Fridays-for-Future-Kongress in Dortmund: Zukunftsfähig für die Zukunft
Seit acht Monaten streiken die SchülerInnen für mehr Klimaschutz. In den Ferien debattieren jetzt 1.400 Aktive, wie es weitergehen soll.
„Es ist eine Gelegenheit, um sich zu vernetzen“, sagt Sprecherin Carla Reemtsma. „Und es wird viel Skillsharing geben.“ Mehr als 1.400 Aktivist*innen haben sich angemeldet, größtenteils Minderjährige und Studierende.
Von Mittwoch bis Sonntag findet das Camp im Dortmunder Revierpark statt, zwei S-Bahn-Stationen von der Innenstadt entfernt. Das Programm ist dicht: „In den Räumen von zwei Schulen haben wir 150 Workshops und Podiumsdiskussionen geplant“, sagt Reemtsma.
Die Organisation ist eine Herausforderung
Vor ein paar Monaten stand noch im Raum, dass das Camp für 3.000 Menschen organisiert werden sollte. „Aber das war logistisch nicht stemmbar“, sagt Reemtsma. „Unter anderem wegen der Sicherheitsauflagen. Wir veranstalten so was ja zum ersten Mal. Viele, die mitgeholfen haben, hatten vorher noch nie ein Großzelt oder Toiletten für über 1000 Leute besorgt.“ Selbst im nun kleineren Umfang habe es die eine oder andere Schwierigkeit gegeben. „Das Essen besorgt die Volksküche, da mussten wir wegen EU-Gesundheitsnormen einiges umplanen.“
Eingeladen sind unter anderem erfahrene Umweltaktivist*innen, Gewerkschaftler*innen und Sachverständige. Sie sollen ihre Erfahrungen weitergeben und Ideen anregen, welche politischen Aktionsformen möglich und potenziell erfolgreich sind, sagt Reemtsma. „Unter anderem kommt jemand von der IG Metall, ein Mensch aus dem Hambi und Christoph Schmidt.“
Letzterer ist Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung und Vorsitzender des Sachverständigenrats, der die Regierung zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung berät. Der Professor für Wirtschaftspolitik und angewandte Ökonometrie an der Ruhr-Universität Bochum setzt sich für eine CO2-Steuer ein. Am 18.Juli trug er seine Pläne zur CO2-Bepreisung im „Klimakabinett“ der Bundesregierung vor – jetzt spricht er vor den Protestierenden.
Für die Bewegung geht es auf dem Sommerkongress vor allem um die Frage, wie es nach den Sommerferien weitergehen könnte. Zwar laufen die freitäglichen Schulstreiks seit etwa acht Monaten – doch die Politik hat sich in dieser Zeit kaum näher in Richtung einer Einhaltung des Pariser Klimaabkommens bewegt.
Eine Frage, die sich die Aktivist*innen stellen, lautet also, wie sie den Druck nach den Sommerferien erhöhen könnten. „Es wird keine Entscheidung gefällt, aber wir werden Ideen sammeln“, sagt Reemtsma. „Ich glaube, das wird wichtig für die Bewegung, um zukunftsfähig zu sein.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Eine ganz normale Woche in Deutschland