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Gastkommentar KükenschreddernEier wegwerfen ist nicht besser

Kommentar von Silvia Bender

Statt Scheinlösungen braucht es eine andere, nachhaltigere Haltung mit Zwei-Nutzungs-Hühnern, kritisiert Silvia Bender vom BUND.

Wer Glück hat, ist ein weibliches Küken Foto: dpa

E inige Hühnerrassen setzen besonders gut Fleisch an, während andere sehr viele Eier legen: über 300 Eier pro Jahr. Diese Spezialisierung im Hühnerstall ist das Ergebnis einer rein auf Höchstleistung ausgerichteten Tierzucht. Wenn ein Masthuhn nach gut 35 Tagen geschlachtet wird, wiegt es etwa 2.100 Gramm. Ein Legehuhn bringt in derselben Zeit nur 500 Gramm auf die Waage. Ein solches Tier zu mästen, würde sich nicht lohnen. Deshalb ist es leider übliche Praxis, die männlichen Küken der Legehennen-Linien nach dem Schlupf zu identifizieren und zu töten. Allein in Deutschland sind es jährlich bis zu 45 Millionen Tiere. EU-weit sind es über 300 Millionen Küken. Völlig zu Recht steht diese Praxis des „Küken-Tötens“ in der Kritik und derzeit vor Gericht.

Doch auch die diskutierte Alternative – das Aussortieren vor dem Schlüpfen – ist keine nachhaltige Lösung. Sollte die Diagnose ergeben, dass aus dem Ei ein männliches Küken schlüpft, dann würde das Ei nicht ausgebrütet. Es wird entsorgt. Der „Vorteil“ wäre folglich nur, dass nicht 45 Millionen männlicher Küken getötet, sondern 45 Millionen Eier im Müll landen würden.

Durch diesen technischen Ansatz wird die wichtige Systemfrage „Welche Art der Hühnerhaltung wollen wir?“ umgangen. Weiterhin würde eine auf Höchstleistung getrimmte Tierzucht überzüchtete Legehennen hervorbringen, die am Ende ihrer viel zu kurzen Lebenszeit von nur einem Jahr völlig ausgemergelt sind und ebenfalls geschlachtet werden.

Silvia Bender

ist Leiterin der Abteilung Biodiversität beim Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND).

Statt Scheinlösungen voranzubringen, brauchen wir dringend ein ganzheitliches Umdenken in der Tierzucht und Agrarpolitik. Eine echte Lösung wäre dagegen etwas ganz anderes: Zwei-Nutzungs-Hühner. Damit sind Rassen gemeint, bei denen weibliche Küken als Legehennen und männliche Küken als Masthähnchen gehalten werden können. Das ist nicht nur nachhaltiger, sondern auch besser für die Tiere: Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Zwei-Nutzungs-Hühner entspannter zu halten sind. Sie sind seltener krank und benötigen weniger Medikamente.

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39 Kommentare

 / 
  • Wie beschrieben gäbe es ja Hühnerrassen bei denen sowohl Legehaltung als auch Hähnchenmast möglich ist.

    Der einzige Grund, daß diese Rassen nicht zur Anwendung kommen, ist die Tatsache, daß Eier und Fleisch ein paar Cent mehr kosten würden.

    Aber gut, natürlich leben wir in einer armen Gesellschaft, da wird das Geld fürs jährliche neue Smartphone, die fahrende Schw*nzverlängerung und den monatlichen Zalandobestellmarathon gebraucht ... dafür kann man ruhig Millionen von Tieren vergasen, das passt schon.

    Homo SAPIENS? Daß ich nicht lache!

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Eier wegwerfen ist nicht besser als Kükenschreddern?



    Das ist eine sehr religiöse Sicht der Dinge. Erinnert mich an die Fötenbilder der Evangelikalen.



    Hühner wie früher wären natürlich besser.

  • "Eine echte Lösung wäre dagegen etwas ganz anderes: Zwei-Nutzungs-Hühner... Das ist nicht nur nachhaltiger, sondern auch besser für die Tiere: Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Zwei-Nutzungs-Hühner entspannter zu halten sind. Sie sind seltener krank und benötigen weniger Medikamente."



