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Gen Z und die VolksparteienJung & nicht naiv

Heranwachsende verlieren das Vertrauen in die Politik. Die alten Volksparteien sollten das ernst nehmen, sonst sind auch sie bald verloren.

Pfeil nach oben: In den sozialen Netzwerken schaffen es rechte Parteien wie die AfD viele Follower anzusammeln Illustration: Katja Gendikova

D ie autoritären Systeme in unserer Welt haben gegenwärtig Konjunktur, die Demokratie als Konzept schwächelt – auch hierzulande. Während sich die beiden immer noch mitgliederstärksten Parteien SPD und CDU in Altenclubs mit einem Durchschnittsalter von 60 verwandeln, bemerken sie nicht, dass sie die Interessen der jüngeren Generationen übersehen und ihre eigene Existenz damit gefährden.

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Die sich überlagernden Krisenerfahrungen in Zeiten der Klimakatastrophe, der Pandemie, der Inflation und diverser Kriege haben bei jungen Menschen zu einem gravierenden Vertrauensverlust in die Politik geführt. Vor allem während der Pandemie wurden ihre Interessen und Bedürfnisse übersehen. Was den beiden Großparteien gleichermaßen entgangen ist: Mit dem Vertrauensverlust steht auch ihr eigenes Dasein auf der Kippe. Denn die heute unter 30-Jährigen werden schon in zehn Jahren den größten Teil der über 60-Jährigen aus verantwortlichen Positionen in Beruf und Gesellschaft ersetzt haben. Die einzige Lösung für das Parteiüberleben: Junge Menschen mit ihren politischen Interessen ernst nehmen, sie zur innerparteilichen Zusammenarbeit einladen und so viele von ihnen wie möglich als Mitglieder oder feste Sympathisanten gewinnen.

Bild: Marina Weigel
Ronja Ebeling

Sie ist 1996 geboren, unter­stützt Firmen mit ihrer E-Learning-Plattform TEAM OF TOMORROW bei der Suche nach Nachwuchs.

Bild: Hertie School
Klaus Hurrelmann

Er ist 79 Jahre alt und arbeitet als Professor of Public Health and Education an der Berliner Hertie School.

Im Vorfeld der letzten Bundestagswahl waren es vor allem die kleineren Parteien FDP und Grüne, ein wenig auch die Linken, die davon profitierten, dass die beiden Großparteien sich kaum für junge Menschen interessierten. Mit ihrem dementsprechend klaren Themenprofil in Sachen Umwelt, Digitalisierung und Bildung konnten FDP und Grüne punkten und eine Eintrittswelle junger Mitglieder verzeichnen. Sie schafften es, die Quote der unter 30-Jährigen unter ihren Mitgliedern vorübergehend auf über 20 Prozent zu steigern. Inzwischen ist deren Idealismus verflogen. Im Alltag des Regierungshandelns haben die Parteifunktionäre die Macht übernommen. Das kommt bei den Neumitgliedern nicht gut an, viele treten wieder aus.

Aber das macht die junge Generation keineswegs zu einer politikverdrossenen Gruppe. Im Gegenteil: Etwa ein Drittel von ihnen ist nach wie vor politisch oder sozial engagiert. Dieses Drittel beteiligt sich in Vereinen, Schüler- und Studierendengruppen, Jugendorganisationen, Kirchengemeinden und auf Online-Foren. Ihre Themen sind Klimaschutz, Freizeitangebote, Sport und Musik, die Unterstützung benachteiligter und bedürftiger Menschen, die Förderung der Integration von Eingewanderten.

Der Gegenentwurf der Bewegungen

Besonders großes Engagement erfahren Umweltbewegungen. Fridays for Future ist ein markantes Beispiel dafür. Und zeigt gleichzeitig ein großes Dilemma: Die Bewegung bevorzugt politische Partizipationsformen, die sich weitgehend außerhalb der etablierten Parteien und den von ihnen dominierten Entscheidungsprozessen in den Parlamenten befinden. Sie strebt danach, direkten Einfluss auf die Regierung auszuüben, indem sie die öffentliche Meinung aktiv beeinflusst und zu Protesten aufruft. Echtes politisches Mitwirken in Parteien meidet sie hingegen.

