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Für niedrigere GeräuschpegelUmwelthilfe geht wegen Straßenlärm gegen 21 Städte vor

Die Kommunen hätten ihre Pflicht verletzt, Maßnahmen für weniger Geräuschemissionen zu planen, kritisiert der Umweltverband. Er empfiehlt Tempo 30.

Reduziert den Lärmpegel in den Städten: Tempo 30 Foto: imago

Berlin taz | Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) leitet im Kampf gegen gesundheitsschädlichen Verkehrslärm Rechtsverfahren gegen 21 Städte ein. So hätten beispielsweise Stuttgart, Mannheim, Kiel, Freiburg und Rostock keine Entwürfe für aktuelle Aktionspläne vorgelegt, wie sie Lärm verringern wollen, teilte die Umweltorganisation am Montag mit. Das hätten sie laut DUH bis zum 18. Juli dieses Jahres tun müssen.

In einem ersten Schritt fordert die Organisation nun in offiziellen Anträgen, dass die Städte wirksame Lärmaktionspläne erstellen. Sollten die Kommunen nicht „schnellstmöglich“ handeln, will der Verband sie nach eigenen Angaben gerichtlich dazu verpflichten. Die Umwelthilfe empfiehlt zum Beispiel, die Belastung durch Verkehrslärm auf Hauptstraßen durch Tempo 30 zu reduzieren.

Nach Luftverschmutzung ist Lärm die zweitgrößte umweltbedingte Ursache für Gesundheitsprobleme in Deutschland. Der Straßenverkehr ist nach Angaben des Umweltbundesamts die mit Abstand wichtigste Lärmquelle hierzulande: Umfragen zufolge fühlen sich etwa drei Viertel der Bevölkerung durch Straßenverkehrslärm gestört oder belästigt, also in der Lebensqualität eingeschränkt. Chronische Lärmbelastungen können Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfälle verursachen, wie das bundeseigene Robert-Koch-Institut warnt.

Tempo 30 koste wenig, bringe viel

Während Lärmschutzwände, spezielle Fenster oder Flüsterasphalt sehr teuer seien, sei Tempo 30 schnell und kostenlos umsetzbar, argumentiert die Umwelthilfe. „Im Vergleich zu Tempo 50 wirkt Tempo 30 auf das menschliche Ohr wie eine Halbierung des Verkehrsaufkommens. Das entspricht einer Lärmminderung um 2–3 Dezibel dB(A)“, so der Verband. Mit der Lärmaktionsplanung hätten die Städte einen wirksamen Hebel, die Geschwindigkeitsbegrenzung herabzusetzen, solange die Bundesregierung sich weigere, Tempo 30 innerorts zur Regelgeschwindigkeit zu erklären.

Zu den Städten, gegen die die Umwelthilfe nun juristisch vorgehen will, zählen auch Aalen, Baden-Baden, Bergisch Gladbach, Bremerhaven, Frankfurt (Oder), Hameln, Hildesheim, Lörrach, Ludwigshafen, Neubrandenburg, Ravensburg, Saarbrücken, Sindelfingen, Ulm, Waiblingen und Würzburg.

Städte in Deutschland sind laut DUH gesetzlich dazu verpflichtet, alle fünf Jahre einen aktuellen Lärmaktionsplan zu erstellen. Solche Pläne, die auf aktuellen Lärmkartierungen basieren, seien das zentrale Instrument der EU-Umgebungslärmrichtlinie, mit der Verkehrslärm bekämpft werden soll.

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7 Kommentare

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  • Viel schlimmer als der Lärm von Kraftfahrzeugen mit Verbrennungsmotor (E-Autos hört man fast nicht) ist bei uns der Lärm benzingetriebener Laubbläser, Heckenscheren und Rasenmäher (würde ich alles sofort verbieten!) sowie Baulärm - und zwar tagsüber, während man z. B. im Home Office arbeitet. Die Geräusche des ein paar Kilometer entfernten Flughafens sind geradezu harmlos.

  • Ein riesiger Teil des Verkehrslärms würde verschwinden, wenn alles, was nicht zum Betrieb eines KFZ notwendig ist, verboten wäre:



    Auspufflärm"optimierung", Lautsprecher,exzesse, vermeidbaresReifengräusch, Rückwärtsfahrpiepser, unsinnige Fahrten...



    Aber das wird die KFZ- und Zubehörindustrie niemals dulden.

  • Interessante Ansätze vertritt Uli Burchardt, OB der Stadt Konstanz, die 2019 als erste Stadt in Deutschland den Klimanotstand "ausrief", also erklärte.



    /



    tempolimit.jetzt/p...ar2021_2020_06_15/



    /



    Die Bürger:innen müssen ihren Vertreter:innen auf die Füße treten, damit jene die Signale auch als sehr ernst gemeint verstehen. Argumente liefern dafür diejenigen in der Politik als Entscheider:innen, die zeigen, dass es geht und wie es gemacht werden kann. Bürger:innen wollen proaktiv gehört und beteiligt werden.

    • @Martin Rees:

      Vorsicht mit Bürgerbeteiligungen, da könnte was rauskommen was Sie nicht hören wollen.

      • @Dromedar:In:

        Uli Burchardt berichtet wiederholt von positiven Erfahrungen in seinem Bereich.



        werdenktwas.de/best-practice/konstanz/



        Das ist alles "im Fluss", ich persönlich habe keine abschließende Meinung mangels valider persönlicher Erfahrung.

  • Aus einer Großstadt wird berichtet: Verkehrsdezernent (grünnah) will die Ausfallstraße geschwindigkeitsanpassen, weil Abgas und Lärm das rechtlich so erfordern. Die Verwaltung blockt ihn öffentlich.



    Diese Straße, u.a. zwischen einer Universität und einem größeren Wohnheim, hat teils nicht mal einen Radweg (!?), aber noch Parkplätze schon.

    Ansonsten schade, dass es so laufen muss, und peinlich für die Retro-Auto-Leute. Doch ein um so lauteres Danke an die DUH, dass sie für die Einhaltung von Recht und den Schutz der Menschen dann halt so sorgt. Eigentlich müssten da auch Menschen zum Knöllchenschreiben versetzt werden, die so etwas vorher nicht hinbekamen.

  • Wie Ärtzte berichten, läßt sich aus dem Zustand der Herzkranzgefäße direkt ableiten, ob jemand (vor allem nächtlichem) Verkehrslärm ausgesetzt ist. Mit anderen Worten: es ist eindeutig bewiesen, daß Verkehrslärm für eine Vielzahl vorzeitiger Tode verantwortlich ist..

    Dumm nur, daß man in D-Land eher zweitrangig von außerhalb des Autos denkt und entscheidet. Erstrangig geht das besagte Denken immer noch von einer Perspektive innerhalb des Autos aus..weil da fühlt man sich stark und "Verkehrslärm" erscheint da eher als der "kraftvolle Sound seiner Engine"..

    Tja und so tötet der dt. Autofetisch nicht bloß direkt, sondern auch "über Bande".

    Es gibt offensichtlich noch viel zu tun, damit die Menschen in diesem Land wieder zu menschlicheren Maßstäben bei der Realitätsbildung zurück finden.

    Danke an die DUH, daß ihr den Schutz des Lebens und der Umwelt immer wieder einfordert.!!