    Hieran ist gut die Perfidität der Bio-Ideologie zu erkennen, würde ich meinen. Das Wohlergehen der Tiere wird hier instrumentalisiert. Beworben wird Effizienz und kapitalistische Vorteile. Den Konsument*innen wird anhand Bio ein besseres ethisches und ökologisches Gewissen vorgegaukelt. Tatsächlich wird das Interesse der Tiere, deren Schmerzempfinden ignoriert. Das Schicksal der Tiere ist dieser Ideologie nach unwichtig. Widerlich!



    Eine echte Lösung wäre, Veganer*in zu werden und weitere Menschen ebenfalls davon zu überzeugen, Veganer*in zu werden und auf die Politik Druck auszuüben. Hierdurch würde viel menschengemachtes Tierleid und eine große Menge an Klimagasen vermieden.

  • Hallo Frau Bender,



    Bitte üblegen sie doch nochmal was die "Scheinlösung" ist!



    45 Millionen Eier im Müll, das mag wirklich unvorstllebar blöd erscheinen, aber im Falle einer Hähnchen-Aufzucht werden mindestens 450 Millionen kg Getreide und Sojabohnen verbraten- für ein Produkt das niemand will, bzw. für Tiere die dennoch (viel zu jung) sterben werden.

  • "Statt Scheinlösungen voranzubringen, brauchen wir dringend ein ganzheitliches Umdenken", weg von Tierprodukten, hin zu rein pflanzlicher Ernährung.

    • @BigRed:

      Korrekt. Aber wie mensch an diesem Gastbeitrag und der Diskussion sieht.....es zieht sich.

  • Die einzig ehrliche Lösung aus diesem moralischen Dilemma ist der komplette Verzicht auf Eier. Ich mache das schon seit vielen Jahren - ist ganz einfach, kann jeder!

    • @laun dry:

      Es ist glücklicherweise die Entscheidung jedes Einzelnen, ob er auf Eier verzichtet oder nicht. Sicher ist, dass die Küken schnell und schmerzlos getötet werden. Da finde ich die Abschaffung von Qualhaltung wie der eierlegenden Hennen oder den hypermilchproduzierenden Kühen oder bei Tiertransporten über tausende Kilometer unter wirklich qualvollen Bedingungen um viel, viel wichtiger. Die kleinen Küken erfassen ihre Situation nicht schnell genug, um überhaupt leiden zu können.

      • 9G
        90618 (Profil gelöscht)
        @fvaderno:

        @fvaderno



        Das erinnert mich an den Film Pulp Fiction. Der Profikiller (John Travolta) kommt vom Klo, hat seine Knarre vorher auf dem Tisch liegenlassen. Der Mann (Bruce Willis), den er eigentlich töten sollte, fand aber die Waffe und erschießt den Hitman. Der erfaßte seine Situation nicht schnell genug, um überhaupt leiden zu können.

      • @fvaderno:

        Erstaunlich, wie genau Sie zu wissen SCHEINEN, wann Tierleid anfängt.

      • @fvaderno:

        Der Mensch meint im Sinne der Gewissensberuhigung ohne es wirklich zu wissen, daß Tiere schnell und schmerzlos getötet werden und damit rechtfertigt er sein Handeln.



        Somit stellen wir uns als höhere Wesen dar und entscheiden über das andere Leben, so wie es uns passt.



        Woher wissen Sie daß ein Küken nicht in Panik, in Todesangst, verfällt, wenn es auf dem Förderband liegend in den Tod transportiert wird. Aufnahmen von Tierrechtlern aus Schlachtbetrieben zeigen immer wieder daß einige Tiere nicht direkt tot sind. Überhaupt darüber diskutieren zu müssen ist schlimm.



        Was wir den Tieren antun ist pure Barbarei, die durch Aufklärung dringenst überwunden werden muß.

    • @laun dry:

      Zustimmung. Das muss der Weg sein und wir sollten keine Umwege unter dem Deckmäntelchen Lebensschutz suchen.

    • @laun dry:

      Das ist richtig. Ei ersetzen ist kinderleicht.



      Die Mehrheit nutzt Eier aus reiner Gewohnheit und Bequemlichkeit.



      Genau das ist das Problem: Das nicht lernen und ausprobieren wollen.

      • 9G
        90618 (Profil gelöscht)
        @Traverso:

        @traverso



        Ich esse seit Jahren kein Ei bzw. Eiprodukte mehr, allein schon weil's mir nicht schmeckt.

