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Gas wird teurerMehrwertsteuer wird wieder erhöht

Seit Oktober 2022 lag die Mehrwertsteuer für Gas bei 7 Prozent. Nun steigt sie wieder auf 19 Prozent. Was bedeutet das für Verbraucher?

Sorgt ab April wieder für höhere Preise: Die Mehrwertsteuer auf Gas steigt. Ratgeber empfehlen, vorher den Zählerstand abzulesen Foto: Patrick Pleul/dpa

Berlin dpa | Verbraucher müssen sich ab April auf höhere Gaspreise einstellen. Die befristete Mehrwertsteuersenkung läuft Ende März aus. „Der volle Mehrwertsteuersatz wird den Gaspreis schlagartig um 11 Prozent erhöhen“, sagte Thorsten Storck, Energieexperte beim Vergleichsportal Verivox. Auch Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie beim Vergleichsportal Check24 sagte, die Anhebung der Mehrwertsteuer von 7 auf 19 Prozent werde die Energiekosten für Verbraucherinnen und Verbraucher ab April deutlich erhöhen.

Um die hohen Energiepreise als Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine abzufedern, beschloss die Politik eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Erdgaslieferungen und Fernwärme. Von Oktober 2022 an wurde der Mehrwertsteuersatz auf 7 Prozent gesenkt. Die Gaspreise stiegen immer weiter, begründete Finanzminister Christian Lindner (FDP) damals die Steuersenkung. „Und der Staat darf nicht Profiteur davon sein, dass für die Menschen das Leben teurer wird.“

Kerstin Andreae, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft, sagte: „Die vorübergehende Senkung der Mehrwertsteuer auf Gas und Wärme war in der Energiekrise ein wichtiges Instrument, um Verbraucherinnen und Verbraucher zu entlasten.“

Dadurch habe ein Haushalt in einem durchschnittlichen Einfamilienhaus mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden Gas beispielsweise eine Ersparnis von rund 550 Euro gehabt. Dank der zuletzt wieder gesunkenen Energiepreise sei es jedoch vertretbar, dieses Entlastungsinstrument nun auslaufen zu lassen.

Folgen für die Verbraucher

Laut Verivox hat eine Familie mit einem Gasverbrauch von 20.000 Kilowattstunden durchschnittliche Mehrkosten von rund 220 Euro pro Jahr. Nach Berechnungen des Portals Check24 kommen auf eine Familie mit einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden Mehrkosten von 173 Euro zu – im laufenden Jahr 2024.

Ein Single mit einem Verbrauch von 5.000 Kilowattstunden müsse 52 Euro mehr zahlen. Suttner sagte, die Neukundenpreise bei Gas lägen wieder auf dem Niveau von vor der Krise. Insbesondere Kunden in der Gasgrundversorgung hätten die Flexibilität, jederzeit in einen kostengünstigeren Alternativtarif zu wechseln.

Auf der Ratgeberseite Finanztip wird Verbrauchern empfohlen, am 31. März oder 1. April den Gaszähler abzulesen und den Zählerstand dem Gasversorger zu melden. So werde sichergestellt, dass die korrekte Menge zum alten, steuerbegünstigten Preis berechnet werde. Ohne den Zählerstand dürfe der Versorger schätzen und unter Umständen zahle man mehr als tatsächlich verbraucht worden sei.

Florian Munder, Energieexperte beim Verbraucherzentrale Bundesverband, sagte, die aktuellen Neuvertragspreise für Gaskunden lägen weit unter den Hochpreisen der Energiepreiskrise. Verbraucherinnen und Verbraucher sollten die Preise vergleichen und Wechselmöglichkeiten zu einem günstigeren Anbieter in Betracht ziehen. „Wichtig ist, genau zu schauen, ob der Anbieter seriös ist.“

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19 Kommentare

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  • Gut so. Endlich!



    Subventionen auf fossile Energieträger sind heutzutage Irrsinn.

  • Gut So!



    Es war eine gute Entscheidung, die Gaspreise in der akuten Krisensituation zu reduzieren.



    Nun hat sich die Lage normalisiert und es spricht Nichts dagegen, die Steuer der Entwicklung anzupassen.



    Das Ziel des Klimaschutzes sollte nicht aus den Augen verloren werden.



    Und den ganzen Vollidioten, die sich durch die CDU Blockade begünstigt, letztes Jahr " noch schnell" eine neue Gasheizung haben einbauen lassen haben sich das verdient! (...und mehr als Das!)



    Durch das neue GEG sind nun einmalige Förderungen zum Heizungsumstieg möglich.



    DAS heißt in die Zukunft investieren!



