem Klientel passt.

    Der durchschnittliche FDP Wähler ist jung, eher wohlhabend oder beides.

    Also nicht unbedingt die Zielgruppen von der Vorhaben.

    Selbst wenn wir annehmen das Lindner die Klientelpolitik links liegen lässt...

    Selbst in dem Fall wird dieser sicher nicht ausreichend Mittel locker machen.

    Aber man kann ja hoffen.

    • @sociajizzm:

      Dem kann ich nur beipflichten, jedes Jahr 60 Mrd. Euro für fossile Subventionen und Umwandlungsverluste ausgeben, statt wenige Jahre mit 10+ Mrd/a für eine Wärmewende. Da kann man die Klientelgeldflüsse erkennen, die eine Wärmewende mehr für die Allgemeinheit übrig hätte.

      Und dann kommen wir gleich zum eigentlichen Störenfried im Artikel! Die Dämmung im Titelbild! Statt Fördermittel für nachhaltige Dämmsysteme und Stoffe auszugeben, wird weiter die fossile und extraktivistische Industrie gefördert. Gerade das Bild ist beispielhaft für Baupfusch! Polystyrol, PU und MiWo haben nichts an einer Außenwand zu suchen!(auch nicht innen!) Weder ist dies dem Sommerlicher Wärmeschutz, dem realen Brandschutz, noch dem Feuchteschutz geholfen. Wände werden diffusionsdicht oder sammeln Kondensat an, dass nicht abgeleitet werden kann. Bauphysikalisch nicht zulässig, wird es weiter verbaut und sogar massenhaft gefördert, obwohl damit Emissionen aus der Zukunft geklaut werden und ein gigantische Müllproblem hinterlassen.

      Es sollten nur nachhaltige und Gebäude-schützende Material gefördert werden (siehe IBB-Förderung in Berlin). Denn so wird durch das Dämmen noch mehr THG entlassen, gerade bei MiWo. Wie wäre es mit Hanf, Seegras, Stroh,...

      Statt mehr Geld für Wärmepumpen, die ohnehin fast alternativlos und vernünftig ist, sollte zuerst die Gebäudehülle nachhaltig saniert werden.-> Weniger invest Kosten für Heizung, weniger Betriebskosten, weniger Energieanlagen und Co.

      Das wäre weitergedacht!