        In pan cake ("Eierkuchen") und Gnocchi-Teig nehme ich ein bis mehrere Teelöffel Sojamehl statt Ei. Sojamehl ist preiswerter als Ei, hält sich lange ohne Kühlung und Hühner müssen nicht leiden.

        Ich bin für's Nullnutzungshuhn!

        • @90618 (Profil gelöscht):

          Und wie möchten Sie Impfstoffe, z.B. gegen Grippe herstellen ?

      • @Traverso:

        Wie, bzw, durch was möchten Sie ein Hühnerei ersetzen ?

  • Wie immer ist die Person, die konsumiert diejenige der es ändern könnte. Passiert aber nicht. Denn das würde ja was kosten.

  • Liebe Silvia,



    ich weiss, dass die "Bioszene" sich jetzt auf das Zweinutzungshuhn festgelegt hat aber ich möchte diese Strategie doch noch einmal kräftig hinterfragen.



    Wenn wir die Ansicht haben die Konsumenten mit push and pull zu einer Reduktion des Fleischkonsums bringen wollen (müssen), dann ist das zusätzliche Aufziehen aller männlichen Küken nicht unbedingt zielführend. Es müssen dann Strukturen (zertifizierte Schlachtereien etc.) und Märkte teilweise zusätzlich geschaffen werden, die nicht mit den oben genannten Zielen im Einklang sind. Ich denke wir haben ökologisch nicht die Zeit viele Umwege zu gehen.



    Du weisst genauso wie ich, dass wir für das Grünland immer eine tierische Nutzung haben werden, dort also die Fleisch- und Milchproduktion mit Wiederkäuern eh erhalten bleibt und ökologisch sinnvoll ist.



    Die von dir zu Recht kritisierte Hochleistungszucht muss nicht heissen, dass eine Zweinutzungszucht entsteht auch wenn das nahe liegt. Es kann abgemildert werden ohne das zwingend eine Hähnchenmast aufgebaut werden muss.



    Deine Aussage, dass die Eier dann auf dem Müll geworfen werden ist einfach falsch und unseren Zielen nicht dienlich. Es wird immer davon gesprochen, dass diese verfüttert werden. Ich kann mir vorstellen dass in der Natur auch jedes zweite Ei von anderen Tieren gegessen wird, es ist also nichts Besonderes.



    Ich habe mich jetzt länger mit der Fischzucht beschäftigt (aquaponik) und dort ist auch so, dass die Fischabfälle als Futter gut wieder in den Kreislauf integriert werden können. Aber mensch muss drauf achten, dass nicht ein unbegrenzt hoher Anteil an tierischem Eiweiss zugefügt wird, dann wird es ökologisch unsinnig und wir verlieren die hohe Futtereffizienz bei der Fischmast und nähern uns fast der schlechten Futtereffizienz einer Hähnchenmast..... Muss hier abbrechen weil der Text zu lang wird, ich schreibe dir direkt. LG

    • @Heiner Petersen:

      "....dass wir für das Grünland immer eine tierische Nutzung haben werden, dort also die Fleisch- und Milchproduktion mit Wiederkäuern eh erhalten bleibt und ökologisch sinnvoll ist..."



      Sorry, ist das nicht ein gerne vorgeschobenes Argument, um an der wirtschaftlich lukrativen Fleisch- und Milchproduktion und den anerzogenen omnivoren Essgewohnheiten festhalten zu können ?



      Was meinen Sie mit Grünland genau ?



      Und warum sollte Landwirtschaft ohne Nutztierhaltung nicht funktionieren. Artenreiche Nutzgärten mit viel Obst und Gemüse, aber mit Kompost gedüngt, kommen doch auch ohne Tierhaltung aus und funktionieren vortrefflich.

      • @Traverso:

        Oh, ich habe die letzten 13 Jahre Ökolandbau ohne Tierhaltung gemacht und weiss dass es funktioniert. Aber es hat Schwächen, nur das sprengt hier den Rahmen.

        Grünland: Moore, steile Hänge, Gewässerränder, Kleinstflächen ohne gärtnerische Nutzung.

        Dieser Aufwuchs kann ggf. energetisch genutzt werden (Biogas) oder eben herkömmlich mit Wiederkäuern. Und das Fleisch hat dann auch eine akzeptable Klimabilanz und das so genutzte Grünland ist für die Biodiversität ein Schatz.

        • @Heiner Petersen:

          Da sollte mensch dazu erwähnen daß Wiederkäuer ned schottische Hochlandrinder heißt, sondern in überwiegender Mehrheit Schafe und Ziegen.

