Freifahrten in Uniform: Viele Soldaten im Zug
Das kostenlose Bahnfahren für Bundeswehrangehörige kommt gut an: 77.000 Tickets wurden für Januar gelöst. Der Bund zahlt 4,30 Euro pro Fahrt.
Die seit Jahresanfang bestehende Möglichkeit, in Uniform kostenlos Bahn zu fahren, wird von den SoldatInnen gut angenommen: Für Fahrten im Januar wurden rund 77.000 Gratis-Tickets ausgegeben, teilte das Verteidigungsministerium auf taz-Anfrage mit. Rechnerisch haben damit mehr als 40 Prozent der 184.000 SoldatInnen im Januar eine Freifahrt genutzt.
Die kostenlosen Bahnfahrten für Bundeswehrangehörige in Uniform, die auch in der Freizeit möglich sind, waren im vergangenen Jahr beschlossen worden, um „die Sichtbarkeit von Soldatinnen und Soldaten in der Öffentlichkeit zu erhöhen“, wie es in einer Bekanntmachung der Bundeswehr heißt. Die Zahlen zeigen – ebenso wie ein Blick in viele Züge am Wochenende –, dass das gelungen ist. Zur Frage, ob mit der Maßnahme auch das Ziel erreicht wird, die „öffentliche Meinung von der Bundeswehr positiv“ zu prägen, liegen dagegen keine Zahlen vor.
Für die kostenlosen Tickets, die die SoldatInnen über ein spezielles Internetportal buchen müssen und die nur in Verbindung mit dem Dienstausweis gültig sind, zahlt der Bund pauschal eine Vergütung von 4 Millionen Euro pro Jahr an die Bahn. Das scheint angesichts der regen Nutzung des Angebots ein guter Deal für die Regierung zu sein: Wenn die Nutzung im Rest des Jahres etwa gleich bleibt, kostet jedes Ticket durchschnittlich nur rund 4,30 Euro – und damit weit weniger als ein reguläres Ticket. Nutzen können die SoldatInnen jede Fernverkehrsverbindung der Deutschen Bahn, allerdings mit Zugbindung.
Als die kostenlosen Bundeswehr-Fahrten beschlossen wurden, war im vergangenen Jahr die Forderung aufgekommen, auch Menschen, die einen Freiwilligendienst leisten, grundsätzlich kostenloses Bahnfahren zu ermöglichen. Dies wurde aber von der Politik nicht aufgegriffen.
Die Bahn hatte kürzlich bekanntgegeben, dass die Fahrgastzahlen im Januar um 1,2 Millionen höher lagen als ein Jahr zuvor. Als Grund wurde vor allem die Mehrwertsteuersenkung genannt, die zum Jahreswechsel in Kraft getreten ist. Die neuen Zahlen zeigen, dass aber auch die kostenlosen SoldatInnen-Tickets zumindest einen kleinen Anteil daran haben dürften.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut
Ampel-Intrige der FDP
Jetzt reicht es sogar Strack-Zimmermann
Rauchverbot in der Europäischen Union
Die EU qualmt weiter
Antisemitismus in Berlin
Höchststand gemessen
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag