Genossen gesucht: Das bunte Markttreiben im Blick
In der Marheineke-Markthalle in Kreuzberg betreibt eine Genossenschaft ein Coworking-Angebot auf der Galerie. Das soll den Standort weiterentwickeln.

Es gibt 20 feste und 18 flexible Arbeitsplätze, die sich monatlich, tage- und auch stundenweise buchen lassen, einen Besprechungsraum, ein extra Zimmer für ruhige Telefongespräche, eine Küche etc. Weil erst im Oktober 2024 Eröffnung gefeiert wurde, ist hier alles nigelnagelneu. Die schönsten Arbeitsplätze liegen entlang einer Glasfront mit Blick aufs lebendige Treiben in der Markthalle. Von hier oben hat man alles Blick.
Das COCO wird genossenschaftlich betrieben. 13 Händler:innen der Marheineke-Markthalle haben sich zusammengetan, sagt Ulrike Piecha vom Vorstand der Genossenschaft. Auf der Galerie hatte in früheren Jahren unter anderen der Radiosender multicult.fm sein Domizil, bis er im April 2023 seinen Betrieb wegen Insolvenz aufgeben musste. Auch ein veganer Supermarkt hatte sich hier probiert, erfolglos. Am Ende blieb eine leere Fläche.
Der Vermieter, die Berliner Großmarkt GmbH, plante ein Hotel. „Das war keine so gute Idee“, sagt Piecha, auch weil es in der Markthalle bereits ein Hotel gibt. „Es sollte lieber eine Erweiterung unserer Angebote sein, dachten wir.“ Hinter diesem „wir“ stehen fast alle Händler:innen der Markthalle, sagt Piecha, die seit 16 Jahren einen Stand mit Biofleisch und Buffet betreibt.
Die Marheineke-Markthalle ist ein Kiez-Treffpunkt
Zusammen mit einem Coach wurde nach Ideen gesucht und verschiedene Ansätze verworfen, bis die Idee mit dem Coworking aufkam. „Oben die neuen, die digitalen Arbeiter, und unten wir alten Arbeiter, das Handwerk mit analogen Strukturen – das könnte doch Synergieeffekte haben.“
Ein Glücksfall, dass das Konzept dem Vermieter gefiel, der hatte aber kein Interesse an der Umsetzung: Macht es doch selbst, war das Angebot. So kam es zur Genossenschaftsgründung im März 2024. Die Idee dazu hatte Luka Buchwald, der zusammen mit Ulrike Piecha als Vorstand agiert. Buchwald ist der Sohn von Tanja Isabelle Buchwald, der Aufsichtsratsvorsitzenden, die in der Markthalle Eis aus eigener Manufaktur anbietet. Die Genossenschaft hat mithilfe eines Kredites den Umbau in Eigenregie gestemmt.
„Die Markthalle ist ein Kiez-Treffpunkt“, sagt Piecha, die Lage an der Bergmannstraße wäre ideal. Ein Standortvorteil, den man ausbauen müsste, damit die Markthalle attraktiv bleibt und sich entwickelt. „Wir glauben an die Kraft des Miteinanders und unterstützen gern lokale Unternehmer:innen, kreatives und nachbarschaftliches Engagement.“ Eine erste eigene, von den Markthändler:innen organisierte Veranstaltung fand am letzten Freitag, dem 28. Februar, mit einer Bierverkostung von sechs lokalen Produkten im COCO statt. Weitere Veranstaltungen sollen folgen.
Für all das braucht es Unterstützung von außen. Schon wurde das erste investierende Genossenschaftsmitglied gefunden. Über weiteren Zuwachs würde sich die Genossenschaft freuen.
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