In Artikel 21 des Grundgesetzes heißt es: „Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit“. Zum Volk gehören auch die jungen Generationen. Diese fremdeln mit den Strukturen und Routinen vor allem der beiden Großparteien, die nur in den älteren Bevölkerungsgruppen noch gut verankert sind. Junge Menschen finden keine Andockstellen, die Funktionäre treten nicht gerade mit offenen Armen an sie heran, und das fehlende Zugehörigkeitsgefühl kann am Ende demokratiegefährdend sein.

Wie gefährdend – das zeigt ein Blick auf den Demokratieindex der britischen Zeitschrift Economist: Die anspruchsvollen Kriterien einer „liberalen Demokratie“ erfüllen nur noch Länder mit insgesamt sechs Prozent der Weltbevölkerung. Zu den Kriterien gehören das Abhalten von freien und geheimen Wahlen, die Verteilung der Staatsgewalt auf unabhängige Organe in Regierung, Gesetzgebung und Rechtsprechung, der Schutz von Minderheiten, friedliche Regierungswechsel sowie die Sicherung menschlicher Grundrechte, Pressefreiheit und Meinungsfreiheit.

Die meisten europäischen Staaten, auch Deutschland, erfüllen diese Kriterien. Aber der Kreis wird kleiner. Der ungarische Staatschef Orbán hat unmissverständlich erklärt, sein Land in eine „illiberale Demokratie“ umwandeln zu wollen, während die nun abgelöste Regierung in Polen massiv versuchte, die Unabhängigkeit der Justiz einzuschränken. Seit 20 Jahren erstarken rechtsextreme Parteien in fast allen liberalen Demokratien. Sie bekunden offen ihre Absicht, ihre zuvor genannten Merkmale zu untergraben, falls sie an die Macht kommen. In Deutschland geht die AfD um Alice Weidel gezielt auf die Suche nach Bevölkerungsgruppen, die sich enttäuscht und sozial benachteiligt fühlen, und sie wird immer mehr fündig. Inzwischen auch in der jungen Generation.

Rechte können Internet

Rechte Parteien und Bewegungen haben nämlich eine oft übersehene kommunikative Stärke: Sie sind in sozialen Netzwerken aktiv und sichtbar. In den USA treten sie an Studierende auf dem Campus heran und dringen somit sowohl digital als auch analog in die Wahrnehmung der jungen Generation ein. Ein zentrales Beispiel dafür ist Turning Point USA: Eine US-amerikanische studentische, konservative, rechtspopulistische Non-Profit-Organisation, die unter anderem durch Mitglieder der Trump-Familie finanziell unterstützt wird. Studierende übernehmen deren Thesen, sprechen sich gegen Abtreibung aus, machen transphobe Aussagen und rechtfertigen diese mit „FREE Speech“, der Akademiker-Version von „Das wird man jawohl noch sagen dürfen.“ Auf Instagram folgen Turning Point USA über zwei Millionen Menschen – auch weit über die Landesgrenzen hinaus.

In Deutschland belegen Recherchen, dass rechtsextreme Gruppen wie die NPD oder auch die Identitäre Bewegung Deutschland diese Strategie seit Jahren abkupfern. Erst ganz unscheinbar in Form von glücklichen Familienbildern auf Instagram: Vier blonde, blauäugige Kinder. Darunter Hashtags wie #Heimatliebe und eine Deutschlandflagge. Das nächste Bild im Feed zeigt ein schlafendes Kleinkind, neben ihm ein auf den ersten Blick harmloses Holzspielzeug. Beim genauen Hinsehen wird klar: Es ist ein Sonnenrad, drei übereinander gelegte Hakenkreuze. Der Algorithmus der US-amerikanischen Plattform erkennt das Symbol nicht.

Die AfD ist unter allen Parteien in Deutschland in den Netzwerken am aktivsten. Sie hat mit fast 300.000 die größte Followerschaft auf TikTok.

Die AfD ist unter allen Parteien in Deutschland in den Netzwerken am aktivsten. Sie hat mit fast 300.000 die größte Followerschaft auf TikTok. Die SPD ist zwar aktiv, mit 83.000 Followern hinkt sie aber deutlich hinterher. Prio hat die Plattform definitiv nicht. Die CDU im Bundestag hat sich nicht mal die Mühe gemacht, einen Account anzulegen.

Deutlicher können die traditionellen Parteien nicht zum Ausdruck bringen, dass sie an der Kommunikation mit jungen Menschen nicht interessiert sind. Überlassen die traditionellen Parteien aber das Internet der AfD, dann treiben sie ihnen die jungen Wählergruppen geradezu in die Arme.