    Es wäre hingegen kontraproduktiv, klimaschädlichere Lösungen weiter zu subventionieren.

    • @Philippo1000:

      Pragmatisch verstehe ich die Deckelung etwas, nur war der Aufwand hoch, und die beste Einsparung hat man tatsächlich mit einem Preis, der wirksam die Knappheit und den politischen wie ökologischen Schaden von Fossil auch korrekt abbildet.

      Von heute betrachtet: Rasch umsteigen, denn der Nachklapp bei Heizung ist schließlich auch lang. Rasch die Preise mit Vollkosten ansetzen, dann wird rasch deutlich, dass Fossil i.d.R. obsolet ist, schon beim heutigen Technologiestand.

  • Was außer "Heizen wird mal wieder teurer" kann es wohl für Verbraucher bedeuten, mh?

    • @Herbert Eisenbeiß:

      Die Frage sollten Sie sich selbst beantworten können, wenn Sie Zeitungen lesen oder sich anders eingearbeitet haben.



      Ich helfe Ihnen: Die Heizungswende ist nötig. Sie spart langfristig Geld, und ich meine nicht nur die Strafzahlungen an die EU. Sie hilft bei einem lebenswert gebliebenen Leben und spart damit auch volkswirtschaftlich einiges.

    • @Herbert Eisenbeiß:

      Nach dieser Logik müsste man auch eine Senkung der Mineralölsteuer fordern, damit Autofahren billiger wird und es sich wirklich jeder leisten kann.

  • Aha. Man lernt ja nie aus.

    Im unerfindlichen Ratschluß unserer Damen und Herren Politiker ist Gas also ein Luxusgut.

    Gut dass zu wissen.

    • @Bolzkopf:

      Gas ist ein Auslaufprodukt. Je früher man das kapiert, je besser.



      Dekarbonisierung heißt Erdgas nur für einzelne Ausnahmefälle einzusetzen.

      Wichtig hingegen ist Wärme im Dezember und Januar, doch die ginge auch mit Wärmepumpe oder Fernwärme ... oder 100 % Biogas, das Letzte aber ist richtig teuer.

      • @Janix:

        Da haben sie ganz Recht.



        Der Verbraucher hat ja die Wahl und kann anderes (z.B. grünes) Gas bestellen.



        War doch so , oder ?

        Ich finde es richtig dass die Politik den Bürgern den richtigen Weg weist um von umweltschädlichen Technologien auf umweltfreundliche Alternativen umzusteigen.

        Z.B. vom Auto auf den Bus.



        Der zwar nicht dann fährt wenn man ihn braucht und auch nicht dorthin wo man hin muss aber dafür mit Ökodiesel.



        So meinen sie gewiss ?

        • @Bolzkopf:

          Sonnenhaus, Sie haben einen Punkt: Sparen, also Effizienz, ist zentral. Das ist der Duschsparkopf, frei geräumte Heizkörper, Stoßlüften, Pullover, ... teils Fortschritt, teils kannten schon die Großeltern die Tricks.



          Und auf Regeneratives umsteigen, peu à peu. Schon nach heutigem Stand machbar.

          Bolzkopf, nicht in Ihrer arg gewollt wirkenden Darstellung, doch sinngemäß: Ja. Ein Recht auf künstlich verbilligtes Energieraushauen, was eher die Reichen (!) tun, das gibt es nicht, da stimmen Sie mir sicher zu. Wenn wir alle in einer guten Umwelt leben wollen, und weil die am meisten Wohlstand ermöglicht.

      • @Janix:

        Die beste Lösung ist weniger Energie zu verbrauchen, und selbst ausreichend regenerative Energie zu erzeugen. Dann bleibt das Lächeln und die Gelassenheit erhalten, wenn das Thema Energiepreis wieder diskutiert wird. Denn dann lohnt jeder investierte Cent gleich doppelt.

      • @Janix:

        oder Biomasse! Ist derzeit mind. 50 % günstiger als Gas.

  • Mal wieder eine Gelegenheit, über den Aberwitz der MWSt-Gestaltung zu reden.



    Dinge des "täglichen Bedarfs" wie z.B.



    die Kosten für Pferde des Grundversorgungsempfängers, seine Fahrten mit dem Skilift, das Futter für seine Hunde und Katzen, seine Vorliebe für Trüffel, seine täglichen notwendigen Schnittblumen usw.



    werden mit 7% !!! besteuert.



    Seine Luxusgüter wie Arzeneimittel, heizen mit Gas (ohne das er möglicherweise erfrieren müßte), Windeln für seine Babies etc. hingegen werden mit 19% !!! besteuert.