        • @Heiner Petersen:

          Danke für die Info.



          Wir werden in 20, 30 Jahren viel über die vegane Landwirtschaft wissen. Im Moment steckt diese Wirtschaftsweise noch sehr in den Kinderschuhen.



          Was die Ernährung angeht wird es sehr spannend zukünftig. Nicht nur was wir essen, sondern auch wie es hergestellt wird.

    • @Heiner Petersen:

      Kann nicht ganz folgen. Die Aufzucht von Zweinutzungshähnchen bedeutet doch nicht notwendigerweise einen Anstieg der Nachfrage nach Hühnerfleisch oder eine Zunahme der Mast- und Schlachtkapazitäten. Entscheidend bleibt die Annahme beim Verbraucher. Wenn die gegeben ist, finden sich auch Mäster und Schlachtbertriebe, die gezielt Zweinutzungshähnchen mästen und verarbeiten. Das müssen keine neuen sein, denn die Nachfrage nach Zweuinutzungshähnchen schafft freie Kapazitäten in der konventionellen Mast.

      • @Normalo:

        Ich teile einfach den "Optimismus" nicht, dass die Verbraucher, die bisher 5 Euro für einen Gockel ausgegeben haben mal eben das doppelte zahlen zusätzlich zur Erhöhung des Eierpreises.



        Also muss die Werbetrommel für ökologischen Fleischkonsum angeworfen werden. Das möchte ich nicht!



        Und es müssen eben richtlinienkonforme Ställe, Schlacht- und Verarbeitungsstrecken aufgebaut werden mit langen Abschreibungszeiten, die dadurch auch den Fleischkonsum eher stabilisieren.



        Und dann geht eben viel Getreide und Leguminosen in die Fütterung. Nahrungsmittel die zum grössten Teil auch direkt für die menschliche Ernährung, ohne Umwandlungsverluste (energetisch 1:5(?) bei Futterverwertung 1:3) zur Verfügung stehen könnten. Wir Bios haben bei uns in Deutschland etwa die halben Getreideerträge der konv. Kollegen und können nicht den Anspruch erheben Bio für Alle, wenn wir diese Umwandlungsverluste zulassen, forcieren und zementieren.

        • @Heiner Petersen:

          "Also muss die Werbetrommel für ökologischen Fleischkonsum angeworfen werden. Das möchte ich nicht!"

          Warum nicht? Weil für Sie nur der eine große Schritt weg vom Fleisch insgesamt zählt?

          Nur zur Erinnerung: Wir leben in einer Demokratie. Die ist natürlich träge und radikalen Positionen und Veränderungen gegenüber strukturell abgeneigt. Besser ist es daher, kleine Schritte zu machen und nach und nach das Bewusstsein schaffen und leben lassen, dass der Konsum NICHT unabhängig von der Umwelt ist, als ewig und drei Tage auf den revolutionären Paradignmenwandel warten.

          "Und es müssen eben richtlinienkonforme Ställe, Schlacht- und Verarbeitungsstrecken aufgebaut werden..."

          Was wäre denn an der Infrastruktur so anders? Würden nicht eigentlich nur andere Tiere darin gemästet? Die wachsen vielleicht nicht so schnell, aber dafür sind sie ja auch teurer und reizen daher zur Zurückhaltung bei den Konsummengen. Zusätzliche Stallfläche wäre nicht vonnöten.

          "Und dann geht eben viel Getreide und Leguminosen in die Fütterung. "

          Wieviel mehr wäre das denn im Vergleich zu heute? Oder geht es hier wieder nur um die "Große Lösung" als Vergleichsmodell?

          Ich bin auch nicht übermäßig optimistisch, dass sich Verbraucher spontan für teureres Fleisch begeistern lassen, und ich finde auch das Argument "Wegwerfen ist auch nicht besser als Schreddern" wenig überzeugend bzw. an der Sache vorbei. Aber irgendwo muss man halt anfangen, und zwar im Zweifel in kleinen Schritten.

          "Ganz oder garnicht" ist eine Taktik für Diktaturen.

          • @Normalo:

            ""Ganz oder garnicht" ist eine Taktik für Diktaturen."