Junge Leute brauchen Selbstwirksamkeit

Und viel schlimmer noch: Jungen Menschen wird in diesen Zeiten nicht beigebracht, wie sie digitale Inhalte, die gezielt als politische Waffe eingesetzt werden, kritisch hinterfragen und konsumieren. In den letzten Jahrzehnten hat es weder die CDU noch die SPD geschafft, ein Unterrichtsfach wie Medienkompetenz oder Digitalkunde flächendeckend in den Schulen der Bundesrepublik zu etablieren.

In Zeiten von Deep Fakes, Desinformationskampagnen und Cyber Wars kann es der Demokratie zum Verhängnis werden, wenn die Generation Z zwar als Digital Natives bezeichnet wird, ihnen aber die wichtigsten Kompetenzen nicht beigebracht werden. Altparteien schieben diese Bedrohung vor sich her, neue Bündnisse wie das von Sahra Wagenknecht scheuen eine Positionierung.

Noch finden etwa 70 Prozent der jungen Generation, dass Demokratie eine gute Sache ist, die es zu schützen gilt. Diese 70 Prozent sollten nicht weiter enttäuscht werden. Es muss Schluss sein mit der demokratiegefährdenden Ignoranz gegenüber der jungen Perspektive.

Junge Menschen sind Pragmatiker. Sie werden sich nur parteilich beteiligen, wenn sie Selbstwirksamkeit spüren und Themen und darüber hinaus auch sich persönlich weiterentwickeln können. Diese Weiterentwicklung können Parteien strukturiert anbieten und beispielsweise früh zeigen, wie ein regelgeleitetes Streitgespräch als Instrument in einer funktionierenden Demokratie eingesetzt wird. Sie können Debattierkurse anbieten: Das Aufstellen von Thesen, der geregelte Schlagabtausch und die kritische Grundhaltung sind wesentliche Kommunikationsmittel, die geschult und dann auf Augenhöhe eingesetzt werden sollten, um gravierende Zukunftsprobleme mit allen Altersgruppen zu diskutieren. Zu zeigen, dass dieser verbale Schlagabtausch auch Spaß machen kann und junge Menschen mit dem Rückhalt der eigenen Partei wachsen lässt, ist dabei enorm wichtig.

So kann es auch den beiden immer noch wichtigsten und einflussreichsten Parteien Deutschlands, SPD und CDU, gelingen, politisch interessierte und leidenschaftliche junge Leute anzuwerben. Gerade sie als gelernte Volksparteien sollten sich auf ihre Geschichte besinnen. Sie sind beide als soziale Bewegungen groß geworden und wissen eigentlich genau, wie das geht: An der politischen Willensbildung des Volkes mitwirken.

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16 Kommentare

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  • Leider begnügen sich die Verfasserinnen mit dem Hinweis auf Art. 21 GG „Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit“, und ignorieren die Realität der Parteien: Der Parteienforscher Prof. O. Niedermayer stellte fest, dass die Bundestagsparteien mit Ausnahme der Grünen und der AfD im Zeitraum von 1990 und 2022 zusammen 1,36 Millionen Mitglieder verloren haben (dies entspricht 53,9 %) und nur noch 1,16 Millionen Mitglieder verzeichnen. Dabei ist die Bereitschaft der Menschen gewachsen, sich gesellschaftlich und politisch zu engagieren – allerdings außerhalb der Parteien: Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung („Zivilgesellschaft in Zahlen“) ermittelte 2019, dass es in Deutschland mehr als 600.000 Organisationen der Zivilgesellschaft gibt. In Vereinen, Stiftungen, Genossenschaften und ähnlichen Zusammenschlüssen engagieren sich 17,5 Millionen Bürger. Obwohl im Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD 2018 zum Thema Bürgerbeteiligung vereinbart wurde, eine Expertenkommission einzusetzen, die Vorschläge erarbeiten soll, ob und in welcher Form die parlamentarisch-repräsentative Demokratie durch weitere Elemente der Bürgerbeteiligung und direkter Demokratie ergänzt werden könne, wurde diese Kommission nie einberufen – dies verdeutlicht die fehlende Bereitschaft der etablierten Parteien, sich mit veränderten gesellschaftlichen Bedingungen ernsthaft zu befassen; stattdessen ruhen sie sich auf der Privilegierung der Parteiensystems im Willensbildungsprozess aus und sind sich ihrer gesetzgeberischen Allmacht bei der Sicherung ihrer Parteienprivilegierung bewusst: Im Bundestag finden sich jenseits aller Parteienkonkurrenz dafür immer ausreichende Mehrheiten. Daher braucht es Volksentscheide auf Bundesebene!