    Übrigens: Auch eine Art Kreislaufwirtschaft:



    Ei guter Teil des Geldes, welches über die MWSt-Erhöhung auf Gas eingenommen wird, wird postwendend wieder "in den Kreislauf zurückgeführt", da damit gleichzeitig die Heizkostenzuschüsse für Bürgergeldempfänger und Austocker höher ausfallen werden.



    "Lobbyarbeit in Schilda !!!"

    • @Thüringer:

      "Aberwitz der MWSt-Gestaltung"



      Ja wer macht denn diese Gestaltung ?



      Ist die gottgegeben ?

      Ich glaube nicht.



      Die Einen machen ihre MWSt-Gestaltung, die Anderen ihr Wahlkreuzchen.



      Nicht wahr ?

  • Wie ich Bekannte immer bei Energie berate:



    Typ A? Sie wollen die Euro optimieren, und das macht Ihnen auch Freude? Jedes Jahr neu Preise vergleichen und den günstigsten nehmen. Wenn Ihnen das wichtig ist: sauberer Ökostrom/Ökogas mit Grüner Strom/Gas Label oder OK Power



    Typ B - Sie wollen eher Ihre Ruhe haben? Bonus ausschalten, Preisgarantie anschalten, nicht den allergünstigsten Tarif nehmen



    Typ C - Sie sind sehr starker Lokalpatriot? Bleiben Sie beim Stadtwerk, fragen aber nach einem besseren Tarif. Die Marge der Stadtwerke ist im Allgemeinen deutlich zu hoch.



    Typ D - Sehr öko? Energiewerke Schönau (EWS) oder ähnliches nehmen und dann stehen lassen. Ansonsten unbedingt auf erwähnten Grünen Strom/Gas Label (oder OK Power) schauen für sauberes

    PS: Irgendjemand muss die beträchtlichen Provisionen der Vergleichsportale zahlen - letztlich werden Sie das sein. Manche gehen daher nach dem Vergleich direkt auf die Seite des Anbieters und schließen dort direkt ab.

  • Die Grundversorgung war in letzter Zeit mal preisgünstiger war als die Marktpreise. Das hat sich nun geändert. 2024 und 2025 werden viele wieder andere Anbieter suchen und finden. Und das ist auch gut so. Wenn in Deutschland was einfach ist, dann der Wechsel der Anbieter von Strom und Erdgasversorgung. Bei Fernwärme ist msn leider gefangen.

  • Ich bin aus der Grundversorgung raus und zu anderen Stadtwerken gegangen. Ersparnis ca. 45%. Von 12,xx ct auf 6,8ct.

    Ergänzt werden sollte aber das Folgende: Viele Anbieter haben im ersten Jahr ein Bonus. Diese rutschen bei Verivox und Co. nach oben, als günstigster Anbieter. Das ist ok, wenn man jedes Jahr einen Anbieterwechsel macht.

    Aber mal den Bonus bei der Suche ausschalten und schauen, wie viel die anderen Tarife teurer sind. Dies sind oft nur wenige Euro. Wenn man den Tarif mit Bonus aber nicht pünktlich nach einem Jahr wechselt, sondern nur einen Monat weiterlaufen lässt, sind die Tarife mit Bonus eigentlich sofort teurer. Das Verivox und Check24 Vertreter darauf nicht hinweisen, ok. Aber kurz genannt werden sollte es schon - finde ich.

  • Beim nächsten Mal _nicht mehr Energie oder gar Sprit künstlich und teuer "billig" halten!



    Allein der Bürokratieaufwand bei den Energieversorgern dürfte sehr hoch gewesen sein.

    • @Janix:

      ich arbeite bei Vattenfall, die MWST Erhöhung / Senkung war halb so wild.

      In der "Exel Tabelle" eingetragen und an alle Kunden wurde einen Brief mit dem neuen Preis/Abschlag automatisch versendet.

      Die Geschichte mit der Strom und Gaspreisbremse hingegen war ein absoluter Albtraum.

      Exakt am 31.12.2023 sollten alle betroffenen Kund:innen ablesen. Automatische Ablesung ging nicht.

      Es meldeten sich x Kund;innen weil diese im Urlaub waren, oder nicht an den Zähler kommen (weil abgeschlossen), dann kamen diese wieder zurück, dann mussten die ganzen falschen Schätzungen korrigiert werden und als Sahnehäubchen verzögerte sich am Ende die Abschlussrechnung der KD um mehrere Monate.

      Der E-mail Stau wurde immer größer in der Zeit und die abgearbeiteten Mails immer älter.