            Um Ihr Bild zu verwenden, derzeit gibt es eine Tierausbeutungsdiktatur. D.h. der Mensch nimmt sich das Recht heraus, mit Tieren zu seinem (kurzfristigen) Vorteil zu verfahren. Das nennt sich auch Speziesismus. Veganismus, das Werben/Eintreten für "garnicht", die Aufklärung über das alltägliche Tierleid führt dazu, dass sich viele Menschen Gedanken um ihr Verhältnis zu den Tieren machen, wenn das auch nicht bedeutet, dass jene Veganer*innen werden.



            Auch Klimaaktivist*innen thematisieren die ökologische Katastrophe Tierausbeutung. Die Rahmenbedingungen für Tierausbeutung müssen sich so ändern, dass so diese nicht die Abschaffung der Tierausbeutung bedeutet, Tierprodukte massiv verteuert werden aufgrund deren negativen Folgen für das Klima und damit für Ökosystem, Tiere und Menschen. Sollte CO2 besteuert werden, sollten konseuquenterweise auch die Tierprodukte besteuert und verteuert werden.

          • @Normalo:

            Siehe weiter oben von Heiner Petersen; wer bezahlt 25+€ für nen 2-kg-Biogockel?



            Das wäre hier (Kilopreis) ungefähr Rindfleisch (Schulter) aus konventioneller Haltung (ehemalige LPG), also noch nicht mal wahnsinnig viel.



            Mensch kann es drehen und wenden wie sie*er will, Fleisch aus sowas ähnlichem wie "anständigen" Verhältnissen kostet nun mal mehr Geld, anstatt sich aber über steigende Fleischpreise aufzuregen kann mensch bewusster und dafür weniger Aas futtern. Oder er*sie akzeptiert irgendwoher den Ist-Zustand, sprich ihr*ihm isses mehr oder weniger Rille. Wir sind grade bei "oder".

            • @Hugo:

              Weniger Tiere zu essen dürfte ja mit der Umstellung einhergehen, dass sie teurer erden - aber eben graduell.

              Wenn wir umgekehrt davon ausgehen, dass die allermeisten Verbraucher/ Wähler bei der Einstellung bleiben "Mir doch egal, Hauptsache billig", können wir es eh vergessen. Dann wird weder über den Markt noch vom Staat aus was Wesentliches verändert, bevor es echt nicht mehr anders geht.

              Also muss der Verbraucher (in seiner ganzen Vielfalt) in jedem Fall irgendwie umschichten, damit schon vorher was passiert. Und dieses Umschichten funktioniert eben am ehesten stufenweise: Erst Doppelnutzungsrassen, dann Bio als Standard, und dann wenn nötig irgendwann auch nur noch das pflanzliche Futter, das sonst die Hühner gekriegt hätten. Hauruck gleich weg vom Fleisch klingt zwar wahnsinnig stringent, ist aber nach meiner Einschätzung faktisch der längere Weg.

              • @Normalo:

                Weiß nicht, ob mensch alles auf den Konsumenten abwälzen soll. Schon heute sind Kontrollen in den Betrieben ein schlechter Scherz, das Zuballern mit Antibiotika vermutlich ned nur für die Viecher scheiße, es weiß keine*r, wo der Mist hinsoll, parallel wird Kunstdünger en gros verteilt (ist schlicht und einfach einfacher) etc. pp. .



                Also muß der Staat halt auch objektiv aufklären und nicht verschleiern, vertuschen, noch mehr pervers große Ställe genehmigen und einfach damit anfangen, EU-Subventionen nach umweltverträglicheren Bedingungen zu verteilen, die Subvention für Agrarexporte aufheben etc. pp. .

                Ohne jetzt nen Roman zu schreiben, falls Du mal selber ein paar (Zweinutzungs-)Hühner halten willst, das geht nicht mehr unterm Radar seit der Vogelgrippe und kostet richtig Schotter:



                www.landeszeitung....rgert-impf-irrsinn

                • @Hugo:

                  Nochmal: Wir leben in einer Demokratie. Da regieren am Ende doch immer Mehrheiten, nicht die weisen Erkenntnisse einer aufgeklärten Elite. Und "der Verbraucher" ist zugleich "der Wähler".