  • "Die anspruchsvollen Kriterien einer „liberalen Demokratie“ erfüllen nur noch Länder mit insgesamt sechs Prozent der Weltbevölkerung. Zu den Kriterien gehören das Abhalten von freien und geheimen Wahlen, die Verteilung der Staatsgewalt auf unabhängige Organe in Regierung, Gesetzgebung und Rechtsprechung, der Schutz von Minderheiten, friedliche Regierungswechsel sowie die Sicherung menschlicher Grundrechte, Pressefreiheit und Meinungsfreiheit."

    Demokratie heißt vor allem Mitbestimmung in allen Bereichen der davon Betroffenen. Wir haben kürzlich einen Artikel hier in der tatz gehabt, der Mitbestimmung im Zusammehang mit wirksamer Bekämpfung von Rechtsextremismus anerkennt:



    taz.de/Arbeitsverh...tschland/!5980094/

    Nur sollte die Mitbestimmung nicht auf die betriebliche Ebene bschräkt bleiben.

    zweitens sehe das imperative Mandat, das heißt, die Verantwortung der Gewählten gegenüber den Wähler:innen als elementar an.

    Demokratie ist jedenfalls weit mehr als nur Wahlen, formale Gewaltenteilung und offizielle Grundrechte.

    Wenn letztere nicht ausgeübt werden können, nützt es nichts, dass es sie formal gibt.

  • ja, ja - immer alle über einen "Kamm scheren" und schön spalten, auch schon den Machivelli gelesen? In einem freien und demokratischen Land zu leben, bedeutet auch, frei zu entscheiden, wie ich mein Leben gestalte. Schon mal drüber nachgedacht, das die Eltern der 60er keine Lust mehr hatten "dem Führer ein Kind zu schenken". Die nächste Generation hat immer die Möglichkeit, selber zu denken und auch zu handeln. Macht das doch einfach mal und hört auf zu jammern!



    Wir leben schließlich in einem freien und demokratischen Staat - Denken lohnt sich!

  • Der "Wahrnehmungs-Gap" zwischen Jung und Alt, und die daraus entstehende Frustration der Jüngeren, ist deshalb so groß, weil die Babyboomer demografisch so massiv dominieren. Dadurch sind auch deren über 4-5 Jahrzehnte eingeübten Ansichten und Rituale weiterhin die nicht hinterfragten Grundlagen jeder Diskussion.

    Wäre man Verschwörungstheoretiker müsste man annehmen, dass die heute über 60Jährigen sich ab den 1970ern kollektiv zum weniger Kinder kriegen abgesprochen haben, um sicherzustellen, dass sie bis an ihr Lebensende nicht mehr überstimmt werden können.

  • Diese Diskussion ist eine dauernde.



    Sie ist mir seit den 1980ern in unterschiedlichen Facetten geläufig.

    Nur betrifft das Phänomenja nicht urdie Jungen. Warum ist in weniger begüterten Wahlkreisen die Wahlbeteiligung kedriger als in materiell besser gestellten?

    Außerdem werden die heute 60 jährigeni 20 Jahren zum größten Teil weg sein. Und die heute Jungen dann mit anderen Interessen im Mittelfeld s3in. Sie können als8 noch immer adressiert werden.

  • Wieso verlieren? Spätestens seit Rezo die CDU zerstört hat, HABEN die Volksparteien in der GenZ keinen Stand mehr. Höchstens noch die Grünen hier und da.

    Und die Volksparteien müssen das auch nicht haben, denn es gibt viel mehr alte als junge Wähler in diesem Lande. Die Volksparteien sind die Versorgungsbeschaffer für die Alten und Rentner auf Kosten der jungen Generation.

    • @Herbert Eisenbeiß:

      "Versorgungsbeschaffer für die Alten und Rentner"



      es waren die 45-50 Jahre Arbeit dieser undankbaren Alten und Rentnern welcher der Generation Z die jetzigen Möglichkeiten geschaffen haben. Sollte jetzt jeder dieser Personen am letzten Arbeitstag Selbstmord begehen damit sich die armen Jugendlichen deren Rente sparen ??

      • @Günter Witte:

        Nein, natürlich nicht. Aber die alte Generation lebt massiv auf Kosten der jüngeren, und lässt es sich gut gehen, das ist auch eine Tatsache.

        Ganz einfach weil die Politik schon seit Jahren nur noch die Senioren abbildet, und sons kaum jemand.

        • @Herbert Eisenbeiß:

          Ihnen ist schon bewusst das der Rentner der heute eine gute Rente bekommt auch dafür 45+Jahre gut eingezahlt hat ?? Genauso gibt es aber auch Rentner die genauso lange gearbeitet haben und heute mickrige Renten bekommen.



          Die Kosten der Rente im Verhältnis zu sehen was Jugendliche haben könnten trifft nur auf die Gruppe zu die den Staat als ihren ( alleinigen ) Versorger ansieht.

          • @Günter Witte:

            Was ändert das daran, dass die auf Kosten der jungen Generation eine Party feiern? Nichts.

            Das Land wird nach den Bedürfnissen der Rentner regiert, nicht der jungen Familien oder gar Jungen.

  • In das Klagelied von der unpolitischen Jugend möchte ich als Älterer nicht einstimmen, weil es schlicht nicht stimmt. Die althergebrachten Parteien machen es den Jüngeren mit ihren verkrusteten Strukturen nicht gerade einfach, im Gegenteil, davon wusste ich schon als Juso der Achtzigerjahre ein Lied zu singen. Auch damals hieß es: mach du erst mal die Ochsentour, bevor du hier etwas zu sagen hast!



    Da sich jüngere Menschen aber durchaus in anderen Zusammenhängen politisch engagieren, denke ich zuweilen, dass unser politisches System mit dem Fokus auf Willensbildung und Entscheidungsfindung im parlamentarischen Bereich diesem Umstand heutzutage zu wenig Rechnung trägt.



    Das ist durchaus keine rein akademische Debatte. Da unser parlamentarisch gefasstes demokratisches System sich mittlerweile selbst in einer schweren Legitimitätskrise befindet - nicht nur die Parteiendemokratie - und autoritäre “Alternativen” immer mehr um sich greifen, wäre es jetzt an der Zeit, ein bisschen mutiger zu werden, um die Demokratie noch zu retten. Ob das aber mit den alten Parteien überhaupt noch möglich ist?

  • Und selbst Philip Amthor von der Waterkant, das begnadete Nachwuchstalent der CDU, wurde im letzten Moment zurückgepfiffen. So geht es wirklich nicht.

    • @Nairam:

      Amthor ist in der Tat begnadet darin, wie er sich bei Augustus Intelligence hat schmieren lassen.

      Offenkundig hat ihm das wenig geschadet und die Menschen ein verdammt schlechtes Gedächtnis, denn sonst könnte er sich nicht wieder so zum Moralapostel aufspielen, wie er es gerade tut.

  • Ist das so neu?

    Vor 30 Jahren, als ich so um die 18 Jahre war hatte ich auch kein Vertrauen in die Politik, ich habe es bis Heute nicht, auch wenn ich mittlerweile weiß wie politische Prozesse funktionieren und das es - weil die Menschen nun mal so sind wie sie sind, nichts besseres geben wird.

    Zu mehr Vertrauen hat dieses Wissen aber nicht geführt, eher zu der Überzeugung das man sich NUR auf sein Netzwerk, Familie und Freunde verlassen kann - aber eben genau NICHT auf den Staat oder dessen "Institutionen".

  • „Rechte können Internet"

    Hier wird vollkommen verkannt, das Tiktok und co keine neutralen Spielfelder sind auf denen sich die Demokraten bloß mehr anstrengen müssten.

    Die Algorithmen sind schief und bevorzugen Populismus gegenüber Kompromissen. Da haben vernünftige Parteien kaum eine Chance. Entweder sie werden auch populistisch und bieten kurze Laute Antwortsätze oder sie bleiben ungeklickt liegen.

  • Die Parteien nehmen das schon lange ernst, aber Tiktok, Meta, YouTube und co sind auf diesem Feld weitaus mächtiger als die Parteien.

    Es hilft überhaupt nicht, wenn Parteien da irgendwas noch ernster nehmen. Die Bevölkerung hat keine Lust auf das Thema, da sitzen Parteien am kürzeren Hebel.