                  Der Ruf nach dem Staat mag ja also wohlfeil, klingen, wenn die Überzeugung der Verbraucher zu mühsam erscheint. Aber wenn der Staat nicht mal grundsätzlich vom Wähler signalisiert bekommt, dass Tierwohl und ökologische Nachhaltigkeit Priorität vor dem niedrigen Marktpreis haben, dann hat er auch keine politische Grundlage für einen Paradigmenwechsel. "Repräsentative Demokratie" hin oder her: Wer meint, aus Gründen der Vernunft der Mehrheit gegen den Strich regieren zu können, kann sehr bald einpacken und seinem Nachfolger - nennen wir ihn mal "Landwirtschaftsminister Alexander G." - zuschauen, wie er Alles wieder rückgängig macht.

                  • @Normalo:

                    Das was ich schrob ist quasi die Gewissensberuhigung der Konsumenten, und selbst das wird nicht durchgesetzt, also vernachlässigt der Staat seine Aufgaben.



                    Ebenso wird legale Haltung im Hobbybereich de facto verunmöglicht, es kann ja mal die*der geneigte Leser*in beim Veterinäramt nachfragen was da für Geldstrafen auf einen zukommen können. Da isses lustigerweise egal ob 10 oder 10.000 Hühner.



                    Da brauch mensch nicht gleich die große Glocke der freiheitlichen Demokratie bimmeln ;) !

                    • @Hugo:

                      Ich bin manchmal erstaunt, wie autoritär doch viele Menschen denken, die sich selbst für Demokraten halten. Ja, der Staat hätte THEORETISCH vielleicht jetzt schon den Auftrag, sich ein wenig mehr zu kümmern. Aber PRAKTISCH schert es eben die Mehrheit der Wähler nicht genug, was er da wirklich tut, solange das Produkt zu den gegenwärtigen, günstigen Preisen und mit einer hinreichenden Sicherheit im Supermarkt landet, dass man davon nicht stante pede krank wird oder tot umfällt. Sonst würden nämlich mehr von diesen Wählern Parteien wählen, die da ein besonderes Augenmerk drauf richten.

                      Es mag sicher eine noble Aufgabe sein, hier und anderswo das Problembewusstsein in der Breite zu schaffen. Aber solange es nicht da ist, kann man nicht hingehen und vom Staat erwarten, dass er es mit hoheitlicher Gewalt durchsetzt - zumindest nicht, wenn die Durchsetzung an anderer Stelle Wählerinteressen berührten, die diesen Wählern wichtiger sind.

                      • @Normalo:

                        Ach, mensch denkt autoritär, wenn er dem Staat Versagen vorwirft, nämlich daß seine eigenen Gesetze ned eingehalten werden.



                        Und ich bin autoritär? Nee, mein Lieber, da sind dann die, wo jede Verbesserung verzögern und verschleppen. Und das garantiert nicht, weil Oma Else mit ihrer Grundrente zu ihren BT/LT/EP-Abgeordneten geht und die Rückeinführung der Käfighaltung fordert weil ihr die Bodenhaltungseier 5 Pfennig zu teuer sind, meine Fresse, echt lustiges Demokratieverständnis...

                        • @Hugo:

                          Wenn Sie meinen, Regelbefolgung wäre ein vom Staat zu verfolgender Selbstzweck, auch wenn das vom Souverän gar nicht so dringend gewünscht ist, dann denken Sie in der Tat autoritär. Natürlich haben Regeln ein Gewicht, und Ihre Verbindlichkeit klarzustellen, ist zutiefst rechtsstaatlich.

                          Aber die Praxis läuft anders, gerade bei politisch aufgeladenen Regeln: Eine Partei sagt "Wir müssen die Kontrollen verschärfen, die Strafen erhöhen und neue Regeln einführen, damit in der Nutztierhaltung nicht so viel schief läuft.". Die andere Partei sagt "Ist doch Alles halb so wild, außerdem kostet diese Verbieterei ein Heidengeld, und dadurch gehen entweder Landwirte pleite, oder die Preise steigen." Letztere Parzei sitzt dann in der Regierung, weil sie mehr Stimmen bekommt. Und sie weiß genau, dass sie keine von diesen Stimmen verliert, wenn sie (und der Exekutivapparat unter ihr) die konventionellen Landwirte weiter gewähren lässt, solange nur die Preise niedrig bleiben.

                          So funktioniert nämlich Demokratie: Der Wähler bestimmt nicht nur, welche Regeln aufgestellt werden sollen, sondern auch welche der aufgestellten Regeln Priorität haben. Der Staatentwickelt nur da "eigenmächtig" Interesse an besonders gründlicher Regelbefolgung, wo es auch um seine höchst eigenen Interessen geht - also primär bei der Steuer (und im Zweifel den Rechten seiner Bediensteten).

                          Und wenn Sie ehrlich sind, ist Ihnen doch auch die eine oder andere Regel eher lästig oder gar ein Dorn im Auge, und Sie finden es kein bißchen furchtbar, wenn der Staat sie nicht mit letzter Gewalt umsetzt, oder?

                          • @Normalo:

                            "Ist doch Alles halb so wild, außerdem kostet diese Verbieterei ein Heidengeld, und dadurch gehen entweder Landwirte pleite, oder die Preise steigen."



                            Nee, der sagt, daß zuwenig Kontrolleure da sind, eigentlich die von den Großunternehmen bezahlten Tierärzte ja alles im Griff haben etc. .

                            Hier gehts aber ned drum, ob ich gerne unangeschnallt Auto fahre (alte Kiste,die piept ned) und wie vor knapp zwei Wochen auch mal 30 Eier bezahle sondern daß Tiere entgegen aller Vernunft und gegen die noch sehr unternehmerfreundlichen Gesetze mehr als Gebühr gequält werden. (Das mit der Gebühr ist z.B. bei Uranus ne andere, mal so am Rande.)

                            • @Hugo:

                              Trotzdem wird dieser Augenmerk aufs Tierwohl erst die Selbstverständlichkeit erhalten, die Sie ihm offenbar aus sich heraus zuschreiben würden, wenn es genug Wähler gibt, die das so haben wollen. Glauben Sie im Ernst, die Menschen wüssten nicht, dass der Bock keinen so besonders guten Gärtner abgibt?

                              Natürlich wissen sie das, aber es ist ihnen egal. Denn diese Böcke (und es sind beileibe nicht nur Großunternehmen, sondern auch ganz normale Züchter, Landwirte oder Schlachter, die einfach nur Geld sparen wollen) sind ihre Quelle für bezahlbares Essen. Das ist ihnen wichtiger. Also finden sie es ok, wenn deren Tun nicht so gründlich hinterfragt wird, und fänden es politisch wenig wünschenswert, wenn der Staat da eine signifkant andere Sichtweise einnähme, die ihnen das Essen verteuert. Und "wenig wünschenswert" kostet Wählerstimmen.

                              Vergessen Sie bitte nicht, dass wir kein Gott sind, der absolute moralische Regeln aufstellen kann (wenn es ihn gibt). Was wir an Ethik zustandebringen, ist menschlichen Ursprungs, und in einer Demokratie zählt am Ende, welche Werte die Mehrheit wirklich lebt und gelebt sehen will. Nur die kann der Staat auch mit Aussicht auf Erfolg gegenüber Jenen durchsetzen, die sie gerne ignorieren möchten.

            • @Hugo:

              Zum Einen: Klar ist es eine "Diktatur" des Menschen. Daran würde sich aber auch nicht das Geringste ändern, wenn der Mensch nun - einseitig - beschlösse, dass er die ganzen Tiere nicht mehr nutzen/ essen/ füttern will und sie deshalb abschaffte. Tiere können eben keine demokratischen (oder auch sonstige) Rechte ausüben, weil ihnen schon das Konzept unbegreiflich ist. Können wir also bitte mal mit nur auf Menschen anwendbaren Kategorien auch beim Menschen bleiben?

              In diesem Sinne zum Zweiten: Mir ging es jetzt mehr darum, wie man beim Menschen einen Wandel im Verhältnis am ehesten bewirken könnte, und da ist der reine Einsatz für Komplettverzicht eben nur ein möglicher Weg. Nach meiner Ansicht ist der graduelle Weg in einem Umfeld wirkungsvoller, wo jeder Mensch selbst entscheidet und daher Jeder - als Wähler wie als Verbraucher - einzeln überzeugt werden muss. Brutal pragmatisch gedacht sind daneben kleine, flauschige Küken einfach im Vergleich zu einem leeren Bild (oder meinetwegen auch dem Haufen Getreide, den man an ihnen sparen könnte,) die wirkungsvolleren Werbeträger für ein stärkeres menschliches Verantwortungsbewusstsein gegenüber den Tieren.

              • @Normalo:

                Das sollte eigentlich an @Uranus weiter oben gehen.

    • @Heiner Petersen:

      Informative Antwort. Da gefällt mit die Kommentarfunktion.